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  • Ecuador: Das Volk Terroristen?

    Ecuador: Das Volk Terroristen?

    Ende September erreichte die Bundesvertretung von Solidarität International e.V. (SI) ein besorgniserregender Bericht aus Ecuador. Da in den europäischen Medien fast nichts davon zu erfahren ist, stellen wir die Berichte, die im Verlauf des Geschehens von unserem Bundesvertretungsmitglied Jutta erstellt werden, als Hintergrundmaterial hier ein:

    aktualisiert, 21/10/2025:

    Liebe BV,

    hier ist der Spendenaufruf der FICI.

    Ich hoffe, ich habe heute Abend keine schlimmen Nachrichten. Gestern hat die Regierung die Gespräche mit der Conaie und den sozialen Bewegungen für beendet erklärt, sie machten keinen Sinn. Den ganzen Tag sind fünf Hubschrauber über den Dörfern der Region Otavalo gekreist. Die Regierung kündigte an, die Straßen mit Militärgewalt zu öffnen. Die Dörfer haben sich erneut an den Orten des Widerstandes organisiert. Aida wird uns auf dem Laufenden halten.

    Ecuador beruhigt sich nicht. An immer mehr Orten gehen die Menschen auf die Straße, inzwischen auch an der Küste. Ein von der Bevölkerung organisierter echter Hilfskonvoi aus der Nachbarprovinz Pichincha, wurde wohl nicht durchgelassen.

    Die FICI dankt uns unendlich für die Unterstützung.

    aktualisiert, 18/10/2025:

    In Imbabura herrscht angespannte Ruhe.

    Die Regierung erklärt nach den Gesprächen den Aufstand für beendet und fordert, sich daran zu halten. Es wurde aber nichts unterschrieben und die Forderungen wurden auch nicht verhandelt. Die Polizei dringt nach wie vor in Kliniken ein, um Verletzte zu verhaften. Daher erklärt die Basis den Aufstand für nicht beendet, die Straßensperren gehen weiter und in den vergangenen Tagen haben sich immer mehr Regionen im ganzen Land den Protesten angeschlossen, auch in Solidarität mit Imbabura. In Cayambe (ca 20km entfernt) wurde von der Bevölkerung ein echter Hilfskonvoi organisiert. Radio Iluman wurde die Frequenz gesperrt.

    In Saraguro hingegen, südliches Hochland, gibt es Repressionen in den Dörfern ähnlich wie zuvor in Imbabura. Ebenso in Quito, besonders in der Zentral-Universität. Es gibt die Vermutung, dass der Rektor die Stürmung der Uni veranlasst hat.

    Attentat auf Präsident Noboa? Viele zweifeln!

    Auch in Guayaquil gibt es Proteste, dort wegen der Autobombe. Zuvor hatte Noboa angeordnet die Kameras in den Straßen abzumontieren. Immer offener wird davon gesprochen, dass Noboa selber dahintersteckt, er beschuldigt aber andere.

    Es gibt immer mehr Hintergrundgespräche zu dem Thema und warum da kein Ende zu finden ist: es ist von Seiten der Regierung gar nicht gewollt. Der Präsident zielt auf die Volksbefragung am 16.11. ja oder nein verfassungsgebende Versammlung, die er einberufen will. Ganz unverhohlen spricht er davon, die indigenen Rechte zu streichen, auch Klimaschutz und Umwelt sollen keine Rolle mehr spielen. (KI-Info: Ecuador ist das erste Land der Welt das der Natur 2008 verfassungsmäßige Rechte zusprach. Der Schutz der biologischen Vielfalt ist eine nationale Priorität, und die Natur hat das Recht auf Existenz, Erhalt und Regeneration). Die Indigenas werden von Noboa konsequent als Terroristen bezeichnet, gerade sollen sie angeblich von der Drogenmafia bezahlt werden. Terroristen können fundamentale Rechte aberkannt werden. Daher versucht er die Proteste von allen Seiten zu kriminalisieren und schießt auch ausschließlich gegen Indigene, und gegen den ehemaligen Präsidenten Correa (in dessen Amtszeit diese Verfassung geschrieben wurde) und seine Partei RC, die an allem Schuld seien. In vielen indigenen Territorien gibt es Bodenschätze, die Noboa durch internationale Konzerne gerne ausbeuten möchte. Mit den von ihm angestrebten Änderungen in der Verfassung wäre dies wunderbar möglich.

    In den öffentlichen Medien gibt es nur Noboafreundliche Nachrichten, sie gehören allerdings weitgehend ihm und seinem Umfeld. Es werden auch immer wieder Videos auf Facebook gelöscht. Kritische Stimmen müssen aufpassen, es gibt inzwischen Sprachjargons, um ein Löschen zu verhindern.

    aktualisiert, 16/10/2025:

    Polizei verschleppt aus Krankenhäusern heraus

    (15.10.25) Wie ich vorhin schon kurz geschrieben habe, gibt es sehr viele Verletzte. Das Gesundheits-system ist kaum funktionsfähig, da schon lange schlecht ausgestattet, und jetzt auch noch mit so vielen Patienten. Die Verletzten müssen in andere Orte gebracht werden, da sie in Otavalo seit gestern nicht behandelt werden dürfen. Die Polizei hat etliche Verletzte aus Gesundheitseinrich-tungen mitgenommen, egal in welchem Zustand, von vielen ist der Aufenthaltsort unbekannt. Ein Schwerverletzter mit Lungendurchschuß ist inzwischen seinen Verletzungen erlegen. Zwei Kinder sind am Tränengas erstickt, ebenso eine ältere Dame im Süden Ecuadors, in deren eine Tränengasbombe geworfen wurde.

    Es gibt auch hunderte Verhaftete, das Militär hat Häuser gestürmt und Bewohner verhaftet. Auf Videos ist zu sehen, dass Schläger in zivil mit beteiligt waren. Verhaftete werden in zivilen Fahrzeu-gen ohne Nummernschild weggefahren. Ein Rechtsanwalt hat versucht bei der Polizei Kontakt zu Verhafteten aufzunehmen und wurde nicht reingelassen. Es gibt die Vermutung, dass das organisierte Verbrechen Polizei und Militär durchsetzt hat.

    Heute gab es in Guayaquil eine Autobombe, mit drei Toten. Die Beschuldigungen gegen die „Terroristen“ und auch gegen die Partei RC des Ex-Präsidenten Correa ließen nicht lange auf sich warten. Es gibt weiter Verbrechen der Banden mit vielen Toten, dort erscheint keine Polizei, sie werden nur gegen das eigene Volk eingesetzt.

