• Lesedauer:4 min Lesezeit

„Mensch wie stolz das klingt“

Ein Besuch in der Hanns-Kralik-Ausstellung in Moers

Sehr beeindruckt und berührt waren die gut 20 Teilnehmer des Ausflugs ins Moerser Schlossmuseum, die letzten Sonntag dem Aufruf von „Solidarität International“ und „Kumpel für AuF“ Duisburg gefolgt waren. Wir bestaunten die Werke eines Arbeiterkünstlers, der in Deutschland weitgehend unbekannt ist – unterdrückt, muss man sagen. Denn die Zeichnungen, Radierungen, Holzschnitte von Hanns Kralik sind Kunst auf höchstem Niveau und müssen keinen Vergleich scheuen. Noch wichtiger aber ist, dass und wie Hanns Kralik seine Kunst genutzt hat für den aktiven proletarischen Widerstand gegen den Hitler-Faschismus.

Hanns Kralik wurde 1900 als Sohn eines Bergmanns in Österreich geboren und wurde später mit 14 Jahren selbst Bergmann auf der Zeche Rheinpreußen in Moers. Als Kommunist 1933 inhaftiert im KZ Börgermoor war er an der Entstehung des „Moorsoldatenliedes“ beteiligt. Er gestaltete das Liedblatt zu dem Text von Johann Esser und der Melodie von Rudi Goguel, welches er in ein Bastkörbchen eingeflochten durch den KZ-Zaun an seine Frau weiterschmuggelte. Von dort aus gelangte das Moorsoldatenlied zuerst zu den Internationalen Brigaden nach Spanien und von dort aus in die ganze Welt.

Hanns Kralik und seine Frau Lya haben auch nach der Erfahrung der KZ-Inhaftierung nicht nachgelassen im Kampf gegen den Hitler-Faschismus. Nach Frankreich geflüchtet, wo sie illegal lebten und sich der Resistance anschlossen, betrieben sie eine illegale Druckerei, mit der sie kleine Zigarettenpapierchen mit Parolen gegen Hitler bedruckten – gut in der Manteltasche zu transportieren und zum unauffälligen fallen lassen. Die produzierten Wachsmatritzen mit Flugblatttexten, die sie weitergaben, damit sie an vielen anderen Orten vervielfältigt werden konnten. Die Ausstellung ist voller solcher Geschichten über den antifaschistischen Widerstand.

Nach dem II. Weltkrieg und dem Sieg über den Hitlerfaschismus wurde Hanns Kralik als KPD-Abgeordneter Kulturdezernent in Düsseldorf. Aufgrund des „Adenauer-Erlasses“, der dafür sorgte, dass Anfang der 1950er Jahre Kommunisten aus dem Staatsdienst entfernt wurden, wurde auch Hanns Kralik entlassen. Und verlor damit auch die „Widerstandskämpferrente“. Bis zu seinem Tod 1971 arbeitete er wieder als freier Künstler.

Die Ausstellung ist unbedingt zu empfehlen, übrigens gerade auch für Jugendliche. Sie ist bisher nur noch bis 24.3.24 im Grafschafter Museum im Moerser Schloss, Kastell 9, 47441 Moers zu sehen, soll aber verlängert werden. Telefonische Auskunft: 02841 881510.

Wir wollen alles daran setzen, diese Ausstellung einem noch breiteren Publikum zugänglich zu machen und suchen dafür Ideen, z.B. Räumlichkeiten, wo man sie aufbauen könnte usw. Wer dazu was beitragen kann, wendet sich gerne an solidaritaet-international-duisburg@web.de.

Hier ist der Link zur Ausstellungszeitung: https://www.moers.de/media/document/47307

Drucken