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  • SI-Vorstand Stuttgart verschickt Solidaritätsbrief

    Liebe Mitglieder und Freund/innen von SI Stuttgart,  

    letzte Woche haben wir erfolgreich unsere Jahresmitgliederversammlung durchgeführt. Wir werden noch berichten.  Ein wichtiges Thema war die Flüchtlingssolidarität. Dazu gehören die praktische Solidarität mit Geld oder Rechtsanwälten, aber auch Leser,- Protest- und Solidaritätsschreiben ganz besonders wegen des zunehmenden Rassismus in den Medien, siehe „Hart aber Unfair“. Aktuell wurde die Lektüre „Tauben im Gras“ – ein in Sprache und Inhalt rassistischer Roman – als ABI-Thema 2024 für Berufliche Gymnasien festglegt. Sicher habt ihr von der Auseinandersetzung schon gehört. Hierzu ein Brief mit der Forderung zur Rücknahme dieses Buches durch das Kultusministerium und die Möglichkeit eine Petition zu unterzeichnen. Es wäre schön, wenn ihr das uterstützen könntet, wie wir es auf der Jahreshauptversammlung einvernehmlich festgelegt haben. Wir vom Ortsvorstand verschicken den Solidaritätsbrief über unsere Adressen an die Öffentlichkeit. Wir freuen uns, wenn auch ihr den Brief weiterleitet.  

    Herzliche Grüße Euer Ortsvorstand von SI Stuttgart

  • Genfer Flüchtlingskonvention „nicht länger praktikabel“?

    Genfer Flüchtlingskonvention „nicht länger praktikabel“?

    SI-Mitgliedsorganisation Marikana protestiert gegen die reaktionäre Flüchtlingspolitik der Bundesregierung:

    Erklärung Marikana zur Flüchtlingspolitik

    Wir sind empört und protestieren aufs entschiedenste gegen die reaktionäre Politik der Bundesregierung gegen Flüchtlinge und Migranten. In den letzten Wochen wird eine unfassbare Meinungsmanipulation über Talkshows und Presse betrieben, die auf die Abschaffung des Asylrechtes abzielt. So konnte Jens Spahn in der Talkshow „Hart aber fair“ vertreten, dass die Genfer Flüchtlingskonvention „nicht länger praktikabel“ sei, heißt ein Menschenrecht ist nicht mehr praktikabel.

    Wir wissen aus der Geschichte, wie Menschenrechte erst gegen Minderheiten abgeschafft wurden, bevor es am Ende die breite Masse traf.

    Praktikabel scheint es dagegen für Herrn Spahn, Menschen im Mittelmeer ertrinken zu lassen , denn nach seiner Vorstellung muss „die Botschaft rüberkommen, dass „es sich nicht lohnt nach Europa zu flüchten.“

    Statt Jens Spahn’s Äußerungen zu verurteilen, geriet der Vertreter von „Pro Asyl“, der einzige, der Spahn widersprach, ins Visier der Kritik. So werden rassistisches und faschistisches Gedankengut und die entsprechende Sprache immer mehr salonfähig gemacht.

    In Südafrika wird eine ähnliche Hetzkampagne gegen Flüchtlinge aus den umliegenden afrikanischen Staaten geführt.

    Die Folge sind tägliche Übergriffe, sogar Morde, an Flüchtlingen und Migranten.

    Angesichts einer globale Umweltkatastrophe und imperialistischen Kriegen, werden immer mehr Menschen zur Flucht gezwungen. Die dafür verantwortliche Politik ist die eigentliche Fluchtursache. Die Verantwortlichen für diese Menschenverachtung sorgen erst dafür, dass Millionen Menschen in ihrer Heimat nicht überleben können und erklären dann ihre Flucht, ihre Suche nach einer Überlebensmöglichkeit, für illegal. Wir als Deutsch-Südafrikanische Freundschaftsgesellschaft erklären:

    Aufstehen für internationale Solidarität und Arbeitereinheit über Grenzen hinweg!

    Lassen wir uns nicht vor den Karren der Imperialisten und ihrer Regierungen spannen!