    Das rote Kreuz dementiert,

    dass es einen humanitären Konvoi gab und verlangt von der Regierung eine Erklärung.

    Heute ist es in Otavalo relativ ruhig, aber in Natabuela, ca 20km nördlich, stürmen sie Häuser. Ebenso gibt es Repression in Tabacundo, südlich von Otavalo.

    Um 12:30 Ortszeit kam es zu einer Gesprächsrunde zwischen Polizei, Dorfvorsitzenden, FICI, Rechtsanwälten. In verschiedenen Städten wird wieder zu Märschen aufgerufen. Trotz massivster Gewalt bekommen sie die Proteste nicht in den Griff.

    Im Moment wird vor allem medizinische Ausrüstung gebraucht.

    aktualisiert, 15/10/2025:

    Liebe Renate,
    zur Stunde sitzt die FICI zusammen. Ich habe eine Bankverbindung, die im Moment funktioniert. Notfallhilfe ist gerade das wichtigste, gestern gab es sehr viele Verletzte, viele schwerverletzt, da direkt auf sie geschossen wurde. Einer ist heute seinen Verletzungen erlegen.
    In Otavalo ist es heute relativ ruhig, aber jetzt toben sie sich in Natabuela aus, ca 30km nördlich.

    Gruß Jutta

    aktualisiert, 14/10/2025:

    In Imbabura ist die Hölle los

    (14.10.25) Otavalo versank heute Nacht in Tränengas. Es gibt massive Zusammenstöße zwischen Armee und Bevölkerung. Militär und Polizei dringen tief in die Kommunen ein, treten Türen ein, werfen Tränengas direkt in die Häuser und verhaften Menschen. Inzwischen ist wohl ein Kind an dem massiven Einsatz von Tränengas erstickt. Auch Otavalo ist schwer militarisiert.

    Eben habe ich mit einer Frendin gesprochen. Sie war mit ihrer Cousine unterwegs, die Ärztin ist, um erste Hilfe zu leisten. Es gibt sehr viele Verletzte. Sie wohnt 200m von der Panamericana entfernt, wo seit Tagen schwere Zusammenstöße sind. Jetzt kocht sie für eine Gruppe aus einer anderen Kommune, damit sie mal was in den Bauch bekommen. Die Regierung hat sich zum Ziel gesetzt den Aufstand auszumerzen. Gerade wird veröffentlicht, dass die Klinik und Gesundheitszentren in Otavalo die Anweisung haben keine Verletzten zu behandeln und die Polizei dringt in die Klinik ein und verhaftet Verletzte. Sie verhaften gezielt Indigene, obwohl auch andere Bevölkerungsgruppen auf der Straße sind.

    In Zeiten von Smartphones kann zum Glück viel dokumentiert werden.

    Für morgen haben FUT (Einheitsfront der Arbeiter), UNE (Lehrergewerkschaft) und Conaie zu einer erneuten Demo in Quito aufgerufen. Studenten haben den Rektor der Zentraluniversität aufgefor-dert standhaft zu bleiben, sonst werden sie sich exmatrikulieren. Immer mehr Anwälte, Professoren, auch ein paar Abgeordnete sprechen offen von Staatsterror. Der Umgang mit Verhafteten hält vor keinem Richter Stand. Aber auch das prallt ab, auch richterliche Anordnungen werden nicht umgesetzt.

    Quito: Polizei und Militär unterdrücken Proteste

    (13.10.2025) Die große Kundgebung gestern im Park „El Ejido“ in Quito, konnte nicht stattfinden, da Militär und Polizei mit massivem Einsatz von Tränengas und Schüssen in die Luft, die Menschen-menge auseinandergetrieben haben. Mehrere Universitäten und das Haus der Kulturen haben ihre Türen geöffnet, damit die Leute dorthin fliehen können. Vorhin kam die Nachricht, dass es so aussieht, wie wenn das Militär das Haus der Kulturen stürmen will. Quito ist nach wie vor hoch militarisiert. Einige Militärs mussten wohl in einem Parkhaus übernachten, weil es nicht genug Unterkünfte gab.

    Gleichzeitig ist wieder ein „humanitärer Konvoi“ gestartet, aus etwa 100 Militärfahrzeugen und nur Militärfahrzeugen. Ziel ist wieder Imbabura. Es ist zu befürchten, dass es zu massiven Ausein-andersetzungen kommt. Die Dörfer in Imbabura rüsten sich. Der Bürgermeister von Quito hat sich als Mediator angeboten. Er hat offen den massiven Militäreinsatz kritisiert.

    In Ibarra, der Hauptstadt der Provinz Imbabura, gab es heute wieder eine große Demo. Der Regierungssitz war abgesperrt. Noch nicht einmal die Bürgermeisterin von Otavalo kam rein, um nach einem Lösungsweg zu suchen.

    Ein Viertel der Bevölkerung …

    lebt unterhalb der ecuadorianischen Armutsgrenze. Ein Viertel der Kinder unter 5 Jahren ist chronisch mangelernährt.

    Massaker in Guayaquil vermutlich durch organisierte Kriminalität

    Heute in Guayaquil gab es ein Massaker mit vielen Toten. Der Hintergrund soll untersucht werden, hat aber wohl nichts mit dem Aufstand, sondern mit der organisierten Kriminalität zu tun. Wie ich jetzt auch gehört habe, erpressen sie Schutzgeld von den Transportunternehmen, vor allem auf dem Weg Richtung Küste. In einem Ort sind die Bewohner seit 3 Tagen ohne ÖPNV, von ihnen erpressen sie 20 000.-$, sie drohen damit die Busse anzuzünden, wenn nicht gezahlt wird. Auch hierfür hat das Militär angeblich keine Kapazität.

    Es ist besorgniserregend: die Bevölkerung will nicht aufgeben und die Regierung setzt weiter auf massive Repression. Laut einem General werden sie die Straßen in Imbabura frei machen und den Aufstand beenden. Das lässt befürchten, dass sie noch massiver in den beteiligten Dörfern vorgehen werden.

    Gruß

    Jutta

    aktualisiert, 13/10/2025:

    Heute ist der Tag des Widerstandes,

    (12.10.25) … der schon seit vielen Jahren begangen wird. Amerika wurde nicht entdeckt, es war bewohntes Land, das brutal erobert wurde.

