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  • Südafrika: Auffällig ist, dass sich an diesen Unruhen keine Arbeiter aus den Betrieben

    Südafrika: Auffällig ist, dass sich an diesen Unruhen keine Arbeiter aus den Betrieben

    Korrespondenz der Deutsch-Südafrikanischen Freundschaftsgesellschaft Marikana zu den Hintergründen der Unruhen in Südafrika

    Seit letzter Woche gibt es anhaltende Unruhen in Südafrika. Deutsche Medien berichten, der Haftantritt von Ex-Präsident Zuma sei der Auslöser für die plötzliche „Gewalt und Zerstörung, die mit politischem Protest nichts zu tun hätte“. „Manch einer sieht im Chaos die Lösung“, so die Tagesschau vom 14.7. Es wird das Bild eines wilden, entfesselten Mob gezeichnet, gegen den die Staatsgewalt vorgehen muss.

    Was ist da los? Hintergrund dieser Unruhen ist die Frustration und Wut der Massen über die durch die Corona-Pandemie erheblich verschärfte soziale Lage. Wachsende Arbeitslosigkeit, Hunger und der in vielen Townships vorhandene Mangel an Wasser und Strom erschweren den Alltag immer mehr. Hinzu kommt die Wut über Korruption im Land, die unter Ex-Präsident Jakob Zuma auf die Spitze getrieben wurde. Dieser wurde aktuell zu 15 Monaten Haft verurteilt, die er am 9.7. antrat. Wohlgemerkt: wegen Missachtung des Gerichts, nicht etwa wegen seiner jahrelangen kriminellen Machenschaften!

    Die Verhaftung Zumas ist Anlass, die ohnehin polarisierte Stimmung im Land weiter anzuheizen. Der regierende ANC ist in zwei Fraktionen gespalten: Zuma-Anhänger und die Fraktion des amtierenden Präsidenten Cyril Ramaphosa tragen einen Machtkampf auf dem Rücken der Massen aus. Dies ist auch ein verzweifelter Versuch, die Menschen, die sich massenhaft vom ANC abwenden, zurückzugewinnen. Es ist eine komplizierte Situation mit sehr aufgewühlter, explosiver Stimmung. Südafrikanische Zeitungen berichten von „anhaltenden, gut organisierten, weit verbreiteten und strategisch ausgeklügelten Angriffen auf die Infrastruktur“, bei denen „Mobilfunktürme, Umspannwerke, Stauseen, Lastwagen, Einkaufszentren, Lagerhäuser, Treibstofflager, Fabriken zerstört“ werden und mutmaßen einen Putschversuch1. Auch die Zeitung „The Guardian“ schreibt, dass die Zuma-Fraktion es darauf anlegt, das Land zu destabilisieren um wieder an die Macht zu kommen. Sie stützt sich auf Veteranen des ehemaligen bewaffneten Arms des ANC „Umkontho we Sizwe“ und reaktionäre Stammeselemente der Zulus. Diese sind vor allem in den Provinzen Kwa Zulu Natal und Gauteng vertreten. Sie riefen dazu auf, ganz Kwazulu-Natal stillzulegen, blockierten wichtige Autobahnen, steckten Laster in Brand und starteten Plünderungen rund um die Millionenstadt Durban. Sie drohten, den Hafen von Durban und ganze Städte abzuriegeln. Am 11.7. dehnte sich die Unruhe auf die Innenstadt von Durban und die Provinz Gauteng mit Johannesburg aus. Kriminelle Elemente und selbsternannte, häufig rassistische Bürgerwehren heizen den Vandalismus an. Vielerorts in Gauteng und Kwazulu Natal werden große Einkaufszentren sowie kleine Geschäfte verwüstet, wird alles Verwertbare weggeschleppt. In vielen Orten gibt es kein intaktes Geschäft mehr, so dass die Menschen nicht mehr die nötigsten Lebensmittel kaufen können. Das wiederum zwingt auch Teile der Armen und Arbeitslosen zu Plünderungen. Diese angeheizte Stimmung und zum Teil inszenierte Aktionen werden dazu genutzt, Armee und Polizei gegen die Bevölkerung einzusetzen. Es gab bereits 72 Tote und über 200 Verhaftungen.

