Ende September erreichte die Bundesvertretung von Solidarität International e.V. (SI) ein besorgniserregender Bericht aus Ecuador. Da in den europäischen Medien fast nichts davon zu erfahren ist, stellen wir die Berichte, die im Verlauf des Geschehens von unserem Bundesvertretungsmitglied Jutta erstellt werden, als Hintergrundmaterial hier ein:
aktualisiert, 21/10/2025:
Liebe BV,
hier ist der Spendenaufruf der FICI.
Ich hoffe, ich habe heute Abend keine schlimmen Nachrichten. Gestern hat die Regierung die Gespräche mit der Conaie und den sozialen Bewegungen für beendet erklärt, sie machten keinen Sinn. Den ganzen Tag sind fünf Hubschrauber über den Dörfern der Region Otavalo gekreist. Die Regierung kündigte an, die Straßen mit Militärgewalt zu öffnen. Die Dörfer haben sich erneut an den Orten des Widerstandes organisiert. Aida wird uns auf dem Laufenden halten.
Ecuador beruhigt sich nicht. An immer mehr Orten gehen die Menschen auf die Straße, inzwischen auch an der Küste. Ein von der Bevölkerung organisierter echter Hilfskonvoi aus der Nachbarprovinz Pichincha, wurde wohl nicht durchgelassen.
Die FICI dankt uns unendlich für die Unterstützung.
aktualisiert, 18/10/2025:
In Imbabura herrscht angespannte Ruhe.
Die Regierung erklärt nach den Gesprächen den Aufstand für beendet und fordert, sich daran zu halten. Es wurde aber nichts unterschrieben und die Forderungen wurden auch nicht verhandelt. Die Polizei dringt nach wie vor in Kliniken ein, um Verletzte zu verhaften. Daher erklärt die Basis den Aufstand für nicht beendet, die Straßensperren gehen weiter und in den vergangenen Tagen haben sich immer mehr Regionen im ganzen Land den Protesten angeschlossen, auch in Solidarität mit Imbabura. In Cayambe (ca 20km entfernt) wurde von der Bevölkerung ein echter Hilfskonvoi organisiert. Radio Iluman wurde die Frequenz gesperrt.
In Saraguro hingegen, südliches Hochland, gibt es Repressionen in den Dörfern ähnlich wie zuvor in Imbabura. Ebenso in Quito, besonders in der Zentral-Universität. Es gibt die Vermutung, dass der Rektor die Stürmung der Uni veranlasst hat.
Attentat auf Präsident Noboa? Viele zweifeln!
Auch in Guayaquil gibt es Proteste, dort wegen der Autobombe. Zuvor hatte Noboa angeordnet die Kameras in den Straßen abzumontieren. Immer offener wird davon gesprochen, dass Noboa selber dahintersteckt, er beschuldigt aber andere.
Es gibt immer mehr Hintergrundgespräche zu dem Thema und warum da kein Ende zu finden ist: es ist von Seiten der Regierung gar nicht gewollt. Der Präsident zielt auf die Volksbefragung am 16.11. ja oder nein verfassungsgebende Versammlung, die er einberufen will. Ganz unverhohlen spricht er davon, die indigenen Rechte zu streichen, auch Klimaschutz und Umwelt sollen keine Rolle mehr spielen. (KI-Info: Ecuador ist das erste Land der Welt das der Natur 2008 verfassungsmäßige Rechte zusprach. Der Schutz der biologischen Vielfalt ist eine nationale Priorität, und die Natur hat das Recht auf Existenz, Erhalt und Regeneration). Die Indigenas werden von Noboa konsequent als Terroristen bezeichnet, gerade sollen sie angeblich von der Drogenmafia bezahlt werden. Terroristen können fundamentale Rechte aberkannt werden. Daher versucht er die Proteste von allen Seiten zu kriminalisieren und schießt auch ausschließlich gegen Indigene, und gegen den ehemaligen Präsidenten Correa (in dessen Amtszeit diese Verfassung geschrieben wurde) und seine Partei RC, die an allem Schuld seien. In vielen indigenen Territorien gibt es Bodenschätze, die Noboa durch internationale Konzerne gerne ausbeuten möchte. Mit den von ihm angestrebten Änderungen in der Verfassung wäre dies wunderbar möglich.