    Connaie ruft zum Marsch nach Quito auf

    Für heute haben viele Organisationen zu einem Protestmarsch in Quito aufgerufen. Nachdem Noboa der Conaie (Konföderation der indigenen Nationalitäten Ecuadors) vorgeworfen hat, nur in den Provinzen zu rebellieren, obwohl die Regierung in Quito ist, hat die Conaie auch nach Quito mobilisiert. Seit ein paar Tagen versuchen Militärs Quito abzuriegeln, damit niemand einen Marsch auf Quito machen kann. An vielen Stellen in Imbabura ist es diesmal das Militär, dass die Straßen blockiert. Viele Menschen machen sich zu Fuß auf den Weg, querfeldein. Noboa hat ein Dekret erlassen, das es Busunternehmen untersagt (sonst wird eine saftige Geldstrafe fällig), Demonstranten nach Quito zu transportieren, und der Transport von Menschen in LKWs ist auch illegal. Die Straßen in Quito sind hochmilitarisiert, auch hier wird exzessiv Tränengas eingesetzt. Die Straßen von Quito sind voll mit Demonstrationszügen, mit dem Ziel sich in einem zentralen Park zu treffen.

    Auch in anderen Städten finden heute wieder große Demonstrationen statt.

    Das Militär sollte von Imbabura nach Quito verlegt werden, das haben Kommunen rund um Otavalo verhindert. Dabei gab es vergangene Nacht schwere Auseinandersetzungen.

    Spediteure haben vor zwei Tagen eine Straße an die Küste blockiert. Sie fordern Sicherheit, da fast täglich Fahrer von organisierten Banden ausgeraubt und umgebracht werden. Dafür fehlt angeblich Personal.

    Liebe Grüße

    Jutta

    aktualisiert, 09/10/2025:

    • Der Aufstand hält den 18.Tag in Folge an, inzwischen auch mit starker Kraft in Caňar, im südlich-en Hochland. Dort ist die Repression durch das Militär ebenfalls stark. In Imbabura ist sie wohl zurückgefahren, Imbabura ist abgeschottet, auch um zu verhindern, dass nachgerüstet wird. Das hat aber zur Folge, dass die Versorgung, vor allem auch mit Gas für die Küche, knapp wird. Medikamententransporte und andere wichtige Dinge werden durchgelassen. Allerdings ist ein Grund für die Heftigkeit der Proteste die miserable staatliche Gesundheitsversorgung. Noboa hat vor, die Sozialsysteme zu privatisieren.
    • Die Lügenkampagne des Präsidenten stößt immer mehr Menschen auf, auch in den Städten. In Quito wird von Bündnissen, Studenten, Gewerkschaften, für den 10.10. und den 12.10. zu zwei großen Demonstrationen aufgerufen.
    • Inzwischen gab es eine Nachricht aus Ecuador auch bei Tagesschau. Dort wird von einem angeblichen Attentat der Demonstranten auf den Präsidenten Noboa in Caňar berichtet, so auch in der offiziellen ecuadorianschen Presse. In diesem Zusammenhang wurden vier Leute verhaftet. Inzwischen sind sie auf richterlichen Beschluß wieder auf freiem Fuß, da die Anschul-digungen jeder Grundlage entbehren.
    • So war es auch bei verschiedenen anderen angeblichen tätlichen Angriffen, die die Regierung den Demonstranten vorwirft. Noboa zieht alle Register den Aufstand zu kriminalisieren, setzt Falschaussagen in die Welt, macht Geschenke, die nicht finanziert sind, usw.
    • Seine treuen Anhänger stehen hinter ihm, aber im Land verliert er immer mehr an Rückhalt.

    aktualisiert, 05/10/2025, 22:00 Uhr:

    Liebe BV,

    im Anhang sende ich Euch einen Artikel aus Ecuador. Er darf auch bei uns veröffentlicht werden.

    In der Zwischenzeit ist viel passiert, von Aida habe ich diese Tage kaum was gehört, sie waren ständig in Versammlungen. Nur diese Nachricht gestern: Der Streik geht weiter und die FICI hat die Kontrolle wieder übernommen. Seit 02.10. ist die militärische Repression auch in Alausí hoch, im südlichen Hochland.

    In immer mehr Regionen gehen die Menschen auf die Straße. Die Regierung bewegt sich kein biss-chen, sie versucht den Aufstand zu kriminalisieren, und Noboa drohte die Indigenas aus dem Land zu schmeißen. Die Conaie droht mit einem Marsch auf Quito. Dort sind bereits viele Menschen zur Unterstützung des Aufstandes, der vor allem in den Provinzen läuft, auf der Straße. Die miserablen Lebensverhältnisse, zusammenbrechendes Gesundheits- und Bildungssystem, betreffen ja nicht nur Indigenas. Es geht aber auch um Menschenwürde und ein neues gesellschaftliches Bewußtsein, der Wertschätzung des gesellschaftlichen Beitrages der Landbevölkerung, die die Städte mit Lebensmitteln versorgt.

    Gruß

    Jutta

    aktualisiert, 01/10/2025, 22:00 Uhr:

    Es findet eine enorme Desinformationskampagne statt

    • Vergangene Woche wurde versucht, die indigene Bewegung zu spalten, indem behauptet wur-de, die Führung hätte den Abbruch des Streiks ausgerufen. Das hat die Basis zunächst aufge-bracht und sie waren fest entschlossen den Streik trotzdem fortzuführen. Wenig später verbrei-tete allerdings der Präsident der Conaie ein Interview, in dem er dies verneint und die Gründe er-klärt, weshalb sie eben auf keinen Fall den Streik abbrechen werden. Am nächsten Tag wurde die Anklage gegen ihn und zwei weitere Führer wegen Terrorismus eingereicht, ihnen drohen bis zu 40 Jahre Haft. Zugleich wird allen Indigenas pauschal vorgeworfen Terroristen zu sein und zur Mafia „tren de Aragua“ zu gehören. Trump hat genau dies auch den Venezolanern in den USA pauschal vorgeworfen. Die Menschen antworten zu tausenden mit Tänzen auf der Straße. Es sind im ganzen Land jeden Tag mehr Menschen auf der Straße, die Repression ist bisher nur in Imbabura und hält unvermindert an.
    • Der Konvoi vorletzte Nacht mit ca 100 Militärfahrzeugen, größtenteils gepanzerte Laster, soll ein humanitärer Konvoi gewesen sein, mit Hilfslieferungen für die notleidende Bevölkerung, mit dabei Präsident Noboa, die Vertreter Italiens und der EU. Völlig guten Willens seien sie von Terroristen in einen Hinterhalt gelockt worden. Der Konvoi ist tatsächlich in die Dörfer gefahren, allerdings um 2 Uhr morgens, der Strom und das Internet wurden zu dieser Zeit gekappt, …

    Protest gegen Präsident Noboa

    Präsident Noboa war in der Provinzhauptstadt Ibarra, dort waren massenhaft Leute auf der Straße, um ihre Ablehnung kundzutun und Cotacachi zu unterstützen („Cotacachi halte durch, Ibarra steht auf“). Der Bürgermeister von Ibarra spricht von einer Dialogbereitschaft, ob dies stimmt, ist nicht klar.

