Dayamis und Jesus zu Besuch in Süden
Dayamis und Jesus in Schwäbisch Hall –
Freitag, 15.09.23
Endlich! Sie sind da! Sehnlichst erwartet!
Die Reise mit der Bahn von Berlin lief ganz gut – Verspätung inclusive. Den Anschluss nach Hall haben wir trotzdem locker erreicht. Da wir etwas weniger Leute waren als Koffer, haben uns ein paar nette junge Männer geholfen, sie über die Treppen zu den Bahnsteigen zu tragen.
In der Unterkunft – das Haus von Katrin – haben wir erst mal gemütlich zu Abend gegessen, die Unterhaltung lief dank der Übersetzung von Catalina sehr lebendig ab über alles möglich – der Organisation des Besuchs bis über die Lage in Peru.
Sonntag, 16.09.23
Der nächste Morgen gehörte der Vorbereitung unseres alljährlichen Sommerfestes, wie immer gemeinsam mit der MLPD. Jesus und Dayamis gönnten wir eine kleine Verschnaufpause – sie waren ziemlich geschafft von seitherigen der Reise. Mit vereinten Kräften richteten wir die kleine Gartenwirtschaft des Dauergartenvereins Breiteiche gemütlich her.
Das Gartenfest war gut besucht mit ca. 35 Gästen, die Stimmung war gut. Und es schwirrten allerhand Sprachen durch die Luft – Spanisch, englisch, deutsch und schwäbisch. Aber trotz des babylonischen Gewirrs unterhielten sich alle bestens bei Kaffee und Kuchen und später bei Würstchen, Lammkoteletts und reichhaltigem Salatbüffet. Zwischendurch machten wir einen Spaziergang zur nahe gelegenen „Breiteiche“, einer 400 Jahre alten Eiche mit 7 Metern Baumumfang!
Und zu Beginn des Sommerfestes gab es noch eine witzige Begegnung: Vroni hatte Jesus und Dayamis eingesammelt und zur Gartenanlage gebracht, der Türschlüssel hatte aber leichte Verspätung. Also ging sie mit den beiden zum nebenan liegenden Recyclinghof, um ihnen die Abläufe dort zu erklären. Als sie nun so dastand und versuchte, alles mehr schlecht als recht in englisch und spanisch zu erklären, tauchte ein junger Spanier auf, der flugs die Übersetzung übernahm und ihnen den kompletten Recyclinghof erklärte. Was für ein Glücksfall, dass er ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt selber Müll ablieferte! Vroni lud ihn geistesgegenwärtig zum Sommerfest ein.
Und Carlos kam dann später tatsächlich mit seiner Tochter zum Fest und hat dafür sogar extra einen Termin auf den nächsten Tag verschoben! Und das Beste: er ist sofort Mitglied geworden und hat mich gelöchert, wie er an Infos über unsere Aktionen kommt. Carlos hat selber einige Jahre in Peru gelebt, somit hatten er, Dayamis und Jesus sofort eine coole Verbindung! (Vielleicht sollten wir den OG`s empfehlen, öfters auf Recyclinghöfe zu gehen? Da kann man wohl nicht nur Sachen entsorgen, sondern auch Mitglieder besorgen!)
Sonntag, 17.9.23
heute ist die Veranstaltung in Ludwigsburg, zusammen mit der Umweltgewerkschaft Heilbronn/Ludwigsburg. Damit die Gäste nicht nur mit Informationen über Canto Vivo gefüttert werden, bereiten wir ein typisches peruanisches Gericht zu.
Also morgens schnell nach Hall fahren und mit Dayamis die Käsesoße für die papas a la huancaino zubereiten. Sie ist schließlich die Spezialistin dafür und weiß genau, wie sie schmecken soll. Ganz typisch für die Soße ist die „pasta de aji amarillo“. Das ist ein Mus aus orangenen Paprika, die den eigenen Geschmack erzeugt und die typisch orangene Farbe in die Soße bringt. Aber vorsichtig, sie ist auch ordentlich scharf!
Waltraut, SHA
Korrespondenz aus Ludwigsburg
Veranstaltung mit Canto Vivo am 17.09.23
Auf ihrer Rundreise durch Deutschland machte die peruanischen Umweltorganisation „Canto Vivo“ Station in Ludwigsburg. In einem lebendigen Vortrag und mit eindrucksvollen Bildern berichtet sie über ihre Arbeit: Über Erfolge bei ihrem Aufforstungsprojekt in den Anden und bei den „Gärten der Solidarität“. Diese Gärten dienen der Verbesserung der Ernährungslage vor allem von Bewohnern in kleinen Andendörfern, wo sich die Armut nach der Coronapandemie verdoppelt hat. Canto Vivo macht Bildungsarbeit mit Kindern und Jugendlichen und verbindet dies mit praktischer Arbeit. Allein im „Wald der Solidarität“ haben sie über 4000 Bäumchen gepflanzt.
