Wenn einer eine Reise tut …

… dann kann er was erzählen! SI-Schwäbisch Hall war im August bei den Partnern von Canto vivo. Hier ihre Berichte:

Februar 2025

Das fängt ja gut an! Eben habe ich versucht, den Flug online zu buchen. Zu meinem Erstaunen bin ich gut durch die Buchung gekommen. Noch ein Klick und ich habe die Bestätigung. Scheibenkleister – zu früh gefreut! Mit dem Klick auf „Buchung bestätigen“, kackt mir die Seite ab und ich stehe mit leeren Händen da. Keine Bestätigung, aber Geld weg! Mit der Folge, dass ich am nächsten Tag mit der Hotline telefoniere mit einem zwar sehr bemühtem und freundlichen, aber schlecht deutschsprechendem Herrn. Nach einer knappen Stunde, in der ich die meiste Zeit in einer Warteschleife hing, ist die Sache geritzt und ich habe endlich die Bestätigung in der Tasche.

August 2025

Bei unserer Reise darf natürlich der Besuch von Cusco und Machu Picchu nicht fehlen. Mitten in der Nacht geht`s zum Flughafen. Entschädigt für das frühe Aufstehen werden wir durch einen wunderbaren Sonnenaufgang über den Anden, den wir noch im Flieger erleben durften. …

Herzlicher Empfang auf dem Flughafen

Sehr herzlich wurden wir auf dem Flughafen von Lima von Dayamis, Maritza und Luis empfangen. … Nach einem ausgiebigen Frühstück machten wir einen Stadtrundgang. Sehenswert sind die Plaza de Armas, der Präsidentenpalast, die kleinste Kirche der Welt und der Fluss Rimac, der aus den Anden kommt. … Wir besuchten mehrere Museen. U.a. das Museum für Archeologie, in dem z.B. die Geschichte des Kampfes für Unabhängigkeit lebendig dargestellt wurde. Peru erlangte vor 200 Jahren seine Unabhängigkeit und befindet sich heute im Zangengriff zwischen USA und China. Oder das Museum der Erinnerung und Toleranz, in dem die Theorie und Praxis von Sendero Luminoso in den 80er Jahren dargestellt wird. Gegenüber dem Marxismus-Leninismus sind viele Peruaner heute skeptisch, weil sich Sendero Luminoso darauf berufen hat.

Besuch der Uni: „… die gleiche Schweinerei!“

Heute haben viele Peruaner Angst, politisch aktiv zu werden, obwohl es durchaus Demonstrationen z.B. zu Gaza gibt, die Pressefreiheit ist sehr eingeschränkt. … Wir besuchten die Uni, an der Dyamis studiert, und ein Kommilitone gab uns lebendige Einblicke, wie Studenten aktiv werden und für ihre Rechte einstehen. Ein Graffito: „Jeri y Dina – la misma porqueria – Jeri, Uni-Präsidentin und Dina, Peru-Präsidentin – die gleiche Schweinerei.“

Canto vivos neues Projekt: Eine Mädchenschule

Im Laufe unserer Reise nach Peru zu unserer Partnerorganisation Canto Vivo, haben wir auch andere Mitglieder dieser Organisation getroffen und mit ihnen unsere Zusammenarbeit gefeiert und uns ausgetauscht. Wir haben über alte und neue Projekte gesprochen.

Canto Vivo musste die Arbeit mit den straffällig geworden Jugendlichen, die sie viele Jahre gemacht haben, einstellen, da die Gewalt in den letzten Monaten zunehmend stärker wurde und die Sicherheit in dieser Arbeit nicht mehr gewährleistet werden konnte. 

Ein neues Projekt, das sie in Lima im Bezirk Rimac beginnen wollen, ist ein Schulgarten in einer Mädchenschule. Diese ist für Mädchen, die aus armen Familien kommen. Sie wird von Spenden reicher Leute finanziert. Das Projekt soll nicht nur den praktischen Anbau von Gemüse beinhalten, sondern auch einen theoretischen Unterricht in Biologie. Da diese Mädchen keinen Bezug zur Natur oder der landwirtschaftlichen Arbeit haben, wie beispielsweise jene Kinder in den Schulen auf dem Land, ist hier ein etwas anderer Ansatz wichtig. Die Organisation, die diese Schule betreibt ist auch Betreiberin eines Altenheims. Wenn der Garten steht und genügend Gemüse produziert wird, soll dieses Altenheim auch mit frischem Gemüse versorgt werden. … Wie auch bei den Huertos Solidarios, den Gärten der Solidarität, steht bei diesem Projekt das Teilen im Fokus. Die Schülerinnen sollen lernen, dass es gut und wichtig ist, solidarisch zu sein. 

Wir finden, dass dies ein tolles und wichtiges Projekt ist. Vor allem der Generationen übergreifende Aspekt ist ein neuer Ansatz in der Arbeit von Canto Vivo und findet unsere volle Unterstützung. Wir freuen uns schon, wenn wir euch Neues darüber berichten können.