In den öffentlichen Medien gibt es nur Noboafreundliche Nachrichten, sie gehören allerdings weitgehend ihm und seinem Umfeld. Es werden auch immer wieder Videos auf Facebook gelöscht. Kritische Stimmen müssen aufpassen, es gibt inzwischen Sprachjargons, um ein Löschen zu verhindern.
aktualisiert, 16/10/2025:
Polizei verschleppt aus Krankenhäusern heraus
(15.10.25) Wie ich vorhin schon kurz geschrieben habe, gibt es sehr viele Verletzte. Das Gesundheits-system ist kaum funktionsfähig, da schon lange schlecht ausgestattet, und jetzt auch noch mit so vielen Patienten. Die Verletzten müssen in andere Orte gebracht werden, da sie in Otavalo seit gestern nicht behandelt werden dürfen. Die Polizei hat etliche Verletzte aus Gesundheitseinrich-tungen mitgenommen, egal in welchem Zustand, von vielen ist der Aufenthaltsort unbekannt. Ein Schwerverletzter mit Lungendurchschuß ist inzwischen seinen Verletzungen erlegen. Zwei Kinder sind am Tränengas erstickt, ebenso eine ältere Dame im Süden Ecuadors, in deren eine Tränengasbombe geworfen wurde.
Es gibt auch hunderte Verhaftete, das Militär hat Häuser gestürmt und Bewohner verhaftet. Auf Videos ist zu sehen, dass Schläger in zivil mit beteiligt waren. Verhaftete werden in zivilen Fahrzeu-gen ohne Nummernschild weggefahren. Ein Rechtsanwalt hat versucht bei der Polizei Kontakt zu Verhafteten aufzunehmen und wurde nicht reingelassen. Es gibt die Vermutung, dass das organisierte Verbrechen Polizei und Militär durchsetzt hat.
Heute gab es in Guayaquil eine Autobombe, mit drei Toten. Die Beschuldigungen gegen die „Terroristen“ und auch gegen die Partei RC des Ex-Präsidenten Correa ließen nicht lange auf sich warten. Es gibt weiter Verbrechen der Banden mit vielen Toten, dort erscheint keine Polizei, sie werden nur gegen das eigene Volk eingesetzt.
Das rote Kreuz dementiert,
dass es einen humanitären Konvoi gab und verlangt von der Regierung eine Erklärung.
Heute ist es in Otavalo relativ ruhig, aber in Natabuela, ca 20km nördlich, stürmen sie Häuser. Ebenso gibt es Repression in Tabacundo, südlich von Otavalo.
Um 12:30 Ortszeit kam es zu einer Gesprächsrunde zwischen Polizei, Dorfvorsitzenden, FICI, Rechtsanwälten. In verschiedenen Städten wird wieder zu Märschen aufgerufen. Trotz massivster Gewalt bekommen sie die Proteste nicht in den Griff.
Im Moment wird vor allem medizinische Ausrüstung gebraucht.
aktualisiert, 15/10/2025:
Liebe Renate,
zur Stunde sitzt die FICI zusammen. Ich habe eine Bankverbindung, die im Moment funktioniert. Notfallhilfe ist gerade das wichtigste, gestern gab es sehr viele Verletzte, viele schwerverletzt, da direkt auf sie geschossen wurde. Einer ist heute seinen Verletzungen erlegen.
In Otavalo ist es heute relativ ruhig, aber jetzt toben sie sich in Natabuela aus, ca 30km nördlich.
Gruß Jutta
aktualisiert, 14/10/2025:
In Imbabura ist die Hölle los
(14.10.25) Otavalo versank heute Nacht in Tränengas. Es gibt massive Zusammenstöße zwischen Armee und Bevölkerung. Militär und Polizei dringen tief in die Kommunen ein, treten Türen ein, werfen Tränengas direkt in die Häuser und verhaften Menschen. Inzwischen ist wohl ein Kind an dem massiven Einsatz von Tränengas erstickt. Auch Otavalo ist schwer militarisiert.
Eben habe ich mit einer Frendin gesprochen. Sie war mit ihrer Cousine unterwegs, die Ärztin ist, um erste Hilfe zu leisten. Es gibt sehr viele Verletzte. Sie wohnt 200m von der Panamericana entfernt, wo seit Tagen schwere Zusammenstöße sind. Jetzt kocht sie für eine Gruppe aus einer anderen Kommune, damit sie mal was in den Bauch bekommen. Die Regierung hat sich zum Ziel gesetzt den Aufstand auszumerzen. Gerade wird veröffentlicht, dass die Klinik und Gesundheitszentren in Otavalo die Anweisung haben keine Verletzten zu behandeln und die Polizei dringt in die Klinik ein und verhaftet Verletzte. Sie verhaften gezielt Indigene, obwohl auch andere Bevölkerungsgruppen auf der Straße sind.