  • Vernissage und Bilderversteigerung von Cribu`s Tattoo Circus  und SI Schwäbisch Hall

    Vernissage und Bilderversteigerung von Cribu`s Tattoo Circus und SI Schwäbisch Hall

    Bunter Benefiz Abend im Theatersaal des Alten Schlachthauses in Schwäbisch Hall

    Am 24. und 25. März veranstalteten Cribu´s Tattoo Circus und Solidarität International e.V. die vierte Benefiz Auktion zu Gunsten von Solidarität International e.V. im Theatersaal des alten Schlachthauses. Die Vernissage wurde durch eine Tanzperformance der Künstlerin Nathalie Seidl am Samstagabend stilvoll abgerundet.

    Insgesamt stellten sieben Künstler aus der Region ausgewählte Werke aus und boten diese zu günstigen Startpreisen bei der Benefiz Auktion am Sonntag an.

    Der Erlös der Veranstaltung, in Höhe von 738,00 Euro kommt der peruanischen Umweltschutzorganisation „Canto Vivo“ zu Gute, die gemeinsam mit SI Schwäbisch Hall das Projekt „der Wald der internationalen Solidarität“ betreibt.

    Der Wald, der durch Spendengelder finanziert wird, wird von ortsansässigen Bauern, mit dabei auch viele Kinder und Jugendliche, angelegt, gepflegt und zum Anbau von Speisepilzen genutzt und stellt eine zusätzliche Erwerbsquelle dar.

    Das Projekt macht Schule und soll auf weitere Gebiete ausgedehnt werden.

    Christian Bucher stellte bei der Eröffnung der Auktion sehr schön in den Mittelpunkt, wie ein Kunstwerk, in das der Künstler sein Herzblut und sein gesamtes Können legt, einen gewissen ideellen Wert erzeuge. Dieser Wert steigere sich nun um ein Vielfaches, dadurch, dass die Spendengelder zum einen den Menschen in Peru helfen, ihre Lebensumstände zu verbessern und zum anderen einen aktiven Beitrag zum Kampf gegen die globale Klimakatastrophe seien.

    Wer das Projekt unterstützen, oder mehr darüber erfahren möchte, kann sich unter https://solidaritaet-international.de/ weitere Informationen einholen.

    Diana, OG SHA

    Foto: Drei der sieben Künstler; v.l. Nathalie Seidl, Herbert Engler, Christian Bucher.

    Martina Schepperle, Kristina Franzisko, Leonore Rosenitsch und Nora Tietz, die anderen Künstlerinnen, waren zum Ende der Veranstaltung nicht anwesend.

  • SI mobilisiert zum Ostermarsch 2023

    SI mobilisiert zum Ostermarsch 2023

    Die SI-Ortsgruppen Ostalb und Schwäbisch Hall mobilisieren zum diesjährigen Ostermarsch nach Ellwangen. Ein Jahr Überfall Russlands auf die Ukraine hat bereits zehntausende Menschenleben gefordert. Dieser Krieg, der von beiden Seiten heuchlerisch – im Falle Russlands: im Namen des Antifaschismus, im Falle der NATO, USA und Deutschlands: im Namen der Demokratie – geführt wird, erweist sich als Machtkampf beider Seiten auf dem Rücken der ukrainischen Bevölkerung und der Ärmsten der Armen auf der Welt. SI unterstützt den Aufbau einer neuen Friedensbewegung als wichtigen Hebel, um allen Kriegstreibern in den Arm zu fallen.“

    >Demo Flugblatt HIER als PDF herunterladen <

  • Vernissage und Benefiz Kunstauktion an 25./26.03.  in Schwäbisch Hall

    Vernissage und Benefiz Kunstauktion an 25./26.03. in Schwäbisch Hall

    Vernissage und Benefiz Kunstauktion im Theatersaal des alten Schlachthauses in Schwäbisch Hall

    Am 25. und 26.03.2023 veranstalten Solidarität International e.V. und Cribu´s Tattoo Circus

    gemeinsam eine Ausstellung und abschließende Benefiz Kunstauktion zu Gunsten der Umweltschutzorganisation „Canto Vivo“ aus Peru. Diese richtet seit Jahrzehnten ihren Focus u.a. auf Wiederaufforstungs- und Bildungsprojekte sowie die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. (Siehe auch HT vom 02.09.2022)

    Am 25.03. von 16:00 bis 20:00 Uhr stellen verschiedene Künstler aus dem Schwäbisch Haller Raum ausgewählte Werke aus; eine Live Performance rundet den Abend ab.

    Am 26.03. ab 15:00 Uhr beginnt die Versteigerungen ausgewählter Werke.

