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  • „An die Kolleginnen und Kollegen von Pt Panarub Industry in Tangerang, Indonesien“

    „An die Kolleginnen und Kollegen von Pt Panarub Industry in Tangerang, Indonesien“

    Solidaritätserklärung SI Bundesvertretung

    Liebe Kolleginnen und Kollegen von Pt Panarub in Tangerang Indonesien

    mit Empörung haben wir von den neuen Angriffen der Firma Pt Panarub auf Eure Lebens- und Arbeitsbedingungen erfahren. Pt Panarub, ein Betrieb, der in Tangerang in der Nähe von Jakarta über viele Jahre fast ausschließlich für den internationalen deutschen Adidas-Konzern produziert. Fußballschuhe, die auf dem Rücken der dort überwiegend beschäftigten zig tausende Frauen zu armseligen Arbeitsbedingungen produziert werden. Fußballschuhe, die dann in den Adidas-Shops zu mehreren hundert Euro weltweit verkauft werden.

    Schon 2012 hatte Pt Panarub 1300 überwiegend Kolleginnen fristlos entlassen und kriminalisiert, weil sie mit einem selbständigen Streik die Bezahlung nach dem staatlich festgelegten Mindestlohn durchsetzen wollten. Bis heute wurden sie nicht entschädigt.

    Mit der Begründung der Coronapandemie hatte Pt Panarub dann 2020 die Löhne der Arbeiterinnen und Arbeiter für 7-15 Arbeitstage um 50% pro Tag gekürzt und ebenso den Jahresurlaub auf 5 Arbeitstage. Der Lohnverlust pro ArbeiterIn war zwischen 800.000,- bis 1.300.000,- Rp (50 bis ca. 80 Euro ). Mit diesen Machenschaften und Tricks wurde der eh schon völlig unzureichende staatlich festgelegte Mindestlohn ausgehebelt.

    Jetzt folgt der nächste Angriff auf die Kolleginnen und Kollegen

    Mit der Begründung der Auswirkungen der globalen Rezession erklärt Pt Panarub, dass es derzeit einen Überschuss von 1.500 MitarbeiterInnen habe. Am 18. November 2022 wurden die ersten 400 KollegInnen gekündigt und für Weitere Jahresurlaubsansprüche gestrichen. Die entlassenen Arbeiterinnen und Arbeiter wurden vorgeladen und aufgefordert, selbst zu kündigen, um gesetzlich vorgeschriebene Abfindungszahlungen zu umgehen.

    Aber das ist noch nicht alles

    Die Gewerkschaften protestieren angesichts der explodierenden Inflation, gegen die am 29. November 2022 angekündigte völlig unzureichende Erhöhung des staatlich festgelegten Mindestlohns.

    Jakarta verzeichnete eine Erhöhung um lediglich 5,6 Prozent auf 4.901.798 Rp = ca. 300 Euro, die Provinz Banten und West-Java, also auch in Tangerang, um 6,4 Prozent auf 2.661.280 Rp = ca. 160 Euro bzw. um 7,88 Prozent auf 1.986.670 Rp = ca. 120 Euro. Hungerlöhne von denen man nicht leben kann und Extraprofite für Pt Panarub und Adidas.

    Wir sehen uns in Deutschland in besonderer Verantwortung, Euren Protest gegen Adidas zu unterstützen. Scheinheilig behauptet Adidas, nicht in der Verantwortung für diese Angriffe zu sein, während es gleichzeitig mit seiner Auftragsvergabe die Zustände bei Pt Panarub maßgeblich mitbestimmt und damit mitverantwortet.

    Diesen Betrug weisen wir zurück und unterstützen die Forderung und die Streik- und Protestaktionen der Kolleginnen und Kollegen und ihrer Gewerkschaften gegen Pt Panarub und den dahinterstecken Konzern Adidas:

    Entschädigung der 1300 im Jahr 2012 fristlos gekündigten Arbeiterinnen und Arbeiter und Anerkennung ihres Streikrechtes.

    Sofortige Rücknahme der begonnen 1500 Entlassungen.

    Volle Entschädigung für die Lohn- und Urlaubskürzungen in der Coronapandemie.

    Volle Bezahlung der staatlich festgelegten Mindestlöhne auch für die Contract Arbeiter.

    Darüberhinaus die Bezahlung des von den Gewerkschaften verlangten vollständigen Inflationsausgleiches.

  • „Keinen Schritt zurück – verteidigt Rojava!“

    „Keinen Schritt zurück – verteidigt Rojava!“

    Am 11. Oktober führten wir von SI-Ostwürttemberg einen Infostand und eine Veranstaltung durch unter dem Motto „Keinen Schritt zurück – Verteidigt Rojava!“.

    Das Motto geht auf den Aufruf der Fraueninitiative Schwäbisch Gmünd zurück, die zur Kampagne „Keinen Schritt zurück! Für ein selbstbestimmtes Leben und Lieben“ aufgerufen hatte. Hintergrund ist der Bundeskongress der christlich-fundamentalistischen ‚Lebensschützer-Bewegung‘ im christlichen Gästezentrum ‚Schönblick‘ Mitte Oktober. Die Fraueninitiative schreibt in ihrem Aufruf: „Die ‚Lebensschutz‘-Bewegung vertritt reaktionäre, christlich fundamentalistische Positionen und ein Weltbild, das gesellschaftliche Errungenschaften akut bedroht und zurückdrehen will. … Doch wir halten dagegen! Wir möchten nicht, dass unser Geschlecht oder unsere Herkunft dafür ausschlaggebend sind, ob wir ein gutes Leben führen können oder nicht. … Nehmen wir diesen Kongress und die damit verbundene Etablierung rückwärtsgewandter Politik nicht einfach hin, sondern setzen wir dem unsere Perspektive eines solidarischen Lebens und einer solidarischen Gesellschaft entgegen.“ Klar, dass das von SI unterstützt wird.

