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  • Anklage (Stahlarbeiterfamilien von Aspropirgos)

    Sie sagen mein Junge, dass Du sechs Jahre alt bist. Wir kennen Dich nicht und wissen auch nicht woher Du kommst. Wir haben erfahren, dass Du ein Flüchtlingskind im Lager von Chios bist. Du bist auf ein Gebäude geklettert um Selbstmord zu begehen. Du wurdest von deinem Vater gerade noch gerettet. Warum, mein Junge wolltest Du das tun? Was hast Du vermisst, Junge? Ist dir kalt im Regen, warst Du nackt, bist Du barfuß gewesen, hattest Du Hunger oder vermisst Du Deine Schule? Dies hat uns einen schrecklichen Schlag versetzt. Wir sind Griechen, wir lieben Kinder, haben eine Seele, haben eine Kultur und ein heldenhaftes Erbe. Ist es möglich, Kinder zu foltern, so wie die Nazis griechische Kinder gefoltert haben? Unmöglich!!! Wer ist schuld mein Junge, dass Du so weit gehen konntest. Sie sagen der Wind ist schuld, wenn er die Zelte kaputt gehen und Du nass wirst. Sie sagen, dass Gott ist schuld am Regen und Schnee. Das Gleiche erzählt Frau Kerameos. Sie hat große Schwäche für Kinder »unsere« Ministerin, sie will alle beschützen. Deswegen setzte sie die Polizei an den Universitäten ein. Zusammen mit dem Minister für Katastrophenschutz, schickten sie die Polizei zu den Demonstrationen der jungen Leute und prügelte auf sie ein um sie zu schützen. Sie haben bei den Universitäten und Studenten angefangen. Es wird nicht lange dauern bis sie die Polizei auch in den Grundschulen und Kindergärten positionieren alles zum Schutz für uns alle. Unser Premierminister, der die Flüchtlingslager in Griechenland besuchte, fand alles gut. Nein mein Junge diese Leute sind mitschuldig an der menschenverachtenden Flüchtlingspolitik. Sie und die EU sind die schuldig, dass Du frierst, Du Angst hast, Du kein warmes Wasser und keine Heizung hast. Alles ist für sie erledigt und gut. Mit einem kleinen Detail. Nur nicht für Dich.

    Die Flüchtlinge melden

    Guten Morgen aus dem Camp. Es wurde sehr kalt und es regnet. So soll es auch die nächsten Tage bleiben. Immer noch sind fast keine Heizungen vorhanden und heute gab es ein großes Problem mit dem Strom und dem Generator.

    So wieder frieren wir weiter in unseren Zelten und warten Temperaturen unter Null.

    Einige Eindrücke von heute: Es ist sehr kalt, sehr windig und den ganzen Tag regnet es.

    Täglich sammeln unsere Partner leere Plastikflaschen und anderen Müll und helfen so das Camp sauber zu halten. Es ist eine harte Arbeit, völlig selbstorganisiert und auf freiwilliger Basis.

    Wir helfen bei der Bereitstellung der Logistik und besorgen die notwendigen Taschen und Werkzeuge dafür. Diese Zusammenarbeit dauert seit März 2020 und erwies sich als äußerst effizient.

    Jeden Monat werden dutzende Tonnen Plastik an die lokale Recyclingfirma geschickt, und dies ist eine wichtige Initiative, um Krankheiten zu verhindern und das Wohlbefinden der Camp Bewohner und der Umgebung zu schützen.

    Gestern und heute ist es sehr kalt, regnerisch und windig und wir werden mit riesigen Problemen mit der elektrischen Versorgung konfrontiert. Stundenlang wurden einige Zonen wegen Überlastung und Problemen mit den Generatoren abgeschnitten. Außenteams waren bis zum Abend unterwegs und versuchten zu helfen und zu reparieren. Es ist eine sehr schreckliche Situation für Flüchtlinge, da es kalt und dunkel ist. Wir haben unser Bestes gegeben.

    Letzte Nacht war sehr kalt und die Kinder konnten nicht viel schlafen, wir haben versucht, sie mit Decken warm zu halten. Heute heißt es, dass es noch kälter werden soll.

    Es ist Mitte Februar. Noch immer fehlen im neuen Camp mindesten 1000 kWh Elektrizität. Die wenigen Generatoren, die es mit Strom versorgen sind vollkommen überlastet.