    Solidarität International will Brücken bauen zwischen den Völkern und Menschen über Ländergrenzen hinweg. Der Verein entwickelt Projekte mit Partnern und Partnerorganisationen weltweit, die der Selbsthilfe, der Selbstorganisation und der Selbstbefreiung der Menschen vor Ort dienen. Alle dazu gesammelten Spenden werden garantiert zu 100% an das entsprechende Projekt weitergeleitet.

    Christian Bucher, der Inhaber von Cribu´s Tattoo Circus in Schwäbisch Hall unterstützt die Arbeit von Solidarität International schon seit vielen Jahren, und bereits vor den Einschränkungen durch die Corona-Pandemie, wurden mehrere Kunstauktionen und andere Veranstaltungen zu Gunsten von Solidarität International ins Leben gerufen.

    Diese Tradition soll am letzten Märzwochenende nun „wiederbelebt“ werden und gemeinsam mit verschiedenen, regionalen Künstlern und Hobbykünstlern aus Schwäbisch Hall, werden Bilder und Gemälde unterschiedlichster Stilrichtungen ausgestellt und teilweise versteigert.

    Der Erlös der Benefiz Auktion fließt an das Projekt „El Bosque de Solidaridad Internacional“- den Wald der internationalen Solidarität. In einem entlegenen Gebiet Perus, werden seit mehreren Jahren gemeinsam mit Bauern und Schulkindern Wälder gepflanzt, die von der ortsansässigen Bevölkerung gepflegt und zum Anbau von Speisepilzen genutzt werden; diese wiederum verkaufen sie dann auf Märkten. So wird nicht nur ein aktiver Beitrag zum Klimaschutz geleistet, sondern die Menschen erhalten eine Möglichkeit, ihre eigenen Lebensumstände eigenständig zu verbessern.

    Weitere Infos unter: cribu-tattoo.de und solidaritaet-international.de

  • Die ganze Einrichtung macht ihrem Namen “Haus der Solidarität” alle Ehre

    Die ganze Einrichtung macht ihrem Namen “Haus der Solidarität” alle Ehre

    Das Leben im Haus der Solidarität im Ferienpark Thüringer Waldhttps://www.ferienpark-thueringer-wald.de/haus-der-solidaritaet/

    Das Haus der Solidarität im Ferienpark Thüringer Wald wurde ab 2016 als Flüchtlingsunterkunft einer besonderen Art aufgebaut. Viele Mitglieder und Freunde von SI haben tatkräftig mitgebaut oder gespendet. Dafür vielen Dank.

    Flüchtlingen finden immer wieder eine Platz zum erholen

    Ein bis dahin nicht genutztes Haus wurde komplett saniert. Aber auch andere Unterkünfte und Räume im Ferienpark wurden renoviert und stehen im neuen Glanz für ein Zusammenleben von Flüchtlingen, Urlaubsgästen und weiteren Bewohnern zur Verfügung. Die ganze Einrichtung macht ihrem Namen “Haus der Solidarität” alle Ehre.
    Auch wenn die Behörden uns keine Flüchtlinge zuwiesen, fanden trotzdem immer wieder Menschen auf der Flucht hier einen Platz zum Erholen oder Austauschen, wurde notwendige Hilfe organisiert und auch zusammen gefeiert, gegessen, getanzt und gesungen. In der Belegschaft wurden zwei afghanischen Flüchtlinge unbefristet eingestellt. Der Freundeskreis Flüchtlingssolidarität trifft sich hier und hat Ausstrahlung in der ganzen Region.

    Seit einem Jahr haben wir auch ukrainische Flüchtlinge aufgenommen. Sie kamen durch Zusammenarbeit mit dem Frauenverband Courage und der MLPD in Nürnberg, denn viele Flüchtlinge gehen zuerst in die großen Städte. Mittlerweile sind etwa 50 ukrainische Flüchtlinge bei uns gewesen, einige nur für Tage, andere mehrere Wochen oder Monate und andere von Beginn des Krieges an bis heute.
    Wir haben auch ukrainische Schulkinder und die Stadt Schalkau hat für den Schulbus eine Haltestelle am Ferienpark eingerichtet. Die Zusammenarbeit mit den Behörden hat sich konstruktiv entwickelt, auch wenn von der Hausleitung viele Prozesse der Registrierung selbst in die Hand genommen werden mussten.