    Als SI steuerten wir mit dieser Veranstaltung und dem Infostand einen Beitrag aus unserer Schwerpunktarbeit bei. SI-Ostwürttemberg hat als Schwerpunkt die Spendensammlung für „Medizin für Rojava“. Es war daher unser erster Gedanke, Renate Mast von „Medizin für Rojava“ einzuladen. Sie und ihr Mann, Dr. Willi Mast, waren und sind beide aktiv in der Unterstützung der ICOR-Geburtsklinik in Kobanê und so erhielten wir wohl als erste den neuen Newsletter von „Medizin für Rojava“ und einen ausführlichen und kompetenten Bericht im ALSO-Kulturcafé in Schwäbisch Gmünd. Insgesamt konnte SI in den letzten Jahren für Rojava 661 350,69 EUR an Geld-, Sach- und weiteren Spenden sammeln. Damit wurde unter anderem die Photovoltaikanlage auf dem Klinikdach nach einem Schaden wieder instand gesetzt, denn, so Renate Mast: „Aufgrund täglicher Stromabschaltungen und der Blockade durch die Türkei ist es existentiell für die Klinik, sich nicht von diesen Umständen abhängig zu machen.“ Inzwischen sind über 25 000 Babys in der ICOR-Geburtsklinik zur Welt gebracht worden. Die Anwesenden sprachen sich eindringlich gegen die Kriegstreiberei und die Überfälle der Erdogan-Regierung auf das Kurdengebiet aus, wo sie Angst und Schrecken verbreiten.

    Am Infostand gab es etliche Diskussionen und wir fielen mit unseren Handarbeiten und dem Infomaterial auf. Teils gab es Anfragen wegen weiterer Zusammenarbeit, aber leider ist die Brisanz der Situation in Rojava mit den ständigen völkerrechtswidrigen Angriffen aus der Türkei angesichts des barbarischen Angriffskrieges Russlands gegen die Ukraine, in der öffentlichen Wahrnehmung etwas in den Hintergrund getreten. Doch, dass wir aktiv sind gegen die reaktionäre Propaganda des „Schönblicks“ wurde insgesamt, vor allem auch von Frauen, begrüßt.

    Die Spendensammlung am Stand und bei der Abendveranstaltung erbrachte 235,20 EUR für „Medizin für Rojava“.

    Als SI-Ostwürttemberg bedanken wir uns herzlichst bei allen Unterstützern, insbesondere bei Renate Mast von „Medizin für Rojava“ für den ausführlichen Vortrag und der ALSO Schwäbisch Gmünd und Ali Nagelbach für den schönen Raum.

  • Unterstützt den „Freundeskreis Mouhamed“

    Unterstützt den „Freundeskreis Mouhamed“

    Spendet für den Prozess und die Dorfentwicklung

    Der 16-jährige Mouhamed Lamine Dramé wurde am 8. August 2022 von einem Polizisten in Dortmund erschossen. Mouhamed war erst ein paar Wochen in Deutschland und in einer Wohngruppe untergebracht. Ein Betreuer von Mouhameds Wohngruppe hatte die Polizei informiert, dass der Jugendliche mit einem Messer im Innenhof sitze und nach seiner Einschätzung suizidgefährdet sei. Die eingetroffenen Beamten beruhigten die Lage jedoch nicht. Sie setzten Reizgas und Taser gegen Mouhamed ein und schossen kurz darauf mit einer Maschinenpistole auf ihn – vier Schüsse trafen. Mouhamed starb wenig später in der Notaufnahme.

    Am 4. September 2022 hat sich dann der „Freundeskreis Mouhamed“ als Teil des ‚Freundeskreises Flüchtlingssolidarität in Solidarität International e.V. (SI)‘ gegründet, um den Wunsch vieler Menschen nach juristischer Aufklärung der Umstände von Mouhameds Tod mit Spenden zu finanzieren.

    Der Freundeskreis hat inzwischen eine Gedenkfeier und Solidaritätsfest organisiert. Er schreibt: „Der „Freundeskreis Mouhamed“ hat bei dem begeisternden Fest viele neue Mitstreiter gewonnen und über 1000,- € gesammelt. Der Erlös des Festes geht vollständig an die Spendensammlung des Freundeskreis Mouhamed. Die Spenden werden je zur Hälfte eine Klage gegen die Verantwortlichen in der Polizei für den Tod von Mouhamed finanzieren sowie einen Beitrag für die Dorfentwicklung in Ndiaffate – dem Herkunftsort von Mouhamed – leisten. Für das Spendenziel von 5000,- € hat das Solidaritätsfest einen wichtigen Beitrag geleistet.“

    Die Bundesvertretung von SI hat ebenfalls 500.- EUR zur Spendensammlung beigesteuert und ruft dazu auf, die Vor-gänge um den Tod des jungen Flüchtlings breit bekannt zu machen und unter einer Masse von Menschen Spenden zu sammeln als Beitrag gegen die Rechtsentwicklung in Deutschland.

    Spenden an:

    Solidarität International e.V.,

    IBAN: DE 86 5019 0000 6100 8005 84, Frankfurter Volksbank

    Stichwort „Freundeskreis Mouhamed“

  • Weltfrauenkonferenz: Gespräch mit Textilarbeiterin aus Bangladesch und anderes

    Weltfrauenkonferenz: Gespräch mit Textilarbeiterin aus Bangladesch und anderes

    Mit 2 Frauen aus der Bundesvertretung und anderen Mitgliedern war Solidarität International e.V. auf der Weltfrauenkonferenz in Tunis aktiv vertreten. Neue Kontakte wurden geknüpft und das Übersetzerbüro mit organisiert. Mit einer beeindruckenden Auftaktdemo und Kundgebung begannen am Sonntag 6 aufregende Tage, die mit einer wegweisenden Abschlussresolution am Freitag Abend zu Ende ging.

