Autor: NW

  • 4.12.20 – Aus dem täglichen Leben im Lager

    1. Schlechtes Wetter heute, aber viele Leute sammeln leere Flaschen und geben sie ab, um Tickets für den späteren Austausch für Shampoo und Zahnpasta. Zwei Tage davor gab es Bananen. Der große Renner waren Kartoffeln.

    2. Heute ist Freitag, also sind unsere Teams aus dem Camp gegangen, um die Hauptstraße zu reinigen. Dies ist wie jeden Freitag ein Kooperationsprojekt mit der Gemeinde nach Mytilene. Auch wir wollen Flüchtlingen zeigen, die sich um die ganze Insel kümmern und sind bereit, bei der Reinigung zu helfen. Also haben wir diesen Job heute auch bei Regen gemacht! (siehe Bilder)

    Unsere Maskenfabrik läuft auf vollen Touren. Die Feuerwehr von Lesbos hat uns einen Auftrag gegeben. Wir sollen Masken für sie erstellen und das Logo darauf nähen. (siehe Bild)

    3. Sayereh Ebrahimi ist einer der vielen wunderbaren Lehrern, die im Netzwerk der selbstorganisierten Schulen von Moria Acadamia arbeiten und helfen. Sie schreibt, dass sie ein riesiges Problem haben, Platzmangel. Selbst jetzt zwei Monate nach Eröffnung des neuen Camps können wir nur wenige Zelte für Bildungszwecke nutzen.

    4. Die Selbstorganisation ist an die Öffentlichkeit gegangen: „Wir haben gerade erfahren, dass einige NGOs noch kurzfristig Freiwillige hier herschicken und planen, dies weiterhin zu tun. Bitte lassen Sie es sein. ′′ Lesbos befindet sich in einer sehr schlechten Situation und wir hoffen, dass es jetzt jeder versteht:

    BITTE liebe Freunde an alle, die als Freiwillige auf der Insel helfen wollen. Bleibt in euren Ländern, es ist nicht der richtige Moment, um nach Lesvos zu kommen. Erst gestern hatten wir 70 neue Covid-Fälle auf Lesvos. Es gibt nur ein Krankenhaus für die gesamte Insel. Es reicht nicht aus, einen Test zu machen, um sicher zu sein.

    Wir können unsere Arbeit mit Hilfe von Campbewohnern machen, dass sie auf jeden Fall hier leben und ihren eigenen Leuten so gerne helfen.

    Und am Ende wissen sie besser als wir alle, wie es geht und was gebraucht wird. Viele der Bevölkerung von Lesvos sind alte Menschen. Sie könnten auch aus anderen Gründen ein Bett im Krankenhaus benötigen, aber vielleicht auch wegen Covid.“

    Ich wurde gebeten dies zu verbreiten.

    Im Gespräch sagen sie wie sehr für jede Hilfe dankbar sind. Aber sie zerstören mit ihrer Art die sich ständig wachsende Selbstorganisation. Wir können selber Decken verteilen, wir wissen was zu tun ist gegen Corona. Wir haben selber Elektriker. Sie haben die Installation von Stromleitungen begonnen. Unsere Anlagen die wir selber gebaut haben sind besser und stabiler wie die in der Stadt und in den Wohnungen unserer griechischen Freunde auf der Insel.

    Das ist Ergebnis einer guten Zusammenarbeit zwischen Elektrikern im Lager und Elektrikern der Flüchtlinge. Wir freuen uns, dass wir mit qualifizierter Arbeit beitragen und zeigen konnten: Wir schaffen das!

    Die Selbstorganisationen sind keine Befehlsempfänger. Sie nehmen an allen wichtigen Besprechung teil und ihre Vorschläge kommen von den Menschen, die im Lager leben. Das wird mit der Methode der NGO zerstört.

    5. Decken, Kinderkleidung, Schuhe, Schwimmwesten, Plastik- und Holzboote. Was von einer Flucht übers Mittelmeer übrig bleibt, wird gesammelt und recycelt. Bisher wurden 25 Tonnen Kleidung und drei Tonnen Rettungswesten gesammelt.

    6. Griechenland geht mit Verhaftungen und Folter gegen sozialistische Aktivisten vor Am 17. November 2020 wurden die politischen Geflüchteten Ali Can Albayrak und Hüseyin Şahin auf der griechischen Insel Lesbos verhaftet. Ihnen wird vorgeworfen, zwei politischen Geflüchteten aus der Türkei, die auf die Insel kamen, um in Griechenland Asyl zu beantragen, geholfen zu haben.

    7. Frontex und die griechische Marinepolizei sind ständig seit ein paar Tagen in alle griechischen Fernsehsender zu sehen. Vor allem Frontex will hier ihr Image als helfende Truppe aufpolieren. Die Leiche eines 20-jährigen Somaliers, der an diesem Mittwochmorgen in einem Bootswrack mit Flüchtlingen und Migranten im Seegebiet von Palios Mantamadou im Nordosten Lesbos ertrunken war, wurde mittags auf See gefunden. Die Boote der Küstenwache und von Frontex suchen weiterhin nach der zweiten vermissten 20-jährigen Frau. Sie ist inzwischen tot aufgefunden worden. Der Frontex-Offizier sagte immer wieder dass es ihrer Arbeit zu verdanken sei, dass insgesamt 32 Menschen aus dem Wrack gerettet wurden, 15 Männer, 14 Frauen und drei Kinder, alle somalischer Herkunft.

    8. Die griechische Regierung und die EU haben ein Memorandum für den Bau eines neuen Camps in Lesbos unterzeichnet. Er wird neben der Müllhalde gebaut. Auf der Müllhalde, wie ursprünglich geplant, war es der EU doch zu heiß.

    Laut EU-Kommissar für innere Angelegenheiten, Mr. Ylva Johansson, der auch für den Bau des Camps in Lesbos verantwortlich ist soll:

    Das neue Lager wird ein Produkt einer guten Zusammenarbeit zwischen der griechischen Regierung, der Europäischen Kommission und den europäischen Institutionen (EASO, FRONTEX, EUROPOL, FRA) sein und alle europäischen Standards erfüllen. Sie wird über eine moderne und langlebige Infrastruktur verfügen, eine vollständige Gesundheitsversorgung bieten und die Bedürfnisse von Frauen, Kindern und Familien berücksichtigen. Der Aufenthalt im Camp wird kurz sein (einige Monate), bis entweder eine Asylentscheidung oder eine Rückentscheidung getroffen wird.

