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  • Interview für den VFI-Kongo mit einer Frau aus Mbujimayi, Mai 2022

    Interview für den VFI-Kongo mit einer Frau aus Mbujimayi, Mai 2022

    Bei Mbuji-Mayi tief im Herzen der Demokratischen Republik Kongo (DR Kongo) unterstützt die Organisation Solidarität International e.V. zusammen mit dem Verein für die Förderung der Infrastruktur in der DR Kongo (VFI Kongo e.V.) den Aufbau eines Volksbildungszentrums durch den kongolesischen Ngenyi-Verein. Ngenyi ist Tshiluba und heißt „Wissen“. Die DR Kongo ist ein wunderschönes Land, das fruchtbar und reich an wertvollen Bodenschätzen ist. Die Ausplünderung des Landes, die seit der Kolonialzeit immer weiter fortgesetzt wird, hat es jedoch zu einem der am schlimmsten zerrütteten Länder Afrikas werden lassen. Der Bau des Zentrums unter den widrigen Bedingungen oft nicht befahrbarer Straßen und schlechter Lebensverhältnisse ist mühselig und von Rückschlägen begleitet. Der Ngenyi-Verein gibt aber nicht auf. Er braucht u.a. finanzielle Unterstützung von uns aus Deutschland. Mehr Information und das Spendenkonto (Spenden sind steuerlich absetzbar) siehe www.vfi-kongo.org.

    Eine Witwe, Mutter von fünf Kindern und Bewohnerin der Stadt Mbujimayi war bereit, uns ein Interview über ihre täglichen Erlebnisse zu geben. Mbujimayi ist eine Bergbaustadt, die sich seit dem Konkurs der ehemals staatlichen Diamantenminen-Firma MIBA, dem einzigen großen Unternehmen in der Region, in einer schweren Krise befindet. Vor etwa 30 Jahren gehörte die Stadt zu den fünf größten Industriediamanten-Produzenten der Welt. Der harte Abstieg der Stadt erklärt heute eine beispiellose Abwanderung von mehr als 300.000 jungen Menschen in andere Großstädte des Kongo. Hier das Interview.

    F(rage): Frau Kapinga, können Sie uns etwas über Ihren Familienstand und Ihren Beruf sagen?

    A(ntwort): Ich bin 45 Jahre alt und Mutter von fünf Kindern. Ich habe meinen Mann vor vier Jahren verloren, im Moment ziehe ich meine Kinder allein auf. Hier bei uns in Mbujimayi sterben viele Menschen frühzeitig. Bei uns ist eine große Zahl von Frauen schon in jungen Jahren verwitwet, denn die Männer gehen vielen gefährlichen Tätigkeiten nach, wie zum Beispiel der Arbeit in den handwerklichen Minen*, die nicht ausreichend gesichert sind. Hinzu kommt, dass die Infrastruktur für das Gesundheitswesen unzureichend ist und sich die Situation seit dem Zusammenbruch der MIBA noch weiter verschlechtert hat. Alle sozialen Einrichtungen, einschließlich der Krankenhäuser, die unter der Verantwortung dieses Bergbau-Unternehmens standen, sind außer Betrieb. Früher kamen sie den Familien der Arbeiter und auch der umliegenden Bevölkerung der MIBA-Siedlung sehr zugute. Jetzt sind wir nur noch auf minimale Versorgung beschränkt (Wunden verbinden und Parasiten behandeln), und selbst dann nur, wenn man über die dafür nötigen finanziellen Mittel verfügt.

    F. Wie schaffen Sie es dann, das nötige Einkommen nach Hause zu bringen, um sich selbst und Ihre Kinder zu versorgen?

    A. Ich bin Grundschullehrerin und unterrichte auch noch weiter. Ich habe nach der letzten Erhöhung durch die Tshisekedi-Regierung ein Monatsgehalt von 180.000 Francs Congolais (FC), das entspricht 90 US-Dollar, vorher bekamen wir nicht einmal 80.000 FC. Mit den fünf Kindern kann es über 100.000 FC meines Gehalts kosten, eine passable Wohnung von mindestens drei Zimmern zu bekommen. Ganz zu schweigen davon, dass in Mbujimayi elektrischer Strom Mangelware ist: er ist technisch gesehen vielleicht zugänglich, faktisch aber für die große Mehrheit der Haushalte unerreichbar**. Noch schlimmer ist aber, dass fließendes Wasser in Mbujimayi seit Jahrzehnten problematisch ist. Für unseren Tagesbedarf versorgen wir uns bei Straßenhändlern mit 25-Liter-Kanistern, die mit dem Fahrrad transportiert werden. Für jede Frau in unserer Gesellschaft ist der Mangel an ausreichend Wasser völlig inakzeptabel. Da steht man unter ständigem Stress, vor allem als Mutter von mehreren Kindern***. Wenn schon wir als Angestellte mit immerhin einem regelmäßigen Einkommen uns beschweren, kann man sich vorstellen, wie sich Tausende von Frauen den Kopf zerbrechen, die nur etwas auf dem Markt verkaufen können, um für den Tag etwas zu essen zu bekommen.