    Eindrücke und Begegnungen

    Die Weltfrauenkonferenz in Tunesien war ein tolles Zusammenkommen von Frauen aus der ganzen Welt. Die kurzfristige Verlegung des Veranstaltungsortes war besonders für die Versorgung eine große Herausforderung, da die geplante Verpflegung nicht mehr möglich war. Auch die ungewöhnlich große Hitze machte vielen zu schaffen. Auf die Straße sollte niemals eine alleine gehen, mindestens zu zweit, im Gebäude konnten wir uns sicher und frei bewegen und begegnen. Vor den Türen wurde gut darauf geachtet, wer das Gebäude betritt. Dieses friedvolle Miteinander, trotz teilweise auftretender deutlicher Differenzen, hatte eine große Anziehungskraft auch auf Tunesier. Allerdings war das Programm so dicht, dass vor allem für die Delegierten kaum Zeit war für Treffen zwischen den Organisationen.

    Insgesamt gab es Montag und Dienstag etwa 30 Workshops. Einer davon war von Frauen aus Kamerun. Weitgehend unbemerkt im In- und Ausland herrscht dort seit Jahren ein Bürgerkrieg gegen die anglophone Minderheit. Besonders bestürzend ist die verzweifelte Situation der Frauen und Kinder, das wurde auf dem Workshop deutlich. Es geht ums nackte Überleben. Umso wichtiger ist es, diese Zustände so breit wie möglich bekannt zu machen. Der Frauenverband SCEW e.V. hat seinen Sitz in Duisburg und ist über verschiedene europäische Länder organisiert. SI ist teilweise schon bekannt, nun streben wir eine Zusammenarbeit als Organisationen an. Es geht zunächst um Information, so dass SCEW ab sofort regelmäßig Artikel über Hintergründe und Aktuelles in unserem Newsletter veröffentlichen wird.

    Gespräch mit Joly Talukter, Vorsitzende der Textilarbeiterinnen Gewerkschaft GWTUC, Bangladesch

    Joly berichtet über die schwierigen und harten Arbeits- und Lebensbedingungen denen die Textilarbeiterinnen ausgesetzt sind. Die meist jungen Frauen sind in fabriknahen Gebäuden untergebracht mit 6-8 Personen in einem Zimmer zum Schlafen. Diese Gebäude sind zwar abgesondert und bewacht, können aber von den Arbeiterinnen auch verlassen werden. Sie arbeiten ca. 14 – 16 Std. täglich und können ihre Familien, die meist in abgelegenen Dörfern wohnen nur 2x im Jahr eine Woche zu besonderen Feiertagen besuchen. Die Kinder werden von den Großmüttern aufgezogen.

    Während der Pandemie fand eine große Gewerkschaftsversammlung statt in der die Frauen anprangerten, dass es zwei Jahre lang diese Feiertage nicht gab und die Frauen ihre Familien nicht sehen konnten. Während der Corona Pandemie forderte die Gewerkschaft die Schließung der Fabriken und bezahlte Freistellung der Arbeiterinnen. Dies wurde zunächst in Zusammenarbeit von Regierung und Arbeitgebern verhindert. Rechte der Arbeiterinnen wurden abgebaut und sie wurden gezwungen über drei Monate ohne Bezahlung zu arbeiten. Viele Menschen starben. Im März 2020 wurden landesweit Proteste und Streiks organisiert und die teilweise Schließung von Fabriken erzwungen. Die Arbeiterinnen wurden freigestellt und von der Regierung finanziell unterstützt. Unter den Arbeiterinnen wurde ein Solidaritätsfond organisiert um die schlimmsten Härten abzumildern.

    Auch der Kampf gegen Sexismus und Gewalt an Frauen ist eine wichtige Auseinandersetzung in der Gewerkschaft.

    Die Beschäftigung von fünf hauptamtliche Organizerinnen, zur Gewinnung der Arbeiterinnen als Gewerkschaftsmitgliedern und der Organisierung von Aktionen und Streiks hat sich sehr bewährt. Aus der Spendensammlung von Solidarität International e.V. zur Finanzierung der hauptamtlichen Gewerkschaftsarbeit unter den Textilarbeiterinnen konnten weitere 2.400 Euro persönlich übergeben werden. Joly Talukter bedankt sich sehr bei allen Spenderinnen und verspricht, wenn die Zeit es ihr erlaubt, sich in Zukunft öfter mit Berichten aus Bangladesch zu melden und freut sich über die gemeinsame Zusammenarbeit im Kampf für eine weltweit befreite und lebenswerte Zukunft.

    Unterwegs im Taxi

    In den Straßen von Tunis fahren jede Menge Taxis. Doch meist sind sie belegt, zu erkennen an dem grünen Lämpchen, rot bedeutet frei. Der ÖPNV ist in Tunis schlecht ausgebaut, in manch einem Viertel gibt es keinen Bus, so dass die Bewohner auf die Taxis angewiesen sind. Manch ein Fahrer muss 14 Stunden arbeiten an 6 Tagen die Woche, um die Familie zu ernähren. Fahrten gehen einfach mal falsch herum durch Einbahnstraßen, über rote Ampeln, oder auf einer breiten Straße ohne Markierung 3 Spuren in die eine Richtung, am Rande drängt sich ein Auto mühsam in die andere Richtung, später ist es dann andersherum. Einige Taxifahrer sind sehr offen und an Sprachen interessiert, das waren kurzweilige, lustige Fahrten. “Deutsche sind sehr streng und korrekt: rot ist rot, das ist so und 1+1=2. Wir Araber sind da beweglich und schlängeln uns durch. In Deutschland wäre ich längst im Gefängnis.“ Rechts und links, bitte nur auf Deutsch. Am Ende wollte er den exakten Fahrpreis, ohne Trinkgeld, korrekt. „Oh my gooood“, es gibt wenige Touristen, die in Tunis bleiben, aber viele Tagesgäste von Kreuzfahrtschiffen. 25 Jahre als Taxifahrer und internationales Fernsehen, schon geht Kommunikation auf vielen Sprachen, mit dem richtigen Slang und guter Aussprache. „Oh mein Gott. Siempre viendo televisión. Willkommen. Oh, my gooood, yeah. Tunesische Frauen sind die Chefs im Haus. Wir Männer geben ihnen am Abend unseren Verdienst. Viele Frauen arbeiten selbst, in der Verwaltung, bei der Polizei, … Scheidungen sind schwierig, die Frauen bekommen alles, oh my god. Mir geht es gut: ich habe nur eine Frau und 4 Kinder.“

    Auf den Taxifahrten kann man viel über das Leben der Menschen in Tunis erfahren. Andersherum studieren die Fahrer auch ihre Gäste, die ganze Welt in ihrem Auto. Viele von ihnen sind sehr neugierig und weltoffen.