    Interviews unter ukrainischen Flüchtlingen

    Einen guten Einblick in die Situation der Flüchtlinge und Fluchtursachen geben folgende Interviews, die eine junge Frau aus der Ukraine durchgeführt hat. Daraus hier ein (erster) Ausschnitt:

    Das Leben ukrainischer Flüchtlinge im Haus der Solidarität

    Die meisten Flüchtlinge sind mit ihrer Familie hierher gekommen. Einige auch alleine wie Nikolai (alle Namen geändert).

    Nikolai lebte schon vor dem Krieg in der Nähe des 2014 – 2015 besetzten Gebiets im Osten der Ukraine.
    Nikolai: Ich habe in einem Kraftwerk gearbeitet, hart gearbeitet. Ich habe versucht mich in meinem Beruf als Spezialist zu entwickeln. Alles hatte für mich geklappt. Aber im Sommer 2022 kamen russische Soldaten, da gab es keine Arbeit mehr für uns. Es wurde alles besetzt auch das Kraftwerk und mit der Zeit wurden die Ukrainer raus gedrängt. Ich sprach mit den Besatzern, dem russischen Militär, und wie sie sagten, hatten sie den Befehl, nicht auf das Kraftwerk zu schießen. Die ersten Kriegsmonate ging ich noch arbeiten, es gab keine aktiven Kriegshandlungen.
    Das einzige, was wir hatten, war ein verminter Damm. Klar, das wird in einem Krieg gemacht. Aber es gab ein Dorf direkt unter dem Damm und im Fall eines Dammbruchs wäre es weggespült worden, mit den Menschen, mit den Kindern. Wir waren deshalb alle in großer Sorge. Wir haben mit den Bewohnern geredet sie sollen das Dorf verlassen, aber sie wollten nicht.
    Und doch hat die Ukraine am 20. Mai 2022 versucht, den Damm zu sprengen. Die gesamte ukrainische Armee hat vorher unsere Stadt verlassen, sie hat die gesamte Ausrüstung und auch Computer aus den Schulen mitgenommen.

    Wurde evakuiert?

    Nein, natürlich wurde niemand evakuiert. Niemand wurde gewarnt. Am Freitag wurden wir vorzeitig von der Arbeit entlassen, weil Granaten auf das Kraftwerk flogen. Soldaten mit Abwehrraketen kletterten auf unser Dach, auf dem wir gerade arbeiteten. Wir haben das Betriebsgelände sofort verlassen. Natürlich haben sie uns von der Arbeit gehen lassen, das stimmt. Wir sind zu Fuß nach Hause gegangen. Die Raketen flogen uns um die Ohren und wir mussten 3 Kilometer laufen. Wir schafften es nach Hause und abends um 18 Uhr sprengten sie den Damm. Es gab eine so explosive Welle, dass wir von den Füßen gerissen wurden.

    Und was geschah mit dem Dorf?

    Es wurde nicht zerstört, denn der Damm aus Zeiten der Sowjetunion ist sehr massiv und ist nicht gebrochen. Aber die Explosion war so groß, dass alle Fensterscheiben raus flogen. Nur zwei Tage später änderte sich unsere Flagge, unsere Zugehörigkeit. Und eine Woche später gab es keinen Strom mehr, kein Wasser, kein Gas, keine Kommunikation. Dann kamen die Truppe Wagner zu uns. Also saßen wir wie auf Kohlen. Ich blieb noch 2 Monate und ging dann zu meiner Mutter.

    Hast du in der Nähe deiner Mutter gelebt?

    Meine Mutter lebt seit 2014 im besetzten Gebiet, in der DVR (Volksrepublik Donezk). Zwischen uns lagen 60 Kilometer. Aber um sie zu besuchen, musste ich 1500 Kilometer durch Russland reisen. Gut 2014 zu Beginn konnte man noch über die Landstraßen zu fahren. Aber ich bin ganz selten gefahren und schließlich gar nicht mehr.

    Ist das Kraftwerk noch in Betrieb?

    Nein, es arbeitet gerade nicht. Sie lassen da noch nicht einmal jemanden rein, es wurde nichts von Minen geräumt. Auch am Bahnhof ist noch viel zerstört. Die Menschen in der Stadt haben erst seit kurzem wieder Arbeit. Und alle räumen die Trümmer weg.

    Wie hat sich das Leben durch den Krieg verändert?

