Monat: März 2021

  • „Den Flüchtlingen stehen die vollen Menschenrechte zu!“

    Die Rede in Ellwangen:

    „Jeder hier kann sich noch an den riesigen Polizeieinsatz im Mai 2018 mit 600 martialisch ausgerüsteten Einsatzkräften und Hunden, die in der LEA einfielen erinnern. Die einzelnen Häuser in der LEA wurden abgeriegelt, damit die Bewohner nicht sehen konnten, was insgesamt geschah. Alle Flüchtlinge, Frauen, Kinder und Männer hatten große Angst – auch die Männer von der Security! Ihnen wurde das Gefühl vermittelt Kriminelle zu sein.

    In der Nacht haben Polizisten nicht verschlossene Türen eingetreten, Flüchtlin­ge sprangen vor Angst aus den Fenstern, dabei verletzten sie sich z.T. schwer meistens an den Beinen. Männliche Flüchtlinge wurden zu Boden geworfen und bekamen Stiefel in den Nacken gestellt. Meine Frau traf am nächsten Tag auf Flüchtlinge in der Innenstadt – sie hatten überall Blessuren.

    Wenige Tage nach diesem Vorfall organisierte Alassa M. gemeinsam mit ande­ren Flüchtlingen eine friedliche Protestdemonstration in Ellwangen. Sie wand­ten sich unter der Losung „Viel wurde über uns geredet. Jetzt reden wir. Wir sind Flüchtlinge – keine Kriminellen“ an die Öffentlichkeit.

    Dieses selbständige und selbstbewusste Auftreten der Flüchtlinge konnte das Innenministerium in Stuttgart offensichtlich in Absprache mit dem Bundesinnen­ministerium so nicht stehenlassen. In einer Art Strafexpedition wurde Alassa M. unter brutalen Umständen kurz nach dieser Demonstration nach Italien abge­schoben.

    Hier wurde jemand mit Abschiebung bestraft, weil er das Selbstverständliche gemacht hat, nämlich sein Recht wahrzunehmen, seine Meinung zu sagen und sich zu organisieren?

    Das scheint zumindest die Absicht von Innenminister Thomas Strobl (CDU) zu sein, der allein die hohen Kosten, den rechtswidrigen Missbrauch der Polizei zu politischen Zwecken und die Verstöße gegen Grund- und Menschenrechte zu verantworten hat. Das baden-württembergische Innenministerium reiht sich da­mit ein in die ganze Rechtsentwicklung der EU-Behörden.

    Die „Grenzschutzorganisation“ Frontex stößt mit illegalen „Push-backs“ anlan­dende Boote mit Kinder, Alte, Frauen zurück ins Meer. Dass sie ertrinken, neh­men die Offiziellen der Organisation und die beteiligten Regierungen der EU bewusst in Kauf.

    In den Lagern der EU – wie unter anderen in Lipa/Bosnien, Kara Tepe/Lesbos – müssen Menschen, die vor Krieg, Terror und Unterdrückung fliehen, unter un­würdigsten Bedingungen hausen. Millionen Euro Hilfsgelder der EU versickern in dubiosen Unternehmen, ohne dass die Behörden deren Leistungen kontrol­lieren.

    Hilfe bietet dagegen die große Unterstützung durch Geld- und Sachspenden der einfachen Menschen in der EU zusammen mit der Selbstorganisation der Flüchtlinge: Mit den wenigen Spendengeldern leisten sie Großartiges, organi­sieren ihr Leben, reparieren, nähen für sich und die Bevölkerung, sie sammeln Müll, tauschen Plastikflaschen zum Recyclen gegen Lebensmittel und kochen in einer Suppenküche für sich und die arme Bevölkerung in der Umgebung des Lagers.

    Den Flüchtlingen stehen die vollen Menschenrechte zu.

    Die werden ihnen aber verwehrt, solange die EU ihre „Abschreckungspolitik“ fortsetzt. Haben Menschen, die um Hilfe bitten, die auf der Flucht sind, nur ein­geschränkte Rechte?

    „Solidarität International e.V. (SI)“ unterstützt, dass die Menschen selbst zu Wort kommen – in den Lagern an den EU-Außengrenzen und auch hier – wie im Falle von Alassa M. SI unterstützt die Klage des Mitglieds des „Freundeskrei­ses Flüchtlingssolidarität in SI“ und ist stolz auf diesen Freundeskreis. Um sol­che berechtigen Prozesse führen zu können, unterhält SI einen Hilfsfonds. Wer den Prozess finanziell unterstützen möchte, kann hier spenden.“

    Drucken
  • Wir freuen uns auf unsere wöchentliche Seminarreihe über Lesbos und seine Geschichte

    Wie immer ein großes Dankeschön an die Firma Agritellis für ihre Hilfe.

    Es enthält Decken, Schlafsäcke, Kleidung, Unterwäsche, Schuhe und hygienische Artikel. Jeder kann sich im Voraus aussuchen was er braucht, die Größe etc. und dann schicken wir die Listen zum Hope Project und sie packen für jeden einzelnen. Dann können sie kommen und an den Recyclingstellen aussuchen.

    Für das Recycling haben sie etwa 350.000 leere Flaschen aus dem Camp geholt und mit Lebensmitteln und Non-Food-Artikeln getauscht.

    706 Personen erhielten individuell gepackte Tüten mit Kleidung, hygienischen Artikeln, Schlafsäcken und allem, was sie sonst noch bestellt haben.

    Diese Woche diskutieren wir über die Geschichte Lesbos und seiner Bevölkerung.

