Interview mit Isaiah Ehrauyi

Hallo Isaiah, du bist aus Nigeria geflohen. Warum?

Ich habe mein Land verlassen, weil ich bedroht wurde. Man wollte mich ins Gefängnis stecken, man wollte mich töten, weil ich für Frauenrechte kämpfte. Ich hatte einen Protest organisiert, weil Frauen bedroht worden waren. Dieser Protest wurde angegriffen; drei Menschen kamen dabei ums Leben. Darauf hin wurde ich mit Haftbefehl gesucht; auch in den Zeitungen und im Internet, sowohl im Nachbarstaat Benin als auch in Nigeria. Die einzige Möglichkeit dem zu entkommen war, das Land zu verlassen. So kam ich nach Deutschland.

Wann bist du nach Deutschland gekommen?

Das war im November 2017. Wie ging es dann weiter? Ich kämpfte weiter. Niemals kann ich den Kampf einstellen – denn so bin ich.

Kamst du zuerst nach Ellwangen, in die Landeserstaufnahmestelle?

Zuerst nach Heidelberg, dann nach Mannheim, dann verlegte man mich nach Ellwangen. Dort war ich einige Monate, bevor die Probleme im Mai 2018 begannen.

Was war da?

Eines Nachts hörten wir Lärm. Ich sah eine Menschenmenge und Polizisten, die versuchten einen Flüchtling mitzunehmen. Wir verhinderten die Abschiebung dieses Mannes und die Polizisten verließen die Unterkunft. Zwei Tage später wurden wir von der Polizei angegriffen. Sie schlugen Flüchtlinge, behandelten uns wie Tiere, als ob wir ein Niemand wären und keine Rechte in Deutschland hätten. Und immer noch werden wir schlecht behandelt. Die Berichte über uns in den Medien waren Lügen. Wir wären Kriminelle, handelten mit Drogen und würden die Polizei angreifen. Da wurden wir richtig gebrandmarkt. Für einen Flüchtling ist das ganz schlimm. Nach diesen Vorkommnissen beschlossen wir, einen Protest dagegen zu organisieren und ich war zusammen mit Alassa einer der Organisatoren.

Beim Tribunal auf dem Pfingstjugendtreffen in Thüringen gegen die Regierung war ich einer der Koordinatoren. Dort sprachen wir über Seehofer und seine Politik gegen Flüchtlinge und Migranten und dass das nicht richtig ist. Viele Leute kamen da zu Wort und wir erfuhren viel darüber, wie sie denken und was in Deutschland und Europa passiert.

Seitdem versuchen die Behörden in Deutschland dich und deinen Kampf zu kriminalisieren?

Das war nicht der Anfang – sie versuchen es ständig, bis heute. Dreimal wurde ich vor Gericht gebracht. Gott sei Dank war mein Rechtsanwalt immer da. Wir gewannen alle Prozesse, in denen ich angeklagt war.

Neben den Versuchen zu kriminalisieren hat das ja auch Auswirkungen auf deine persönliche Situation.

Die ist wirklich schlecht und es ändert sich wenig. Nicht nur für mich, sondern für alle Flüchtlinge. Sie haben es mit den gleichen Problemen wie ich zu tun. Wir fordern insbesondere das Recht hier zu bleiben und in diesem Land zu leben. Wir wollen die gleichen Rechte für alle, die hier leben. Im Augenblick habe ich nichts. Bis jetzt habe ich kein Bleiberecht. Es ist im Augenblick wirklich sehr, sehr schwierig hier zu leben. Ich bin verheiratet, ich habe eine Familie und meine Frau erwartet ein Kind und ich sollte das Recht bekommen für meine Familie zu sorgen. Dafür kämpfen wir. Meine persönliche Lage ist wirklich sehr schlecht. Wir arbeiten, aber wir bekommen den Lohn verspätet. Das wollen wir ändern. Ich kann dir nicht sagen, dass meine Lage hier in diesem Land gut ist. Vor Kurzem ist hast du einen Prozess wegen Körperverletzung in zweiter Instanz gewonnen. Der Anklage war es unmöglich, dich zu kriminalisieren. Der Prozess wurde eingestellt. Jetzt müssen die Kosten für den Rechtsanwalt bezahlt werden. Wir wollen dich dabei unterstützen.

Die Anwaltskosten für die beiden letzten Prozesse betragen über 1.700 Euro. Dafür habe ich das Geld nicht. Ich muss meine Miete bezahlen, meine Familie und mich ernähren. Es würde mich sehr glücklich machen, wenn ihr, meine Brüder und Freunde, mich dabei unterstützen könntet. Wir wünschen Dir viel Erfolg im Kampf um Gerechtigkeit und auch bei der Sammlung für die Prozesskosten und alles Gute für Deine Frau und deine Familie.

Der Freundeskreis Alassa&Friends bittet, seine Arbeit zur Verteidigung der demokratischen Rechte der Flüchtlinge finanziell zu unterstützen mit einer Spende auf das Konto von „Solidarität International e.V.“, IBAN: DE86 5019 0000 6100 8005 84, Stichwort „Demokratische Rechte Alassa“.