Der Renner für die Unterstützung der gewerkschaftlichen Organizerinnen in Bangladesch:
Süße Hasen mit Schweinsohren
Bei bestem Frühlingswetter und in völlig entspannter Atmosphäre konnten wir beim Ostermarkt in Wasseralfingen – einem Ortsteil von Aalen – unser Projekt in Bangladesch vorstellen und 355,65 € an Spenden dafür einnehmen.
Im Angebot waren liebevoll gemachte Hasen-Muffins und selbst gekochte Marmeladen, eine Bücherauswahl und selbst gestrickte Socken.
Schon nach etwas mehr als fünf Stunden war der Stand regelrecht „ausgeräubert“ und wir hatten sehr viel Zuspruch erhalten, konnten neue Leute interessieren, die wir auch gleich zum Sponsorenessen im Juni eingeladen und auf die Beteiligung am diesjährigen Ostermarsch in Ellwangen ansprechen konnten.
Eine örtliche Initiative zur Unterstützung von Bildung und Teilhabe unterstützt Schulen in verschiedenen Dörfern in Tunesien und wurde Mitglied in SI.
Bedanken konnten wir uns bei der Ortschaftsverwaltung, die schon tags vorher die einheitlichen Marktstände aufgebaut hatte und den Vereinen kostenlos zur Verfügung stellte. Auch die 30 € für die vorgesehene Standgebühr konnte so dem Spendenprojekt in Bangladesch zugeführt werden.
Mit ca. 25 Leuten – Frauen und frauenbewegten Männern – gut besucht war der Büchersalon unserer Regionalgruppe in den Räumen des Projektes „UtopiAA“ in Aalen. UtopiAA ist ein offener Ort in Aalen für gemeinschaftliche Aktionen und Begegnungen, mit großer Offenheit für verschiedene ehrenamtlich getragene Aktivitäten. Auf den Vorschlag zum Frauentag Literatur von und für Frauen anzubieten sind die Verantwortlichen gerne eingestiegen. Das liebevoll gestaltete Drumrum samt einer leckeren Verpflegung zur besten Marktzeit trug zum Erfolg dieses bis dahin noch nicht entwickelten Formats des „Büchersalons“ bei.
Im Angebot fanden sich Bücher von und über mutige und streitbare Frauen, Biografien von Frauen, die eintreten gegen Rassismus und Diskriminierung, Frauen, die über ihre Fluchterfahrungen berichten, Frauen, die sich international vernetzen und zusammenschließen, die im Kleinen für weitere Gleichberechtigung einstehen oder sich der Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen angeschlossen haben, auch Unterhaltung kam nicht zu kurz. Die Themen reichten von „Vertreibung, Flucht und Rassismus“ über „Mutige und streitbare Frauen“ bis hin zur „Kritischen Unterhaltung und Nützlichem“, darunter ein Sparkochbuch und Romane internationaler Autorinnen.
Die Bücher konnten in der Veranstaltung direkt erworben werden. Wenn jemand Interesse an einer Auflistung der vorgestellten Bücher hat, kann die über e-mail zugeschickt werden. Dazu bitte wenden an renate.radmacher@online.de
Wir konnten Bücher im Wert von 229 € verkaufen und auch einzelne Bestellungen entgegen nehmen. In der Spendendose für die Organizerinnen in Bangladesch landeten nochmals 37 € und mit UtopiAA wurde vereinbart, in der Adventszeit einen weiteren Büchersalon anzubieten, der sinnvolle Buchgeschenke zum Inhalt haben soll.
Auf jeden Fall hat das ganze viel Spaß gemacht, die Teilnehmenden haben sich lebhaft ausgetauscht, die Verbindungen zwischen SI und UtopiAA haben sich vertrauensvoll vertieft und wir waren uns einig: Gerne wieder.
Mit unserer Aktion „Tausche Rose gegen Spende“ haben wir heute 300,36 € Spenden eingenommen. Zwei Mal mussten wir noch schnell Rosen nachkaufen, denn unser Angebot war schon nach einer knappen Stunde recht dezimiert. 145 Rosen wurden getauscht und Marmelade angeboten. Insgesamt haben wir ca. 200-250 Leute ansprechen können. Es ist ein super Erfolg finanziell, aber auch was unseren Bekanntheitsgrad angeht. Eine Redakteurin der Aalener Nachrichten kam direkt angeradelt und machte sich vor Ort (nicht nur) ein Bild von unserer Aktion und unserer Arbeit insgesamt. Manche sagten auch, dass sie aufgrund des Zeitungsartikels in beiden Aalener Zeitungen extra in die Stadt gekommen wären.