    Und so passiert, was passieren musste: Bei eisigen Temperaturen fällt der Strom dauernd aus und deshalb sitzen im Regen ohne Heizung und Strom in ihren Zelten.

    Und für das Ganze wurden Abermillionen zur Verfügung gestellt.

    Einige Bilder vom Logistikteam, täglich werden Dinge ins Lager transportiert: Essen, Kabel, Schlafsäcke, Kleidung und Computer. Im Hintergrund wird jeden Tag so viel geplant und gearbeitet.

    Thomas Osten Sacken

    „Jüngst veröffentlichte Studien messen den Unterschied zwischen Prognosen und Klimarealität nicht in Dekaden, sondern in Zentimetern. Demnach sind die in der Klimawissenschaft dominierenden Schätzungen bezüglich des Anstiegs des Meeresspiegels viel zu konservativ gewesen. Das durch die globale Erwärmung bedingte Abschmelzen von Eisflächen, wie von Gletschern und dem Eispanzer in der Antarktis sind der wichtigste Faktor, der zum Anstieg des Meeresspiegels beiträgt. Einen weiteren Faktor bildet die Erwärmung der Wassermassen der Weltmeere.

    Eine im Fachblatt The Cryosphere veröffentlichte Untersuchung kommt zu dem Ergebnis, dass der Verlust der globalen Eismasse bereits viel stärker ausfällt als ursprünglich angenommen. Zudem beschleunigten sich diese Vorgänge immer weiter, warnen die Autoren der Studie. Der Planet hat demnach zwischen 1994 und 2014 rund 28 Billionen Tonnen an Eismasse verloren. Diese Menge würde genügen, die gesamte Fläche von Großbritanniens mit einem hundert Meter hohen Eispanzer zu bedecken.

    Mehr noch: Der globale Eisverlust beschleunigt sich immer weiter. In den 1990-iger Jahren gingen durchschnittlich 0,8 Billionen Tonnen verloren, während es in 2017 schon 1,3 Billionen Tonnen waren. Hieraus resultiert eine Beschleunigung der globalen Eisschmelze um 65 Prozent in dem untersuchten Zeitraum von 23 Jahren. Alle größeren Eisflächen hätten Verluste verzeichnet, aber es wären die Eispanzer Grönlands und die Gebirgsgletscher besonders stark betroffen, hieß es weiter.“

    Je länger ich mich mit diesem ganzen Charity-Business beschäftige, je fraglicher erscheint mir dieses ganze Engagement dieser Milliardäre, die zusammen mehr Kapital kontrollieren, als Dutzende von Staaten zusammen.

    Denn inzwischen ist die ganze Szenerie auf sie zugeschnitten, die Crowdfunding-Plattformen gehören ihnen und sie bestimmen über ein völlig undurchsichtiges Netzwerk von Firmen, Non-Profits, Consultants und natürlich den Unmengen an Geld, das sie direkt oder indirekt ins System pumpen die Regeln.

    Mir scheint, dass inzwischen das ganze Hilfsbusiness von irgendwelchen lächelnden Startup-Leuten, die irgendwie alle gleich aussehen und reden, dominiert wird. Recherchiert man dann ein wenig, landet man sehr schnell bei Investoren, Private Equity Firmen usw.. Was früher noch als eine Art Nische galt, in denen die Gesetze von Profitmaximierung noch nicht völlig galten, sind inzwischen vollkommen in das System integriert und Abertausende von Arbeitsplätze in den Industrieländern hängen dran „Doing-Good“ und „Charity“. Die Frage wäre nicht nur, wie viel von diesem Geldes eigentlich die angeblichen Empfänger wirklich erreicht, sondern auch wie, denn mit den Mengen an Kapital ist es ein leichtes, die eh schwachen Kontrollmechanismen der meisten Staaten gerade im globalen Süden zu unterlaufen.

    Und wem sind sie am Ende eigentlich rechenschaftspflichtig. Ein guter alter eingetragener Verein hat wenigstens noch Mitglieder. Heute sind fast alle Akteure Non-Profit Companies oder in Deutschland zunehmend gemeinnützige GmbHs, d. h. einzig allein die jeweiligen Direktoren bestimmen, was geschieht. Mit demokratischer Kontrolle, Transparenz etc. hat das alles nichts mehr zu tun.