    Die Ressourcen und das Know-how werden von der Europäischen Kommission zur Verfügung gestellt, die in enger Zusammenarbeit mit den griechischen Behörden für die gemeinsame Überwachung und Überwachung der Projektleitung stehen wird. Der Minister für Migration und Asyl Mr. Notis Mitarachi gab u.a. an:

    ′′ Nach Zustimmung des griechischen Ministerpräsidenten Kyriakos Mitsotakis und der Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, arbeiten wir mit der Europäischen Kommission und der örtlichen Gemeinde Lesbos zusammen, um eine Muster-Gastfreundschaftsstruktur auf der Insel zu schaffen. Mit unserem gemeinsamen Motto ′′ no Moria ′′ schaffen wir die neue geschlossene / kontrollierte Struktur von Lesbos, die es uns ermöglichen wird, die temporäre Struktur in Montenegro dauerhaft zu schließen, sowie ein Leitfaden für die neuen Strukturen auf den anderen Inseln.

    Der Widerstand gegen ein neues Moria 2 wächst. Die Bürgermeister der umliegenden Dörfer haben sich zusammengeschlossen und sagen den Plänen ein OXI. Auch Stratis Pallis, Präsident von „Coexistence“, von Mitylene charakterisierte die Aussagen des Einwanderungsministers Noti Mitarakis Kara Tepe, und dass sie nicht der Realität entsprechen, der Präsident der Bürgerbewegung „Koexistenz und Kommunikation in der Ägäis“, Stratis Pallis. erklärte, dass es im Lager kein fließendes Wasser gibt, dass die Zelte wie Luftballons anschwellen und dass die Spannung abfällt und der Strom abgeschaltet wird.. Er ist auch nicht einverstanden mit der Schaffung eines neuen geschlossenen Internierungslagers für Tausende von Menschen.

  • 1. Presseinformation der Regionalgruppe OST des Freundeskreises Flüchtlingssolidarität in SOLDARITÄT INTERNATIONAL e.V.:

    1. Presseinformation der Regionalgruppe OST des Freundeskreises Flüchtlingssolidarität in SOLDARITÄT INTERNATIONAL e.V.:

    Sehr geehrte Damen und Herren,
    liebe Freundinnen und Freunde

    nun ist eingetreten, wovor Bewohner*innen und Expert*innen seit Mai eindringlich gewarnt haben:

    Ein Mitarbeiter der Erstaufnahmeinrichtung in Schkeuditz-Dölzig wurde am vergangenen Freitag positiv auf Covid 19 getestet. Das gesamte Camp – 230 Männer, Frauen und Kinder – stehen unter Quarantäne und dürfen das unwohnliche Lager – zwischen Autobahn, Hubschrauberlandeplatz, hinter hohen Zäunen und mitten im Industriegebiet – nicht verlassen!

    Zudem droht man den weitgehend mittellosen Menschen mit Geldstrafen von bis zu 1000 EUR, sollten sie gegen Auflagen verstoßen. Seit Mai hatten Bewohner*innen immer wieder Belege über untragbare Zustände und hygienische Mängel in der EAE Dölzig vorgelegt (Berichte u.a. im MDR, vom Sächsischen Flüchtlingsrat). Statt die Einrichtung zu schließen, hielt die Landesdirektion Sachsen völlig unverantwortlich an dem Camp fest. Sie muss zur Rechenschaft gezogen werden und die Verantwortlichen müssen die Frage beantworten, warum sie Geflüchtete, in der Regel besonders gesundheitlich belastete und traumatisierte Menschen ein weiteres Mal in eine unerträgliche Lage zwingen und sie wissentlich den Gefahren der Corona Pandemie aussetzte?

    Seit Monaten ist völlig klar und mehrfach bestätigt, dass Menschen in Sammelunterkünften besonders gefährdet sind – genau dort bilden sich Corona Hotspots heraus. Nicht umsonst hatten in Sachsen Gerichte in mehreren Fällen besondere Gefährdung ausdrücklich bestätigt.

    Ab heute, Montag, den 21.9.20 sollen sämtliche Bewohner*innen und Mitarbeiter*innen getestet werden – mit Ergebnisse wird erst in einigen Tagen gerechnet, solange dürfen die Menschen die Einrichtung unserer Kts. nach nicht verlassen.

    Obwohl es sich um eine sog. ‚Erstaufnahmeeinrichtung‘ handelt, wurden in Dölzig Flüchtlinge hier unzulässig bis zu 20 Monaten unter schlechten Bedingungen untergebracht! Im Kampf gegen diese Zustände haben sich auch Flüchtlinge aus Dölzig, Leipzig und Sachsen im bundesweit aktiven ‚Freundeskreis Flüchtlingssolidarität‘ organisiert.

    Gemeinsam fordern sie:

    • SOFORTIGE SCHLIEßUNG DER EAE DÖLZIG UND ALLER SAMMELUNTERKÜNFTE – FÜR MENSCHENGERECHTE DEZENTRALE UNTERBRINGUNG!
    • SCHLUSS MIT MEDIZINISCHER SCHMALSPURVERSORGUNG FÜR FLÜCHTLINGE – ES GIBT KEINE MENSCHEN 2.KLASSE.
    • STOPP DER ABSCHIEBUNGEN UND FÜR DAS RECHT AUF FLUCHT! SOLIDARITÄT MIT MORIA!

    Wir bitten um Veröffentlichung und Berichterstattung.

    Regionalgruppe OST des Freundeskreises Flüchtlingssolidarität in SOLDIARITÄT INTERNATIONAL e.V.

    (https://solidaritaet-international.de)

    2. Im Prozess gegen Alice Weidel wurde ein bedeutender Erfolg errungen: Es ist Alice Weidel untersagt, Alassa Mfouapon einen „Rädelsführer“ zu nennen (siehe Anlage – Pressemitteilung der Anwälte zum Prozess gegen Alice Weidel)

    3. Mit formaljuristischer Begründung wurde der Antrag zur sofortigen Aufnahme der Flüchtlinge aus dem Camp Moria vom EGMR abgelehnt – ein Armutszeugnis! Siehe Anlage dazu: Pressemitteilung der Anwaltskanzlei zu Moria/Entscheidung EGMR

    Herzliche Grüße

    Freundeskreis Flüchtlingssolidarität – change.org/alassa und change.org/evakuierung

    Spenden über: „Solidarität International e.V.“, IBAN: DE86 5019 0000 6100 8005 84,

    Stichwort: „Alassa“ oder „Moria“

  • Bundesweites Sprechertreffen: Beratung über die weitere Arbeit

    Aus Ost und West, aus Nord und Süd kamen auf Einladung von Alassa Mfouapon die neu gewählten Sprecher*innen der Regionalgruppen des „Freundeskreis Flüchtlingssolidarität in Solidarität International“ sowie weitere interessierte Flüchtlinge. Es ging um den weiteren Aufbau als Organisation von Flüchtlingen und solidarischen Menschen.

