Offener Brief zur Solidarität mit der Intendantin der Ruhrtriennale Frau Stefanie Carp

Sehr geehrte Stefanie Carp,

mit Interesse verfolgen wir die Berichte über Ihre konsequente und mutige Haltung gegen-über der Kampagne gegen ihre Amtsführung als Intendantin der Ruhrtriennale. Das dies-jährige Thema „Migration und Vertreibung“ passt sehr gut in die aktuelle Zeit und dieentfaltete Auseinandersetzung, in welche Richtung die Gesellschaft sich entwickeln muss.Wir möchten Ihnen unsere Solidarität erklären und Sie bestärken, sich nicht von der diffa-mierenden, unsachlichen Stimmungsmache und politischen Druck unterkriegen zu lassen.

Ihre Verteidigung der schottischen Musikgruppe „Young Fathers“ und deren Unterstützungder BDS-Kampagne gegen den Vorwurf des Antisemitismus ist wichtig. Das passt aber ei-nigen politisch Verantwortlichen nicht.

Wir verurteilen den rassistischen Hass auf jüdische Menschen und ihre Religion entschie-den. Es ist aber die Ausrichtung der Gesellschaft durch die im Bundestag vertretenen Par-teien CDU/CSU, SPD, FDP und Bündnis 90/Die Grünen, jegliche Kritik an der zionisti-schen Politik der israelischen Regierung als „antisemitisch“ zu verunglimpfen und zu unter-drücken. Die Gleichsetzung von „Anti-Zionismus“ und „Antisemitismus“ stellt unter ande-rem die Solidarität mit dem palästinensischen Volk unter den Generalverdacht, dass dasVerbrechen des Hitler-Faschismus an Millionen Juden verunglimpft würde. Wir verurteilenjeglichen Rassismus! So auch den Rassismus der Netanjahu-Regierung, wie aktuell mitdem Nationalitätsgesetz, das im Juli 2018 verabschiedet wurde. Das Gesetz behauptet,Israel sei ein „rein jüdischer Staat“, was sowohl arabische und jüdische Israelis sowie dieVolksgruppe der Drusen als Diskriminierung sehen und dagegen demonstrieren.

Die BDS-Kampagne kritisiert die israelische Apartheid-Politik und aggressive Siedlungs-und Vertreibungspolitik gegenüber den Palästinensern. Das Internationalistische BündnisBochum-Herne lehnt den Antisemitismus als rassistische Ideologie ab. Wir lehnen aberauch jeglichen Versuch ab, eine Kritik an der israelischen Regierung als Antisemitismus zudiffamieren. Wir vertreten aus unserer internationalistischen Grundüberzeugung her-aus das Recht des palästinensischen Volks auf nationale Selbstbestimmung!

In diesem Sinn wünschen wir Ihnen weiterhin ihren Mut und streitbaren Geist und viel Er-folg bei den weiteren Aufführungen der Ruhrtriennale.

180812  Internationalistisches Bündnis ruft zur Solidaritätskundgebung Ruhrtriennale auf.pdf