    Diejenigen, die so tun als sprächen sie im Namen irgendeiner globalen Zivilgesellschaft haben sich längst jeder nachhaltigen Kontrolle entzogen. Jede Aktiengesellschaft ist da im Vergeblich eine hoch demokratische Angelegenheit.

    Gibt es immerhin ein paar Recherchen, wie solche Netzwerke in der rechten Szene funktionieren, wo viel weniger Geld zirkuliert, fehlen die Untersuchungen im „We-do-good“-Business. Das geschieht ja für das Klima, die Flüchtlinge und die Armen und deshalb eher links.

  • Auch wir genießen die Sonne

    Gestern erhielten wir diese Meldung und die schönen Bilder.

    Guten Morgen. Guten Morgen. Etwas Schönes aus Griechenland. Auch wir genießen die Sonne. Das Wetter sollte bald wieder schrecklich werden. Letzte Nacht war sehr schlimmer Hagelregen. Aber es gibt eine andere Seite. Wir sind auch Menschen und lieben es, die Schönheiten der Natur zu betrachten. Wir versuchen sie mit einigen unserer Projekte zu schützen. Die Menschen hier versuchen die Normalität zu bewahren und machen Dinge wie Fußball spielen, wie es andere Menschen und Völker lieben.

    Heute sind mit dem Strom sehr beschäftigt.

    Diese Werkzeuge wurden alle dringend benötigt. Heute ist Freitag, also haben wir Shampoo von Hope Project für leere Flaschen getauscht.

    Im Camp herrscht eine große Nachfrage nach Bildung und langsam schaffen wir es, immer mehr unterschiedliche Klassen zu bilden.

    Zusätzlich schließen sich viele Studierende dem E-Learning an, das wir in Zusammenarbeit mit der Universität Thessaloniki anbieten.

    In der Nacht haben wir ein Problem mit dem Strom in der gelben Zone. also waren sehr spät die Teams unterwegs, um es zu beheben…. und haben es geschafft

    Weitere 35 kamen in Paleos Mantamadou auf Lesbos an. Im Februar waren es insgesamt 98 neue Flüchtlinge an. Sie wurden in Megala Therma im Norden Lesbos unter Quarantäne gestellt.

    Erster Zeugenbericht für den 20.02.2021

    Viele Mitglieder unseres Teams kommen aus Deir er Zor in Syrien. Das war eine schöne Stadt und wir lieben sie. Nachdem die Leute anfingen gegen Assad zu demonstrieren, wurde es ein Ort des Krieges und des Terrors.

    Erstens von der syrischen Armee und dann vom ISIS. Wir alle erinnern uns an diese dunklen schrecklichen Zeiten. Dies ist ein sehr guter Zeugenbericht. Das war unser Leben und viele von uns haben den Terror und die Brutalität mit eigenen Augen gesehen. Sie werden es nie vergessen.

    »Heute sind meine Gefühle an diese dunklen Zeiten verwirrt. In der Rückschau an den erlebten Horror bekomme immer noch Beklemmungen. haben. Unser Leben hat sich für immer verändert. Sie wollten diktieren, was wir zu tun haben und wie wir uns anzuziehen haben. Sie bestraften Menschen wegen Geringem, wie das Rauchen einer Zigarette und spazieren gehen auf der Straße.

    ISIS hat die Schulen geschlossen, unsere Kinder daran gehindert, etwas zu lernen.Die Jugendlichen, die ihr eines Leben leben wollten, wurden kontrolliert. Nach einer Weile begann ISIS eigene Schulen zu betreiben und ihren eigenen Lehrplan erstellt. Einige Lehrer riskierten ihr Leben, um sicherzustellen, dass unsere Kinder nicht von deren Ideen vergiftet werden. Sie haben den Schülern heimlich die üblichen Lehrpläne als Widerstandshandlung beibringen. Wir haben immer Wege gefunden, Dinge auf unsere Weise zu tun. Trotz der Schwierigkeiten hatten wir immer noch Funken Hoffnung.