Auch Schwierigkeiten und Probleme kommen zur Sprache: Die Regierung versucht mit allen Mitteln, den Kampf gegen die Zerstörung der Umwelt zu behindern. Umweltkämpfer und Teilnehmer an Demonstrationen und Kundgebungen werden als Kriminelle und Aufsässige beschimpft oder als „die Roten“. Das schreckt viele ab.
Zur Veranstaltung hatten „Solidarität International“ aus Schwäbisch Hall und die Umweltgewerkschaft Heilbronn eingeladen. Es gab leckeres peruanisches Essen, einen Bazar mit Pullis und Westen aus Alpaca-Wolle, Musik zum Mitsingen und – als Höhepunkt – einen Spendenscheck über 3530 Euro von Solidarität International an Canto Vivo.
Heiner, Ludwigsburg
Der für mich beeindruckendste Satz dieses Abends kam von Jesus:
„Solidarität ist wie ein Korn, das in die Erde gepflanzt werden und gehegt und gepflegt werden muss“ (Jesus Veliz Ramos)
Montag, 18.9.23
Wider Erwarten hatte Diana und Leonore es geschafft, dass Jesus + Dayamis in der Klasse von Leonore Peru, ihre Projekte und Canto Vivo vorstellen konnten. 3 Schulstunden bekamen wir zur Verfügung! Nach vielem Wissenswertem über Peru, Projekte und Canto Vivo stellten die Schüler*innen noch Fragen zu allen. So wollte eine z. Bsp. wissen, wie groß Peru im Verhältnis zu Deutschland sei und einiges mehr.
Mittags nach Kürbissüppchen informierten wir uns, was Canto Vivo für die Zukunft plant.
Der Wald der Solidarität soll noch größer werden und zu den schon bestellten 20 Gärten der Solidarität (in 5 Stadtteilen von Huancayo) sollen mindestens noch 5 weitere dazu kommen. Einige weitere Schulen haben Interesse an den Gärten gezeigt und möchten unbedingt auch welche haben.
Hier zeigt sich: was sehr zäh anfing und erst Mal mit großer Skepsis von Seiten der Lehrer und Schulleitungen beäugt wurde, ist mit der Zeit zu einem nachahmenswerten Erfolg geworden!
Waltraut, SHA
Dienstag 19.09.23
Besuch bei Solawi (=Solidarische Landwirtschaft)
Wir konnten eine Führung in Solawi bekommen, und Dayamis und Jesus waren so hingerissen, dass aus zwei Stunden vier wurden.
Das begeisterte und engagierte Solawi – Mitglied Margarete erzählte zunächst, wie Solawi arbeitet: Das Prinzip ist Kosten und Ernte teilen. Sie zahlt als Einzelperson 85 € im Monat Beitrag. (Kommentar: Das kann sich nicht jede Familie leisten) Mit dem Geld werden alle Kosten finanziert einschließlich der Löhne der festen Mitarbeiter. Sie bekommt dafür jede Woche eine kleine Kiste mit Gemüse und Obst natürlich aus ökologischer Produktion.
Margarete zeigte viele Pflanzen und Anbaumethoden sowie Möglichkeiten der Bodenverbesserung. Überall dort, wo es organische Reststoffe gibt, kann neue Erde erzeugt werden. Solche Reststoffe sollten nicht verbrannt werden. Dazu hatte sie viele Erfahrungen in vielen Ländern gesammelt, z.B. im Süden von Ägypten, wo Stück für Stück die Wüste begrünt wird.
Willi, SHA
Leider ist der Besuch von Dayamis und Jesus nun schon fast vorbei – aber nicht ohne ein schönes Abschiedsfest – natürlich geht das bei uns nicht ohne lecker Essen ab! Aber auch der Gesprächsstoff ging uns nicht aus. So wurde z. Bsp. noch lebhaft über den Besuch des Solawi – Gartens diskutiert. Und wir deckten uns noch mit den schönen Pullovern, Jacken, Mützen und Handschuhen ein, die noch nicht verkauft worden sind. Auch die Umweltgewerkschaft nahm noch Kleidung ab.
Mit allen Veranstaltungen und Aktionen konnten wir 960,00 € für die Reisekosten sammeln.
Mittwoch, 20.09.23
Nach einem gemeinsamen Frühstück packten die beiden ihre Siebensachen zusammen. Der herzliche Abschied ging nicht ohne ein paar Tränen von beiden Seiten ab. Aber es bleiben uns viele schöne Erinnerungen, Begegnungen und Gespräche. Und das Versprechen, dass wir nun endlich auch den Besuch in Peru bei Canto Vivo in Angriff nehmen werden!
Wir werden den Besuch noch auswerten, ein Bericht dazu folgt noch.
Waltraut, SHA