In den Schulen von Huancayo

Nachdem wir die Passstraße von Lima nach Huancayo sicher überquert haben, eine 12 Stündige Autofahrt über die Berge, stellenweise sehr abenteuerlich, sind wir sicher in Huancayo angekommen. Hier spürt man … den „ländlichen“ Einfluss. In Huancayo und dessen Umland sind die meisten Projekte von Canto Vivo. 

Nachdem wir uns an die Höhe gewöhnt haben … geht es in den darauffolgenden Tagen in die Schulen, mit denen Canto Vivo zusammenarbeitet.

Zuerst besuchen wir in Huancayo die Schule Santa Isabel. Bei 4000 Schülern findet der Unterricht in zwei Etappen statt. So gibt es eine Morgenschicht und eine am Nachmittag. Nach einem kurzen Gespräch mit dem Vizedirektor geht es in eine Schulklasse, in welche uns eine Lehrerin – sie ist Mitglied bei Canto Vivo – eingeladen hat. Wir stellen uns und unsere Arbeit von SI vor und wie wir mit Canto Vivo zusammenarbeiten, dass uns der gemeinsame Kampf für unsere „Mutter Erde“ am Herzen liege. 

Danach gehen wir zum ersten „Huertos Solidarios“, dem ersten Garten der Solidarität, der in dieser Schule angelegt wurde. Wir sind etwas ernüchtert darüber wie der Garten aussieht. Man merkt, dass die Schulleitung nicht mehr so wirklich hinter dem Projekt steht. Aber vor allem sind es die klimatischen Bedingungen, die den Pflanzen zu schaffen machen. In den vergangenen 2 Jahren hat es zu wenig geregnet und das hinterlässt seine Spuren. Dennoch wachsen Kräuter, verschiedene Bäume und Sträucher auch etwas Gemüse. Aber es gibt hier kein Gewächshaus, wie es in den anderen Schulen der Fall ist. 

Die Schulleitung will den Garten wieder mehr in den Fokus nehmen und es gibt noch weitere „Grünflächen“ die sie zu Verfügung stellen möchte. Zum Beispiel möchte Canto Vivo gerne eine kleine Baumschule ins Leben rufen, wo die Schüler ihre eigenen Bäume züchten können die dann im Schulwald gepflanzt werden sollen. Wir werden sehen wie es hier weitergeht …. Wir werden nachfragen. Natürlich waren wir auch am Wald der Solidarität und besuchten dort die „Wächter des Waldes“ aber darüber berichten wir euch in einem „extra“ Beitrag.

Endlich Pichjapuquio

Heute geht es endlich nach Pichjapuquio zu der dortigen Schule und dem Wald der Solidarität. Dem haben wir entgegengefiebert. Nach Jauja geht es etwa 10 km über eine Schotterpiste bis zu dem kleinen Dorf. Eine Lehrerin kommt aus Jauja, sie geht täglich diesen Weg zu Fuß zur Schule – hin und zurück, jedes mal 2 Stunden. In der Schule angekommen, frühstücken wir gemeinsam mit den Kindern. Die Grundschüler sind noch etwas scheu, tauen aber bald auf, machen Hüpfspiele mit uns.

Dann geht es mit Minibussen samt Schülern und Lehrern ca. 4 km weiter in die Berge zum Wald der Solidarität. Diese Schotterpiste ist ganz neu, seither musste alles von der Schule bis zum Wald zu Fuß hoch geschafft werden – wirklich eine Erleichterung. Etwa 500 Meter unterhalb des Waldes halten wir an, den Rest müssen wir hochsteigen. … Wir sind immerhin auf ca. 3.700 Höhenmeter.

Oben stehen wir beeindruckt und tief berührt zwischen den Bäumen. Trotz der Trockenheit sehen sie gesund aus und sind inzwischen 3- 4 Meter hoch. Langsam gehen wir zwischen den Bäumen hoch bis zur Zisterne – jeder ist in seinen Gedanken und lässt den Wald auf sich wirken. Wir finden auch vereinzelt vertrocknete Pilze – eine Maronenart – und erfahren, dass die Erntezeit im Frühjahr ist und die Pilze noch tiefer im Wald sehr gut gedeihen und auch geerntet werden. Der Wald ist 3 ha groß und soll noch weiter ausgebaut werden. Am erfolgreichsten ist das in der Regenzeit von Oktober bis März.

Den Wald mit eigenen Augen zu sehen, zu sehen, dass mit unser aller Hilfe etwas Großes und Schönes entstanden ist, ist schon ein erhabenes Gefühl.

Wieder unten angekommen, bereiten die Kinder das Gewächshaus vor für die mitgebrachten Salat- und Gemüsesetzlinge.

Zufrieden und beeindruckt fahren wir zurück, nicht ohne bei der „Laguna de Paca“ einen kleinen Fotostopp einzulegen.

Waltraut, Schwäbisch Hall

Herzlicher Empfang auf dem Flughafen
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