    Frauen wurden gezwungen, in der Öffentlichkeit dunkle Abaya zu tragen. Es ist ein langes schwarzes Kleid. Meine farbenfrohe, lebendige Stadt verwandelte sich in einen dunklen, hässlichen Ort. Man konnte den Schmerz in den zerstörten Straßen spüren, in denen alle gleich angezogen waren. Einmal sah ich, wie ISIS-Mitglieder zwei Frauen auf dem Markt mitgenommen, sie geschlagen und beleidigt haben, nur weil sie an ihrer Kleidung einen Hauch Farbe getragen haben. Ich fühlte mich in diesem Moment so hilflos.

    Am nächsten Tag war ich wieder auf dem Markt und musste kurz die Augen aufdecken. Sie sahen mich und fingen an, mich mit den schlimmsten Worten zu beleidigen, mit denen eine Frau beleidigt werden kann. Es war nicht leicht, mich davon abzuhalten, zurück zuschreien. Mein Körper zitterte, ich musste an meine Kinder und meine Familie denken. Ich wollte niemandem Ärger machen.

    Meine Mutter war eine der wenigen Menschen, die ohne Angst vor ISIS-Kämpfern bestehen konnte. Sie beeindruckte alle mit ihrem Mut und ihrer Stärke. Sie weigerte sich, ihr Gesicht zu bedecken, und immer wenn ISIS-Kämpfer versuchten, sie zu beschimpfen, brüllte sie zurück. Seltsamerweise fingen an, sie zu meiden Meine Mutter war die stärkste Frau, die ich kannte, sie trug nie eine Gesichtsbedeckung.

    Wir waren nicht immer in der Lage, ISIS-Mitglieder zu konfrontieren. Wir haben immer versucht, Wege zu finden, um ihre Gesetze zu halten. Als sie versuchten, junge Mädchen aus der Gegend dazu zu bringen, Kämpfer zu heiraten, logen die Familien und sagten, dass ihre Tochter mit einem Verwandten, auch wenn beide sehr jung, verlobt war, nur um jeglichen Ärger zu vermeiden.

    Die Dinge wurden immer schlimmer, und wir konnten das Haus nicht ohne Begleitung eines männliches Familienmitglied verlassen. Einmal wurde meine Schwägerin krank und wir haben unseren Nachbarn gebeten, uns zum Arzt zu fahren. Wir wurden an einem Kontrollpunkt angehalten. Als die Streife herausfand, dass wir bei einem Nachbarn im Auto waren, sagten sie, dies sei verboten, mit jemandem, der kein Familienmitglied war, in ein Auto zu steigen und haben uns mit ihren Waffen bedroht, bis wir aus dem Auto stiegen. Wir wurden ohne Mitfahrgelegenheit allein gelassen.

    ISIS begann, Menschen öffentlich hinzurichten und ließ ihren Körper tagelang hängen. Sie bestanden manchmal darauf, dass die Familie des Opfers an der Hinrichtung teilzunehmen. Der Horror und der Schmerz, die wir mit eigenen Augen gesehen haben, sind unerträglich. Ich hatte gehofft, diese Erinnerungen löschen zu können, aber sie verfolgen mich immer noch in meinen Träumen.“

    Thomas Osten Sacken

    Es ist hier die tägliche bzw. nächtliche Realität. Tag für Tag, Nacht für Nacht.

    „Im vergangenen Jahr habe es eine massive Eskalation gegeben, erklärte die Menschenrechtsorganisation. Allein von März bis Dezember 2020 seien mehr als 9.700 Fliehende gewaltsam in die Türkei zurückgedrängt und damit ihres Rechts auf Asyl beraubt worden. Unter den Opfern seien viele Kinder. In den meisten Fällen würden die Schlauchboote der Schutzsuchenden zerstört und Gewalt gegen die Menschen ausgeübt.

    Neben der griechischen Küstenwache seien dafür hauptsächlich die europäische Grenzschutzagentur Frontex und Schiffe unter Nato-Kommando verantwortlich. Seit Monaten kritisieren die Vereinten Nationen und Menschenrechtler Frontex dafür, dass Schutzsuchende rechtswidrig zurück gedrängt werden. Die EU hatte im Oktober die Untersuchung der Vorwürfe angekündigt.“

    Die Menschenrechte der Flüchtlinge in der Ägais werden laut eines Berichts der Berliner Organisation Mare Liberum systematisch verletzt.