In Zeiten von Smartphones kann zum Glück viel dokumentiert werden.
Für morgen haben FUT (Einheitsfront der Arbeiter), UNE (Lehrergewerkschaft) und Conaie zu einer erneuten Demo in Quito aufgerufen. Studenten haben den Rektor der Zentraluniversität aufgefor-dert standhaft zu bleiben, sonst werden sie sich exmatrikulieren. Immer mehr Anwälte, Professoren, auch ein paar Abgeordnete sprechen offen von Staatsterror. Der Umgang mit Verhafteten hält vor keinem Richter Stand. Aber auch das prallt ab, auch richterliche Anordnungen werden nicht umgesetzt.
Quito: Polizei und Militär unterdrücken Proteste
(13.10.2025) Die große Kundgebung gestern im Park „El Ejido“ in Quito, konnte nicht stattfinden, da Militär und Polizei mit massivem Einsatz von Tränengas und Schüssen in die Luft, die Menschen-menge auseinandergetrieben haben. Mehrere Universitäten und das Haus der Kulturen haben ihre Türen geöffnet, damit die Leute dorthin fliehen können. Vorhin kam die Nachricht, dass es so aussieht, wie wenn das Militär das Haus der Kulturen stürmen will. Quito ist nach wie vor hoch militarisiert. Einige Militärs mussten wohl in einem Parkhaus übernachten, weil es nicht genug Unterkünfte gab.
Gleichzeitig ist wieder ein „humanitärer Konvoi“ gestartet, aus etwa 100 Militärfahrzeugen und nur Militärfahrzeugen. Ziel ist wieder Imbabura. Es ist zu befürchten, dass es zu massiven Ausein-andersetzungen kommt. Die Dörfer in Imbabura rüsten sich. Der Bürgermeister von Quito hat sich als Mediator angeboten. Er hat offen den massiven Militäreinsatz kritisiert.
In Ibarra, der Hauptstadt der Provinz Imbabura, gab es heute wieder eine große Demo. Der Regierungssitz war abgesperrt. Noch nicht einmal die Bürgermeisterin von Otavalo kam rein, um nach einem Lösungsweg zu suchen.
Ein Viertel der Bevölkerung …
lebt unterhalb der ecuadorianischen Armutsgrenze. Ein Viertel der Kinder unter 5 Jahren ist chronisch mangelernährt.
Massaker in Guayaquil vermutlich durch organisierte Kriminalität
Heute in Guayaquil gab es ein Massaker mit vielen Toten. Der Hintergrund soll untersucht werden, hat aber wohl nichts mit dem Aufstand, sondern mit der organisierten Kriminalität zu tun. Wie ich jetzt auch gehört habe, erpressen sie Schutzgeld von den Transportunternehmen, vor allem auf dem Weg Richtung Küste. In einem Ort sind die Bewohner seit 3 Tagen ohne ÖPNV, von ihnen erpressen sie 20 000.-$, sie drohen damit die Busse anzuzünden, wenn nicht gezahlt wird. Auch hierfür hat das Militär angeblich keine Kapazität.
Es ist besorgniserregend: die Bevölkerung will nicht aufgeben und die Regierung setzt weiter auf massive Repression. Laut einem General werden sie die Straßen in Imbabura frei machen und den Aufstand beenden. Das lässt befürchten, dass sie noch massiver in den beteiligten Dörfern vorgehen werden.
Gruß
Jutta
aktualisiert, 13/10/2025:
Heute ist der Tag des Widerstandes, …
(12.10.25) … der schon seit vielen Jahren begangen wird. Amerika wurde nicht entdeckt, es war bewohntes Land, das brutal erobert wurde.