    Es gab keine Arbeit, kein Strom, Wasser, Gas, die Kommunikation war weg. Wer ist schuld? Nun, das ist Krieg, ich gebe hier niemandem die Schuld. Die einen kamen und beschimpfen die anderen, die anderen sind gegangen und schimpfen auch. Wer ist schuld, wenn alle nicht ehrlich sind? Krieg ist eine Katastrophe. Wann brachte Krieg Glück? Zumindest nicht für uns, wir füllen unsere Taschen nicht in diesem Krieg. Im Gegensatz zu unserer Führung im Land. Insgesamt ist das alles beängstigend. Viele Menschen sterben, aber es wird nicht nach einer Lösung gesucht, sie füllen nur ihre Taschen.

    Wie gefällt es dir hier im Haus der Solidarität?

    Mein Bruder war als Flüchtling schon hier. Er hat mich die ganze Zeit gebeten auch zu kommen, aber ich hatte lange keine Möglichkeit. Gott sei Dank hier ist es sicher, hier schießt niemand. Ich hatte mich schon an die dauernde Schießerei gewöhnt. Und auch die Leute in der Ukraine sind mittlerweile daran gewöhnt, dass immer geschossen wird und haben nicht ständig Angst. Aber die Kämpfe gehen weiter und man trifft immer öfter Menschen im Rollstuhl auf der Straße. Tatsächlich ist es beängstigend, dass wir keine Angst haben. Ich kann mir das erklären, aber ihr müsst uns verstehen lernen wie das ist, wenn wirklich geschossen wird und man sich verstecken oder in Deckung gehen muss.
    Vielen Dank an Deutschland. Ich bin sehr dankbar, dass ich hier aufgenommen wurde, eine Unterkunft habe und Sozialleistungen bekomme.

    Sonja kam alleine nach Truckenthal

    Sonja: Als der Krieg begann, war ich in der Türkei. Ich besuchte Freunde mit einer kleinen Tasche Sommerkleidung. Der Kriegsausbruch war ein großer Schock für mich. Meine Erinnerung scheint diese Frühlingszeit gelöscht zu haben.
    Meine Heimatstadt Kiew war damals menschenleer, es war sehr gefährlich dorthin zurück zu kehren, und jeder, den ich kannte, versuchte die Stadt zu verlassen. Ich blieb also in der Türkei und suchte nach Arbeit, um meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Als ich einen Job fand, stellte sich heraus, dass die türkischen Behörden weder ein Arbeitsvisum noch ein humanitäres Visum ausstellen. Es war ein weiterer Schock, als mir mitgeteilt wurde, dass ich nur ein paar Tage Zeit hätte, das Land zu verlassen.
    Ich begann mit der Suche nach einem Ort an den ich fliehen kann. Ich nahm Kontakt zu einer Familie, die in Deutschland lebt auf. Ich fuhr dorthin, ohne zu wissen, was mich erwartet. Sie haben mir bei allem sehr geholfen. Es war im März in Deutschland noch kalt und verschneit, und ich hatte keine warme Kleidung. Doch viele Menschen, Organisationen und der Staat haben den ukrainischen Flüchtlingen geholfen.
    Im Sommer 2022 bin ich in die Ukraine zurückgekehrt, in Kiew war es damals relativ ruhig. Aber im Oktober begannen in allen Städten der Ukraine wieder Bombenangriffe. Kiew war damals eines der Hauptziele. Die Alarme und Bombardierungen dauerten Stunden. Von Beginn an zielten diese Angriffe auf die Infrastruktur und wurden Strom, Wasser und Kommunikation unterbrochen. Eines Tages erwischte mich Fliegeralarm auf der Straße und sofort explodierte nicht weit von mir eine Rakete. In diesem Moment bekam ich große Angst, meine Hände zitterten und mir verschwamm alles vor den meinen Augen. Da entschied ich mich zurück nach Deutschland zu gehen.
    Der Ferienpark in Truckenthal und das Haus der Solidarität gefiel mir sofort sehr, noch bevor ich hier ankam. Alles hier basiert auf den Grundsätzen der gegenseitigen Hilfe. Das heißt, die Leute vom Ferienpark, die Arbeiter und das Management sind den Flüchtlingen in allen Belangen sehr behilflich. Und im Gegenzug tragen die Flüchtlinge zur Entwicklung des Ferienparks bei. Manchmal haben wir Subbotniks, um das Gelände zu säubern, manchmal organisieren wir selber Einsätze, um Schnee oder Laub zu entfernen. Nun, ich denke, so sollte es sein, es ist Verantwortung für unseren gemeinsamen Lebensraum.
    Wir sprechen darüber, wie wir im Haus selbst das Leben organisieren, dann helfen sich alle gegenseitig und jeder teilt alles. Wir haben z.B. auch eigene Reinigungsaufgaben für den Gemeinschaftsraum festgelegt und wir organisieren gemeinsame Fahrten zum Einkaufen und vieles mehr.
    Wir sind hier mehrere Familien die nach und nach ankamen, so wie ich. Natürlich wurden wir alle zu Geiseln dieser Situation. Einige lernen bereits sehr intensiv die deutsche Sprache und gehen davon aus hier in Deutschland zu bleiben und zu arbeiten. Andere wollen unbedingt nach Hause, sobald der Krieg vorbei ist.
    Aber im Allgemeinen sind alle ukrainischen Flüchtlinge, die ich getroffen habe, sehr besorgt. Fast jeder hat jemanden in der Ukraine zurückgelassen, denn es ist sehr selten das es gelang, mit der ganzen Familie zu fliehen. Zurück blieben alte Menschen, die nicht ausreisen wollen oder körperlich nicht in der Lage sind, Ehemänner, Brüder, die an die Front einberufen wurden oder als potentiell Mobilisierte nicht ins Ausland gehen dürfen. Vor diesem Hintergrund entwickeln Flüchtlinge auch Depressionen, oder man schafft es nicht sich von all den Schrecken zu erholen oder lebt mit einer posttraumatischen Belastungsstörung.