Mit 10 € kann man in Bangladesch eine gewerkschaftliche Organizerin für einen Monat unterstützen. Alleine diese Aktion bewirkt, dass wir 30 Leute einen Monat unterstützen können oder eben eine Organizerin über einen Zeitraum für 30 Monate in ihrer Arbeit fördern können. Das ist doch toll!
Überhaupt die gewerkschaftliche Arbeit. Wir haben deutlich gemerkt, dass momentan die vielen kämpferischen Aktionen in den laufenden Tarifrunden stattfinden und auch der antifaschistische Protest sich entfaltet. Wo wären wir ohne Gewerkschaften und deren Vertrauensleute in den Betrieben. Auch da gab es viel Bestätigung für unsere Meinung.
Wir trafen insgesamt auf viel Zustimmung, nur ganz vereinzelt auf direkte Ablehnung. Beeindruckend war für viele die Spendenauflistung im newsletter, was da so ein kleiner, wenig bekannter Verein da auf die Beine stellt. Kinder staunten als sie erfuhren, dass viele in der Textilindustrie in Bangladesch schon mit 13 Jahren richtig arbeiten gehen müssen. „O Gott – da würde ich ja schon seit zwei Jahren schuften“, meinte ein Mädchen und gruschtelte in ihrem Geldbeutel. „Einen Euro – mehr hab`ich jetzt nicht. Aber wenn viele einen Euro geben, dann ist das doch auch okay, oder?“
Klar ist das okay! Vor allem auch dann, wenn man früh die Einsicht hat, dass Kinder lernen müssen. Lernen tut man auch bei körperlicher Arbeit. Kinder sollen mit ihren Händen arbeiten. Aber eben so, dass man weiß, was Arbeit ist, dass sie Werte schafft und nicht unter übelsten Bedingungen seine Gesundheit im frühen Jugendalter schon völlig ramponieren zu müssen.
Auch uns selbst wurde nochmals klar, dass wir hier genau richtig liegen: Nämlich in der Gegenseitigkeit unserer Arbeit. In Bangladesch und auch hier im Land brauchen wir starke und kämpferische Gewerkschaften getragen von den Millionen einfachen Mitgliedern, die sich für die Durchsetzung ihrer Lohn- und Arbeitsbedingungen bewusst organisiert haben.
Tausche Rose gegen Spende – nächstes Jahr gerne wieder!
Schwäbische Post, Aalen, Seite 18 Lokales, Ellwanger Berge Virngrund, Samstag, 03. Februar 2024
JustizDie Initiative Solidarität International unterstützt Alassa Mfouapon in seinem Revisionsprozess.
Ellwangen. Auf den Leserbrief von Michael Karl zum Fall Alassa Mfouapon in unserer Ausgabe von Samstag, 20. Januar, erklärt Renate Radmacher aus Aalen, Sprecherin der Bundesvertretung von Solidarität International (SI), in einer Pressemitteilung: „Der Fall Alassa Mfouapon oder ‚Recht zu bekommen‘ darf nicht abhängig vom Geldbeutel sein. Alassa Mfouapon ist ein Flüchtling, kein ‚Krimineller oder Schmarotzer’“, so Radmacher. Sie fragt: „Soll es wirklich so weit gehen, dass nur jemand, der sein eigenes Geld verdient, auch vor Gericht gehen kann? Wie viele Bezieher von Bürgergeld würde das betreffen?“ Es dürfe keine Menschen erster und zweiter Klasse geben, so die Sprecherin weiter.
„Alassa Mfouapon hat seinen Prozess gegen Alice Weidel, die ihn als ‚Rädelsführer von Unruhen‘ bezeichnet hat, gewonnen. Ihr wurde untersagt, diese Behauptung weiter öffentlich zu vertreten“, erklärt Radmacher weiter. Der Polizeieinsatz in der LEA sei rechtswidrig, wie es das Verwaltungsgericht Stuttgart 2021 festgestellt habe, so Radmacher. Kosten dieses Verfahrens habe die die Staatskasse getragen.