Connaie ruft zum Marsch nach Quito auf
Für heute haben viele Organisationen zu einem Protestmarsch in Quito aufgerufen. Nachdem Noboa der Conaie (Konföderation der indigenen Nationalitäten Ecuadors) vorgeworfen hat, nur in den Provinzen zu rebellieren, obwohl die Regierung in Quito ist, hat die Conaie auch nach Quito mobilisiert. Seit ein paar Tagen versuchen Militärs Quito abzuriegeln, damit niemand einen Marsch auf Quito machen kann. An vielen Stellen in Imbabura ist es diesmal das Militär, dass die Straßen blockiert. Viele Menschen machen sich zu Fuß auf den Weg, querfeldein. Noboa hat ein Dekret erlassen, das es Busunternehmen untersagt (sonst wird eine saftige Geldstrafe fällig), Demonstranten nach Quito zu transportieren, und der Transport von Menschen in LKWs ist auch illegal. Die Straßen in Quito sind hochmilitarisiert, auch hier wird exzessiv Tränengas eingesetzt. Die Straßen von Quito sind voll mit Demonstrationszügen, mit dem Ziel sich in einem zentralen Park zu treffen.
Auch in anderen Städten finden heute wieder große Demonstrationen statt.
Das Militär sollte von Imbabura nach Quito verlegt werden, das haben Kommunen rund um Otavalo verhindert. Dabei gab es vergangene Nacht schwere Auseinandersetzungen.
Spediteure haben vor zwei Tagen eine Straße an die Küste blockiert. Sie fordern Sicherheit, da fast täglich Fahrer von organisierten Banden ausgeraubt und umgebracht werden. Dafür fehlt angeblich Personal.
Liebe Grüße
Jutta
aktualisiert, 09/10/2025:
- Der Aufstand hält den 18.Tag in Folge an, inzwischen auch mit starker Kraft in Caňar, im südlich-en Hochland. Dort ist die Repression durch das Militär ebenfalls stark. In Imbabura ist sie wohl zurückgefahren, Imbabura ist abgeschottet, auch um zu verhindern, dass nachgerüstet wird. Das hat aber zur Folge, dass die Versorgung, vor allem auch mit Gas für die Küche, knapp wird. Medikamententransporte und andere wichtige Dinge werden durchgelassen. Allerdings ist ein Grund für die Heftigkeit der Proteste die miserable staatliche Gesundheitsversorgung. Noboa hat vor, die Sozialsysteme zu privatisieren.
- Die Lügenkampagne des Präsidenten stößt immer mehr Menschen auf, auch in den Städten. In Quito wird von Bündnissen, Studenten, Gewerkschaften, für den 10.10. und den 12.10. zu zwei großen Demonstrationen aufgerufen.
- Inzwischen gab es eine Nachricht aus Ecuador auch bei Tagesschau. Dort wird von einem angeblichen Attentat der Demonstranten auf den Präsidenten Noboa in Caňar berichtet, so auch in der offiziellen ecuadorianschen Presse. In diesem Zusammenhang wurden vier Leute verhaftet. Inzwischen sind sie auf richterlichen Beschluß wieder auf freiem Fuß, da die Anschul-digungen jeder Grundlage entbehren.
- So war es auch bei verschiedenen anderen angeblichen tätlichen Angriffen, die die Regierung den Demonstranten vorwirft. Noboa zieht alle Register den Aufstand zu kriminalisieren, setzt Falschaussagen in die Welt, macht Geschenke, die nicht finanziert sind, usw.
- Seine treuen Anhänger stehen hinter ihm, aber im Land verliert er immer mehr an Rückhalt.
aktualisiert, 05/10/2025, 22:00 Uhr:
Liebe BV,
im Anhang sende ich Euch einen Artikel aus Ecuador. Er darf auch bei uns veröffentlicht werden.
In der Zwischenzeit ist viel passiert, von Aida habe ich diese Tage kaum was gehört, sie waren ständig in Versammlungen. Nur diese Nachricht gestern: Der Streik geht weiter und die FICI hat die Kontrolle wieder übernommen. Seit 02.10. ist die militärische Repression auch in Alausí hoch, im südlichen Hochland.
In immer mehr Regionen gehen die Menschen auf die Straße. Die Regierung bewegt sich kein biss-chen, sie versucht den Aufstand zu kriminalisieren, und Noboa drohte die Indigenas aus dem Land zu schmeißen. Die Conaie droht mit einem Marsch auf Quito. Dort sind bereits viele Menschen zur Unterstützung des Aufstandes, der vor allem in den Provinzen läuft, auf der Straße. Die miserablen Lebensverhältnisse, zusammenbrechendes Gesundheits- und Bildungssystem, betreffen ja nicht nur Indigenas. Es geht aber auch um Menschenwürde und ein neues gesellschaftliches Bewußtsein, der Wertschätzung des gesellschaftlichen Beitrages der Landbevölkerung, die die Städte mit Lebensmitteln versorgt.
