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Michalis (links) und Jordanis
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Viele Eindrücke bei einer Rundreise auf Lesbos

Unser SI-Mitglied Jordanis war mit einer MLPD-Delegation in Griechenland. Sie haben die kämpfenden Kollegen und ihre Familien von Larko besucht und eine Rundreise unternommen. Vom Besuch des Flüchtlingslagers auf Lesbos und unserem Partner vor Ort, Michalis, berichtet Jordanis:

Liebe Freunde, Genossen,

(Besuch auf Lesbos Teil 1) Ich hatte während unsere Reise in Griechenland ständig Kontakt mit Michalis. Er versicherte mir telefonisch, dass er sich freut, dass Solidarität International das Versprechen, noch dieses Jahr nach Lesbos zu kommen, einlöst. Alles ist klar, ich soll mir keine Sorgen machen.

Begrüßung durch Michalis

Michalis, der Präsident von Stand by me Lesbos, hat uns selber vom Flughafen abgeholt und uns in einem tollen Hotel mit Meeresblick untergebracht. Sein Programm war so durchdacht, dass wir alles, was die Flüchtlingsfrage angeht, in Lesbos persönlich erfahren haben. Er brachte uns mit Menschen zusammen, die die Entwicklung der Solidarität mit den Flüchtlingen in Lesbos zu ihrer Herzangelegenheit gemacht haben.

Man kann nicht so ohne weiteres in das Camp rein. Michalis organisierte, dass Ausweise von uns erstellt werden. Wir mussten alle persönlichen Angaben machen, Ausweisnummer, Wohnort und Bilder. Das war kein einfacher Prozess.

Moria: Sauberkeit – aber auch Zäune und viel Polizei

Ich hatte von Bildern und Erzählungen der Flüchtlinge und von Michalis eine Vorstellungen, wie es da aussieht. Als ich aber von Weitem das Lager sah, und als wir uns der Pforte näherten, und ich die Zäune und den Stacheldraht, die das Lager umschliessen, sah, da musste ich schon selber mit einer gewissen Wut kämpfen. Das Camp war streng bewacht von Polizei. Unsere Ausweise wurden streng kontrolliert. Als wir reinfuhren, sahen wir an vielen Punkten Polizeistationen. Wir durften nicht fotografieren. Doch das ließen wir uns, wenn sich Möglichkeiten ergab, nicht nehmen.

Als das Lager in Moria, in dem bis 42.00 Flüchtlinge lebten, brannte, wurde auf dem Militärübungsplatz Kara Tape ein Zeltlager aufgebaut für 12.000 Flüchtlinge. Inzwischen leben nur noch 1400 Flüchtlinge in Kara Tape und es werden ständig weniger. Man fragt sch, wo sind sie? Mit Sicherheit nicht in Deutschland. Sie leben auf den Straßen der Großstädte in Griechenland. Vor allem in Athen. Es gab keine Zelte mehr. Alle lebten in Containern und Häuser aus Plastik. Es sah alles sauber aus, Es gibt Duschen und Essensversorgung. Von der schlechten Qualität des Essens haben die Flüchtlinge oft berichtet.

Schulungsbusse – eifrig genutzt

Wir fuhren weiter tief in das Camp, und am Ende stand das Meer und vor uns zwei Busse. Diese zu Schulungsbussen umgebauten Busse waren durch eine Spendensammlung von Solidarität International finanziert worden. Zwischen den zwei Bussen war oben eine Plane gespannt, die viel Schatten spendete. In der Mitte mit dem Schatten und der frischen Meeresluft waren Tische und Stühle aufgestellt. In der Ecke war eine Popcornmaschine, die zwei Mädchen eifrig bedienten. Am Eingang war eine Schaukel gebaut und die Kinder hatten großen Spaß.Von diesem schönen Teil kann man nicht direkt das Camp sehen. Das empfinden die Kinder und Frauen als „Oase“. So nennen sie es auch. Zu unseren Empfang wurde eine Party organisiert. Die Kinder, Frauen und Elias empfingen uns ganz herzlich. Auf den Tischen war alles was für eine Kinderparty das Herz der Kinder höher schlagen lässt. Getränk, die die Kinder lieben. Säfte, Cola, Fanta. Kekse, und viele verschiedene Chips. Popcorn durfte nicht fehlen.