  • Freundeskreis Mouhamed gegründet

    Freundeskreis Mouhamed gegründet

    Am 4. September 2022 hat sich der „Freundeskreis Mouhamed“ als Teil des ‚Freundeskreises Flüchtlingssolidarität in Solidarität International e.V. (SI)‘ gegründet.

    Der 16-jährige Mouhamed Lamine Dramé wurde von einem Polizisten in Dortmund erschossen. Mouhamed war erst ein paar Tage in Dortmund, seit April in Deutschland, und hatte hier keine Familie. Die Eltern sind wohl noch im Senegal, der kleine Bruder ist auf der Flucht gestorben.

    Mouhamed war in einer Wohngruppe untergebracht. Ein Betreuer von Mouhameds Wohngruppe hatte am 8. August die Polizei informiert, dass der Jugendliche mit einem Messer im Innenhof sitze und nach seiner Einschätzung suizidgefährdet sei. Die eingetroffenen Beamten beruhigten die Lage jedoch nicht. Sie setzten Reizgas und Taser gegen Mouhamed ein und schossen kurz darauf mit einer Maschinenpistole auf ihn – vier Schüsse trafen. Mouhamed starb wenig später in der Notaufnahme.

    In Spendenaufruf des „Freundeskreis Mouhamed“ heißt es: „Wir sind traurig und wütend über diesen blutigen Polizeieinsatz im Dortmunder Norden mit zwölf Polizeibeamten gegen einen jugendlichen Flüchtling aus dem Senegal, der Hilfe gebraucht hätte … Immer deutlicher kommt ans Tageslicht, dass Mouhamed kaltblütig erschossen wurde. Mit höchster Wahrscheinlichkeit rassistisch-motiviert. Das muss lückenlos aufgeklärt und die Verantwortlichen für den Tod von Mouhamed in Polizei und in der Politik zur Rechenschaft gezogen werden!

    Der „Freundeskreis Mouhamed“ … unterstützt eine Klage gegen die Verantwortlichen in der Polizei. Solch eine Klage kostet viel Geld. Deshalb rufen wir zu Spenden auf. Dazu wurde von „Solidarität International e.V. (SI)“ ein Spendenkonto eingerichtet:

    Solidarität International e.V.

    IBAN: DE 86 5019 0000 6100 8005 84

    Frankfurter Volksbank

    Stichwort „Freundeskreis Mouhamed“

  • Nationalstreik in Ecuador – Inti Raymi des Widerstandes!

    Nationalstreik in Ecuador – Inti Raymi des Widerstandes!

    Ein Bericht an SI Tübingen

    Aus Tübingen erhielten wir die Übersetzung des folgenden Berichts von Aida Marcillo Perugachi, Ecuador, vom Protest der Bevölkerung gegen die ecuadorianische Regierung und gegen Inflation und Rechteabbau: Inti Raymi1 des Widerstandes !

    „Die indigene Bewegung Ecuadors, angeführt von der historischen CONAIEKonföderation der indigenen Völker und Nationalitäten Ecuadors – hat von Beginn der Regierungszeit des Präsidenten Guillermo Lasso an, die Berücksichtigung der sozialen und öffentlichen Sektoren des Landes eingefordert, der Landwirtschaft, der Lehrer und der indigenen Völker. Es wurden Gelder für Bildung, Gesundheit, Landwirtschaft, Reisbauern, usw. gefordert. Es wurden Runde Tische zwischen Regierung und indigener Bewegung eingerichtet, um die sozialen Forderungen zu konkretisieren. Doch während eines ganzen Jahres wurde kein Projekt, das den Bedürfnissen der Bevölkerung entspricht, konkretisiert.

    Die sozioökonomische Situation spitzt sich immer weiter zu, die Bevölkerung fordert die Regierung zum Handeln auf. Außerdem braucht das öffentliche Gesundheitssystem Geld, da es kurz vor dem Kollaps steht, ohne Medikamente, ohne spezialisiertes Personal, und mit noch viel weniger technologischer Ausstattung. Wahlversprechen, wie die Reform des Interkulturellen Gesetzes, wurden nicht umgesetzt. Gemäß den Ergebnissen des SENECYT, wird Zugang zum Studium geregelt, doch es gibt noch viele Schüler, die nicht einmal mit der Oberschule fortfahren können.

    Die CONAIE rief ihre Basisorganisationen ECUARUNARI, CONFENAI und CONAICE zur Mobilisierung auf. Gemeinsam riefen sie alle organisierten sozialen Sektoren auf, sich anzuschließen. So wurde der nationale Streik für den 13. Juni 2022 angekündigt. Die zehn Punkte des Aktionsplans zeigen reale Probleme auf, mit denen die große Mehrheit der ecuadorianischen Bevölkerung leben muss: teurer Treibstoff, Hospitäler ohne Medikamente, geringe Preise für Produkte vom Land, usw.

    Die Regierung antwortete mit Tränengas. Und in der Nacht vom 13. Juni entführen sie den Vorsitzenden der CONAIE, Leónidas Iza, der nach 24 Stunden ohne Kontakt zur Familie und schon gar nicht zu Anwälten, auf Anordnung einer Richterin aus Cotopaxi, gegen Auflagen freikommt. Diese Willkür brachte das Fass zum Überlaufen und mündete in eine massive Mobilisierung der indigenen Völker und sozialen Sektoren, die das ecuadorianische Hochland lahmlegte. Es gab friedliche Großdemonstrationen in anderen Städten wie Guayaquil, Cuenca, Quito. Der Rückhalt aus der Bevölkerung nahm stetig zu. Am dritten Tag der nationalen Mobilisierung riefen die CONAIE und die verbündeten Organisationen ihre Basen dazu auf, nach Quito zu ziehen, mit dem Ziel Antworten vom Präsidenten Lasso auf die zehn Punkte zu erzwingen.