    In seiner Begrüßung der ca. 30 Teilnehmer – überwiegend Flüchtlinge – fasste Alassa Mfouapon nochmal die Ereignisse seit der Gründung zusammen: “Unser Gründungstreffen war am 26.06. in Gelsenkirchen. Mit 66 Teilnehmern haben wir viele Forderungen beschlossen wie z.B. ‚Stopp Abschiebungen‘. Zuerst hat es angefangen in Leipzig und in Ellwangen am 1. August mit einer Demonstration – das war ein riesiger Erfolg und eine Ermutigung für Flüchtlinge und fand viel Anerkennung unter der Bevölkerung. Am 28.08. August gab es einen erfolgreichen bundesweiten Aktionstag – in verschiedenen Städten, u.a. in Stuttgart, Bremen, Leipzig, Gelsenkirchen. Hierfür wurde sogar ein Lied geschrieben mit dem REBELL zusammen. Jetzt kommt es darauf an, dass wir Sprecher*innen auf Bundesebene strukturiert zusammenarbeiten. Dafür müssen wir heute Beschlüsse fassen. Es geht um regelmäßige Beratung und Abstimmung der Sprecher*innen untereinander, Information aller Mitglieder, Gewinnung von neuen Mitgliedern, Regelung der Finanzen, Übersetzungen. Als Mitgliedsorganisation in Solidarität International können wir uns gut gegenseitig helfen, wenn etwas vor Ort nicht organisiert werden kann.“

    Der Freundeskreis ist betont finanziell unabhängig, die Arbeit wird ausschließlich aus Beiträgen der Mitglieder und Spenden finanziert. Es ist keine Organisation, die Hilfe verteilt, sondern zur organisierten Selbsthilfe gestützt auf Spenden ermutigt. In ihren Diskussionsbeiträgen berichteten die regionalen Sprecher*innen von den Aktivitäten und besonderen Problemen in ihrer Region. In Ellwangen/Baden-Württemberg gab es eine erfolgreiche Kundgebung mit ca. 50 Leuten, die meisten Flüchtling aus der LEA, die dagegen protestierten, dass sie teilweise schon bis zu zwei oder drei Jahre in der LEA leben, ohne Perspektive, irgendwann verlegt zu werden, zu arbeiten, sich ein Leben aufzubauen.

    Der Sprecher aus Leipzig berichtete von zwei Protestaktionen: „Vor jeder Aktion hatten wir ein Vorbereitungstreffen – jeder trug mit Ideen bei, wir druckten unsere Flyer. Wir hatten eine Demonstration und wir hatten eine Petition dabei, um die deutsche Regierung aufzufordern Abschiebungen zu beenden. Wir schickten den Brief auch an die Presse. Wir wählten Sprecher, Finanzteam, Organisationssekretär. Für den 28.08. war alles gut organisiert und die Verantwortung aufgeteilt. Der Protest war erfolgreich und es war wunderbar. Es gibt auch einige Herausforderungen – wir Flüchtlinge sind aufgeteilt auf verschiedene Städte. So ist die Kommunikation und der Transport nicht einfach.“

    Vorschläge für die weitere Arbeit wurden besprochen: Anknüpfend an das erfolgreiche Tribunal gegen die Seehofer-Politik im Juni 2019 soll ein „Tribunal 2.0“ organisiert werden, wo die ganze EU-Politik am Pranger stehen wird. Dazu Alassa Mfouapon: „Es gibt viele Themen: Mütter ohne Geburtsurkunde, Arbeitslosigkeit, Rassismus…

    Aus Bremen berichten Mitglieder der Gruppe „Together we are Bremen“ vom Kampf um Evakuierung der Massencamps und vom Kampf um Wohnraum: „Durch unseren Protest wurde eine Unterkunft geschlossen, aber die zentrale Aufnahmestelle Lilienstraße besteht noch. Die Menschen in der Lilienstraße werden ‚aus dem System geschmissen‘. Es gibt darum eine Solidaritätsgruppe, die sich um den Unterhalt für Familien kümmert. Wir haben mehr als 200 Babys um die wir uns kümmern – welche keine Väter haben. Und ohne Väter, werden die Babys nicht im System registriert, keine Geburtsurkunde und damit auch keine Gesundheitsversorgung. Deshalb soll eine Demo vor dem Standesamt stattfinden. Das Sozialamt gibt den Müttern zu wenig um damit auch noch die Babys zu versorgen. Also kümmern wir uns auch um Menschen außerhalb der Unterkünfte.

    Vom Bodensee bis Bremen, von Düsseldorf bis Leipzig werden Pläne geschmiedet für Aktionen, Plakate, Flyer, homepage. Die Regionalgruppe NRW will eine Petition starten für einen Flüchtling aus Mali, der akut von Abschiebung bedroht ist.

    Deutlich wurde: Der Freundeskreis hat viele Fortschritte gemacht aber es ist noch viel zu tun: Mit großer Einmütigkeit wurden Richtlinien für die Finanzen und für die Zusammenarbeit der Sprecher*innen beschlossen, sowie die geplanten Aktionen abgestimmt. Wichtig ist auch der Erfahrungsaustausch darüber, wie Spenden gesammelt werden können, um Musterprozesse zu führen und Fahrt- und Unterbringungskosten für die Zusammenkünfte der Sprecher*innen zu unterstützen, denn Flüchtlinge haben wenig Geld. Vor allem für wichtige Musterprozesse von Flüchtlingen hilft „Solidarität International“ e.v. mit ihrem besonderen Konto für den Kampf um demokratische Rechte von Flüchtlingen. Hier die Kontonummer Konto: Solidarität International e.V.

    IBAN: DE86 5019 0000 6100 8005 84 Stichwort: Freundeskreis Flüchtlingssolidarität

    Freundeskreis Flüchtlingssolidarität – change.org/alassa und change.org/evakuierung
    Spenden über: „Solidarität International e.V.“, IBAN: DE86 5019 0000 6100 8005 84, Stichwort: „Alassa“ oder „Moria“

  • Update zum Solidaritätspakt von FOSYCO und Kumpel für AUF

    Glück Auf SI,

    wir möchten uns bei euch für die Verwaltung der Spenden und die gute Zusammenarbeit bedanken. Denn unser gesetztes Ziel von 3.000 Euro wurde in wenigen Wochen mit 3.016,18 übertroffen. Herzlichen Glückwunsch an alle Spenderinnen und Spender.