Alassa habe in der LEA oftmals als Übersetzer und Vermittler fungiert und seine Mitflüchtlinge immer motiviert, den eigenen Kopf zu gebrauchen und Lebenspläne zu entwickeln. Alassa Mfouapon habe inzwischen seine Ausbildung zum Mediengestalter am Robert-Bosch-Berufskolleg in Dortmund und seinem Ausbildungsbetrieb in Essen erfolgreich absolviert, arbeite Vollzeit seit einem Jahr als Bereichsleiter eines Filmstudios, zahle Steuern und Sozialabgaben, erklärt Radmacher.
Seine Sprachkurse habe er „mit Bravour“ bestanden. Von seinem Ausbildungsgehalt habe
er seine Unterkunft in Bad Waldsee bezahlt. Für seine Anwalts- und Gerichtskosten wurden von Pro Asyl, Roter Hilfe, dem Freundeskreis Flüchtlingssolidarität in SI und von Solidarität International Spenden gesammelt. „Das überschüssige Geld ging in den Hilfsfonds Demokratische Rechte von Solidarität International und wird zweckgebunden für ähnlich gelagerte Fälle eingesetzt“, erklärt die Sprecherin der Bundesvertretung von Solidarität International (SI)
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Schwäbische Post, Aalen, Seite 18 Lokales, Ellwanger Berge Virngrund, Samstag, 20. Januar 2024
Lesermeinung
Und wer bezahlt? Zum Prozess von Alassa M.:
Liebe Unterstützer von Alassa, ich finde es gut, wenn sie sich für ihn einsetzen. Allerdings würde mich interessieren, hat dieser Mann in Deutschland schon einmal etwas gearbeitet? Hat er jemals schon einen Cent in unser Sozialsystem einbezahlt? Und wie geht es nun weiter? Wer bezahlt die Prozesskosten, wenn er verliert? Der Steuerzahler? Hat er jemals vor, etwas zu arbeiten?Und seinen Beitrag zur Allgemeinheit zu leisten? Daher würde ich sagen, unterstützen Sie ihn ruhig weiter aber bitte nicht mit Steuergeld der Allgemeinheit, sondern mit eurem persönlichen Vermögen.
24 Besucher*innen und zwei Akteure, ein stimmungsvoller, informativer Abend liegt hinter uns.
Rolf-Andreas Trendelenburg und Martina Wikowski entführten die anwesenden Zuhörer in die welt der klassischen europäischen Musik. Rolf-Andreas singt, Martina liest die Texte zu den Werken von Mozart, Beethoven, Verdi und vielen anderen.
Die Leute lauschten konzentriert. Alle fanden die Einbettung in den geschichtlichen Kontext bereichernd und interessant, viele sagten, dass sich ihre Sichtweise auf die Dinge und die Musik damit von Grund auf geändert haben.
Der aktuelle Bezug zur Flüchtlingssituation über den Gefangenenchor aus Nabucco oder Reinhard Meys Lied „Meine Söhne kriegt ihr nicht“ – geändert auf „Meine Kinder kriegt ihr nicht“ berührten die Anwesenden sehr. Tiefe Emotionen kamen zutage.
Allen Helfern nochmals vielen Dank fürs Mitmachen, Anpacken und für die großzügige Spende und die Blumen.
Ein schöner Erfolg, der uns 262,60 € Spenden und ein neues Mitglied bescherte.
20.10.2023 – Aalen – klassische Musik und Revolution20.10.2023 – Liederabend in Aalen
Aus dem Eine-Welt-Fonds der Stadt Aalen werden Hilfsprojekte gefördert.
Dieses Jahr wurden durch die Stabsstelle für Chancengleichheit, demografischen Wandel und Integration insgesamt 25.000 € ausgeschüttet.
Von kirchlichen Gruppen über Sozialprojekte vor Ort wie auch partnerschaftliche Projekte im Ausland mit klar definiertem Partner und genauer Beschreibung des Spendeneinsatzes geht der dafür gespannte Bogen.
Die Regionalgruppe Ostalb von Solidarität International (SI) e.V. hat die Unterstützung der Geburtsklinik in Kobanê als dauerhaften Spendenschwerpunkt und sammelt dazu bei allen möglichen Gelegenheiten Geld für den laufenden Betrieb der Klinik und informiert damit auch direkt darüber. Dabei ist der Newsletter der Initiative „Medizin für Rojava“ eine gute Hilfe.