    Drei der zwölf Verhafteten im Gefängnis von Esmeraldas sollen wohl nach Imbabura zurückkehren, damit ihnen dort der Prozess gemacht wird, auch das ist noch nicht sicher.

    Der Tod von Efrain Fueres, einem indigenen Führer, war wohl eine gezielte Hinrichtung und soll unter-sucht werden. Einer, der ihm zur Hilfe eilte, wurde zusammengeschlagen, vor laufender Kamera. Dies hat die Mobilisierung weiter vorangetrieben.

    Frente Popular wird sich ab Donnerstag landesweit dem Streik anschließen.

    Sie rufen zu einem nationalen Kongreß auf, zur Verteidigung der sozialen Sicherheit, er soll am 18.Oktober in Guayaquil stattfinden.

    aktualisiert, 29/09/2025, 22:00 Uhr:

    Liebe BV,

    die Situation in Imbabura wird immer schlimmer.

    Dörfer in Cotacachi (nahe Otavalo) haben beim nächtlichen Eindringen des Militärs einige Soldaten festgenommen. Gestern Nacht ist der Konvoi einer ganzen Militär-Brigade nach Cotacachi gefahren und hat gedroht, in die Häuser einzudringen und jeden Mann mit langen Haaren zu verhaften, so dass sich die Männer aus etlichen Dörfern die Nacht im Umland verstecken mussten. Gleichzeitig wurden Internet und Licht gekappt.

    Ich habe Armin ein paar Fotos geschickt für die Homepage. Es wird möglicherweise schwieriger welche zu bekommen. Die Leute versuchen zwar alles zu dokumentieren, es darf aber gleichzeitig aus Sicherheitsgründen niemand erkannt werden. Es sind bei weitem nicht nur Indigenas, die auf die Straße gehen, aber sie sind die Zielscheibe der Repression.

    Die zwwölf Verhafteten, zu denen der Zugang verweigert wird, wurden in ein Gefängnis nach Esmeraldas (andere Provinz) gebracht, in dem sich verfeindete Banden vor ein paar Tagen ein Massaker geliefert haben mit 17 Toten.

    Immer mehr indigene Gemeinden schließen sich im ganzen Land dem Protest an.

    Für ab dem 02.10. organisiert sich eine Gruppe sozialer Bewegungen. Bald ist ein Großteil der Bevölkerung in irgendeiner Weise aktiv. Ecuadorianer in Brasilien einen Protestmarsch zur Botschaft.

    [… Es wird jemand am Webinar von United Front teilnehmen]

    Aida hat einen Bericht geschrieben, der soll übersetzt werden. Ich habe gebeten, die Übersetzungen auch uns zur Veröffentlichung zukommen zu lassen. Für Sonntag gibt es dann nochmal einen kurzen aktuellen Beitrag.

    Liebe Grüße

    Jutta

    (28/09/2025)

    Liebe Freunde,

    die Situation in Ecuador spitzt sich sehr besorgniserregend immer weiter zu.

    Seit Jahren nimmt die Kriminalität im ehemaligen Schwellenland Ecuador rasant zu, die Wirtschaft bricht ein, es gibt eine extrem hohe Mordrate. Drogenbanden liefern sich Kämpfe mit dem ecuadorianischen Staat, dieser hat sich unter diesem Vorwand massiv hochgerüstet, geht aber gegen die Banden kaum vor. Die Regierung ist inzwischen aus Quito nach Latacunga geflohen, die Stadt ist vom Militär abgeriegelt.

    Auslöser des jetzigen Streiks …

    … sind Entscheidungen des Präsident Noboa, die Subventionen für Diesel und Gas zu streichen; internationalen Firmen die Türen zu öffnen, egal ob Trinkwasserreservoire verseucht werden; ausländische Militärbasen ins Land zu lassen. Schon jetzt wissen viele nicht, wie sie ihre Familien ernähren sollen. Es begannen die Berufskraftfahrer Straßen zu blockieren, ihnen schlossen sich immer mehr Organisationen an. Seit dem 22.09.25 hat sich auch die Conaie (Konföderation der indigenen Nationalitäten Ecuadors) dem landesweiten Aufstand angeschlossen. SI e.V. hat direkten Kontakt zur Chijallta-FICI, ihrer Regionalorganisation in der Provinz Imbabura. Dort ist die Organisierung des Aufstandes und die Repression zurzeit besonders stark, in den anderen Provinzen gewinnt der Aufstand an Kraft. In Imbabura geht die Regierung mit brutaler Härte gegen die Demonstrierenden und die Bevölkerung vor, bis an die Zähne bewaffnet und mit gepanzerten Fahrzeugen gegen Unbewaffnete. Seit ein paar Tagen feuern sie aus Hubschraubern Unmengen von Tränengas. Sie dringen nachts in die Dörfer ein und sprühen Tränengas in die Häuser, verhaften willkürlich Menschen, seit gestern schießen sie auch scharf und es wurde Sprengstoff gefunden, es gibt Tote und Verletzte. Teilweise wird das Internet abgestellt. Es gibt eine Ausgangssperre, das öffentliche Leben liegt lahm. Die Menschen werden zu Terroristen erklärt. Das ist Krieg gegen die eigene Bevölkerung!

    Zwölf Menschen wurden willkürlich verhaftet, …

    … unter dem Vorwand Terroristen zu sein, kein Anwalt, keine Angehörigen, haben Zugang zu ihnen. Unter diesen zwölf Personen ist auch ein stark körperbehinderter Mann, der nicht wegrennen konnte. Es hat sich eine Gruppe von Rechtsanwälten gebildet, die den Verhafteten beistehen, viele haben sie auch schon wieder rausgeholt, aber zu den zwölf haben auch sie keinen Kontakt. Sie suchen internationale Unterstützung, haben sich auch an die UNO gewendet, von dort kam wohl die Aufforderung an Noboa, die Repression zu beenden und die Menschenrechte zu wahren.

    Aida erzählt mir, dass auch in den offiziellen ecuadorianischen Medien nicht von der Situation berichtet wird. Das Einzige, was ich hier finden konnte, ist eine Reisewarnung des Auswärtigen Amtes.