    Auffällig ist, dass sich an diesen Unruhen keine Arbeiter aus den Betrieben beteiligen und die in Südafrika sehr kämpferischen und regierungskritischen Gewerkschaften nicht dazu aufrufen. Bilder von Freiwilligen, die die Straßen nach den Plünderungen wieder aufräumen, sind Ausdruck der Kritik daran. Auch Freunde der ICOR-Partei CPSA-ML und von der Südafrikanisch-Deutschen Freundschaftsgesellschaft Marikana in Südafrika stehendiesen Unruhen kritisch gegenüber. Sie sagen, dies sei kein bewusster politischer Protest der Massen und lehnen die spontane, blinde Gewalt ab. Die CPSA-ML ruft in Flugblättern dazu auf, sich daran nicht zu beteiligen.

    Unsere südafrikanische Partnerorganisation Marikana unterstützt im Township Smiling Valley schon jahrelang organisierte Kämpfe für Wasser und Strom, die die Menschen dort für richtige Forderungen und Ziele im Kampf für eine bessere Gesellschaft zusammenschließen.

    1New Frame, 14.7.21

  • Solidarität mit Alassa M. und praktische Solidarität vor Ort

    (Duisburg, 17. Februar 2021) Unsere kleine, schlagkräftige Aktion am Rathaus Hamborn erreichte viele Passanten, die interessiert stehen blieben, unser SI-Flugblatt nahmen und sich die zahlreichen sachkundigen Redebeiträge anhörten. Es war wichtig, die Geschichte des „Fall Alassa“ ins Gedächtnis zu rufen und an die Öffentlichkeit zu bringen. Einstimmig verabschiedete die Kundgebung den Auftrag, eine Solidaritätsadresse an Alassa zu seinem Prozess gegen das Land Baden-Württemberg zu schreiben und wünscht ihm viel Erfolg.

    Berichtet wurde auch über die Zustände im Flüchtlingswohnheim einige Straßen weiter. Es ist kürzlich zum Corona-Hotspot geworden. Aber statt das Heim sofort zu evakuieren und die Menschen coronasicher und menschenwürdig in freien Wohnungen oder freistehenden Hotels unterzubringen, zog die Stadt Duisburg Bauzäune rund um das Heim und es wird von einem Wachdienst Tag und Nacht bewacht, damit keiner rein und raus kann.

    Spontan entschlossen wir uns, einen „Gänsemarsch-Spaziergang“ mit Fahnen und Umhängeschildern, natürlich mit coronagerechtem Abstand, zum Flüchtlingsheim zu machen. Dort angekommen konnten wir ihnen unsere ganze Solidarität ausdrücken, unsere Kritik an den Zuständen deutlich machen und wichtige Forderungen bekannt machen. Mit dem Singen von „Bella Ciao“ verabschiedeten wir uns unter dem Beifall einiger Geflüchteter an den Fenstern und der Kollegen vom Wachdienst. Rund um eine gelungene Aktion. Wir werden es nicht länger zulassen, dass unter dem Deckmantel von Corona die reaktionäre Flüchtlingspolitik der Bundesregierung und der EU verschärft wird.

  • Spendet für Klagen gegen die menschenunwürdige Flüchtlingspolitik der Bundesregierung und der EU!

    Das Engagement für die Selbstorganisation der Flüchtlinge – ob in Deutschland oder in Griechenland – hat in den letzten Monaten sehr wichtige Erfolge erzielt. Dabei steht die humanitäre Arbeit immer in engem Zusammenhang mit politischen und juristischen Aktivitäten.

