„Flüchtlinge hatten vorher ihr Leben selbst gemanagt …“

Das ganze Lager wird selber desinfiziert

„Flüchtlinge hatten vorher ihr Leben selbst gemanagt …“

Die Flüchtlinge schreiben: Bereits vor einem Jahr waren wir im alten Moria Camp beschäftigt, das Virus zu bekämpfen. Und jetzt wird es wieder jeden Tag schlechter. Aber wir sind stolz, dass wir die ganze Zeit geschafft haben und wir denken, das zeigt die Stärke der Flüchtlings-Selbstorganisation.


Wir haben Covid-Awarness-Zertifikate für unsere Mitglieder vom BRF Training erhalten. Das ist gut, wir brauchen es und wir müssen die Aufmerksamkeit erhöhen. Wir haben ein Desinfektionstraining geschafft. So konnten wir alle Zelte und öffentlichen Räume im Camp desinfizieren. Dies ist ein sehr wichtiger Schritt, denn Corona verbreitet sich wieder schnell. Und es ist auch wichtig, dass wir dies als selbstorganisiertes Projekt von Flüchtlingen für Flüchtlinge tun. Aber, und bitte lesen Sie dies sorgfältig: Stand-by me Lesbos ist eine kleine Organisation. Wir versuchen, alles zu tun, was möglich ist, aber unsere Ressourcen sind begrenzt und wir stehen vor riesigen finanziellen Problemen, da wir glauben, dass solche Projekte selbst mit einem leeren Bankkonto durchgeführt werden müssen.


Unsere Partner im Camp begannen mit einigen Bildungskursen in sehr kleinen Klassen für Kinder und wir hoffen, dass wir sehr bald wieder mit den Bussen starten können. Immer noch ist Corona ein großes Problem im Camp, aber einfach den ganzen Tag nichts tun in einem geschlossenen Camp ist auch keine Lösung.


Am 25.05.2021 konnten wir endlich wieder mit unserem Recyclingprojekt neu starten. Wir haben die Lieblings Sachen verteilt Kartoffeln und Milch für leere Flaschen.


Und auch letzten Sonntag fand wieder die Sonntagskursen mit Kindern, um schöne Dinge mit Upcycling zu tun.


In den letzten Nächten hatten wir schreckliches Wetter, sehr schwerer Sturm, aber wie immer sind alle unsere Teams unterwegs. Heute sind besonders die Strände voller Müll, die von Wellen und Wind gebracht werden. Strände putzen, damit sie schön bleiben. Jeden Tag bringen Wind und Meer viel Müll und Plastik.


Ein ganz großes Dankeschön für die Sonnenbrillen.


Hadi und Omed schreiben:


Omid, 30, ein Apotheker aus Kabul, „die Ausgangssperre als Präventivmaßnahme ist notwendig gewesen, aber für Anwohner sehr schwierig. Es gibt nur einen Supermarkt im Camp und es ist überfüllt und nicht genug für die Leute. Es macht die Angst der Menschen auch schlimmer, die ganze Zeit im Camp zu sein und nicht zu verlassen.“ „Warum verlängern sie es immer wieder nur für Flüchtlinge?“ sagt. Hadi, 17, ein Künstler aus Afghanistan; er verteilt Flyer, die die Bedeutung des Händewaschens unterstreichen.


Wir sind stolz darauf zu zeigen, was die wahre Flüchtlingskraft ist, wenn wir uns selbstorganisiert hinbekommen. Vor zwei Tagen brannte das Hauptstromkabel in der Grünzone und 45 Zelte ohne Strom. Wir haben uns sehr bemüht zu reparieren, aber das Kabel war fertig und es brauchte ein neues. Wie immer haben wir gebeten, Stand by me Lesbos zu helfen, aber sie sagten uns, dass sie derzeit in großen finanziellen Problemen sind und nicht viel tun können, aber vielleicht einige andere Organisationen fragen. Aber wie viele Flüchtlinge können bis dahin ohne Strom bleiben? Wir haben also eine Lösung gefunden, wir haben ein anderes Kabel aus der blauen Zone genommen, dass nicht dringend benötigt wird mit Einigung der Elektroabteilung des Camps. Und nach zwei Tagen sehr sehr harter Arbeit haben wir es geschafft, das Problem zu beheben. Wir haben den Menschen im Camp gezeigt und allen, wir können sogar ohne Unterstützung hinbekommen, wir sind die echten Moria-Weißhelme und haben in Syrien gelernt, dass man eine Lösung finden muss. Dies ist unsere Aufgabe und um unseren Camp Bewohner zu helfen, wir sind bereit, zwei Tage zu arbeiten und jetzt sind wir immer noch beschäftigt.