    Dieses Schreiben geht auch an die United Front, die ecuadorianische Bevölkerung braucht dringend internationale Unterstützung, was dort geschieht muss in die internationale Öffentlichkeit.

    Liebe Grüße

  • „Klassik in revolutionären Zeiten des 18ten/19ten Jahrhunderts“

    „Klassik in revolutionären Zeiten des 18ten/19ten Jahrhunderts“

    Unter diesem Titel fand am 16.04.25 eine kleine Veranstaltung organisiert von SI Kassel im Nachbarschaftstreff „Rhönbalkon“ im Kasseler Stadtteil Helleböhn statt. 

    Unsere Freunde und SI Mitglieder Andreas Trendelenburg und Martina Wikowski aus Berlin nutzten ihren Kurzurlaub in Nordhessen, um diese wirklich tolle und besondere Veranstaltung zu gestalten. Andreas sang Lieder von Händel, Mozart, Beethoven, Verdi, Puccini, Rossini, Heinrich Heines „Die Weber“, Musik aus „Les Misérables“, von Mikis Theodorakis, Hannes Wader u.a.. Martina las dazu einleitende Texte, die deutlich machten, dass viele dieser uns als „Klassiker“ bekannten Musiker mit ihrer Musik in „revolutionären Zeiten“ an der Seite des gesellschaftlichen und politischen Fortschritts standen und diesen begleiteten.

    Die Fragen und Sorgen der Zuhöherer:innen angesichts der brandgefährlichen aktuellen Entwicklung auf der Welt und ihre Zustimmung zu den oft überraschenden neuen Erkenntnissen in den vor jedem Lied angesprochenen Erläuterungen zu den „Klassikern der revolutionären Zeiten“ und den folgenden Liedern waren deutlich zu spüren. So wurde der Abend auch ein streitbarer und motivierender Beitrag, wie es gelingen kann, heute den notwendigen gesellschaftlichen Fortschritt gegen Kriegstreiber und Faschismus gemeinsam voranzubringen.

    12 Besucher:innen kamen in der Ferienzeit, etliche Bekannte waren unterwegs. Es war wichtig, dass auch Besucher aus der Nachbarschaft kamen. 42 Euro für das Indonesien Projekt von SI wurden gespendet und die internationale Solidaritätsarbeit und Prinzipien von SI bekannt gemacht. Den Wunsch der Koordinatorin des Nachbarschaftstreff „Rhönbalkon“, den Abend zu wiederholen und dann auch vielleicht auf dem Platz vor dem Nachbarschaftstreff, sollten wir aufgreifen. 

    Wer einen Eindruck der vorgetragenen Lieder haben will, findet einige auf Youtube „trendmusik52″.

  • Konzert am 16. April 2025 in Kassel: Klassik in revolutionären Zeiten des 18ten und 19ten Jahrhunderts

    Konzert am 16. April 2025 in Kassel: Klassik in revolutionären Zeiten des 18ten und 19ten Jahrhunderts

    1. April 2025:
      Im Nachbarschaftstreff „Rhönbalkon“
      Süsterfeld – Helleböhn Meißnerstraße 23
      34134 Kassel
      Beginn 18.30 Uhr

    Rolf-Andreas Trendelenburg macht seit über 20 Jahren eine klassische Gesangsausbildung bei Juliane Gabriel in Berlin. Er ist Krankenpfleger i. R., also kein beruflich professioneller Sänger. Rolf-Andreas ist Personalrat i.R. der Charité Berlin und aktives ver.di Mitglied. Mit seiner Musik ist er deshalb viele Jahre auch als Mitstreikender der Charité-Belegschaft, bei Streikversammlungen und Protestaktionen, wie u.a. vor dem Berliner „Roten Rathaus“ aufgetreten.
    Das Anliegen seiner Konzerttouren durch Deutschland ist es bei den Zuhören ein Verständnis zu wecken über das Schaffen damals sehr mutiger fortschrittlicher Kulturschaffender in den revolutionären Zeiten rund um die französische Revolution
    1789, den Pariser Juniaufstand 1830, die europäischen Revolutionen 1848, sowie 1871 der „Pariser Commune“. In den von Rolf-Andreas vorgetragen Liedern wie „ Rossinis „Figaro“ , Mozart, Beethovens „ Ode an die Freude“, und aus seiner
    Befreiungsoper Fidelio, Schuberts „Forelle“, Verdis „Gefangenenchor“ aus der Oper „Nabucco“, Puccinis „ e lucevan le stelle“ aus der Oper „Tosca“, „Lied des Volkes“ aus dem Musikal „Les miserables“, Heinrich Heines „Weber“ und weiteren aktuellen
    Liedern, steht das Leben und das Aufbegehren der einfachen Menschen im Mittelpunkt.
    Die von Martina Wikowski. zu jedem Lied vorgetragenen Texte erläutern den historischen Beitrag dieser „revolutionären Zeiten“ für den gesellschaftlichen Fortschritt. Der Konzertabend regt damit auch an zu einer optimistischen Diskussion
    über eine gesellschaftliche Perspektive und Alternative zur aktuellen katastrophenbehafteten Zeit.
    Der Eintritt ist frei stattdessen sammeln wir Spenden für die internationalen Projekte von „Solidarität International – SI e.v.

  • Redebeitrag zum Internationalen Frauentag

    Redebeitrag zum Internationalen Frauentag

    Einen Guten Tag allen zum heutigen Internationalen Frauentag!!

    Wir sprechen für die Wuppertaler Gruppe von Solidarität International und überbringen euch herzliche Grüße, auch von allen, die heute nicht dabei sein können.

    SI, so die Abkürzung von Solidarität International, ist eine anerkannte bundesweite gemeinnützige Hilfsorganisation. SI unterstützt viele Projekte in Deutschland und der Welt.

    Aktuell wollen wir -und das passt hervorragend zum heutigen Tag- die Textilarbeiterinnen in Bangladesh unterstützen.

    Sicher sind euch die verheerenden Bedingungen in der Modeindustrie bekannt und sicher erinnert ihr euch an den Einsturz der Rana-Plaza-Fabrik in Dhaka vor 12 Jahren. Dabei kamen über 1000 Arbeiterinnen uns Leben, noch mehr wurden verletzt. Bis heute dauert der Kampf um Entschädigung, Gerechtigkeit und für bessere Arbeitsbedingungen und Bezahlung an.