    Von Beginn an versuchte die Regierung die Mobilisierungen kleinzureden und zu verunglimpfen. Sie haben sie als Vandalen, Terroristen und kriminelle Organisationen bezeichnet. Um die Räume für die mobilisierten Menschen zu verkleinern, wurde den Streitkräften der Befehl gegeben, das „Haus der Kulturen“ und den Park „El Ejido“, den bedeutungsvollen Ort für den Kampf der indigenen Bewegung, zu überfallen und zu militarisieren.

    Diese Handlungen stießen auf noch mehr Ablehnung und auf mehr Unterstützung in der Mobilisierung. Die Regierung rief zum Dialog auf und setzte sich mit Gruppen zusammen, die die sozialen Forderungen nicht vertreten. Sie rief zum Dialog auf und unterdrückte, verhaftete und tötete die Demonstranten. Unter diesen Bedingungen forderten die Vertreter, als minimale Voraussetzung zum Dialog, das Ende der Gewalt.

    Dieses Mal haben sich die Mächtigen dazu entschlossen, vom rassistischen Diskurs zur Gewalt überzugehen. Der Ruf „wilde Indios“ reichte nicht mehr aus, jetzt wollten einige schmerzfreie Bürgermeister Mauern errichten, um zu verhindern, dass die Indios in die Städte Quito und Guayaquil kommen. Sie wollten nicht verstehen, dass in einem multinationalen und interkulturellen Land, alles Land allen gehört. Im Namen von „weißer Marsch für den Frieden“ versuchten sie dagegenzuhalten und schossen auf die Demonstranten. Diese reale Gewalt, diese verbrecherischen und verfassungsfeindlichen Handlungen, wurden von den staatlichen Autoritäten und großen Medien unterstützt und gedeckt. Der Grad der Gewalt gegen die Mobilisierungen zeugt von geringer Menschlichkeit.

    Zusätzlich zur Gewalt seitens der Regierung bei diesem nationalen Streik, konnten wir feststellen, dass die politischen und wirtschaftlichen Eliten keine Fortschritte gemacht haben und sich nicht modernisiert haben. Sie hängen immer noch im kolonialistischen und rassistischen Geist fest, wie vor 50 oder 100 Jahren. Sie glauben immer noch, dass das Blut und das Geld über dem Recht stehen; dass die einen dazu bestimmt sind zu regieren und der Rest zu arbeiten und zu gehorchen; dass das souveräne Volk die ungerechte Ordnung und Autorität nicht anfechten kann und noch viel weniger versuchen kann, diese koloniale Mentalität und Praxis zu ändern.

    Das Versprechen und Angebot der Regierung zum Dialog wurde ständig durch ihre Taten Lügen gestraft: die gewaltsame Repression hat sechs Menschenleben gekostet. Hunderte wurden verletzt und verhaftet. Die neuen Dekrete, die Privatisierungen und die Entlassung von öffentlichen Angestellten beinhalten, greifen das Gesetz an und richten sich gegen die Würde der Menschen, die um ihre Rechte kämpfen.

    Die CONAIE und sozialen Sektoren haben immer nach friedlichen und gerechten Lösungen der strukturellen Probleme gesucht. Die Forderungen beschreiben die Bedürfnisse der großen Mehrheit der Ecuadorianer: Senkung der Treibstoffpreise, Schuldenerleichterungen im Finanzsystem für mehr als vier Millionen Familien, die infolge der Pandemie und der Konzentration des Reichtums in wirtschaftlich starken Gruppen, in Not geraten sind, Schutz und Schaffung von Arbeitsplätzen, Haushaltsplan für öffentliche Hospitäler und Bildungseinrichtungen und Respektierung der kollektiven Rechte. Das sind einige der zehn Punkte, als Mandat für den Streik.

    Wir verurteilen in Ecuador und gegenüber der Weltöffentlichkeit die gewaltsamen und kriminellen Handlungen der Regierung und unternehmerischer Sektoren während des nationalen Streiks. Am 24. Juni griffen sie den Park „Arbolito“ und den Vorplatz des „Hauses der Kulturen“ an, warfen Tränengasbomben, genau dort wo sich die Führer der indigenen Bewegung und der anderen sozialen Organisationen versammelt hatten um auf den Beginn des Dialogs mit der Regierung warten. Wie wenn dies nicht schon genug wäre, beschloß Präsident Lasso, in der Nacht die „Plätze des Friedens“ zu attackieren, wo sich Männer, Frauen, Kinder und Jugendliche ausruhten. Es gab duzende Verletzte, Menschen mit Atemnot und etliche Verschwundene.

    Nach 18 Tagen der nationalen Mobilisierung, nach Gewalt seitens der Polizei und des Militärs, nahm die Regierung, vertreten durch ihren Regierungsminister, nach Vermittlung der katholischen Kirche,den Dialog wieder auf. Das sind die Erfolge nach 18 Tagen Widerstand:

    1. Der Dieselpreis wurde gesenkt von 1,90US$ auf 1,75US$, Extra und Ecopaís von 2,55US% auf 2,40US$, das heisst 15ct weniger je Gallone. Wir treten in einen Prozess der Fokusierung auf Sektoren, die mehr Unterstützung brauchen wie die Landwirte, Landbevölkerung, Transportleute und Fischer.
    2. Das Dekret 95 wurde zurückgenommen, die Erdölförderung wird nicht ausgebaut, um das Territorium und die kollektiven Rechte der indigenen Völker zu schützen.
    3. Das Dekret 151 wird reformiert, so dass es keinen Bergbau geben wird in: a) geschützten Gebieten und angestammten Territorien, b) Zonen, die als „nicht anzutasten“ erklärt wurden, c) archäologischen Zonen, d) Gebieten zum Wasserschutz, e) Die vorherige freie und informierte Konsultation der Kommunen, Dörfer, indigenen Völker und Nationalitäten wird garantiert, die Standards durch das CIDH und das ecuadorianische Schiedsgericht werden beachtet.
    4. Die Operativen und Mechanismen der Preiskontrolle für die Spekulation mit lebensnotwendigen Produkten werden gestärkt (Dekret 452).
    5. Für das öffentliche Gesundheitssystem wird der Notstand erklärt, damit den Hospitälern und Gesundheitsstationen sofort Medikamente und anderes geliefert werden können (Dekret 454).
    6. Mit dem Dekret 456 werden: a) der Bonus für menschliche Entwicklung von 50 US$ auf 55 US$ erhöht, was 1,4 Millionen Familien zugutekommt, b) Dünger für kleine und mittlere Produkteure zu 50% subventioniert, c) der Zinssatz für Kredite bei Banecuador bis 3000 US$ von 10% auf 5% gesenkt, d) abgelaufene Kredite bis 3000 US$ werden erlassen, e) 100.000.000 US$ mehr für produktive Kredite bereitgestellt. Diese Kredite bis zu 20.000 US$ werden über zehn Jahre für jährlich 5% vergeben. f) ein Gesetzentwurf erarbeitet zur Reformierung des Artikels 66 des organischen Rechts zur speziellen territorialen Aufteilung der Amazonia,

    Während 90 Tagen wird ein runder Tisch zum Dialog mit der Regierung geführt, um weitere Abkommen und Resolutionen zu den noch ausstehenden Themen der Zehn-Punkte-Agenda zu erarbeiten.

    Während des massiven nationalen Streiks erschien Präsident Lasso nur in Fernsehansprachen und setzte sich nicht an den Tisch des Dialogs. Trotzdem sah sich seine Regierung gezwungen dem Willen des Volkes zu entsprechen.

    Der Widerstand geht weiter, falls diese zehn Punkte nicht erfüllt werden.“

    1 Inti Raymi ist das Sonnwendfest (Inti=Sonne; Raymi=Fest). Es ist das größte Fest im Andenhochland, also von Bolivien bis Ecuador, und beginnt am 24.06. Weihnachten spielt dagegen nur eine unbedeutende Rolle. Im Zuge der Emanzipation vom Kolonialismus wird es auch immer selbstbewusster und sichtbarer gefeiert. Da zu der Zeit Streik war, wurde in den Straßen getanzt, trotz aller Gewalt, bzw der Gewalt zum Trotz.

  • In eigener Sache

    In eigener Sache

    Liebe Leserinnen und Leser des Newsletters!


    Im aktuellen Newsletter hat sich ein gravierender, sinnentstellender Fehler trotz kollektiver Endkontrolle beim Layout eingeschlichen, für den wir uns entschuldigen möchten. Es entsteht durch den Fehler der Eindruck, dass sich die
    ukrainische Bergarbeitergewerkschaft dem völkerrechtswidrigen Einmarsch der russischen Armee angeschlossen hat. Das ist so natürlich völlig falsch und verkehrt die Aussage in ihr absolutes Gegenteil.

    Auf S. 6 in der Erklärung der Bundesvertretung SI zum Krieg in der Ukraine heißt es:

    „Am Morgen des 24. Februar 2022 gab der russische Präsident Vladimir Putin den Befehl zum völkerrechtswidrigen Einmarsch in die Ukraine, dem sich inzwischen die ukrainische Bergarbeitergewerkschaft angeschlossen hat. Sie
    teilen sich jeweils zur Hälfte die eingehenden Spenden.
    SI fordert die sofortige Einstellung dieser kriegerischen
    Handlung: Präsident Putin, ziehen Sie Ihre Truppen aus der Ukraine zurück!


    Der fett gekennzeichnete Text gehört vielmehr in den darunter stehenden Artikel – ebenfalls auf S. 6 – ,der zu Spenden für die Nothilfe in der Ukraineauffordert. 
    Richtig muss es deshalb heißen:

    „Der Koordinierungsrat der Arbeiter in der Ukraine hat einen Hilfsfonds eingerichtet, dem sich inzwischen die ukrainische Bergarbeitergewerkschaft angeschlossen hat. Sie teilen sich jeweils zur Hälfte die eingehenden Spenden.

    Bitte weist weitere Leserinnen und Leser auf diesen Fehler hin.

    Mit solidarischen Grüßen
    Redaktion des Newsletters

  • Spenden Sie für den Nothilfefonds für bedürftige Familien in der Ukraine!

    Spenden Sie für den Nothilfefonds für bedürftige Familien in der Ukraine!

    Der Koordinierungsrat der Arbeiterbewegung (KSRD) in der Ukraine und Bergleute aus der Ukraine bitten um Spenden für bedürftige Familien in der Ukraine. Die Bergleute und der Koordinierungsrat der Arbeiterbewegung haben sich verpflichtet, die Spenden zu gleichen Teilen aufzuteilen.

    Inzwischen konnten 33 000 Euro bereits sicher transferiert werden und kommen zielgenau zum Einsatz. Dazu schreibt uns Dmitry: „Heute haben wir eine weitere Solidaritätshilfe in Höhe von 5000 € erhalten. Ich danke Ihnen vielmals. Ich fahre fort, zusammen mit einigen Genossen aus der Gewerkschaft die notwendigen Lebensmittel und Kleidungsstücke zu kaufen und sie zu den Familien der Bergleute und verbündeten Arbeiter zu bringen.“

    Die Menschen, das ukrainische und das russische Volk, leiden spürbar unter diesem Krieg. Tote, verletzte und traumatisierte Menschen, Flucht und Vertreibung sind allgegenwärtig. In Russland wird jeder Protest unterdrückt. Die Kriegslasten sind riesig und auch die Bevölkerung hier spürt die Auswirkungen dieses Krieges. Explodierende Energie- und Rohstoffpreise, eine rasant steigende Inflation und Aufblähung des „Verteidigungshaushaltes“ mit – erstmals – deutschen Waffenlieferungen in ein Kriegsgebiet, sind Ausdruck davon.