Kurzum: Wir stellten bei der Stadt den Antrag auf öffentliche Bezuschussung des Projektes, begründeten es ausführlich mit Hilfe des von der Stadt entwickelten Kriterienkatalogs. Anfang Oktober wurden dann 456,43 € aus dem städtischen Fonds auf das SI-Konto überwiesen. Einzige Bedingung der Stadt Aalen ist, dass wir das Geld noch innerhalb dieses Jahres projektgebunden einsetzen. Das ist sicher der Fall und gehört sowieso zum entwickelten Standard unserer Arbeit. So konnte die Stadt einen Zuschuss von maximal 50 Prozent auf die im letzten Jahr gesammelten Spenden an die Initiative übergeben.
Wir freuen uns sehr darüber und bekommen auch von vielen die Rückmeldung „Weiter so“ und können das Ganze nur zur Nachahmung empfehlen. Das Bild zeigt die offizielle Spendenübergabe durch Oberbürgermeister Frederick Brütting.
Über zwei Tage lockte das von der Stadt organisierte Internationale Fest am ersten Juli-Wochenende Tausende Besucher in die Aalener Innenstadt.
Würdig und mit Kritik am alten und neuen Kolonialismus
Im offiziellen Teil wurde der Manga-Bell-Platz in Aalen im Gedenken und als Mahnung festlich eingeweiht. Eine große Delegation war angereist, darunter auch direkte Nachfahren von Rudolf Manga-Bell und der Stammeshäuptling, mitsamt seinem ihm nachfolgenden Prinzen, der am Schluss nach einem Gespräch mit uns mit dem SI-Emblem an seinem prächtigen Gewand vom Platz ging.
Rudolf Manga-Bell ging in Aalen zur Schule und wurde nach seiner Rückkehr nach Kamerun König der Duala. Er arbeitete eng mit den deutschen Kolonialherren zusammen, nachdem diese garantiert hatten, dass die Afrikaner ihren Handel eigenständig betreiben konnten.
1910 wurden aber die Duala vertrieben und Afrikaner sollten in dem Küstenstreifen nur noch als Arbeiter Zutritt haben. Im Auftrag der Hamburger Handelsfirmen Jantzen & Thormählen und C.Woermann wurden die Duala verfolgt und vertrieben, Hunderte Afrikaner wurden ermordet. Das gewinnbringende und florierende Geschäft mit Palmöl, Elfenbein und Kautschuk sollte so abgesichert werden.
Rudolf Manga-Bell forderte bei den Kolonialherren die Einhaltung des anfangs geschlossenen Vertrages, schickte einen Gesandten nach Berlin, wo der SPD-Abgeordnete August Bebel eine Reichstagsdebatte über die Zustände erreichte.
Am 8.August 1914 wurden Manga-Bell und sein Gesandter Adolf Ngoso von der deutschen Kolonialverwaltung wegen Hochverrats verurteilt und in Duala hingerichtet.
Manga-Bell zu rehabilitieren und seine Geschichte als Mahnung in der heutigen Situation zu verstehen war überfällig, denn bis heute wird Manga-Bell in Kamerun wie ein Held verehrt, weil er sich mutig den Kolonialherren entgegengestellt hat.
Kasten:
Filmtipp zum Thema:
„Der vermessene Mensch“
zum Völkermord der deutschen
Kolonialherren an den
Herero und Nama im heutigen
Namibia
Beitrag dazu in der zdf-mediathek
abrufbar
Film basiert auf dem Roman
von Uwe Timm „Morenga“
Bunt und jung
Mit doppelt so vielen Ständen wie letztes Jahr war nahezu jede migrantische Community mit großem Einsatz vertreten. Bei den Verpflegungsständen konnte man ich einmal quer über den Erdball verköstigen: Spezialitäten aus Mazedonien, Sri Lanka, Kroatien, aus Anatolien oder Italien und vielen anderen mehr wurden angeboten. Einzig ein älterer Mann, der nach einer Bratwurst suchte, wurde enttäuscht … . Auffällig viele Jugendliche waren an den internationalen Ständen eingebunden und packten tatkräftig mit an.