    Wir möchten euch heute einen kleinen Bericht schicken zum Solidarpakt von FOSYCO, der kongolesischen Bergarbeitergewerkschaft, und Kumpel für AUF.

    Der Solidaritätspakt wurde geschlossen, dass FOSYCO auch während der Corona-Pandemie ihre dringend nötige Arbeit durchführen kann. Sie hatten keine finanziellen Mittel, da durch den Lockdown die Mitgliedsbeiträge ausblieben bzw. nicht kassiert werden konnten. Auch nach Ende des Lockdowns befindet sich die Mehrheit der Bevölkerung im Kongo nach wie vor in beispiellosen Schwierigkeiten. Steigende Preise für Lebensmittel, Aushebelung demokratischer Rechte auch nach dem Lockdown. In dieser Situation brauchen die Bergleute ihre Gewerkschaft dringender denn je. Wir haben darüber auf unserer Homepage www.minersconference.org berichtet und viele sehr eindrückliche Berichte von dem Mitglied der Internationalen Bergarbeiterkoordinierungsgruppe, Eugene Badibanga, veröffentlicht.

    Aktuell werden Angriffe seitens Krankenhausleitung und Polizei gegen FOSYCO gefahren, auf Grund ihrer Gewerkschaftsarbeit in einem Krankenhaus in Kinshasa. Die FOSYCO unterstützt Frauen, die gegen die Gewalt an Frauen und sexuelle Übergriffe in diesem Krankenhaus kämpfen und vertritt eine Ärztin, die dieses ans Tageslicht brachte, und nun gekündigt und nach Indien abgeschoben werden soll. Außerdem wird ihr und einigen anderen Frauen die sich dagegen wehren der Lohn aus den letzten Monaten vorenthalten.

    In diesem Zusammenhang wird auch der Vizepräsident der FOSYCO, Eugene Badibanga, von der Polizei bedroht. Die Internationale Bergarbeiterkoordinierung hat bei der kongolesischen Regierung Protest eingelegt und gefordert, sofort alle Repressionen gegen die Frauen und Unterstützer sofort einzustellen, Namentlich genannt die indische

    Ärztin und den Vizepräsidenten Eugene Badibanga. Die Kündigung der Ärztin zurückzunehmen, die Gehälter auszuzahlen und dass die Verantwortlichen in der Krankenhausleitung zur Verantwortung gezogen werden. Die Protesterklärung ist auf unserer Homepage siehe oben veröffentlicht.

    Kumpel für AUF und die Internationale Bergarbeiterkoordinierung stehen für die gegenseitige Unterstützung nicht nur der Mitglieder, sondern auch für die Koordinierung und Kooperation der Kämpfe der Bergleute weltweit. 20 Millionen Bergleute sind eine starke Macht mit der wir unsere Visionen von einer befreiten Gesellschaft ohne Unterdrückung und Ausbeutung von Mensch und Natur in Einheit mit den Arbeitern weltweit in die Tat umsetzen können.

    Glück Auf

  • Elfenbeinküste: Neues vom Maniok-Projekt – selbstorganisiert, befreiend, zukunftsweisend!

    Am 30. September 2020 haben sich die Freunde von der Union des Paysans Producteur (UPP) herzlich bei SI bedankt für die Spenden, die sie von Solidarität International für ihr Maniok-Projekt bisher erhalten haben.

    Die UPP ist eine Initiative gegen Arbeitslosigkeit, Hungersnot und die Ausbeutung des Landes durch internationale Konzerne und die EU. Sie organisiert Jugendliche und Frauen in Kooperativen zum Anbau des Grundnahrungsmittels Maniok. Sie bekommen Arbeit und eine Perspektive für die Zukunft.

    Die Freunde aus der Elfenbeinküste schreiben:

    »Mit euren Spenden haben wir eigenes Ackerland erworben. Sie ermöglichen der UPP, sich von den Landbesitzern zu befreien, die die mutigen Bäuerinnen auf dem Land im Zentrum der Côte d’Ivoire grenzenlos ausbeuten. Wir werden dadurch autonom, um gegen jede Knechtschaft zu kämpfen und den Anbau von Maniok, Yamswurzeln und anderen Gemüsesorten zu entwickeln. Die Bevölkerung braucht das für ihre tägliche Versorgung angesichts der extremen Armut, die der Neokolonialismus bringt. Zweifellos benötigt die UPP noch weitere materielle und finanzielle Mittel für den Erwerb größerer landwirtschaftlicher Flächen.

    Das Ziel dieser Bauernorganisation ist es, als Bollwerk gegen die zwielichtigen Verbündeten der reaktionären Bourgeoisie und des französischen Imperialismus zu dienen, die die ivorische und afrikanische Jugend dazu drängen, große Risiken einzugehen, um das Mittelmeer und die Ozeane zu überqueren.«

    Dieses Projekt verdient und benötigt noch mehr Solidarität und Öffentlichkeitsarbeit. Wir haben aktuell zum Beispiel auf einer Geburtstagsfeier den Brief der Freunde aus der Elfenbeinküste bekannt gemacht und dafür weitere 125 € gesammelt. Die Ortsgruppe Bochum hat der SI-Bundesvertretung einen Power-Point-Vortrag zum Maniok-Projekt mit Originalbildern und Videos zur Verfügung gestellt, der für örtliche Veranstaltungen gut genutzt werden kann. Arbeiten wir gemeinsam daran, dass das Nahziel von 5000 € Spendengeldern schnell erreicht und übertroffen wird!

  • Wir rufen gemeinsam auf zu öffentlichen Aktionen rund um den 25.11.20 – natürlich bei erforderlichem Schutz der Gesundheit!

    Der 25. November ist ein Kampftag der Frauen und Mädchen auf der ganzen Welt gegen Gewalt an Frauen. Wir sagen Nein zu allen Formen der Diskriminierung aufgrund unseres Geschlechts, der besonderen Unterdrückung, reaktionären Ideologien und Praktiken wie Sexismus und patriarchale Denk- und Verhaltensmuster.

    Wir rufen gemeinsam auf zu öffentlichen Aktionen rund um den 25.11.20 – natürlich bei erforderlichem Schutz der Gesundheit!

    Frauen und die Familien tragen vor allem die Auswirkungen der Corona-Krise und der Weltwirtschafts- und Finanzkrise. „Homeoffice“ führte insbesondere Frauen an die Grenzen ihrer Belastbarkeit, oft darüber hinaus. In der zweiten Welle bleiben Schulen und KiTas geöffnet trotz
    einer rasant ansteigenden Zahl von Infektionen bei Kindern und pädagogischem Personal. Das setzt die Gesundheit der Kinder und Familien auf Spiel.