    Warum wir uns letztes Jahr entschieden haben, genau diese Frauen zu unterstützen, führt Clara, unsere Vorstandsfrau, jetzt weiter aus:

    Angesichts der neuen politischen Entwicklungen ist es umso bedeutender heute am Internationalen Frauentag weltweit gegen die reaktionäre Vernichtung bisher erkämpfter Frauenrechte zu protestieren. Frauen sind besonders betroffen von der Rechtsentwicklung, nicht nur politisch, auch juristisch werden Errungenschaften angegriffen und zerstört, wie das Selbstbestimmungsrecht der Frauen! Selbst die formelle Gleichstellung wird angegriffen werden! 

     Viele Frauen, u.a. in ver.di und SI unterstützen schon seit Jahren unsere Kolleginnen der Textilindustrie und sammeln Spenden für Gewerkschaftsorganizerinnen, um einen nachhaltigen Beitrag für die Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten. Das wichtigste Anliegen der Gewerkschaft GWTUC (Garment Workers´ Trade Union Center) ist, dass sich Frauen organisieren, denn nur so kann sich wirklich was ändern. 

    Die Frauen in Bangladesh sind von einer besonderen Ausbeutung betroffen; sie arbeiten unter sklavenähnlichen Verhältnissen und leben in Slums. Die Profiteure der Konzerne wie von Primark, KiK, Mango oder Benetton bereichern sich und gehen, wenns sein muss, auch über Leichen.

    Alles gute Gründe für uns, um jetzt erst recht den Aufbau der Gewerkschaft zu unterstützen und auf dieverheerenden Zustände vorwiegend der Frauen aufmerksam zu machen!

    Der Bezug zu Wuppertal als ehemalige Textilstadt, aber auch die Verbindung zu Themen wie Fair Trade, Nachhaltigkeit und Klimaschutz hat uns zu dem Beschluss bewogen, mindestens ein Jahresgehalt einer Organizerin zu finanzieren, was ca. 2200€ sind.

    Unter dem Motto: „Ein Monatsgehalt* für ein Jahresgehalt“. *das durchschnittliche Monatsgehalt (netto) beträgt in Deutschland rund 2500€.

    Um die Spenden zu erhalten, sind wir vielfältig aktiv.

    Sanni


    Wir verbinden das Projekt mit Bildungsarbeit und Freizeit; wir sammelten bereits Spenden bei einer Wanderung mit Museumsbesuch, einem Brunch und einer Veranstaltung in der „Färberei“. Weiterhin planen wir einen Stand am 1. Mai und bei einem Flohmarkt, sowie Verkauf von besonderen Fairtrade T-Shirts beim Rebellischen Musikfestival an Pfingsten, usw.


    Ihr seht, unsere Aktivitäten sind vielfältig und jede/jeder kann sich einbringen.
    Internationale Solidarität ist die stärkste Waffe gegen Hass und Hetze, auch gegen die AfD in Deutschland!
    Deshalb: organisiert euch!

    Für eine Spende bedanken wir uns herzlich und neue Interessentinnen/Unterstützerinnen sind jederzeit willkommen!

  • Ein neues Mitglied beim Neujahrsbrunch gewonnen

    Ein neues Mitglied beim Neujahrsbrunch gewonnen

    Am Sonntag, 2.2.25 hatten wir in Esslingen unser erstes Treffen im neuen Jahr: den Neujahrsbrunch! Wir hatten reichlich leckeres Essen, haben zurück auf unsere Aktivitäten in 2024 geblickt und haben unsere Aktivitäten für dieses Jahr geplant. Da unser Sponsorenessen für Gaza soll leben im September so ein Erfolg war, haben wir beschlossen daran anzuknüpfen und planen weitere Sponsorenessen dieses Jahr. Wir konnten 135,- Euro Spenden sammeln. Da während der Waffenruhe in Gaza vermehrt die Westbank und das Lager Jenin angegriffen werden, haben wir beschlossen mit unserer Spende das Rehazentrum in Jenin zu unterstützen. Wir konnten beim Neujahrsbrunch ein neues Mitglied gewinnen!

  • Steht „Staatsräson“ über dem Grundrecht der Meinungsfreiheit?

    Steht „Staatsräson“ über dem Grundrecht der Meinungsfreiheit?

    Unser Bundesvorstandsmitglied Larry musste sich vor dem Amtsgericht Nürnberg wegen der Verwendung der Parole „From the river to the sea“ verantworten. Die Richterin ließ es kalt, dass er damit Frieden für alle Menschen in der Region wollte.

    Am 2. November 2023 hat Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) die Parole „From the river to the sea“ in der Folge des Anschlags der Hamas vom 7. Oktober 2023 mit vielen toten jüdischen Zivilisten und 200 Geiseln verboten. Begründung: sie sei angeblich eine ausschließlich von der Hamas verwendete, antisemitische Parole, die das Existenzrecht Israels bestreite. Die Verwendung der Parole ist mitnichten in jedem Fall eine Zustimmung zur Hamas. Nichts desto trotz werden landauf, landab Menschen, die die Parole verwenden – unabhängig von ihrer inhaltlichen Aussage und Absicht, von Staatsanwaltschaften und Polizei verfolgt, angezeigt und verklagt. Oft handelt es sich um Kritiker des Völkermords an den Palästinensern durch das israelische Militär und Regierung, Leuten also, die – verbockt wie sie sind, gleiches Recht für alle Menschen fordern, auch für Palästinenser. Also: Schutz für die Zivilbevölkerung, ungehinderter Zugang zu Nahrung, Wasser und Medikamenten.

    Während also Staatsanwaltschaften und Polizei von Amts wegen aktiv werden, sind sich deutsche Gerichte durchaus nicht einig. Manche lehnen eine unkritische Übernahme des Faeser-Erlasses ab, zumal er ohne nähere Begründung einfach eine Behauptung zur umstrittenen Parole aufstellt. So gibt es Gerichte, die entschieden haben, dass der Kontext und die Absicht berücksichtigt werden müssen, was dann zu Freisprüchen oder milden Strafen führte.

    Solch ein Verfahren um die Parole „From the river to the sea …“ fand am 10. März vor dem Amtsgericht Nürnberg gegen unser Mitglied der Bundesvertretung von Solidarität International e.V. (SI) und bekennenden Juden Larry statt. Er hatte am 6. Januar 2024 auf einer Solidaritätskundgebung mit der palästinensischen Bevölkerung und ihrem Freiheitskampf eine Rede gehalten, in der er sich unter anderem wunderte, warum gerade diese Parole als Auflage für den Aufzug von der Behörde verboten worden sei. In besagter Rede führte er aus, dass es in seiner amerikanischen Heimat ein Lied gäbe, das Frieden und Freiheit „from the sea to the shining sea“ für alle Menschen verkünde. Er sei eben auch für Palästina für Freiheit, Gleichheit und Geschwisterlichkeit „from the river to the sea“.