Diese ausrangierten Busse sind als Klassenzimmer ausgestattet. Es wird Unterricht gegeben in verschiedenen Sprachen, Musik gemacht, es gibt Computer.In einer anderen Ecke ist die Nähwerkstatt mit den Nähmaschinen von Courage, die eifrig betrieben werden. Dann gibt es einen Friseursalon für Frauen, ein ausrangierter alter Friseurstuhl mit einem großen Spiegel. Dort machen sich die Frauen gegenseitig schöne Frisuren und schminken sich.Es ist eine richtige kleine Welt des Lernens, der Gemeinschaft und eine Anlaufstelle für alle!

Elias, ein Afghanischer Flüchtling,

… ist die Seele dieser Oase. Er ist für die Organisation und der ganzen Logistik verantwortlich. Elias berichtete: „Hier ist die Moria-Akademie. Wir haben verschiedene Angebote, Malkurse, Computerkurse für Kinder, ein Friseursalon für Frauen, Schneiderkurs für Frauen und auch andere Kurse …Frauen kommen hier her mit ihren Kindern. An heißen Tagen gehen alle Kinder gemeinsam zum Schwimmen. Meine Familie lebt noch in Afghanistan, ich sehe die Nachrichten jeden Tag. Für alle wäre es besser, in andere Länder zu gehen. In diesen Monaten sind viele gekommen, für mich ist das Leben sehr schwierig.“ Elias ist seit sechs Jahren im Camp und aus unerfindlichen Gründen kriegt er kein Asyl. Er grübelt jede Nacht, warum, und wie es weitergeht. Tagsüber organisiert er die Oase, den Unterricht und schlichtet Streit“.

Asylanträge dauern ewig!

Michalis berichtete, dass das größte Problem heute das Warten ist, warten, warten, warten. Die Behandlung der Asylanträge zieht sich ohne Begründung über Jahre. Das bringt die Leute in Depression und zum Teil auch Aggression, weil sie ständig über ihre Zukunft nachdenken und nicht wissen, was sie bringt. Deswegen liegt Michaelis besonders daran, dass die Leute arbeiten können. Deshalb möchte er sehr gerne als weiteres Projekt der Zusammenarbeit ein Arbeitsplatzprojekt. Er hat zusammen mit den Flüchtlingen sage und schreibe 2 Tonnen Deckel von Plastikflaschen gesammelt, weil das Flaschenplastik selbst als Recyclingprodukt wenig wertvoll ist. Alles Wasser im Camp wird in Plastikflaschen verteilt und diese leeren Plastikflaschen dann wieder aufwendig per Schiff aufs Festland zurückgebracht. Eine völlige Ressourcen- und Geldverschwendung! Er wünscht sich ein Recyclingprojekt, das wenigstens einige Arbeitsplätze schafft, die sinnvolle Produkte hergestellen und bei optimaler Planung durch den Verkauf Erlöse bringen und weiter ausgebaut werden können!

Einige Projekte wurden vereinbart

Mit Monika und Michalis führten wir ein sehr ausführliches Gespräch über die weitere Zusammenarbeit und vorrangigen Projekte. Wir vereinbarten unter anderen folgende Projekte:

Entsprechend der Bitte der Aktivistin vom Kindergarten Fahime aus Irak, werden wir Courage bitten, Unterwäsche zu sammeln und zu schicken … Als SI betreiben wir vorrangig das Recyclingprojekt d. h. Arbeitsplatzprojekt. …. Uns schwebt vor, unter Studenten oder Ingenieuren eine Ausschreibung zu einem Wettbewerb zu machen, wer die beste Idee hat, aus den Deckeln ein Recyclingsprojekt mit Arbeitsprozessen, aber auch realem Nutzen zu machen. Dafür wird ein nicht allzu üblicher Preis für den Gewinner ausgeschrieben. Anschließend erfolgt die Phase der Umsetzung und des Experiments wobei das Ziel ist, sowohl Arbeitsplätze zu schaffen als auch sinnvolle Produkte, die optimal geplant und verwirklicht dann auch durch den weiteren Verkauf Erlöse einbringt. …

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