    F. Wie sieht es in Ihrer Situation für die Kinder im schulpflichtigen Alter aus?

    A. Selbst bei uns,die wir einen Job haben, ist die Schulausbildung unserer Kinder absolut ungewiss. Zunächst braucht man schon für die Anmeldung eines Kindes in einer Schule, in der es unter akzeptablen Bedingungen lernen kann, mehr Mittel, als selbst Beamte sie aufbringen können. Da viele Eltern jedoch Wert darauf legen, dass ihr Nachwuchs eine Ausbildung erhält, sind sie dafür bereit, alle möglichen Opfer zu bringen. Man braucht sich nur zu Beginn jeden Schuljahres anzusehen, wie deprimiert viele Eltern sind, weil die Kosten für die Anmeldung und die Schulmaterialien pro Kind gar nicht zu bewältigen sind, denn schon die Anmeldegebühr für die Grundschule beträgt durchschnittlich 200.000 bis 300.000 FC pro Kind. So ist es schon üblich, dass Eltern mit mehreren Kindern beschließen, ihre Kinder pro Schuljahr abwechselnd zur Schule zu schicken, damit zumindest allen der Schulbesuch ermöglicht wird. Auch wenn die Schulzeit dadurch länger wird. Die meisten Schulkinder legen lange Strecken zu Fuß zurück, da sich in der eigenen Nachbarschaft keine Schule mit annehmbaren Bedingungen befindet. Es gibt keine öffentlichen Verkehrsmittel wie etwa Busse. Wenn die Schulkinder zu Fuß nach Hause kommen, sind sie bereits müde, und bis sie sich ausgeruht haben, ist es schon dunkel****. Aufgrund des Mangels an elektrischem Strom müssen sie auf die Sturmlampen zurückgreifen, um ihre Hausaufgaben machen zu können, mit all den Nachteilen dieser nur schwachen Lampen. Das ist auch der Grund für die schlechten schulischen Leistungen der meisten Kinder und die vielen Schulabbrüche. Wie viele andere Eltern auch, versuche ich durchzuhalten und allen meinen Kindern zumindest eine akzeptable Schulzeit zu ermöglichen.

    F. Wie beurteilen Sie die aktuelle Situation und wie ist sie für viele andere Menschen?

    A. In unserer Stadt muss wirklich alles organisiert werden. Die Versorgung mit dem Nötigsten ist schwierig. Kaum ein Verbindungsweg ist erneuert, was den Handel mit den großen Städten wie Kinshasa oder Lubumbashi, die die Hauptlieferanten von Fertigprodukten sind, stark einschränkt. Auch mit dem Umland ist der Handel schwierig, da die Straßen für die Landwirtschaft praktisch unbefahrbar geworden sind, und die lokalen Produkte, die zu uns gelangen, entweder mit Fahrrädern oder von den Frauen auf dem Kopf transportiert werden. Dazu haben wir bereits das durch die Inflation der Treibstoffpreise stark schwankende globale Umfeld sowie die ohnehin schon angespannten Haushaltskosten. Und trotz alledem gehen die Menschen weiterhin verschiedenen Aktivitäten nach, um zu überleben. Diese Situation an sich ist für die große Mehrheit der Bevölkerung zu hart. Aber die größte Herausforderung besteht darin, überhaupt erst einmal die lokalen Behörden zu organisieren, die für die Erfüllung der Grundbedürfnisse der Gemeinschaften an der Basis verantwortlich sind. Denn wenn es keine echte kollektive Verantwortung für die Bereiche gibt, die doch für das Überleben der jeweiligen Gemeinschaft ausschlaggebend sind, werden sich die Bemühungen von einzelnen Personen nur gegenseitig aufheben. Die tiefe Massenarmut steht und fällt mit dem Grad des organisatorischen Chaos in jeder entsprechenden Einheit.

    Anmerkungen:

    *Das sind meist einfache, gegrabene Löcher ohne Absicherungen, in die die Bergleute einsteigen.

    ** Das Wasserkraftwerk von Mbujimayi ist marode und fällt oft aus.

    *** Obwohl die Region sehr wasserreich ist.

    **** Um den Äquator herum ist es immer nur von 6-18 Uhr hell.

    Der Text wurde aus dem Französischen übersetzt und leicht gekürzt.

  • Das Ngenyi-Volksbildungs-Zentrum  im Kongo braucht sein Gästehaus!

    Das Ngenyi-Volksbildungs-Zentrum im Kongo braucht sein Gästehaus!

    Spenden Sie/ Spendet für den Wiederaufbau!