Gruß
Jutta
aktualisiert, 01/10/2025, 22:00 Uhr:
Es findet eine enorme Desinformationskampagne statt
- Vergangene Woche wurde versucht, die indigene Bewegung zu spalten, indem behauptet wur-de, die Führung hätte den Abbruch des Streiks ausgerufen. Das hat die Basis zunächst aufge-bracht und sie waren fest entschlossen den Streik trotzdem fortzuführen. Wenig später verbrei-tete allerdings der Präsident der Conaie ein Interview, in dem er dies verneint und die Gründe er-klärt, weshalb sie eben auf keinen Fall den Streik abbrechen werden. Am nächsten Tag wurde die Anklage gegen ihn und zwei weitere Führer wegen Terrorismus eingereicht, ihnen drohen bis zu 40 Jahre Haft. Zugleich wird allen Indigenas pauschal vorgeworfen Terroristen zu sein und zur Mafia „tren de Aragua“ zu gehören. Trump hat genau dies auch den Venezolanern in den USA pauschal vorgeworfen. Die Menschen antworten zu tausenden mit Tänzen auf der Straße. Es sind im ganzen Land jeden Tag mehr Menschen auf der Straße, die Repression ist bisher nur in Imbabura und hält unvermindert an.
- Der Konvoi vorletzte Nacht mit ca 100 Militärfahrzeugen, größtenteils gepanzerte Laster, soll ein humanitärer Konvoi gewesen sein, mit Hilfslieferungen für die notleidende Bevölkerung, mit dabei Präsident Noboa, die Vertreter Italiens und der EU. Völlig guten Willens seien sie von Terroristen in einen Hinterhalt gelockt worden. Der Konvoi ist tatsächlich in die Dörfer gefahren, allerdings um 2 Uhr morgens, der Strom und das Internet wurden zu dieser Zeit gekappt, …
Protest gegen Präsident Noboa
Präsident Noboa war in der Provinzhauptstadt Ibarra, dort waren massenhaft Leute auf der Straße, um ihre Ablehnung kundzutun und Cotacachi zu unterstützen („Cotacachi halte durch, Ibarra steht auf“). Der Bürgermeister von Ibarra spricht von einer Dialogbereitschaft, ob dies stimmt, ist nicht klar.
Drei der zwölf Verhafteten im Gefängnis von Esmeraldas sollen wohl nach Imbabura zurückkehren, damit ihnen dort der Prozess gemacht wird, auch das ist noch nicht sicher.
Der Tod von Efrain Fueres, einem indigenen Führer, war wohl eine gezielte Hinrichtung und soll unter-sucht werden. Einer, der ihm zur Hilfe eilte, wurde zusammengeschlagen, vor laufender Kamera. Dies hat die Mobilisierung weiter vorangetrieben.
Frente Popular wird sich ab Donnerstag landesweit dem Streik anschließen.
Sie rufen zu einem nationalen Kongreß auf, zur Verteidigung der sozialen Sicherheit, er soll am 18.Oktober in Guayaquil stattfinden.
aktualisiert, 29/09/2025, 22:00 Uhr:
Liebe BV,
die Situation in Imbabura wird immer schlimmer.
Dörfer in Cotacachi (nahe Otavalo) haben beim nächtlichen Eindringen des Militärs einige Soldaten festgenommen. Gestern Nacht ist der Konvoi einer ganzen Militär-Brigade nach Cotacachi gefahren und hat gedroht, in die Häuser einzudringen und jeden Mann mit langen Haaren zu verhaften, so dass sich die Männer aus etlichen Dörfern die Nacht im Umland verstecken mussten. Gleichzeitig wurden Internet und Licht gekappt.
Ich habe Armin ein paar Fotos geschickt für die Homepage. Es wird möglicherweise schwieriger welche zu bekommen. Die Leute versuchen zwar alles zu dokumentieren, es darf aber gleichzeitig aus Sicherheitsgründen niemand erkannt werden. Es sind bei weitem nicht nur Indigenas, die auf die Straße gehen, aber sie sind die Zielscheibe der Repression.
Die zwwölf Verhafteten, zu denen der Zugang verweigert wird, wurden in ein Gefängnis nach Esmeraldas (andere Provinz) gebracht, in dem sich verfeindete Banden vor ein paar Tagen ein Massaker geliefert haben mit 17 Toten.