    Im vergangenen Jahr habe es eine massive Eskalation gegeben, erklärte die Menschenrechtsorganisation. Allein von März bis Dezember 2020 seien mehr als 9.700 Fliehende gewaltsam in die Türkei zurückgedrängt und damit ihres Rechts auf Asyl beraubt worden. Unter den Opfern seien viele Kinder. In den meisten Fällen würden die Schlauchboote der Schutzsuchenden zerstört und Gewalt gegen die Menschen ausgeübt.

    Neben der griechischen Küstenwache seien dafür hauptsächlich die europäische Grenzschutzagentur Frontex und Schiffe unter Nato-Kommando verantwortlich. Seit Monaten kritisieren die Vereinten Nationen und Menschenrechtler Frontex dafür, dass Schutzsuchende rechtswidrig zurückgedrängt werden. Die EU hatte im Oktober die Untersuchung der Vorwürfe angekündigt.

    (Diese Nachricht wurde am 11.02.2021 im Programm Deutschlandfunk gesendet.)

    Ergänzung Thomas Osten Sacken

    Bei mindestens einem Drittel aller auf Lesbos aktiven NGOs sucht man vergeblich nach Finanz- bzw. Aktivitätsberichten. Sie sind weder auf deren Homepages noch irgendwo sonst im Netz zu finden. Bei vielen fehlt sogar die Angabe, welche Rechtsform sie eigentlich haben und wo sie registriert sind.

    Hingegen weiß ich inzwischen wie viel Geld solche NGOs über andere Geldgeber – institutionelle und private – zum Teil erhalten haben, es sind beträchtliche Summen.

    Nur, wie diese Gelder dann ausgegeben wurden, erfährt man nur in ganz wenigen Fällen und es scheint auch niemanden weiter zu stören, dass die eigentlich wichtigste Information schlicht nicht zur Verfügung gestellt wird.

    Und nein das sind nicht ein paar Spenden von ein paar naiven, mit dem Sujet nicht vertrauten Einzelpersonen, es geht hier mindestens um einstellige Million Beträge immerhin, die von großen europäischen NGOs, über Fundraisingplattformen und Charity-Funds kommen.

    Michalis Berichtete in einem der letzten Gespräche und hat mir was Wichtiges und Aktuelles zugeschickt.

    Wenn man diese Empfehlungen des Bürgermeisters von Mytilene, Stratis Kytelis, des Bevölkerungsschutzdienstes der Gemeinde Mytilene und des „verantwortungsbewussten“ stellvertretenden Bürgermeisters, Michalis Francescos, zeigen sich nochmals die persönlichen Mafia-Methoden gegen die Flüchtlinge. Von der EU wurden für die Insel 18 Millionen versprochen, wenn sie dafür sorgen, dass ohne Widerstand die Kommune für den Bau eines geschlossenen Lagers neben der Mülldeponie zustimmt. Entsprechend haben sie auf der letzten Sitzung ein Putsch organisiert, verschiedenen Gemeinden das Recht der Abstimmung entzogen und einen Vertreter dort wo das Lager gebaut wird aus der Digitalen Sitzung und Abstimmung gekippt. So wurde mit 15 gegen 14 Stimmen für den Bau zugestimmt. Alle Reden vom Putsch, organisiert von der griechischen Regierung der Partei des Ministerpräsidenten Mitsotakis.

    Laut des Notfallwetterberichts vom nationalen Wetterdienst (EWS) wird schlechtes Wetter in den kommenden Tagen die Inseln der Nordägäis treffen, begleitet heftigen Regenfällen und Stürmen, Schneefällen und Frost, mit stürmischen nordöstlichen Winden von 7 bis 8 Beaufort (50 bis 74 km/h) am Samstag. Am Sonntag verstärkt sich von Osten und erreicht die nördliche Ägäis 9 Beaufort (75 bis 88 km/h). Von Montag bis Mittwoch weht der Wind lokal intensiv in der Gewitterstufe 10 Beaufort (89 bis 102 km/h).

    Die Herren Bürgermeister sorgen sich um die Inselbewohner und haben zur Vorsicht und zu Selbstschutzmaßnahmen gegen diese Risiken ergreifen aufgerufen, die durch die Unwetter verursacht werden könnten. .