    Unter Ausgangssperren und Kontaktverbot während der Corona-Pandemie nimmt häusliche Gewalt extrem zu. Löhne, von denen Frauen kaum eigenständig leben können, steigende Mieten, halten Frauen in Abhängigkeit, sind Teil ihrer Unterdrückung.

    Zu Recht sind rechte Regierungen und Politiker auf der ganzen Welt – Trump, Erdogan, Bolsonaro, AfD und Co. – das Feindbild vieler Frauenproteste. Ihre Attacken auf erkämpfte Frauenrechte schaffen ein Klima, in dem Gewalt gegen Frauen salonfähig ist. Gerade junge
    Frauen und Mädchen rebellieren dagegen und gegen Sexismus in der Gesellschaft:

    • Jeden 3. Tag wird in Deutschland eine Frau durch ihren (Ex-)Partner umgebracht. Jede 2. schutzsuchende Frau muss von den Frauenhäusern abgewiesen werden, weil 14600 Plätze fehlen. Deutschland ist Hauptumschlagplatz der europäischen Prostitution. Faschistische Angriffe und Drohungen gegen kämpferische Frauen bleiben jahrelang unaufgeklärt. Dagegen gingen am Internationalen Frauentag 2020 Frauen und Mädchen massenhaft auf die Straße.
    • In Polen protestieren Zehntausende wütende Frauen und auch Männer gegen die PiS Regierung und ihre unmenschliche Verschärfung des Abtreibungsrechts.
    • 5 Millionen TeilnehmerInnen marschierten in den USA gegen den faschistoiden Trump durch viele Städte – in Tradition des großen „Women`s March“.
    • Mutige Frauen stehen an der Spitze des Protestes gegen den Präsidenten in Belarus.
    • Massenkundgebungen von Frauen in Bangladesh und Indien unter dem Motto „gegen Vergewaltigungen und deren Straflosigkeit“.
    • In der Türkei, Polen und Ungarn wehren sich Frauen lautstark gegen die geplante Aufkündigung des Übereinkommens des Europarates zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen durch ihre Regierungen.

    Lasst uns gemeinsam eine rote Linie ziehen, die nicht überschritten werden darf! Nein heißt Nein!

    Der 12. frauenpolitische Ratschlag 2019 hat eine wichtige Erklärung verabschiedet gegen die Rechtsentwicklung vieler Regierungen und das Erstarken faschistoider, faschistischer und rassistischer Parteien und Gruppen. „Es ist der kleinste, aber notwendige gemeinsame Nenner!“ Unterzeichnet diese parteiübergreifende Initiative! (frauenpolitischerratschlag.de) Stärkt die kämpferische Frauenbewegung in Deutschland! Nur gemeinsam und organisiert erkämpfen wir eine Gesellschaft, in der Frauen frei, gleichberechtigt und respektiert leben können!

  • Einladung zum Videochat mit Canto Vivo am 28.11.oder 05.12.2020

    Einladung zum Videochat mit Canto Vivo am 28.11.oder 05.12.2020

    Wer Interesse hat muss sich per Mail (siehe Einladung) anmelden und erhält dann den Link zum Chat.

    Thema ist u.a. die dramatische Lage der Ureinwohner im Amazonasgebiet. Weiteres könnt ihr der Einladung entnehmen.

  • Regierungspräsidium Karlsruhe vernachlässigt Gesundheitsversorgung von Flüchtlingen

    Pressemitteilung des Freundeskreis Flüchtlingssolidarität in „Solidarität International e.V.“ (SI), Regionalgruppe Süd

    Der „Freundeskreis Flüchtlingssolidarität in Solidarität International“ kritisiert scharf die unzureichende Gesundheitsfürsorge für Flüchtlinge in den Unterkünften. Jüngstes Beispiel ist ein Fall eines Flüchtlings in der LEA Ellwangen, der seit April dieses Jahres in der Ambulanz des Krankenhauses in Ellwangen wegen Diabetes insulinpflichtig behandelt wird. Ein ehrenamtlicher Helfer berichtet: „Es ist einschlägig bekannt, dass Diabetiker neben einer medikamentösen Behandlung, sich auch zusätzlich in besonderer Weise ernähren müssen. Das kann offensichtlich in der LEA Ellwangen nicht gewährleistet werden, denn bereits im September erlitt er eine hyperglykämischer Entgleisung (Überzuckerung) und er musste als Notfall ins Krankenhaus eingeliefert werden. Der Flüchtling braucht neben der auf ihn abgestimmte Ernährung auch Medikamente, die bis zur Verwendung gekühlt werden müssen. Das ist beides in der LEA Ellwangen offenbar nicht möglich. Wenn diese Versorgung in der LEA in Ellwangen aber nicht garantiert werden kann, dann muss er sofort in eine Wohnanlage transferiert werden, wo er sich selber versorgen kann. Auch die voll umfänglich ärztliche Versorgung muss gewährleistet sein. Durch seine Erkrankung zählt der Betroffene außerdem in der Corona-Pandemie zur Risikogruppe und bedarf einer besonderen Hygiene.“

    Der Kranke stellte am 30.10.2020 einen ausführlich begründeten Antrag mit ärztlicher Bescheinigung auf Entlassung aus der LEA Ellwangen an das zuständige Regierungspräsidium Karlsruhe. Er hat darauf bis heute keinerlei Antwort erhalten. Jedoch bestätigte die Verwaltung in der LEA auf seine Nachfrage, dass sein Antrag weitergeleitet wurde. „Das muss als Vernachlässigung von Schutzbefohlenen gewertet werden, denn die wenig geeignete Nahrung schädigt weiterhin die Gesundheit des Flüchtlings. Durch die gezwungenermaßen nicht gekühlte Verwahrung der Medikamente (Insulinspritzen) muss befürchtet werden, dass ihre Wirksamkeit nicht gewährleistet ist,“ so der Ehrenamtliche.

    Der Freundeskreis Flüchtlingssolidarität erinnert in diesem Zusammenhang auch an den Fall eines suizidgefährdeten Flüchtlings, der statt der notwendigen psychiatrischen Hilfe vor einigen Wochen von der Polizei abgeführt wurde. Hier wurde von der LEA-Leitung eiligst öffentlich versichert, dass jede notwendige medizinische Hilfe gewährleistet würde!

    Insbesondere verurteilt der Freundeskreis die menschenverachtende Ignoranz und Verzögerungstaktik des Regierungspräsidiums und fordert unverzüglichen Transfer für den insulinpflichtigen Flüchtling aus der LEA Ellwangen sowie die sofortige Auflösung der Camps und sichere Unterbringung von Flüchtlingen während der Corona-Pandemie.