Das Festprogramm konnte sich ebenfalls sehen lassen. Wer sich ein Folklore-Festival vorgestellt hatte sah sich kurdischem Rap, sri-lankischen Tanzgruppen und afrikanischen Trommelrhythmen konfrontiert. Jung und alt konnten sich wiederfinden und manch politische Botschaft wurde dabei auch noch übermittelt: Gegen den Krieg in der Ukraine, für die Hilfe im Erdbebengebiet in der Türkei und Syrien und gegen rassistische oder anderweitige Diskriminierung.
Solidarisch mit den Erdbebenopfern in der Partnerstadt Antakya
Um den Stand des Antakya-Vereins bildeten sich wahre Menschentrauben, denn der gesamte Erlös aus dem Essensverkaufs ging direkt an den Bürgermeister von Antakya in der Provinz Hatay. Antakya ist nach dem Erdbeben im Februar zu 85 % zerstört und die Menschen werden durch die Regierung Erdogan nur äußerst notdürftig versorgt, denn in dieser Gegend hat Erdogan nur wenig Unterstützung. Dagegen werden Vertreter der Opposition dort auch in der jetzigen humanitären Katastrophe erbittert bekämpft, eingesperrt, verfolgt oder sogar umgebracht.
Deshalb war es nicht verwunderlich, dass sehr viele Festbesucher auf eine „bewusste Ernährung“ aus waren und sich an diesem Stand verköstigt haben.
Gegenüber war ein Künstler mit seinen Holzbrenn-Arbeiten aus Antakya (dem biblischen Antiochien) angereist. Er hat nahezu seine ganze Familie durch das Erdbeben verloren und widmete ebenfalls seine gesamten Einkünfte der Erdbebenhilfe.
SI: Selbstbewusster Teil des Ganzen
Mit unserem bunten, vielfältigen Stand kamen wir sehr gut mit den Festbesuchern ins Gespräch. Eine Familie erklärte nach eingehender Beratung direkt beim Fest ihre Mitgliedschaft in SI, nachdem sie sich zu den Prinzipien und dem Verhältnis von SI zu Nazis vergewissert hatte. Sieben weitere Interessierte wollen weiter zu Veranstaltungen eingeladen werden. Gut, dass wir unsere Jahresplanung mitgenommen hatten … . Sehr gut auch der Verkauf von Büchern im Wert von 217,95 € bei unserem Stand, vor allem zu den Themen Flucht und Frauen.
Besondere Aufmerksamkeit erregte die Broschüre „Jetzt reden wir“. Sie ist die Dokumentation des Tribunals „Angeklagt“ mit dem Gesicht des kamerunischen Flüchtlings Alassa Mfouapon auf dem Titelbild. Das passte wie die Faust aufs Auge zur Rehabilitierung von Rudolf Manga-Bell, wo wir unseren Stand direkt neben dem der Stammes-Delegation aus Kamerun hatten.
Ein SI-Hoodie wechselte ebenfalls seinen Besitzer. Wie es sich herausstellte, war es ein junger Regisseur aus Los Angeles, der vom Stammeshäuptling aus Kamerun nach Aalen eingeladen worden war und einen Dokumentarfilm über das Leben und Schicksal von Manga-Bell dreht. Er war sichtlich beeindruckt von unserem Programm und unseren Prinzipien: Das hätte er noch nirgendwo so gehört und es wäre die richtige Antwort auf die oft verlogene Hilfe, wo sich Gewinnler aus dem System mit ihren Charity-Shows noch als große Menschenfreunde im Licht ihrer inszenierten Humanität sonnen würden.
Dass schließlich ein Poncho aus Peru noch in Kamerun landete ist nochmals eine extra Geschichte.
Insgesamt war der Stand von SI bei diesem internationalen Fest goldrichtig. Wir haben viele neue Verbindungen geschaffen und erhielten u.a. eine Einladung über das kommunale Projekt Utopia. Wir sollen da Bücher vorstellen, die sich kritisch mit der Situation zu Flucht und internationaler Hilfe auseinandersetzen.