    Präsentation von Katerina Efstathiou Selacha.

    Wenn z. B. arabische Städte voller Abfall aussehen, ist dies ein Problem der schlechten Regierungen, denen ihre Leute egal sind. Als sie anfingen zu demonstrieren und nach Freiheit zu fragen, war eine sehr wichtige Sache immer, Freiwillige zu haben. Man findet sie auf Bildern vom Tahrir Square in Kairo vor zehn Jahren und wir haben es am Anfang auch in Syrien versucht, als Protest sehr friedlich war.

    Das sind also die Gründe, warum wir beschlossen haben, zu helfen und diese harte Arbeit freiwillig zu erledigen. (siehe Bilder)

    Thomas Osten Sacken

    3,5 Milliarden € sind seit 2016 irgendwohin geflossen, um unter anderem genau diese Versorgung sicher zu stellen. Im Jahr 2021 müssen für sie Linsen und Shampoo gesammelt werden? Von da an hört man aus diesem Land nur, wenn mal wieder ein paar Hunderttausend mehr hungern oder an Cholera erkranken. Seit langem sind Jemeniten nichts als irgendwelche leidenden Kreaturen, gut für einen Spendenaufruf. Um das Schlimmste, nämlich in diesem Jahr eine Hungersnot, zu verhindern fragte die UN 3,5 Milliarden an. Sie bekam 1,7 auf einer Geberkonferenz.

    Selbst als humanitäres Problem interessieren die Jemeniten niemanden. Sie können ja auch nicht fliehen und stellen deshalb keine unmittelbare Bedrohung dar, wie die Syrer.

    Steckt da eigentlich noch irgendeine Idee, außer „Helfen, helfen, helfen!!!“ und möglichst viele Spenden sammeln dahinter?

    Und was für PR-Agenten bzw. Firmen werden da in Lohn und Brot genommen? Beraten die sonst Instagram Influencer oder gehen davon aus, dass inzwischen jeder auf deren geistigem Niveau gelandet ist?

    Merken sie eigentlich noch ihre eigene Menschenverachtung, ihren Zynismus? Seit Jahren frieren, hungern und leiden Millionen in Syrien in elenden Lagern. Da sollen es gute, von einem selbst gemachte News sein, wenn sie ein paar Decken erhalten?

    Das gerade sollten die negativen Schlagzeilen sein: In Syrien brauchen Millionen Menschen noch immer Decken und Essen!

    Und ansonsten: Negative Schlagzeilen sind eine Lustfrage? Das klingt nach der Logik irgendwelcher Pubertierender und zeigt nur, in welchem Ausmaß der alltäglich debile Narzissmus und diese ganze Wohlfühlreklame alles durchdrungen und vergiftet haben.

    Damit es endgültig debil wird, garniert man das Ganze dann auch noch mit diesen furchtbaren Chat-Symbolen.

    Um Veränderung, gar Umwälzung von Verhältnissen, in denen der Mensch ein geknechtetes und erniedrigtes Wesen ist, geht es schon lange und der Caritas eh nicht, nun offenbar um minimale Veränderungen längst auch nicht mehr.

    Drucken
  • München: „Wir haben über den Prozess und die Zustände in den Lagern informiert“

    (17. Februar 2021) In München haben wir Mitglieder von SI mit der Kundgebung zur Unterstützung des Prozesses von Alassa Mfouapon und gegen die unmenschlichen Zustände in Kara Tepe und Bosnien uns auch zum Ziel gesetzt einen öffentlichen Startschuß zur Stärkung von Solidarität International in München durchzuführen. Das gelang mit vollem Erfolg.

    Wir haben die Kundgebung unter unseren Freunden bekannt gemacht, dabei auch den Bayerischen Flüchtlingsrat, die Flüchtlingshelferorganisation Karawane und das Bündnis 8.März eingeladen. Insgesamt haben über 30 Leute an der Kundgebung teilgenommen plus weitere wechselnde Zuhörer auf dem Marienplatz. Die Kundgebung war anziehend v.a. auf junge Leute.

    Wir haben über den Prozess informiert, über die Zuständen in den Lagern, über die Ursachen und Zusammenhänge informiert, protestiert gegen die reaktionäre Politik der dt. Regierung und der EU-Politik, sowie geworben für SI, für den Solidarpakt Oxi und für den Aufbau des Freundeskreis Flüchtlingssolidarität.

    Mehrere junge Leute hatten Interesse und beteiligten sich am Mikrophon. Anwesende junge afghanische Flüchtlinge haben am Mikrophon über ihre dramatischen Erfahrungen und ihre Lage gesprochen. Eine Couragefrau hat zeitweise übersetzt. Ein junger Mann hat sich mit einem Gedicht empört, dass mehr Flüchtlinge im Mittelmeer sterben, als aufgenommen werden, und viele auch wegen Umweltproblemen flüchten. Zwei junge Frauen wollen bei SI Mitglied werden. Sie waren begeistert über die Kundgebung und wollten unterstützen, dass eine Arbeit in den Netzwerken gemacht wird.

    Der Frauenverband Courage hat den Infotisch verantwortlich unterstützt. Genossen der MLPD haben die Anlage gestellt und das Gelingen unterstützt. Die Rotfüchse München haben für den Prozess von Alassa über 28.- Euro Spenden gesammelt und das auch selbstbewußt am Mikro verkündet. Abgerundet wurde die Kundgebung mit dem Abspielen des „campaign song“.

    Vielen Dank an die Sprecher von SI, die uns mit vielen Infos unterstützt haben, diese Aktion durchzuführen.

    Drucken