    Kein Wort darüber, wie sich die Menschen in den fadenscheinigen Zelten leben, schützen sollen. Wie können sie überhaupt diesen Empfehlungen zu folgen. Wie heuchlerisch und welche Schande ist dies. Wie soll das umgesetzt werde??? Es geht einfach nicht.

    Schaut Euch die Empfehlungen an.

    – Sichere Gegenstände, die bei Unwetter weggefegt werden und Schäden oder Verletzungen verursachen können.

    – Stellen Sie sicher, dass die Dachrinnen nicht verstopft sind und funktionieren.

    – Vermeiden Sie bei Unwetter Arbeiten und Aktivitäten im Freien in Meeres-und Küstengebieten (Blitzgefahr).

    – sofort Bei einem Hagelsturm sofort Schutz suchen. Suchen Sie Schutz in einem Gebäude oder einem Auto und verlassen Sie nicht den sicheren Bereich nicht, bis sie sich sicher sind, dass der Sturm vorübergezogen ist Hagelschlag kann auch für Tiere sehr gefährlich sein.

    – Vermeide unnötige Bewegungen bei Spitzenveranstaltungen.

    – Für mehrere Tage Heizmaterial und Lebensmittel vorhalten.

    – Kümmern Sie sich um Geräte zur Schneereinigung wie z.B. Schaufeln.

    – Bleibt im Warmen, solange sie können

    – Lasst die Kinder nicht unbegleitet ins Freie.

    – Tragen Sie entsprechende Kleidung und Schuhe.

    – An einen sicheren Ort zu gehen, ohne dem Schneesturm ausgesetzt zu sein.

    – Ziehen Sie mehrere Schichten heller und warmer Kleidung anstelle eines schweren Kleidungsstücks an. Tragen Sie warme wasserdichte Stiefel. Bevorzugen Sie wasserdichte Kleidung.

    – Wenn sie sich zu Fuß bewegen, tragen Sie entsprechende Schuhe, um Verletzungen aufgrund von Stürzen zu vermeiden.

    – Überprüfen Sie, ob Elektroinstallationen nass oder gefährdet sind, isolieren Sie diese.

  • Solidarität gegen die politische Verfolgung auf den Philippinen – Gerechtigkeit für Bolinget!

    Das Internationalistische Bündnis (InterBündnis) erklärt hiermit seine unverbrüchliche Solidarität mit dem Vorsitzenden der Kordillara Völkerallianz (Cordillera Peoples Alliance, CPA) in den Philippinen,
    Windel Bolinget.


    Er wird beschuldigt, 2018 an der Ermordung eines Mitgliedes einer fortschrittlichen indigenen Vereinigung (Karadyawan) auf der Insel Mindanao beteiligt gewesen zu sein. Das ist aus zweierlei Gründen absurd:
    Erstens war Bolinget im Jahr 2018 auf keinem Teil dieser im Süden der Philippinen gelegenen Insel.


    Zweitens ist kein Motiv nachvollziehbar: Bolinget ist selbst ein bedeutender Führer der Indigenen und setzt sich gegen die Plünderung und Zerstörung der Lebensgrundlagen der indigenen Völker durch internationale Bergbaumonopole, Staudamm- und Abholzungsprojekte ein. Warum sollte er sich an einem solchen Verbrechen beteiligen?


    Es gibt dagegen Hinweise, dass die paramilitärische Organisation Alamara hinter der Tat steckt. Windel Bolinget ist vom ganzen Herzen ein Internationalist und hat auch Deutschland schon besucht.
    Am 2.10.2010 nahm er am Frauenpolitischen Ratschlag in Düsseldorf teil. Im September und Oktober des gleichen Jahres war er in Stuttgart bei Mitgliedern der überparteilichen Organisation Solidarität International zu Gast. Er wurde dort Zeuge des Schwarzen Donnerstag und solidarisierte sich mit dem Widerstand gegen S 21.


    Volle Rehabilitierung: Wir fordern die sofortige Rücknahme der erfundenen Mordanklage gegen Bolinget!