    Oleg lebt seit einigen Monaten im Haus der Solidarität.

    Er ist auch ein Kind des Zweiten Weltkriegs. Er hat jetzt zwei Kriege in seiner Heimatstadt Charkow erlebt.
    Wie hat alles begonnen und wie bis du hierher gekommen?
    Oleg: Meine Erinnerungen gehen bis in den Sommer 1939 zurück. 1940 gingen mein Großvater und ich zur feierlichen Demonstration zum 1. Mai, die an einem sonnigen Frühlingstag von der Stadt Charkow abgehalten wurde …

    Du hast das etwas falsch verstanden, ich meine den Krieg im Jahr 2022

    Nein, der Krieg heute muss mit dem damaligen in Verbindung gebracht werden. Ich bin geflohen nur weil ich diesen Krieg durchlebt habe und die gleichen Schrecken und harten Bedingungen kein zweites Mal ertragen konnte.
    Ich wurde in einer normalen Arbeiterfamilie geboren. Mein Vater war Mechaniker und alle in der Familie waren Arbeiter. Ein wichtiger Abschnitt in meinem Lebens war der Arbeitsbeginn in einem Betrieb. Wo die Arbeiter die ersten Erzieher meiner Person waren. Nicht eine Partei, noch sonst jemand, sondern die Arbeiter auf den Prinzipien der Zusammenarbeit und des kameradschaftlichen Zusammenwirkens der Menschen.
    Unerwartet für mich begann der jetzige Krieg. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich ein persönliches Gesundheitsproblem. Am 24. Februar 2022 musste ich zur Operation in die Klinik. Zusammen mit meinem Sohn kamen wir am 23. abends an und die Kämpfe begannen früh am Morgen. Die Ärzte sagten mir: „Großvater, der Krieg hat begonnen und sie können uns sofort zu den Truppen bringen, da wir Chirurgen sind. Dann müssen Sie nach der Operation unbeaufsichtigt hier bleiben. Versuchen Sie deshalb, die Ukraine heute zu verlassen, um diese Operation im Ausland durchzuführen.“ Also stiegen mein Sohn und ich ins Auto und fuhren los.
    Für mich war es wie ein Märchen, wie wir im Haus der Solidarität empfangen und umsorgt wurden. Ich bin sehr froh, dass ich an diesen Ort mit einer so menschlichen, freundlichen und angenehmen Einstellung gekommen bin.
    Eine andere Sache, auf die ich hinweisen möchte ist, dass der Krieg in der Ukraine nicht nur eine russische Invasion ist. Dies ist eine vorbereitete Operation von außen. Und in diesem großen Kampf werden sie alle Waffen liefern, sie werden die Völker sehr fein gegeneinander vergiften, damit dieses Feuer nicht erlischt, sondern aufflammt.
    Die Hauptaufgabe der Weltgemeinschaft besteht jetzt nicht darin, den Krieg weiter zu entfachen, nicht diese Panzer, Flugzeuge, Granaten und Raketen zu liefern. Warum? Denn dies ist der Beginn des dritten Weltkriegs. Das darf nicht zugelassen werden. Die Welt, die mieseste Welt, ist besser als ein solch barbarischer Krieg. Davon bin ich überzeugt.