    „Ein Vorgang wie im Frühjahr, wo in Ellwangen dreiviertel der Bewohner der LEA innerhalb weniger Wochen infiziert wurden, darf sich nicht wiederholen! Flüchtlinge sind keine Menschen zweiter und dritter Klasse – Menschenrechte sind unteilbar!“ so der Freundeskreis und fordert einschneidende Änderungen in der Flüchtlingspolitik von Bund und Ländern. „Dazu gehört auch die sofortige Aussetzung von Abschiebungen in Pandemie-Hochrisikogebiete wie zum Beispiel Italien!“

    Nicht zuletzt mahnt der Freundeskreis die Befassung der Klage von Alassa Mfouapon gegen das Land Baden-Württemberg an, bei der es um den grundgesetzlichen Schutz des Wohnraums für Flüchtlinge geht: „Diese Klage von 2018 (!) ist bis heute nicht verhandelt worden – fürchtet das Land Baden-Württemberg womöglich die Entscheidung des Gerichts? Schließlich gibt es nur zwei Möglichkeiten: entweder gilt der Schutz des privaten Wohnraums für alle Menschen – dann hat das Land mit seinem Polizeieinsatz 2018 in der LEA Ellwangen gegen geltendes Recht verstoßen. Oder dieser Schutz gilt für Flüchtlinge nicht – das wäre dann allerdings gleichbedeutend damit, dass für sie grundgesetzlich garantierte Rechte nur eingeschränkt Gültigkeit hätten. Diese gerichtliche Entscheidung darf nicht länger ausgesessen werden!“

    Freundeskreis Flüchtlingssolidarität in „Solidarität International e.V.“ (SI), Regionalgruppe Süd

    Kontakt (für Presse): Freundeskreis-alassa(at)gmx.de

    Adelheid Gruber, Tel. 0177 3898815

    PM des Freundeskreis Flüchtlingssolidarität.pdf

  • Aktuelles von Lesbos / Moria, Oktober 2020

    Aktuelles von Lesbos / Moria, Oktober 2020

    Aktueller Bericht von unseren Partnern auf Lesbos

    1. Aktuell sind im neuen Camp Kara Tepe 9.398 Flüchtlinge. Alle wurden getestet. 243 waren positiv und werden in extra Zelten in Quarantäne untergebracht. Was aber nicht heißt, dass das Lager sicher ist. Denn 2334 Kinder unter 10 Jahren wurden nicht getestet.

    Das Camp, sagen die Flüchtlinge, hat Vorteile und Nachteile. Als Vorteil sagen alle dass sie Zugang zum Meer haben und die Frauen und Kinder fühlen sich sicher durch die Polizei, die im Lager ist. Seit dem gab es keine Vergewaltigungen an Mädchen und Frauen und die Kinder werden wie in Moria nicht für kriminelle Zwecke missbraucht. Die Zelte sind auf den Erdboden gesetzt. Noch ist nicht kalt. Hier gibt es kein Holz. In Moria konnten sie in den Wäldern selber Holz sammeln, heizen, Essen kochen und sich wärmen.

    Essen gibt es nur einmal pro Tag. Die Qualität ist nicht gut. Deshalb sind wir dran, dass die Familien selber die Möglichkeit bekommen zu kochen. Dazu sind wir dran dass in großen Zelten Kochmöglichkeiten aufgebaut werden und Reis, Gemüse Salz usw. zu organisieren und verteilen. So geht es nicht, dass die Kinder nur einmal was zu essen haben.

    Es gibt chemische Toiletten und Duschen. Das reicht aber weitem nicht aus vor allem bei Duschen. Hier haben wir vor Duschen auf einem LKW wo Duschkabinen drauf sind und 2- bis 3-mal am Tag frisches Wasser geholt wird.

    Ebenfalls wollen wir Holz kaufen damit sie sich, wenn die Kälte anfängt sich Feuerstellen bauen können und sich aufwärmen können.

    Wir verteilen kaltes Wasser in Flaschen und organisieren, dass wenn die Kinder die leeren Flaschen zurückbringen dafür eine neue frisches Wasser Flasche erhalten. Das kommt gut an.

    Es gibt sehr viel zu tun. Das Camp sauber machen Müll wegbringen. Ich habe mit der Gemeinde ausgemacht, dass jeden Freitag die Gemeinde einen Ort bestimmt, wo sauber gemacht werden muss und dazu freiwillige Flüchtlinge das durchführen. Diese Aktion kommt bei der einheimischen Bevölkerung aber auch bei den Flüchtlingen gut an. Sie kommen ganz stolz und zufrieden zurück.

    Wir haben ein schönes großes Zelt für die Nähmaschinen von den Couragefrauen bekommen und da wird ständig gearbeitet. Das ist zum Treffpunkt der Frauen und Mädchen geworden. Es ist kein Zufall, dass sie gerettet wurden. Wir haben ständig das wachsende Gras weggemacht und einen Graben drumherum gemacht. Was mich sehr stört, dass keine Bildung stattfindet. Das ist für alle aber besonders für die Kindern sehr schlecht. Wir haben dafür kein Zelt bekommen. Wir haben vor selber ein Zelt am Rande vom Lager aufzubauen und eine Schule aufmachen.

    2. Aus den alten Registrierungen fehlen 2000 Flüchtlinge. Die Menschen waren da, aber wo sind sie. Ich sehe hier drei Gründe dazu. Es gibt sicher noch einige die sich in den Wäldern verstecken. Es ist auch möglich das einige es geschafft haben schon länger aufs Festland zu kommen. Aber es ist auch möglich dass Beamte mehr angegeben haben und so mehr Geld zur Verfügung gestellt wurde und das Geld seine dunklen Wege genommen hat.

    Es werden täglich Flüchtlinge aufs Festland gebracht. Sie wollen das Lager Kara Tepe für 6 Monate halten. Dann wollen sie und die EU ein neues Lager aufbauen. In Lesbos unter der Führung der EU das für 8000 ausgelegt ist. Deshalb bringen sie täglich Flüchtlinge aufs Festland. Die griechische Regierung und der Regionalregierungspräsident haben sich geeinigt und haben schon einen Platz gefunden, und wie ich vermutet habe, wird es im Lesbos sein. Ich erfahre nächste Woche, wo das sein wird. Die Flüchtlinge, die einen Asylpassus haben werden in Athen auf die Straße gesetzt. Die meisten schlafen in den Parks und haben kein Schutz und die meisten hungern. Sie kehren wieder nach Lesbos zurück. Täglich kommen mit den Schiffen 20-30 Flüchtlinge von Moria. Im September waren es insgesamt 400. Die meisten bauen neue Zelte auf der verbrannten Erde von Moria. So sieht die EU-Asylpolitik aus.