    In seiner Stellungnahme vor Gericht führte er weiter aus, dass er im jüdischen Glauben erzogen worden sei. Er praktiziere seinen Glauben und in seiner Gemeinde ist er neben dem Rabbi der einzige, der aus der Thora vorlese. Durch seinen Glauben sei es ihm nicht egal, wenn Menschen in Not wären, wenn Unrecht geschehe, soziale Probleme bestünden oder die Natur zerstört werde. So empfinde er großes Unrecht in Palästina. Freiheit, Gerechtigkeit und Demokratie seien ihm sehr wichtig. Er las aus seinem Gebetsbuch vor: „… ob unserer Sünden wurden wir aus unseren Ländern vertrieben und von unserem Boden entfernt … weil wir gesündigt haben.“ Nach seiner Meinung gehe es für das jüdische Volk darum, sich vor Gott zu bewähren und das sehe er momentan nicht gegeben.

    Der Staatsanwalt wiederholte darauf ungerührt sein Eingangsplädoyer, die Parole sei ein Kennzeichen der Hamas und unterstellte Larry einen Vorsatz, weil er vor 2000 Menschen gesprochen hatte. Er verstieg sich dann zu der Behauptung, Demokratie verteidige man nicht, wenn man Hamas-Parolen verbreite.

    Offensichtlich war der Staatsanwalt der Meinung, dass Demokratie darin bestehe, Regierungserlasse unkritisch auf die Gesellschaft anzuwenden und Kritiker an der Regierungspolitik der bedingungslosen Unterstützung der israelischen Regierung mundtot zu machen.

    Larrys Anwalt stellte die Anschuldigungen richtig: Es wurde nicht die Parole begründet, sondern kritisiert. Die Parole ist interpretierbar und nicht eindeutig, weshalb die Verwendung der Parole grundsätzlich nicht haltbar ist. Die Auflage der Innenministerin selbst ist rechtswidrig, da ohne Begründung aufgeführt. Die Rechtsprechung in Deutschland dazu ist uneinheitlich. So stufte das Landgericht Mannheim die Meinungsfreiheit höher ein und bewertete auch die genaue Argumentation bei der Verwendung der Parole. Dabei ging der Angeklagte straffrei aus (Legal Tribune Online vom 7.6.24).

    Die Richterin schloss sich jedoch der Haltung des Staatsanwalts an und verurteilte Larry zu 50 Tagessätzen à 15 €. Er habe als langjähriger politischer Aktivist die Parole nicht spontan verwendet. Billigend in Kauf genommen hätte er, dass die anwesenden ca. 2000 Kundgebungsteilnehmer die Parole im Sinne der Hamas verstanden hätten. Dieses Urteil folgt der Linie der Kriminalisierung der Solidarität mit dem palästinensischen Befreiungskampf und der Kritik an der hemmungslosen Unterstützung für den israelischen Völkermord durch die deutschen Politik.

    Die etwa 40 Besucher, die aus Solidarität mit Larry gekommen waren, hatten schon vor der Verhandlung eine kleine Solidaritätskundgebung vor dem Gericht abgehalten. Im Saal – streng beäugt vom Wachtmeister – waren sie zu „Ruhe und Ordnung“ gezwungen. Doch mit Urteilsverkündung gab es lautstarken Protest: „Mit diesem Urteil, ist mein Glaube an Gerechtigkeit tief erschüttert worden“, rief eine Frau in den Saal. Und ein Mann qualifizierte das Urteil als antisemitisch, was die Richterin sogleich zum Anlass nahm, seine Personalien einzufordern. Die Repression hat viele Mitläufer – und dieses Urteil kann durchaus dazugezählt werden.

    Larry geht in Berufung. Der breiten Solidarität und finanziellen Unterstützung darf er sicher sein.

    Unter den Prozessbeobachter*innen konnten für den Hilfsfonds Demokratische Rechte von SI 281,20 € gesammelt werden, die für Prozess- und Rechtsanwaltskosten in dem weiter gehenden Verfahren eingesetzt werden.

    Es wurde ein Konto in das Hilfsfonds Demokratische Rechte für diese Sache eingerichtet.
    Kontoinhaber: Solidarität International (SI) e.V.
    IBAN DE86 5019 0000 6100 8005 84
    BIC FFVBDEFF – bei der Volksbank Rhein/Main BLZ 501 900 00
    STICHWORT: Larry Zweig
    Bei Angabe von Namen und Adresse wird eine Spendenbescheinigung ausgestellt; diese gibt es immer zum Jahresanfang (also in dem Fall Januar/Februar 2026).

  • Veranstaltung „Wenn wir zusammen gehen“

    Veranstaltung „Wenn wir zusammen gehen“

    Ein Nachmittag voller Vielfalt und Gemeinschaft

    Der Nachmittag des 19. September 2024 begann mit der gemeinsamen Dekoration des Raumes im Mütterzentrum Braunschweig. Zunächst wurden die 28 Teilnehmer:innen mit dem Lied ‚Brot und Rosen‘ musikalisch begrüßt. Anschließend stellten sich SI und Courage als veranstaltende Organisationen vor.

    Die Veranstaltung „Wenn wir zusammen gehen“ widmete sich der internationalen Solidarität und Frauenbewegung. Im Mittelpunkt stand die Vorführung eines beeindruckenden Dokumentarfilms zur 3. Weltfrauenkonferenz, die 2022 in Tunesien stattfand. Der Film bot tiefgehende Einblicke in die Herausforderungen, Erfolge und die unerschütterliche Entschlossenheit von Frauen aus aller Welt, die für ihre Rechte und die Gleichstellung der Geschlechter kämpfen.

    Der Film mit einer Dauer von anderthalb Stunden wurde gemeinsam ngesehen. Eine spanische Simultanübersetzung stellte sicher, dass alle Teilnehmer:innen die wichtigen Inhalte und Botschaften des Films verstehen konnten. Vor Beginn der Diskussion gab es eine Pause.

    Ein Highlight war die Auswahl an selbstgemachten Snacks aus verschiedenen Ländern, die das internationale Flair der Veranstaltung unterstrichen und kulinarischen Genuss boten.

    Während der anschließenden Diskussion wurde der Film als eindrucksvoll, jedoch für den Nachmittag als sehr lang empfunden. Viele Frauen äußerten ihre Meinung zur politischen Lage der Frauen, zu Umweltthemen sowie zu Erfolgen und Rückschlägen der Frauenbewegung. Verschiedene Ansätze zur Lösung der Probleme innerhalb des Kapitalismus und Sozialismus wurden erörtert. Zudem wurde der Frauenpolitische Ratschlag vorgestellt.