Immer mehr indigene Gemeinden schließen sich im ganzen Land dem Protest an.
Für ab dem 02.10. organisiert sich eine Gruppe sozialer Bewegungen. Bald ist ein Großteil der Bevölkerung in irgendeiner Weise aktiv. Ecuadorianer in Brasilien einen Protestmarsch zur Botschaft.
[… Es wird jemand am Webinar von United Front teilnehmen]
Aida hat einen Bericht geschrieben, der soll übersetzt werden. Ich habe gebeten, die Übersetzungen auch uns zur Veröffentlichung zukommen zu lassen. Für Sonntag gibt es dann nochmal einen kurzen aktuellen Beitrag.
Liebe Grüße
Jutta
(28/09/2025)
Liebe Freunde,
die Situation in Ecuador spitzt sich sehr besorgniserregend immer weiter zu.
Seit Jahren nimmt die Kriminalität im ehemaligen Schwellenland Ecuador rasant zu, die Wirtschaft bricht ein, es gibt eine extrem hohe Mordrate. Drogenbanden liefern sich Kämpfe mit dem ecuadorianischen Staat, dieser hat sich unter diesem Vorwand massiv hochgerüstet, geht aber gegen die Banden kaum vor. Die Regierung ist inzwischen aus Quito nach Latacunga geflohen, die Stadt ist vom Militär abgeriegelt.
Auslöser des jetzigen Streiks …
… sind Entscheidungen des Präsident Noboa, die Subventionen für Diesel und Gas zu streichen; internationalen Firmen die Türen zu öffnen, egal ob Trinkwasserreservoire verseucht werden; ausländische Militärbasen ins Land zu lassen. Schon jetzt wissen viele nicht, wie sie ihre Familien ernähren sollen. Es begannen die Berufskraftfahrer Straßen zu blockieren, ihnen schlossen sich immer mehr Organisationen an. Seit dem 22.09.25 hat sich auch die Conaie (Konföderation der indigenen Nationalitäten Ecuadors) dem landesweiten Aufstand angeschlossen. SI e.V. hat direkten Kontakt zur Chijallta-FICI, ihrer Regionalorganisation in der Provinz Imbabura. Dort ist die Organisierung des Aufstandes und die Repression zurzeit besonders stark, in den anderen Provinzen gewinnt der Aufstand an Kraft. In Imbabura geht die Regierung mit brutaler Härte gegen die Demonstrierenden und die Bevölkerung vor, bis an die Zähne bewaffnet und mit gepanzerten Fahrzeugen gegen Unbewaffnete. Seit ein paar Tagen feuern sie aus Hubschraubern Unmengen von Tränengas. Sie dringen nachts in die Dörfer ein und sprühen Tränengas in die Häuser, verhaften willkürlich Menschen, seit gestern schießen sie auch scharf und es wurde Sprengstoff gefunden, es gibt Tote und Verletzte. Teilweise wird das Internet abgestellt. Es gibt eine Ausgangssperre, das öffentliche Leben liegt lahm. Die Menschen werden zu Terroristen erklärt. Das ist Krieg gegen die eigene Bevölkerung!
Zwölf Menschen wurden willkürlich verhaftet, …
… unter dem Vorwand Terroristen zu sein, kein Anwalt, keine Angehörigen, haben Zugang zu ihnen. Unter diesen zwölf Personen ist auch ein stark körperbehinderter Mann, der nicht wegrennen konnte. Es hat sich eine Gruppe von Rechtsanwälten gebildet, die den Verhafteten beistehen, viele haben sie auch schon wieder rausgeholt, aber zu den zwölf haben auch sie keinen Kontakt. Sie suchen internationale Unterstützung, haben sich auch an die UNO gewendet, von dort kam wohl die Aufforderung an Noboa, die Repression zu beenden und die Menschenrechte zu wahren.
Aida erzählt mir, dass auch in den offiziellen ecuadorianischen Medien nicht von der Situation berichtet wird. Das Einzige, was ich hier finden konnte, ist eine Reisewarnung des Auswärtigen Amtes.
Dieses Schreiben geht auch an die United Front, die ecuadorianische Bevölkerung braucht dringend internationale Unterstützung, was dort geschieht muss in die internationale Öffentlichkeit.
Liebe Grüße