    Mich und vielen Insulanern ärgert es sehr, dass Merkel Erdogan gelobt hat dass er in der Lage ist mehrere Millionen Flüchtlinge zu halten und die verantwortlichen von Lesbos sind nicht mal in der Lage mit 14.000 klar zu kommen. Wie menschenverachtend ist die EU-Flüchtlingspolitik. Sie sind doch die Brandstifter und nicht die Menschen hier. Die Insulanern haben ein riesengroßes Herz für die Flüchtlinge gehabt und haben es immer noch. Die Hauptseite ist die Solidarität und nicht der faschistische Mopp wie es von den Medien immer im Mittelpunkt gerückt wird. Am 06.10. findet eine antifaschistische Kundgebung und Demonstration in Mytilene unter der Losung: Faschisten einsperren und Solidarität mit den Flüchtlingen.

    Wir haben entsprechend dem System der Selbstorganisation auch in Leros

    ähnliche Selbstorganisationen aufgebaut. Dasselbe wollen wir auch in Samos unterstützen. Deshalb fahre ich nächste Woche dahin. Wir bekommen hier so viele Sachspenden, dass wir Schlafsäcke und Decken auch in die Lager von Leros und Samos hinbringen.

    Grüße alle herzlichst von mir. Michalis

  • 19.11.20 – Bericht aus Kara Tepe

    19.11.20 – Bericht aus Kara Tepe

    1. – Ich habe heute ein schönes Bild von Lesbos erhalten. Es sind die neuen Masken die von den Afghanischen Frauen genäht werden mit den Nähmaschinen von Courage. (siehe Bild) Nr.1 Masken Ebenfalls haben die Flüchtlinge einen Dankesbrief vom Bürgermeister vom Moria erhalten und drücken ihre Freude aus, dass wir bei der Reinigung des Dorfes und seiner Umgebung nach dem Brand im September helfen konnten. Sie schreiben weiter „Am Anfang als wir sie gefragt haben waren sie ganz ängstlich. Wir sind bereit für jede Hilfe in der Zukunft und wir wissen, wie sehr Moria in all den Jahren unter der Situation gelitten haben.“

    2.Aus dem Lager heute früh: „Guten Morgen nochmal. Heute ist kalt und sehr starker Wind. Wir erwarten, dass viele Tage so kommen. Und schau, das sind unsere Kinder fast zwei Monate nach der Eröffnung neuer Lager. Wir sind in Europa und wissen und haben selbst auf Facebook gesehen, wie Millionen für Moria gesammelt wurden? Wo ist dieses Geld, das fragen alle Leute hier.

    Glaubt uns wirklich, wir verlangen nicht viel. Aber nur ein bisschen heißes Wasser für Duschen, einige Zelte, die nicht durch Wind zerstört werden, einige Spielplätze für unsere Kinder. Ein Ort, um einen Tee zu kochen.

    Das neue Camp ist sehr windig und auf Lesbos besonders im Winter viel Wind. Man sieht sogar, wie schwierig es manchmal ist Plastikmüll zu sammeln. „ (siehe die Bilder dazu)

    Als wir ins neue Camp gezogen sind, haben wir am ersten Tag gefragt: Bitte gebt uns einfach einen Platz für Bildungszelte, wir schaffen das selbst. Aber wir haben nur gehört: Morgen! Vielleicht morgen. Warte einfach.

    Also wieder haben unsere Kinder gewartet und gefragt: Wo ist unsere Schule? Und die Frauen fragen: Wann können wir Englisch und Griechisch lernen?

    Keine Zelte für uns. Nur einige große Organisationen haben Zelte, und jetzt müssen wir sie alle nach Zeit und Raum fragen. Schaut euch diese Bilder an! Dies ist eine unserer Schulen. Zu viele Leute kommen und das in Corona-Zeit. Wirklich, wir haben in unseren alten Schulen alle Regeln eingehalten, Abstand und wir waren vorsichtig. Aber auch das ist jetzt nicht möglich.

    Warum nach zwei Monaten keine Zelte für uns da sind? Aber unsere Völker wollen lernen. Sie verlangen nicht viel. Sie fragen nur nach einem Platz zum Lernen.

    3. – Wir hören, dass die Situation in Afghanistan, wo die meisten Mitglieder der MCAT herkommen, wieder zu schlecht wird. Fast jeden Tag Bombenangriffe. Das ist es, was wir entkommen sind, auch um eine bessere Zukunft für unsere Kinder zu haben, damit sie erwachsen werden können. Wir haben gerade ein paar Bilder gefunden, wie sie in Afghanistan spielen.

    4. – Thomas Osten Sacken schickte mir folgende Gedanken. Mann kann sie in seinen Namen veröffentlichen. Hat nichts dagegen. Er zeigt auf wie manche Organisationen spenden sammeln. Sehr lehrreich 18.11.2020

    Was macht eigentlich die Caritas Österreich, die im Frühjahr Moria vor Corona retten wollte und dann mit 40.000 Rollen Klopapier erschien, die niemand brauchte?

    Das habe ich mich heute Morgen gefragt, nachdem man seit einem Monat so gar nichts von ihr gehört hat, da nämlich waren zwei ihrer Mitarbeiter auf Lesbos, um sich ein „Bild vor Ort“ zu machen und mit den über 1,5 Millionen so richtig loszulegen, die man gesammelt hatte. Alleine 850.000 nach dem Brand via Facebook.

    Seitdem: Schweigen. Auf der Homepage in Österreich nichts mehr auf der Startseite, man muss auf der suchen, bis man den Eintrag findet.

    Aha: Ein paar Plastikplanen wurden gekauft, Movement on the Grund beim Bau von Essensverteilungen geholfen – das Essen stammt eh vom Militär – und einer anderen Organisation etwas Geld gegeben.

    Ok, mit gutem Willen waren das nicht mehr als 50.000 Euro, mit Gehältern, Admincosts und was sonst so alles anfällt vielleicht 75.000 (denn ca 30 Cent pro gespendeten Euro bleibt ja so eh hängen).

    Für GANZ Griechenland wurden laut Caritas Angaben 450.000 ausgegeben …. in den letzten zehn Monaten, das sind ca. 50% eines Facebook Calls aus dem September, nicht etwa der Summe, die insgesamt mit Moria eingeworben wurde.