    Ein Ehepaar, Vera und Alexander:

    Vera: Als der Krieg begann, waren mein Mann und ich im Ruhestand. Irgendwie waren wir erst im Herbst 2022 bereit, die Ukraine zu verlassen. Wir dachten immer, der Krieg ist bald zu Ende.
    Wann und warum habt ihr euch entschieden zu fliehen?
    Alexander: Nun, zu Beginn des Krieges sind einfach viele geflüchtet. Die Mutigeren sind ins Ausland gegangen oder solche, die nichts mehr zu verlieren haben. Wir gingen in die Zentralukraine, lebten in einem Hotel. Es gab keine Plätze, wir schliefen auf dem Boden. Dann konnten wir lange Zeit keine Wohnung finden.
    Vera: Und wegen unserer Tochter wollten wir nicht gehen. Sie ist bei ihrem Mann und ihren Mann haben sie nicht gehen lassen. Nun, wie können wir sie in der Ukraine lassen und ins Ausland gehen? Deshalb fühle ich mich jetzt manchmal unwohl, weil sie da geblieben sind. Aber sie hat uns bestärkt zur gehen.

    Wir sind durch die Ukraine gezogen und haben schließlich eine Wohnung in Tscherkassy gefunden. Es war generell extrem schwierig, eine Wohnung zu finden, weil die Menschen so massenhaft vor dem Krieg weggelaufen sind, es gab einen sehr starken Flüchtlingsstrom. Im Sommer haben wir in Tscherkassy gelebt, uns mit den Nachbarn angefreundet, ich habe sogar einen Job bekommen und bin irgendwie nach allem wieder zur Ruhe gekommen.

    Aber im Oktober begann die Bombardierung der Infrastruktur und ich floh zum ersten Mal aus der Stadt. Am 31. Oktober 2022 morgens gehe ich zur Arbeit und das Licht, die Kommunikation, das Wasser sind ausgeschaltet, alles ist geschlossen, keine Arbeit. Auch das Geld ging zu diesem Zeitpunkt bereits zur Neige und wir beschlossen, nach Charkow in unser zu Hause zurückzukehren. Wir waren unterwegs, es gab nicht einmal eine Verbindung, um Verwandte zu informieren.

    Wir kommen in Charkow an und am gleichen Abend massiver Beschuss. Durch diese Explosionen bin ich in Panik geraten und es wurde immer schlimmer. Wir kontaktierten Freunde, die zu dieser Zeit bereits im Ferienpark in Truckenthal waren. Und dann sind wir hierher gekommen. Wir haben nur ganz wenig Dinge mitgenommen. Für uns war es sicherlich ein Kraftakt, zum ersten Mal überhaupt ins Ausland zu gehen.

    Ich kann immer noch nicht glauben, wie das passieren konnte. Das der Krieg zu uns kommt, in die Ukraine, in einen entwickelten Staat mitten in Europa.

    Danke natürlich für die Aufnahme. Manche Bekannte glauben gar nicht, dass wir hier so aufgenommen wurden. Und ich freue mich immer, wenn hier Hilfe gebraucht wird, ich werde immer helfen.

  • Ein Besuch beim kurdischen Roten Halbmond: „Heyva Sor wird gebraucht …“

    Ein Besuch beim kurdischen Roten Halbmond: „Heyva Sor wird gebraucht …“

    Das Büro von Heyva Sor a Kurdistanê, dem kurdischen Halbmond, liegt keine fünf Minuten vom Bahnhof in Troisdorf. Es sind schöne helle Räume, in denen Ute Kellert und ich von unseren Gesprächspartnern empfangen werden. Wir sind auf 14:00 Uhr angemeldet und alles ist schon vorbereitet: Gebäck, Tee, kleine Kuchen.

    Heyva Sor arbeitet seit einiger Zeit mit Medizin für Rojava zusammen und so war es von SI schnell möglich, Spenden für die Erdbebenopfer des Erdebebens vom 6. Februar in der Grenzregion zwischen der Türkei und Syrien zügig an die betroffenen Menschen zu bringen. Unsere Gesprächspartner bedankten sich für inzwischen etwa 108.000 EUR, die sie von SI erhalten und in die Region weitergeleitet haben.