    Ngenyi heißt auf Tshiluba „Wissen“. Das Ngenyi-Zentrum liegt im Herzen des Kongo, einem wunderschönen Land, das fruchtbar und reich an wertvollen Bodenschätzen ist. Unser Partnerverein Ngenyi asbl stellt unter Beweis, wie auch unter sehr schwierigen Bedingungen Entwicklung möglich ist. Im Kampf gegen Resignation und fehlendes Selbstvertrauen baut er ein Zentrum auf zur Bildung und Ausbildung wo Menschen lernen, zu kooperieren, um ein eigenes Einkommen zu erwirtschaften, für einfache Gesundheitsprävention und ganz wichtig: Kultur, die den Zusammenhalt fördert. Und das unterstützen wir.

    Ein schwerer Schlag!

    Angesichts der schlechten Straßen, fehlender Infrastruktur und weil es früh dunkel wird, sind mehrtägige Kurse sinnvoll. Dafür wird als drittes Gebäude ein Gästehaus mit Übernachtungsmöglichkeiten geschaffen. Der Rohbau aus 15.000 selbst gefertigten Lehmziegeln war bereits fertig, als sintflutartige Regenfälle und Stürme, sowie ein leichtes Erdbeben kamen. Die Konstruktion hielt dem nicht stand; und es stellte sich heraus, dass es auch Konstruktionsmängel gab. Jetzt muss das Gebäude auf dem vorhandenen Fundament zum großen Teil neu gebaut werden.
    Die Freunde vor Ort geben aber nicht auf. Und wir wollen das unterstützen. Mit enger fachlicher Begleitung und mit Spenden.

    Dafür starten wir eine besondere Spenden-Initiative. Jeder gespendete Euro geht direkt an das Projekt.
    Ziel sind 20.000 €. Helfen Sie mit / Hilf mit!

    SPENDEN-KONTEN:
    VFI Kongo e.V. – DE25 4205 0001 0130 0642 89
    SI e.V. – DE86 5019 0000 6100 8005 84
    Stichwort „Kongo“

  • Neues vom Ngenyi-Projekt im Kongo

    Roger Kalala aus dem Kongo berichtete bei einem Gespräch im Juni, dass sich das Projekt zwar langsam, aber gut weiterentwickelt. Im Mittelpunkt steht erst einmal das Gästehaus. Der Rückschlag mit dem Sturmschaden (Dach teilweise abgedeckt) konnte dank Spenden vom VFI-Kongo soweit behoben werden. Gut war gestern noch das Gespräch mit dem befreundeten Dachdeckermeister, der fachmännisch beraten konnte, wie sie das Dach sicherer machen können mit einfachen Mitteln, um künftige Sturmschäden zu vermeiden. (Er hat dann noch als Spende eine neue Bosch-Bohrmaschine vorbei gebracht..)

    Es fehlen noch die Terrasse und Toiletten. Von den 10 Zimmern sollen 2 direkt mit Klo/Dusche ausgestattet werden für ältere Personen, für die anderen 4 Zimmer soll ein kleiner Trakt gebaut werden mit 4 Klos/Duschen. Die Steine dafür sind schon fertig.

    Für die Toiletten soll eine Zisterne und für die Entsorgung soll ein Filter-System „Pui perdu“ gebaut werden.

    Die Küche – ist in Afrika in der Regel draußen – soll bei Modul 1 oder dem Saal angeschlossen werden.

    Sehr gut ist, dass sie jetzt vor Ort in Tshibombo einen jungen Mann haben, der sich als Verwalter wirklich verantwortungsbewusst kümmert, immer Berichte an Roger macht usw. Das erleichtert vieles, weil nicht ständig von Mbuji-Mayi nach Tshibombo gefahren werden muss.

    Zur Frage, ob nicht ein neues Moto als Taxi (Einkünfte) und für den Transport für das Zentrum gut wäre, sagt Roger, dass der Transport ein Problem bleibt. Aber eine tägliche Nutzung als Taxi lohnt sich nicht, da das Moto dann zu schnell hinüber ist, wie die Erfahrung mit dem letzten gezeigt hat. Gut wäre eventuell auch ein Dreirad als Lasten-Moto. Er will die Frage beraten. Die Verbindungsstraße N1 ist noch einigermaßen in Ordnung, aber es fehlt die Pflege einer öffentlichen Verwaltung, die es in Mbuji-Mayi nicht gibt.

    Die Bäume, die bisher schon gepflanzt wurden, gedeihen gut, es sollen aber noch mehr Bäume gepflanzt werden a) als Grundstücksgrenze (da gibt es immer mal wieder Probleme, weil alles ineinander übergeht) und b) für das Mikroklima. Ackerbau wird um das Zentrum herum betrieben.

    Die Solaranlage läuft, aber mittlerweile relativ schwach (reicht aber für den aktuellen Bedarf), wegen der beiden fehlenden (geklauten) Paneelen und weil die Batterien schon alt sind. Aber jetzt hat die Fertigstellung des Gästehauses erst mal Vorrang.

    Spenden für das Ngenyi-Projekt können unter diesem Stichwort auf das Spendenkonto von SI überweisen werden