Neben SI war nur ein weiterer deutscher Verein auf dem Fest: Der Verein Nepalhilfe, der ein erdbebensicheres nepalesisches Haus auf dem Spritzenhausplatz aufgebaut hatte und um Spenden für den weiteren Ausbau einer Schule in Nepal bat. Eine anwesende nepalesische Delegation war zuvor von der Stadt empfangen worden. Mit der Vereinsvorsitzenden haben wir jetzt losen Kontakt und haben Informationsaustausch vereinbart und auch der afrikanische Kulturverein ist an Austausch interessiert. Das fordert von uns jetzt, diese Kontakte zu pflegen und auszubauen, die Buchvorstellung bei Utopia weiter zu verfolgen und v.a. unsere neuen Interessierten und Mitglieder zu informieren und auf Wunsch einzubinden.
So gesehen ist das Fest für uns noch nicht vorbei … .
– Für Opfer des Erdbebens im kurdischen Grenzgebiet Türkei/Syrien –
Durch mein Engagement in der Flüchtlingshilfe bin ich konkret mit Geflüchteten aus dem großen Erdbebengebiet befasst und sensibilisiert für die große Not dort.
Beim Stadtfest in meiner Heimatstadt Herbrechtingen war ich mit der Sammelbüchse unterwegs. Häufig ergaben sich Gespräche über den Hintergrund sowie unseren Zusammenschluss. Einige junge Leute zeigten sich engagiert und kritisch mitdenkend. Das Ergebnis meiner zweitägigen Aktion lässt sich sehen: 203,13€ kamen zusammen.
Ermuntert durch das Resultat ging ich am Hiroshima Gedenktag in Heidenheim auf Passanten zu. Auch wenn das Erinnern an die atomare Katastrophe sehr wichtig ist und auf den aktuellen Bezug hingewiesen werden muss, sollten wir die Opfer der letzten Naturkatastrophen nicht vergessen. Die syrischen Opfer bekommen aufgrund der politischen Situation wenig Hilfe, was anteilnehmend viele Spendenbereiten in ihre Taschen greifen ließ. So erzielte ich mit der Aktion 67,25€. Den Spendern konnte ich versichern, dass über die bewährte Verbindung zum kurdischen Roten Halbmond und Kobanê das Geld zu 100 Prozent ankommt.
Vielleicht findet auch ein interessierter Mensch zu unserer Regionalgruppe.
Letztes Jahr bekamen wir Besuch von Dayamis und Maritza von Canto Vivo/Peru.
Neben vielen interessanten Informationen hatten sie auch viel Kunsthandwerk wie Schals, Pullover und Ponchos im Gepäck. Die Kleidung reiste von Peru erst nach Gelsenkirchen. Dass ein Koffer leider eine Zwangspause einlegen musste, da er am Flughafen nicht ankam, sei nur am Rande erwähnt.
Von Gelsenkirchen kamen die Kleider nach Schwäbisch Hall (also mit dem Koffer, der da war)
Die Sachen verkauften sich wie warme Semmeln bei unseren Veranstaltungen. Was da nicht verkauft wurde, übernahmen wir in Hall, um es bei weiteren Veranstaltungen an den Mann bzw. Frau zu bringen. Schlussendlich blieb ein sehr schöner Poncho über.
Diesen nahmen wir nun mit noch anderem Kunsthandwerk mit zu SI Stand beim internationalen Fest in Aalen am 02. Juli 2023.
Und siehe da: eine Frau aus Kamerun verliebte sich auf den ersten Blick in den Poncho und wollte ihn unbedingt haben. Da sie jedoch nur kamerunisches Geld hatte, war die Bezahlung schwierig, aber nach einigem Hin und Her bekamen wir das auch geregelt und der Poncho flog mit der schönen jungen Dame nach Kamerunn.
So hieß es statt „Guten Appetit“ beim Sponsorenessen in Aalen für die 3. Internationale Bergarbeiterkonferenz.
Und auch das Essen stand ganz in der Tradition des ehemaligen Eisenerz-Bergwerks in Wasseralfingen: Griebenschneckle, Schlanganger, Sperrknecht und Buabaspitzle mit Kraut im Fleisch wurden als alte Bergarbeiteressen kredenzt. Alles sehr nahrhafte Dinge, brauchten doch die Bergarbeiter früher sättigendes Essen aus Zutaten, die meist immer direkt verfügbar und nicht teuer waren: Kraut, Schweinefleisch, verschiedene Variationen aus Kartoffelteig. Das Essen konnte gut im „Röhrle“ warmgehalten werden, wenn der Bergmann nach der Arbeit mal wieder nicht direkt nach Hause kam, sondern in einer der damals über 20 Wirtschaften in Wasseralfingen (mit damals ca. 3.500 Einwohnern) einen Zwischenstopp eingelegt hat. Am wöchentlichen Zahltag warteten die Bergarbeiterfrauen nicht selten schon vor der Lieblingswirtschaft ihrer Männer … .