    Und das ist nur ein Beispiel von vielen. Geschätzt dürften auf allerlei Konten von NGOs so um die drei Millionen, wenn nicht mehr, rumliegen, die mit Bildern aus Moria gesammelt wurden und zu Recht fragt man sich hier: Wo ist eigentlich all das Geld? Warum gibt es noch immer keine Duschen etc. pp.?

    Lesbos ist der ganze Betrieb im Kleinen, aber leider funktioniert er auch im Großen genau so und es wäre höchste Zeit, dass Menschen, die mit besten Absichten spenden, anfangen, kritisch und nachdrücklich zu fragen, was eigentlich mit ihren Geldern so passiert. Stattdessen benehmen sich viele, als sei „ihre“ NGO eher ein Rockstar, dem man für jedes Post ein Like zu geben und ansonsten die Treue zu halten hat.

    Bei der Caritas wurde nachgefragt, und zwar immer wieder, irgendwelche befriedigenden Antworten kamen seit Mai keine und nun scheint man sich entschlossen zu haben, das Kapitel „Moria“ einfach von der Startseite zu verbannen. Auch eine Lösung.

    By the way, die der großen Libanonhilfe unzähliger NGOs, die Millionen nach der Explosion in Beirut gesammelt haben, scheint es ähnlich zu gehen. Auch davon hört man nicht mehr sonderlich viel und ich möchte mir gar nicht anfangen auszumalen, wer aus dem komplett korrupten Establishment dort sich an dieser Hilfe eine goldene Nase verdient hat.

    PS: Man kann es auch einfacher formulieren. Zum Zeitpunkt des Brandes befanden sich maximal 12.500 Menschen in Moria. Hätte man jedem einen Anteil der 850.000 einfach in die Hand gedrückt, es hätte enorm geholfen und wäre super gut angekommen.

    Gestern schrieb ich über den Einsatz bzw. Nichteinsatz der Caritas Austria und erst später wurde mir das ganze Ausmaß bewusst.

    Also ein kleines Update: Kurz nach dem Brand von Moria schaltete die Caritas einen Spendenaufruf auf FB, der ihr 895.000 Euro einbrachte und schrieb dort:

    „Wir schauen nicht zu. Wir helfen ab sofort mit Nothilfepaketen. Laufend sollen die Menschen vor Ort mit wärmenden Decken, Hygienematerial und anderen dringend notwendigen Hilfsgütern versorgt werden.“

    Über zwei Monate später, längst leben die Menschen im neuen Camp, der wirkliche Notfall damals dauerte zwei Wochen und ja, es wurden dringend Notfallpakete gebraucht, Zelte, Decken etc. für 12.500 obdachlos gewordene Flüchtlingen, die allerdings von anderen zur Verfügung gestellt wurden, zieht die Caritas ein Resümee, was mit ihrem Geld NACH dem Brand geschehen ist. Darin KEIN Wort, dass im betroffenen Zeitraum zwischen 8. September und 22. September auch nur EIN einziges Nothilfspaket verteilt wurde.

    Fassen wir zusammen: In dieser Zeit herrschte hier das absolute Chaos, es galt Wasser, Nahrung, Medikamente, Zelte, Schlafsäcke etc. SOFORT zu beschaffen, zum Teil an Polizeisperren vorbei zu bringen und so zu verteilen, dass kein heilloses Chaos entstand.

    Das wurde geleistet zum Teil von Leuten, die jeden Tag 20 Stunden auf den Beinen waren. Es war klar: Nach einiger Zeit werden die Flüchtlinge in ein neues Camp umziehen und dann ist die Notsituation vorbei. Es wäre einfach gewesen, mit drei Telefonanrufen herauszufinden, wer da im Getümmel steht und hilft und ein paar zehntausend Euro zu überweisen.

    Lesbos befindet sich in der EU, eine Banküberweisung dauert in der Regel keine 24 Stunden, mit Western Union lässt es sich in einer bewältigen.

    Zum Vergleich und keineswegs als Eigenlob gedacht. Stand by me Lesvos, die ich hier berate, half in dieser Zeit 506 Flüchtlingen – den Mitgliedern und Familien der lokalen Flüchtlingspartnerorganisationen – jeden Tag mit ALLEM (inklusive dem Kauf von Zelten, Schlafsäcken, neuer Kleidung) zwölf Tage lang, bis alle ins neue Camp umgesiedelt waren und gab dafür (Verwaltungskosten eingeschlossen) 16.000 Euro aus. Das sind umgerechnet 2,64 Euro pro Person. (Ok, das Lagerhaus wurde ebenfalls geleert also sagen wir 5 Euro pro Tag pro Person) Wären ALLE 12.500 Flüchtlinge in dieser Zeit so versorgt worden – also mit umgerechnet 5 Euro pro Tag und den vor Ort eh eingelagerten Hilfsgütern – hätte das an den betreffenden 12 Tagen 750.000 Euro gekostet, d. h. man hätte die ganze Intervention mit dem einen Spendenaufruf der Caritas decken können und es wären noch satte 140.000 Euro für Gehälter und Admin der Caritas übrig geblieben.

    Sicher, dies ist eine ganz grobe Rechnung, sie soll nur verdeutlichen, was möglich gewesen wäre ohne großen Aufwand der Caritas. Und: Auch andere Organisationen sammelten in dieser Zeit fleißig Geld, das sich größtenteils noch immer auf deren Konten befindet.

    All dies ist nicht Ergebnis einer umfassenden Recherche, sondern ergibt sich aus den von der Caritas selbst auf ihrer Homepage veröffentlichten Dokumente. Glücklicherweise haben alle Flüchtlinge hier diese üble Zeit ohne das Geld der Caritas überstanden, aber zehntausende Spender dachten ihre Gelder würden hier helfen. Sie irrten sich. Wer zahlt am Ende den Preis? Genau: Nicht etwa die Caritas, sondern all die Organisationen, die vor Ort unglaubliches geleistet haben, weil dann wieder heißt: Ja, ja diese NGOs sind ja alle unfähig etc. pp. Genau deshalb wäre es so wichtig, sich nicht von Bildern mit irgendwelchen Kindern und großen Ankündigungen triggern zu lassen, sondern genau nachzuschauen und nachzufragen. Und nein, hier geht es nicht spezifisch um die Caritas, sie ist nur ein Beispiel von vielen, sie macht es einem nur ganz besonders einfach.

    Denn 895.000 Euro für Nothilfepakete zu sammeln und am Ende eigenen Angaben zufolge nicht ein Nothilfepaket verteilt zu haben ist schon eine wahrhaft herausragende Leistung. Und sie sammeln sogar weiter, wie dieser aktuelle Screenshot ihrer Seite zeigt https://www.caritas.at/…/fluechtlingshilfe-griechenland/