Thomas Osten Sacken schreibt: So kann es auch gehen, …


… wenn man Flüchtlinge nicht wie bedürftige kleine Kinder behandelt, sondern als ganz normale Menschen, die bevor sie die zwölf Kilometer zwischen der Türkei und Lesbos zurückgelegt haben, ihr Leben auch selbst gemanagt haben.


Man überlege sich mal eine Minute, wie die Lage in diesen Camps aussehen würde, die Verantwortlichen würden einfach von Anfang an die Flüchtlinge in die Verwaltung der Camps einbinden, auf ihren Rat und ihre Ideen hören und sie weder als Feinde noch Bettler behandeln. Was hätte man mit den Abermilliarden tun können, die stattdessen in irgendwelchen trüben Kanälen versickert sind und eine ganze schön große Gruppe an Leuten zu Millionären gemacht hat? Überhaupt könnte sich mal wieder herumsprechen, dass es keine tragfähige Alternative zu Selbstorganisation gibt. Nur: Solche Selbstorganisation stellt natürlich das ganze Konzept so vieler NGOs radikal in Frage und damit auch das Auskommen einer halben Armee von Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die von inzwischen von der Elendsverwaltung leben.


Raid al Obeed:


Danke an diese Leute, die an syrische Flüchtlinge denken und demonstrieren. Das ist sehr wichtig. Syrien ist nicht sicher und gestern hat aus unserer Gruppe in einer Online-Diskussion erklärt, warum. Leute zurück nach Syrien zu schicken bedeutet, sie zu schicken, um getötet, gefoltert und ins Gefängnis gebracht zu werden. Wir haben gehört das die dänische Regierung Pläne hat die syrische Aufenthaltserlaubnis zurückzuziehen. Das muß sofort eingestellt werden. Hunderte syrischer Flüchtlinge, darunter Kinder, wurden vom dänischen Immigrationsdienst aufgefordert, nach Syrien zurückzukehren. Aber Syrien ist weit entfernt von einem sicheren Land. Obwohl die militärischen Anfeindungen in den meisten Ländern zurückgegangen sind, riskieren syrische Bürger weiterhin Verfolgungs-und Menschenrechtsverletzungen – auch in Damaskus und Umgebung.


Ein tolles Erlebnis


In Kara Tepe fischten Flüchtlinge einen über ein Meter lange und über 15 Kilo schwere pelagische Fisch. Wir kamen auch dafür in der örtlichen Zeitung. Der Fischer sagte das es, ein sehr wendiger und schneller Fisch war. Das ist ein Lapis Lazar, so nennen es die Griechen ist ein Raubfisch mit einem sehr langgestreckten Körper und flachen Seiten. Sein Maul besteht aus einer Reihe von scharfen Zähnen und einer zweiten Reihe von Innenzähnen. Seine Farbe ist silbrig-blau, wie auf dem Foto gezeigt. Dieser Fisch ist selber auf die Jagd nach Schaumfische gewesen.


Am Ufer des Lagers fischen die Flüchtlinge. Mit der Rute – „sie sind geübte Fischer geworden“, sagte Michalis – und werfen dabei vor allem Brot ins Meer, was viele schaumige Fische anlockt. Diese sind auch der Lieblingssnack des großen Raubfisches, von denen einer zu nahe ans Ufer kam und sich auf den Felsen verfangen hat. Von da an war das Angeln nach ihm einfach. Sie fielen ins Meer und brachten es von Hand an Land. Der Raubfisch wurde entsprechen gekocht und verspeist. Zuvor aber hat der stolze Fischer das Prachtstück wie eine Trophäe im ganzen Lager gezeigt.


Thomas Osten Sacken: Zwischen 2018 und 2020 sind mehr als 18,000 unbegleitete Migrantenkinder in Europa verschwunden, …


… laut den von Lost in Europe in 31 Ländern gesammelten Daten – darunter auch in der Europäischen Union, Norwegen, dem Vereinigten Königreich, der Schweiz und Moldawien. Obwohl die Daten oft unvollständig und teilweise ganz abwesend waren, bleibt die bestätigte Zahl das vermisste Migrantenkinder erstaunlich hoch. Italien ist nach den teilweisen Erkenntnissen der Journalisten mit 5,775 vermissten Minderjährigen am höchsten, Belgien mit 2,642, Griechenland mit 2,118 und Spanien mit 1,889. Die meisten der vermissten Minderjährigen kamen aus Marokko, mit etwa 8,000 marokkanischen Kindern wurden in den letzten drei Jahren vor allem in Spanien vermisst. Algerier waren mit 1,460 vermissten Jugendlichen die zweit betroffene Gruppe, Eritrea mit 1,171, Guinea mit 1,116 und Afghanistan mit 952 und Tunesien mit 822.