Bis heute halten sich Bergarbeiter-Traditionen in unserer Stadt und viele der 29 „Mitesser“ erinnerten sich zurück in ihre Kindheit, wo Kraut und Schneidersfleck zum Standard der Ostalb-Küche gehörten.
„In Deutschland ist die Bergarbeiterbewegung alles andere als tot. Es gibt über 50.000 aktive Bergleute – vor allem im Braunkohle- und Kali-Bergbau. In der Lausitz finden Vorarbeiten für den Abbau von Lithium- und Kupfervorkommen statt.
Ganze Regionen sind vom Bergbau, seinen Hinterlassenschaften und Traditionen geprägt – sei es im Ruhrgebiet, im Saarland, in der Lausitz oder im rheinischen Revier. Kampfgeist, ausgeprägter Zusammenhalt, Direktheit und Stolz haben sich tief eingegraben und sind lebendig.“ (aus der Begrüßungsrede zum Sponsorenabend.
Hinweis zum Layout: Kasten
Die Ursprünge des sogenannten „Steigerliedes“ reichen bis in das 16. Jahrhundert zurück und stammt aus dem sächsischen Erzgebirge. Für Bergleute und Menschen, die sich dem Bergbau verbunden fühlen, hat es den Charakter einer Hymne. Von der UNESCO wurde das Steigerlied zum Immateriellen Kulturerbe Deutschlands erklärt. Es ist fester Bestandteil von Bergparaden, wird aber auch beispielsweise bei Sportveranstaltungen wie den Heimspielen des VfR Aalen gesungen. Das Abschlusszeugnis jeder weiterführenden Schule in Wasseralfingen endet mit dem Bergmannsgruß „Glück Auf!“
„Der Kampf um den Zugriff auf die ungleich verteilten Rohstoffe ist eine wesentliche Triebkraft in der bestehenden kapitalistischen Konkurrenz, die dazu aktuell führt, dass ein 3. Weltkrieg aktiv vorbereitet wird. Deshalb finden wir es besonders wichtig, dass die IMC auch Mitgliedsorganisationen in Russland und der Ukraine hat.
Die international zusammengeschlossenen Bergarbeiter, ihre Frauen und Kinder stehen für den länderübergreifenden Zusammenschluss der Arbeiter gegen jede Spaltung und gegen die Gefahr eines atomaren Weltkriegs – für eine Perspektive für ein Leben ohne Ausbeutung, Unterdrückung und Raubkriege und gegen die mutwillige Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen.
Unser Verein SI unterstützt diesen Zusammenschluss durch Organisierung der Übersetzungs- und Dolmetscherarbeit vor, auf und nach der Konferenz uns sammelt Spenden für die Unterstützung von Reisekosten von internationalen Delegationen, die sonst nicht an der Konferenz teilnehmen könnten. Das ist Hilfe zur Selbsthilfe, Selbstorganisation und wenn man so will – ein Baustein zur Überwindung von Ausbeutung und Unterdrückung von Mensch und Natur.“ (ebd.)
Das Essen ließen sich alle schmecken, das Quiz rund um die Bergarbeiterkonferenz lösten alle mit Bravour und die Mannschaft der „Stollen-Schlupfer“ konnte sogar einen Sonderpunkt einheimsen, nachdem sie die Frage „Wie unterstützt SI die 3. IMC“ nicht nur richtigerweise mit Sprachenarbeit und Spenden für Reisekosten von Delegationen beantworteten, sondern durch „mit Griebenschneckla“ erweiterten. Bevor die ersten nach Hause mussten, sangen wir noch gemeinsam das Steigerlied, das zum Grundrepertoire der rund 200-köpfigen Werkskapelle der Schwäbischen Hüttenwerke (SHW) gehört und die immer in traditioneller Uniform auftreten.
Über Kartenverkauf und weitere Geldspenden konnten wir 630,50 € Spenden an diesem tollen – sauerkrautuntypischen – Frühsommerabend einnehmen und durften ein neues Mitglied in unserer Gruppe begrüßen.