    Viele wollen helfen und nicht nur das Elend bedauern. Die Hilfsbereitschaft der Menschen ist riesig. Was kann man machen? Wie kann man sinnvoll helfen, ohne dass – wie schon öfters geschehen – Teile der Spendengelder für Gehälter und eigene Organisationsstrukturen der Hilfsorganisationen verwendet oder kriegsführende Regierungen unterstützt werden?

    Aus unserer Arbeit als Solidaritäts- und Hilfsorganisation wissen wir, dass auch Flüchtlinge, zum Beispiel in Moria/Kara Tepe, dazu raten, sich die Hilfsorganisationen genau anzusehen und darauf zu achten, dass 100% der Spendengelder dort ankommen, wo sie hingehören: Zu den Menschen vor Ort. Solidarität International e.V. (SI) hat in ihrer Satzung festgeschrieben, dass notwendiger Verwaltungsaufwand aus Beiträgen und nicht aus Spendengeldern finanziert wird. Spenden kommen direkt zu den Menschen vor Ort, mit denen wir zusammenarbeiten. In Berichten und regelmäßiger Offenlegung des Spendengeschehens auf unserer Homepage, legt SI öffentlich Rechenschaft ab und macht sich so kontrollierbar.

    Vor allem aber verbindet SI Spendensammeln mit der Ablehnung jedes Nationalismus und Chauvinismus. SI ist gegen jede Kriegstreiberei und für Gleichbehandlung aller Flüchtlinge! Eine Spende über SI ist eine Spende für den Gedanken von Völkerfreundschaft und internationale Solidarität!

    Spenden bitte auf das Spendenkonto von SI bei der Frankfurter Volksbank

    IBAN DE86 5019 0000 6100 8005 84

    Stichwort: Hilfsfonds Ukraine

  • YouTube-Kanal von SI

    YouTube-Kanal von SI

    SI hat inzwischen einen eigenen Kanal auf YouTube gestartet. Auf ihm können wir Videos und auch andere Dateien veröffentlichen, die wir aufgrund ihrer Größe nicht auf die Homepage hochladen können. Wir freuen uns, wenn Ihr uns Beiträge dieser Art von der Arbeit und von Aktionen von SI, sowie unserer Partner im In- und Ausland zuschickt.

    Euer Homepage-Team

    https://www.youtube.com/channel/UC4UjS3cUJFgw6S7SfKo4Rfg

  • Neues von Canto Vivo

    Neues von Canto Vivo

    Am 21. Februar erhielten wir wieder ausführliche Informationen von Jesus aus Peru.                                                                            Hier Ausschnitte aus seiner Mail:

    „Liebe Waltraut

    Mit den besten Wünschen für Ihre Gesundheit nehme ich unsere Kommunikation wieder auf, die ich lange Zeit nicht geführt habe. …….

    Am Ende des Jahres 2021 können wir sagen, dass wir unsere Ziele trotz der durch die Pandemie verursachten Probleme fast zu unserer Zufriedenheit erreicht haben. Dies ist auch der unschätzbaren Zusammenarbeit mit SI von Schwäbisch Hall zu verdanken, die es uns ermöglichte, die Kosten zu decken, die insbesondere die Aufforstung in der ländlichen Gemeinde Pichjapuquio erforderte und noch erfordert.

    Die Lage in Peru befindet sich allgemein in einer Krise. Die politische Instabilität lässt befürchten, dass jeden Moment eine Welle der Gewalt losbrechen könnte, die derzeit von den rechten und ultrarechten Kräften, die die Medien absolut kontrollieren, gefördert wird.

    Es sind die sozialen Netzwerke und kleine Räume wie der unsere, die unsere Stimmen des Protests einbringen und berichten, was die Mainstream-Presse nicht tut.

    In diesem Klima ständiger Instabilität müssen wir unsere Aktivitäten entwickeln, und wir tun dies, weil es unsere Pflicht ist…..

    An Lilo, Diana, Veronica, Willi und alle anderen Kameraden meine Grüße und besten Wünsche für gute Gesundheit. Das Gleiche wünsche ich Ihnen, liebe Waltraut.

    Jesus

    Die Gärten der Solidarität

    Mit einigen Höhen und Tiefen, da es aufgrund der Pandemie nicht möglich war, so viele Schüler zu organisieren, wie wir angestrebt hatten, gelang es uns, mehr Lehrer in das Projekt einzubeziehen, die für eine gute Produktion im Schulgarten sorgten. Nicht nur die 25 Lehrer, die an dem Projekt teilnahmen, wurden bei der Produktion von Gemüse unterstützt, sondern auch drei Organisationen der „Ollas comunes“, die sich aus Müttern aus armen Familien zusammensetzen.

    Die Lehrerinnen und Lehrer, die dem naturwissenschaftlichen Bereich angehören, beteiligen sich nicht nur an der praktischen Arbeit des Projekts „Solidaritätsgarten“, sondern engagieren sich auch für die Sensibilisierung des Umweltbewusstseins und die Aufklärung der Schülerinnen und Schüler.

    Die gewonnenen Erfahrungen werden es uns ermöglichen, weitere Gärten in anderen Schulen einzurichten, insbesondere in der Provinz Huancayo. Die Produktion und Nachhaltigkeit der Gärten wird durch die direkte Beteiligung der Schüler gewährleistet, die in den letzten zwei Jahren wegen der Pandemie nicht zur Schule gegangen sind. In diesem Zusammenhang hat die Regierung bereits beschlossen, dass der Unterricht am 28. März für die Schüler persönlich beginnt. Diese neue Situation wird es uns ermöglichen, die Isolation, in der wir uns befanden, zu durchbrechen und die Koordination mit den Studenten zu verbessern und ihre Hausgärten zu besuchen, was in letzter Zeit unmöglich war.