    „Am Anfang hat der türkische Staat drei Tage nichts gemacht, die waren aber wichtig für die Rettung von Menschenleben,“ meint Murat. „Deshalb liegen die Todeszahlen weit höher als die bisher bekannten über 53.000 Gestorbenen.“ Und er berichtet, wie die Hilfslieferungen und Überweisungen in die kurdischen Gebiete vom türkischen Staat behindert und teilweise sogar unterbunden werden. Auch vom Internationalen Roten Kreuz in Genf bekommt Heyva Sor immer wieder Briefe, in denen die Anerkennung des Kurdischen Roten Halbmonds abgelehnt wird, weil er keine staatliche Organisation sei. „Dabei werden wir gebraucht, denn in diese Gebiete fließen kaum Hilfslieferungen. Nur wenige Organisationen können da hin.“

    Unser Gespräch dreht sich dann um eine mögliche Zusammenarbeit. Der Wunsch besteht von SI und von Heyva Sor. Es wurden verschiedene Ideen und Vorschläge besprochen, die wir jetzt in der Geschäftsstelle und Bundesvertretung von SI beraten wollen.

    Armin

  • Aktion „Rose gegen Spende“ –  Rekordverdächtig!

    Aktion „Rose gegen Spende“ – Rekordverdächtig!

    Am Samstag, den 4. März veranstaltete unsere Haller Ortsgruppe „Rose gegen Spende“ in Vorbereitung des Internationalen Frauentages am 8. März zum 7. Mal in der Haller Innenstadt. Gut beim Monatstreffen vorbereitet trafen wir uns bei kurz über Null mit 100 Rosen, Flyern und Programmen bewaffnet und bauten uns gut sichtbar am Milchmarkt mit 2 Stehtischen und SI-Fahne auf.

    Die Spenden dienen der Unabhängigkeit der Organizerinnen der Textilarbeiterinnen der Gewerkschaft GWTUC/ Bangladesch. Trotz des Rechts sich gewerkschaftlich zu organisieren, bekämpft der Staat und die Unternehmen die Aktivistinnen mit Entlassung, angeheuerten Schlägern, falschen Beschuldigungen, Polizeiangriffen, Verhaftungen und Belästigungen, Vergewaltigung bis hin zur Ermordung. Repressionen sind an der Tagesordnung. Löhne werden teils um Monate später oder gar nicht bezahlt. Die Bedingungen sind für Frauen und Kinder ungleich härter. Die Gewerkschafterinnen organisierten Arbeitskämpfe erfolgreich, um Bedingungen in der Produktion und Gesellschaft zu verändern.

    6 bis zeitweise 8 von uns beteiligten sich am Aufbau und an der Aktion, sodass wir wie angedacht um 10:00 Uhr mit unserer Ansprache an die Passanten anfingen. Waltraut und Oli mischten sich in den 3 Stunden unserer Aktion mehrfach beim Wochenmarkt unters Volk und konnten so immer neue Marktbesucher erreichen. Willi, Lilo, Vroni und Holger blieben meist vor dem Stand und sprachen dort aktiv an, teils strömten wir in die Gässchen. Diana pflegte den Stand und kam dort ins Gespräch.

    Anfangs hatten wir den Eindruck, dass die Kälte die Menschen an uns vorbei und schnell nach Hause treibt. Ob wir mit unseren erstmals 100 Rosen, statt 80, doch etwas größenwahnsinnig wurden? Unser Standort war schlechter als die Jahre zuvor. Und dennoch, die Ansprachen funktionierten, wir schauten voneinander ab und konnten auf die Situation der Frauen und Textilarbeiterinnen in Bangladesch aufmerksam machen. Meist konnten wir Spendenden noch mehr über die Prinzipien von SI erklären, als dass jeder Cent ankommt und warum. Das Programm von SI wurde oft aus Interesse mitgenommen, auch Bangladesch-Flyer für zu Hause wurden statt einer Spende zu geben, verlangt.

    Überrascht waren wir darüber, dass ein Passant zu uns kam, weil er und seine Frau unsere Ankündigung in der Zeitung lasen und „das für sympathisch und sinnvoll“ hielten. Das Paar spendete für 3 Rosen. Ein Drittel wollte für die Spende keine Rose. Als uns die Kälte um 13:00 Uhr in die Knie zwang, hatten wir keine Rosen mehr und wir konnten rund 540,- € für die Organizerinnen in Bangladesch anweisen. Unser „Rose gegen Spende“ Rekord!

    Holger, Schwäbisch Hall