    Die Veranstaltung war nicht nur ein Ort des Austauschs und der Inspiration, sondern erzielte auch konkrete Ergebnisse. Drei neue Mitglieder:innen konnten für SI gewonnen werden und zusätzlich trugen sich drei weitere Personen in unsere Informationsliste ein. Dies zeigt, dass die Veranstaltung sowohl informativ als auch motivierend und aktivierend war.

    Ein weiterer bedeutender Punkt des Abends war, dass mit den Einnahmen aus den Eintrittsgeldern (3€, 4€, 6€) sowie dem Verkauf von Speisen und Getränken insgesamt 204€ zugunsten des Frauenpolitischen Ratschlags gespendet werden konnten. Diese Spende unterstützt die Arbeit der Organisation und trägt zur politischen Vertretung von Frauenanliegen bei.

    Die Veranstaltung war ein voller Erfolg und verdeutlichte erneut die Bedeutung des internationalen Austauschs und der Solidarität unter Frauen. Die Mischung aus informativen Inhalten, kulinarischen Genüssen und gemeinschaftlichem Engagement schuf eine besondere Atmosphäre, die noch lange nachwirken wird. Wir bedanken uns bei allen Mitgliedern und Besucher:innen für ihre Teilnahme und Unterstützung.

    SI Braunschweig

  • „Indonesia Gelap – Dunkles Indonesien“

    „Indonesia Gelap – Dunkles Indonesien“


    Protestkundgebung der indonesischen Kommunity in Berlin am Brandenburger Tor

    Seit Wochen demonstrieren v.a .tausende Studenten der Bewegung „Indonesia Gelap – Dunkles Indonesien“ in Jakarta und in zahleichen Städten gegen die Rechtsentwicklung der Politik des neuen Staatspräsidenten Prabowo Subianto (kurz Prabowo).

    Prabowo, dem Ex-General der Suharto Diktatur, wurde mit Millionen Spenden der indonesischen Konzerne und Megabanken in einer manipulierten Medienschlacht zum Wahlsieg verholfen. Scheinbar „Kreide gefressen“ hatte er seine faschistische Vergangenheit und die des Prabowo Clans als Generäle der Diktatur verschwiegen.

    Getreu seiner Förderer hat er sich nach dem Amtsantritt auch gleich ans Werk gemacht. Militärs wurden Minister und Militär und Polizei ermächtigt, gegen fortschrittliche, demokratische und revolutionäre Kräfte mit Verhaftungen, Bedrohungen, Hausbesuchen vorzugehen. Gegen Demonstrationen wird zunehmend Polizei- und Militärgewalt eingesetzt. Der Abbau von im Volksaufstand 1998 erkämpften demokratischen Rechte wird forciert. Aber auch sein Vorgänger „Jowoki“- Widodo hatte bereits viele, inbesondere antikommunistsche, Gesetze erlassen, wie das Verbot solcher Literatur und Symbole wie Hammer und Sichel. Angetreten und gewählt wurde „Jokowi“ u.a. wegen seines Versprechens, den Massenmord an über 1 Mio forschrittlicher Menschen unter der Suharto Diktatur aufzuklären, ebenso die Verbrechen gegen Beteiligte am Volksaufstand 1998. Damals lies Prabowo als verantwortlicher Polizeichef in Jakarta auf die Protestierenden schießen. Bis heute sind etliche Führer dieses Aufstandes verschollen.

    Mit seinem neuen Regierungprogramm hat sich Prabowo im Auftrag der indonesischen Konzerne und Megabanken zum Ziel gesetzt, Indonesien als inzwischen neuimperialistisches Land vom aktuell Platz 16 unter die TOP 5 der Welt zu führen. Dazu wurden auch erkämpfte Umweltgesetze beseitigt. Eine seiner ersten Amtshandlungen war die Abholzung der Reste des bereits zu 2/3 vernichteten tropischen Regenwaldes für die Palmölproduktion zu erleichetrn. Weitere Beschlüsse dienen der Erleichtung von Investionen, insbesondere im umweltzerstötenden Nickelabbau und als weltgrößter Kohleexporteur auch in die Kohleminen. Deshalb stand auf einem Schild der Demonstranten auch „Blut indonesischer Nickelarbeiter klebt an jedem E-Auto“ Mit einem Gesetz zur Finanzierung von „Massenspeisungen“ der zunehmenden Armut im Land versucht Prabowo, sein Ansehen aufzumöbeln. Auf die Frage an die Demonstranten in Berlin, warum sie dieses Gesetz ablehnen, sagten sie: diese Gelder gehen nur in die Korruption und gleichzeitig plant Prabowo Haushaltskürzungen von rund 19 Mrd Dollar.

    Die neue Bewegung „Indonesia Gelap- dunkles Indonesien “ klagt diese Politik an. Die Forderungen in Berlin waren:

    – Verabschieden Sie Gesetze, die den Menschen und der Umwelt zugute kommen

    – Lehnen Sie menschenfeindliche und umweltfeindliche Gesetze ab

    -. Bewertung von Maßnahmen, die den Menschen schaden und Indonesiens Umwelt zerstören

    – Repressive Maßnahmen beenden

    – Militär und Polizei sind wieder in ihre Funktionen zurückzuführen

    – Gewährleistung der Meinungs- und Redefreiheit

    – Aufklärung früherer Menschenrechtsverletzungen

    Ein Vertreter von „Solidarität International“ sprach auf der Kundgebung und trug das Lied „Bonkar“ vor, wo viele mitsangen. Alle sangen auch das Lied „Lagu ibu Pertiwi – Mutter Erde „:

    Ich sehe Mutter Erde, in Trauer, ihre Tränen fließen,

    ihre Diamanten werden in Erinnerung behalten,

    die Wälder, Berge, Reisfelder, Ozeane, Schätze,

    jetzt hat Mutter Schmerzen, stöhnt und betet

  • 14. und 15. Juni 2025 – Sprachenseminar für die internationale Arbeit

    14. und 15. Juni 2025 – Sprachenseminar für die internationale Arbeit

    Du bist internationalist und sprachbegeistert? Du möchtest deine Fähigkeiten einbringen in den internationalen Zusammenschluss der Arbeiter- und Frauenbewegung, in den Kampf gegen Weltkriegsgefahr, Faschismus und globale Umweltkatastrophe? Dann bist du hier genau richtig!