    Wir hatten ein großes Problem am 15. November und ein weniger ernstes am 20. Dezember. Der Gemüseanbau war erntereif, doch ein heftiger Hagelsturm, der das ganze Tal heimsuchte, beschädigte das gesamte Gemüse (Kopfsalat, Mangold, Kohl und Spinat). Wir mussten uns erholen und neue Setzlinge pflanzen, aber ein zweiter Hagelsturm hat 50 % des neuen Gemüses beschädigt. Glücklicherweise konnte dank der Regenzeit und der notwendigen Pflege eine neue Produktion erzielt werden, die den drei in den „Ollas comunes“ versammelten Mütterorganisationen und den Lehrern zugutekam. Hoffentlich gibt es keine weiteren Hagelstürme. Es ist jedoch bedauerlich, was mit den größeren Ernten der Landwirte geschehen ist. Der erste Hagelsturm war so stark, dass sogar die Dächer vieler Häuser von der geballten Last des Hagels zerstört wurden.

    Im Januar gab es zu wenig Regen, aber jetzt im Februar regnet es fast jeden Tag im ganzen Tal.

    Neben der Arbeit im Garten setzen wir die virtuellen Umweltbildungsworkshops mit den Lehrern fort, die zweimal pro Woche stattfinden. Zurzeit nehmen nur einige wenige Schüler daran teil. Wir hoffen, dass durch die Teilnahme am Unterricht ab dem 28. März eine höhere Beteiligung der Schüler erreicht wird.

    Gemeinde Pichjapuquio

    In diesem Jahr konnte ich bisher nur einmal nach Pichjapuquio fahren, hauptsächlich um zu sehen, wie es den Bäumen geht, die wir gepflanzt haben. Glücklicherweise wächst eine große Anzahl von ihnen ohne Probleme.

    Ich konnte weder die Lehrerin noch die Kinder sehen, da sie alle in den Ferien sind und wie üblich zu dieser Jahreszeit auf ihren kleinen Grundstücken weit weg von der Bauerngemeinde pflanzen gehen.

    Im April muss ich nach Pichjapuquio fahren, um mit den Kindern den kleinen Wald zu besuchen, den wir angelegt haben. Dort haben wir mehr als 2.500 Bäume, die mit den Kindern und ihren Eltern gepflanzt wurden. In diesem Jahr müssen wir die Anpflanzungen in diesem Gebiet nach einem Zeitplan in Abstimmung mit den Bauern der Gemeinde Pichjapuquio fortsetzen.

    Ich konnte die Lehrerin der Schule anrufen, um sie nach der Vereinbarung zu fragen, die verschiedenen Bücher an die Kinder auszuleihen, damit sie diese in den Ferien lesen können. Sie teilte mir mit, dass diese Vereinbarung erfüllt und sogar an einige Eltern ausgeliehen worden sei. Die Texte werden in den ersten Apriltagen zurückgeschickt. Wir freuen uns, dass die kleine Bibliothek ihren Zweck erfüllt.

    Lebendige Erde

    Seit vielen Jahren sind wir nicht nur im Radio mit Sendungen zum Thema Ökologie und Umwelt aktiv, sondern strahlen jetzt auch jeden Mittwoch „Planeta Vivo“ auf einem Fernsehsender aus. Die aufgezeichnete Sendung ist in den sozialen Medien und auf Youtube zu finden. Die Dauer beträgt 25 Minuten.

    Mit diesem Programm konnten wir eine gute Resonanz bei älteren Menschen erzielen, aber unser Ziel ist es, auch junge Menschen zu erreichen. Wir sind sicher, dass wir mit dem Beginn des persönlichen Unterrichts durch die Lehrkräfte das Interesse der Schüler im Allgemeinen wecken werden.

    Für uns ist es sehr wichtig, sowohl in den Medien als auch in den sozialen Netzwerken präsent zu sein. Dies ist die einzige Möglichkeit, die Bevölkerung zu erreichen und unsere Beschwerden, Neuigkeiten und Alternativen bekannt zu machen, nicht nur in Bezug auf die Umwelt.

    Die großen Medien (Radio, Fernsehen, Zeitungen) reagieren auf große Interessen und widmen sich auf schamlose Weise der Desinformation und entwickeln eine große Kampagne gegen die derzeitige Regierung, die zur Schande des peruanischen Volkes viele Fehler begeht, die an Korruption grenzen. Obwohl es dringende Probleme gibt, die gelöst oder in Angriff genommen werden müssen, stehen sie nicht ganz oben auf der politischen Agenda.

    So hat beispielsweise die Ölpest vor der zentralen Küste des Landes, die sich am 15. Februar dieses Jahres ereignete, bei der Regierung kein großes Interesse geweckt, um von der Firma REPSOL, dem Verursacher der Umweltkatastrophe, sofortige Abhilfe zu verlangen. Umweltorganisationen waren die ersten, die versucht haben, die Strände zu säubern. Der riesige Ölteppich auf dem Meer bewegt sich immer noch in Richtung Norden, verschmutzt und tötet Tausende von Tieren und gefährdet die gesamte marine Artenvielfalt.

    Neben dieser traurigen Nachricht gibt es noch viele andere, über die die Medien nicht berichten. In unseren kleinen Räumen versuchen wir, den Menschen bewusst zu machen, was nicht nur in unserem Land, sondern auch in der Welt in Bezug auf die Umwelt geschieht.“

    Es freut uns natürlich sehr, dass Jesus und Canto Vivo nun langsam wieder mit dem Projekt „Planta Monte“ weitermachen können. Ende letztes Jahr hat Jesus mir geschrieben, dass sie auch in einem weiteren Gebiet planen, Bäume zu pflanzen.

    Ihr seht, es gibt noch genug zu tun und zu noch viel spenden! Sowohl für die Huertos Solidarios als auch für Planta Monte. Viele berichte zu beiden Projekten findet ihr hier auf www.solidaritaet-international.de

    Spendenkonto bei der Frankfurter Volksbank – DE86 5019 0000 6100 8005 84 BIC: FFVBDEFF

    Stichwort: Planta Monte oder Huertos Solidarios

    Waltraut, OG Schwäbisch Hall