Bericht der SI Veranstaltung am 16.03.23 in Esslingen
Am 16.03.23 war Said Boluri, der Autor von „Der Himmel über der Grenze“ zu Gast bei uns in Esslingen.
Said Boluri wurde 1979 in die Umbruchszeit zwischen Schah- und Mullah-Regime im Iran geboren. In seinem Buch beschreibt er seine Kindheit im Iran, die Flucht der Familie 1990 nach Deutschland und seine Erfahrungen in Deutschland.
Wir waren sehr gespannt auf seine Lesung. Um 19 Uhr, pünktlich zum Beginn waren etwa 20 Gäste im Bürgerhaus der Pliensauvorstadt in Esslingen versammelt. Leider hatte die Deutsche Bahn insgesamt 3,5 h Verspätung und die Gäste mussten auf den Autor warten. Dank Ursel, die leckeres Couscous und Linsensuppe gekocht hatte, war für das leibliche Wohl gesorgt und Mohammad erklärte sich bereit, den letzten Programmpunkt vorwegzunehmen und von der aktuellen Situation im Iran zu berichten.
So berichtete er von den Ausmaßen und der massenhaften Beteiligung an den Kämpfen im Iran, den Festnahmen, der Folter sowie den Exekutionen. Auch über die Situation in vielen Betrieben mit sich solidarisierenden, streikenden Arbeitern. Eine Iranerin widersprach und meinte, die Revolution im Iran sei vor allem die der Frauen und das vor allem die Vergewaltigungen der inhaftierten Frauen vom Regime angewendet wird, um den Widerstand der Frauen zu brechen. Sie vertrat die Auffassung, dass es früher unter dem Schah besser gewesen wäre. In weiteren Beiträgen wurde aber die Breite und Formen der Proteste im Iran sehr deutlich, auch dass eine Charta verabschiedet wurde und sich viele Belegschaften solidarisierten und durch Streiks die politischen Proteste unterstützten. Eine Kernfrage der Diskussion war, ob es dem iranischen Volk unter dem Schah besser ging und ob das iranische Volk Unterstützung von anderen imperialistischen Regierungen für seine Befreiung benötigt oder ob es sich selbst befreien und eine andere Gesellschaftsordnung aufbauen kann. Als Said Boluri um 20:00 Uhr ankam war die lebhafte und kontroverse Diskussion in vollem Gange. Said wurde er mit großem Hallo empfangen und wollte direkt mit der Lesung starten.
Durch die Verspätung und technische Probleme mussten wir unser Programm etwas improvisieren. Doch die Gäste konnten einige spannende Einblicke ins Buch gewinnen und im Anschluss stellte Said noch persönliche und berührende Berichte von Freunden und Bekannten im Iran vor. Bei den Fragen im Anschluss ging es um die Perspektive der Kämpfe im Iran, um deren Form, Methoden und Ziele des Widerstandes. Bei seinen Antworten ging er auch auf die besonderen Bedingungen des Irans ein, im Vergleich zu anderen von islamischen Regimes regierten Ländern.
Anders als geplant gab es erst zum Schluss die musikalischen Beiträge. So wurde auf dem Saxophon der Song of Equality vorgetragen, welcher von den Frauen im Iran als Protest- und Freiheitslied gesungen wird.Es gab noch Lieder mit Gitarrenbegleitung wie Le Chiffon rouge zum mitsingen. Wir haben auf der Veranstaltung sieben Bücher verkauft und Spenden eingenommen. Am nächsten Morgen konnten wir Said bei einer kurzen Stadtführung die hübsche Esslinger Altstadt zeigen, bevor er weiter nach Tübingen reiste.
Wir hoffen Saids Heimfahrt verlief weniger chaotisch und danken ihm für den spannenden Abend. Katrin und Marco aus Esslingen