    In nächster Zeit stehen wichtige Klagen bzw. Prozesse in diesem Zusammenhang an: Die Anklage gegen Alassa Mfouapon wegen angeblichen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte im Zusammenhang mit seiner rechtswidrigen Abschiebung nach Italien vor zwei Jahren. Die juristische Auseinandersetzung mit verleumderischen Aussagen von Alice Weidel als Teil einer breiten Kampagne gegen Alassa nach seiner legalen Rückkehr nach Deutschland. Die auf dem flüchtlingspolitischen Kongress beschlossene Klage gegen die Bundesregierung wegen ihrer Zusammenarbeit mit dem verbrecherischen libyschen System – um nur einige zu nennen.

    Deshalb ruft Solidarität International auf, die Spendenaktivität in der Flüchtlingsarbeit auf die Stärkung des SI-Kontos „Demokratische Rechte/Alassa & friends“ zu konzentrieren.

    Die reaktionäre Flüchtlingspolitik der Bundesregierung rechnet allzu oft damit, dass Flüchtlinge sich solche Prozesse nicht leisten können.

    Machen wir diesen menschenverachtenden Spekulationen einen Strich durch die Rechnung!

    Spendet lebhaft….
    Das Spendenziel sind 10 000 €

    Spendenkonto IBAN: DE86 5019 0000 6100 8005 84,
    Stichwort „Demokratische Rechte/Alassa & friends“

    Spendenaufruf Klagen Flüchtlinge Juni 20.pdf

  • An den Bundesvorstand der VVN-BdA

    Liebe Mitstreiter*innen !
    Mit völligem Unverständnis und Empörung haben wir die Entscheidung des Berliner Finanzamtes zur Kenntnis genommen, der VVN-BdA die Gemeinnützigkeit zu entziehen!

    Das ist ein deutschlandweiter politischer Skandal und völlig haltlos!

    Das Vorgehen ist darauf gerichtet, Euch finanziell zu ruinieren und sich so für den Staat und seine Politik unliebsame Kritiker vom Hals zu schaffen.
    Gerade die VVN-BdA verdient den Beisatz „gemeinnützig“: Ihr tretet ein gegen leider weiter zunehmende faschistische, antisemitische, rassistische und nationalistische Erscheinungen und beteiligt Euch couragiert an entsprechenden Gegenaktionen, zeigt Flagge und positioniert Euch gegen Verletzungen der Menschenrechte und antidemokratisches Verhalten.

    Das halten wir für sehr „gemeinnützig“, gerade angesichts der zunehmenden Rechtsentwicklung in Deutschland und anderen Ländern.

    Es bedarf deshalb Organisationen, die antifaschistische Aufklärung betreiben und das Gedenken an die Opfer der nationalsozialistischen Tyrannei lebendig halten, gerade auch unter der Jugend.
    Leidr reiht sich der Entzug der Gemeinnützigkeit gegenüber Euch in eine traurige Liste ein: So wurde attac bereits die Gemeinnützigkeit entzogen, sowie auch dem Demokratischen Zentrum in Ludwigsburg. Hier ist die Begründung, dass die Arbeit zu politisch wäre und dass das Demokratische Zentrum Ludwigsburg Menschen anderer Weltanschauung (sprich Faschisten) die Mitarbeit verwehre. 

    Solidarität International (SI) e.V. solidarisiert sich uneingeschränkt mit Euch und unterstützt Eure Forderung nach Anerkennung der Gemeinnützigkeit für Eure Organisation.
    Mit solidarischen Grüßen

    Renate Radmacher, Axel Kassubek, Waltraut Bleher

    – Geschäftsstelle Solidarität International (SI) e.V. –

    Erklärung an VVN-BdA.pdf

    Internet Petition: Die VVN-BdA muss gemeinnützig bleiben!

    https://www.openpetition.de/petition/online/die-vvn-bda-muss-gemeinnuetzig-bleiben