SI Protesterklärung anlässlich der Abschiebung unseres Freundes Alassa Mfouapon
Mit Bestürzung, Trauer, Wut und Empörung haben wir erfahren, dass unser guter Freund und glühender Internationalist Alassa gestern im Rahmen des Dublin III Abkommens nach Mailand/Italien abgeschoben wurde.
Alassa ist uns ans Herz gewachsen seit wir ihn bei den Aktivitäten der Flüchtlinge aus der Landeserstaufnahmestelle Ellwangen kennengelernt haben. Immer ein offenes Ohr, akzeptierte Respektsperson, trotzdem bescheiden und immer engagiert für die Rechte der Flüchtlinge und bemüht um den Kontakt mit den Einheimischen. Uns hat er erzählt, dass er in seiner Heimat Kamerun selbst nicht politisch aktiv war, aber wegen der herrschenden Zustände fliehen musste. Auf seiner Flucht durch mehrere afrikanische Staaten hat er sich politisiert und eine unerschütterliche Freiheitsideologie entwickelt. Alassa ist ein hoch gebildeter und begabter Mensch, spricht Englisch, Französisch, Italienisch und auch schon ganz gut Deutsch, dazu noch mehrere afrikanische Sprachen. Er war ein wichtiges Bindeglied zu den Bewohnern der LEA, zu ehrenamtlichen Helfern und der LEA-Leitung.
So organisierte er federführend die Pressekonferenz und maßgeblich auch die Demonstration gegen den brachialen Polizeieinsatz am 3. Mai in Ellwangen/ Ostalbkreis gegen die Abschiebung eines Togoers.
Und immer ermunterte er alle, die mit ihm zu tun hatten, sich mit den Zuständen nicht abzufinden, für die eigenen Rechte zu streiten und gemeinsam und organisiert für eine lebenswerte Zukunft einzutreten.
Wir meinen, dass die Abschiebung von Alassa kein „Geschäft wie üblich“ war, sondern dem sich in der LEA Ellwangen entwickelnden Zusammenhalt und Protest die Spitze genommen werden sollte, vor allem sollte eine organisierte und organisierende Arbeit zerstört werden, Alassa als krimineller „Gefährder“ eintaxiert werden.
So wurde auch die Abschiebung selbst als blanke Machtdemonstration und versuchte Einschüchterung der anderen inszeniert. Vieles erinnert dabei an die Vorgehensweise bei Verhaftungen von politisch Verfolgten in Nazi-Deutschland.
Um drei Uhr in der Frühe rückten am 20.6.18 ca. 20 schwer ausgerüstete Polizisten aus vier Mannschaftsbussen und zwei Streifenwagen mitsamt sechs Polizeihunden auf dem Gelände der LEA Ellwangen an.
Sie kamen aus keinem anderen Grund als dem, Alassa zu holen und nach Italien, dem Land seiner Einreise in die EU, abzuschieben.
Alassa wehrte sich nicht. Dennoch wurde er brutal zu Boden geworfen. Beim Anlegen der Handschellen erlitt er eine Verletzung am Arm. Erst im Frankfurter Flughafen wurden ihm beim Einsteigen in das Flugzeug die Fußfesseln und Handschellen abgenommen. Um 15 Uhr nachmittags war er schon bei der Polizei in Mailand.
Diese hat ihn dann laufen lassen, ein Busticket gegeben, mit dem er „hinfahren könne in Mailand, wo er wolle.“ Alassa hat die Nacht auf dem Bahnhof verbracht und lebt jetzt auf der Straße. Ohne Dach über dem Kopf, ohne Geld, ohne Perspektive.
Alassa freut sich darüber, dass wir weiter im Kontakt mit ihm sind und seinen Fall bekanntmachen. Vor allem ist ihm wichtig, dass das, was ihm widerfahren ist, in die allgemeine Situation eingeordnet wird. Er selbst war immer für ein Recht auf Flucht und für ein umfassendes Asylrecht auf antifaschistischer Grundlage eingetreten und hat die Regierung kritisiert, die die Grenzen dicht machen will, den Familienzuzug begrenzt, die Abschiebungen auf Grundlage des menschenverachtenden Dublin-III-Abkommens betreibt, eine nationalistische und rassistische Spaltung und Hetze zulässt und auch selbst betreibt.
Sich dem als Geflüchteter entgegen zu stellen, verlangt viel Mut und Optimismus, denn die deutsche Regierung sieht Geflüchtete als Menschen an, die nur vorübergehend hier zu leben haben, die nur Probleme bereiten, Geld kosten und Forderungen stellen, die deutsche Gesellschaft überfordern und polarisieren und damit die „Demokratie gefährden“.
Das ist die wahre Einstellung der deutschen Regierung! Ihre „Willkommenskultur“ ist verlogen! Dagegen sieht Solidarität International (SI) e.V. bei allem menschlichen Leid Migration und Flucht als wesentliche Momente, dass wir gegenseitig viel voneinander lernen können, uns kulturell, politisch und sozial bereichern und uns gegenseitig stärken. Die beste Stärkung ist es, wenn wir uns organisieren und eine dauerhafte Solidaritätsarbeit gemeinsam entwickeln können.
Nun braucht Alassa selbst dringend Solidarität und Hilfe. Er braucht auch aktuell anwaltliche Vertretung, was einfach etlich Geld kosten wird.
Spenden Sie deshalb für den Hilfsfonds Demokratische Rechte von Solidarität International (SI) e.V. unter dem Stichwort „Alassa“. bei der Frankfurter Volksbank IBAN: DE86 5019 0000 6100 8005 84 BIC: FFVBDEFF