    Schluss mit der Rufmordkampagne gegen den mutigen Umwelt- und Menschenrechtsaktivisten: Wir fordern ein sofortiges Ende der antikommunistisch motivierten Hetzkampagne gegen Bolinget und
    seine Familie!
    Gerechtigkeit für Bolinget: Wir unterstützen die juristischen Schritte, die Bolinget und die CPA unternommen haben!
    Hoch die internationale Solidarität! Gib Antikommunismus keine Chance!

    gez. Tülay Lewin, Ulja Serway, Fritz Ullmann
    geschäftsführender Ausschuss der zentralen Koordinierungsgruppe (gA zKOG)
    Internationalistisches Bündnisses fortschrittlicher und revolutionärer Kräfte in Deutschland (InterBündnis)


    Stefanie Augustin
    Deutsch-Philippinischen Freunde e.V. (DPF, Trägerorganisation im InterBündnis)

  • Unterschreibt die Solidaritäts- und Protestpetition für Windel Bolinget, Philippinen, Nordluzon

    https://www.change.org/p/communications-doj-gov-ph-drop-the-trumped-up-case-against-windel-bolinget.

    Windel Bolinget von der Cordillera Peoples Alliance, Philippinen (CPA) und neun weitere Personen werden beschuldigt werden, am 22. März 2018 in der Gemeinde Gupitan der Stadt Kapalong, Davao del Norte, Philippinen, Garito Tiklonay Malibato, ebenfalls ein Menschenrechtsaktivist, getötet zu haben. Windel Bolinget war noch nie an diesem Ort.

    Solche fingierte Anschuldigungen der philippinischen Behörden kennen wir von der Montagsdemo gegen Sozialabbau, Stuttgart. Jahrelang organisierten wir eine Mahnwache für den Umweltaktivisten James Balao, der am 17. September 2008 durch den Militärische Geheimdienst der Philippinen (AFP) in Zusammenarbeit mit örtlichen Polizei- und Militäreinheiten in La Trinidad, Benguet, Nordluzon entführt wurde. James Balao war wie Windel Umweltaktivist der Cordillera Peoples Alliance, einer legalen und zugelassenen Organisation. Die CPA wird durch den Oplan Bantaya Laya (deutsch; Operationsplan „Freiheitswache“!) [Unterdrückungsplan der Regierung made in USA] seit Jahren verfolgt. Bis heute ist James spurlos verschwunden. Seine Eltern sind inzwischen verstorben. Seine Mörder und Auftraggeber laufen nach wie vor straffrei herum. In den Philippinen ist es unter der Regierung Duterte wieder Methode, Oppositionelle verschwinden zu lassen.

    Windel Bolinget besuchte im September/Oktober Stuttgart. Er wurde Zeuge des Schwarzen Donnerstag am 30.9. 2010 und solidarisierte sich mit dem Widerstand gegen das Umwelt, Stadt und Natur zerstörende Spekulationsprojekt S 21 (siehe Foto gemeinsam mit seinem damaligen Übersetzer Ulrich Schirmer, Vertrauensmann und ehemaliger Betriebsrat bei Porsche). Windel Bolinget beteiligte sich an der Großdemo am Freitag, den 1. Oktober 2010. Windel setzt sich wie James Balao gegen die Plünderung und Zerstörung der indigenen Lebensgrundlagen durch internationale Bergbaumonopole und Staudammprojekte ein. Windel Bolinget ist langjähriger Vorsitzender der CPA. Er stellt sich mutig und selbstlos in die erste Reihe der Umwelt- und Menschenrechtsaktivitäten.

    Windel Bolinget steht auf Todeslisten illegal operierender Banden und wird als „Terrorist“ verunglimpft. Der Überlebenskampf der indigenen und philippinischen Bevölkerung ist aber kein „Terrorismus“. Hunderte von Gewerkschaftern und Menschenrechtsaktivsten sind diesen extrajudical killings (außergerichtlichen Tötungen) und enforced disapperances ( gewaltsame Entführungen) zum Opfer gefallen.

    Weitere Informationen bei Cordillera Peoples Alliance: cpa@cpaphils.org, pic@cpaphils.org., https://www.cpaphils.org/

  • Flüchtlinge Berichten über ihre tägliche Arbeit

    • Ein Team von Moria Academia hilft heute, mehr Zelte mit Strom zu versorgen. Gute Arbeit.
    • Das dritte Reinigungsteam beginnt heute mit der Arbeit.
    • Unsere Teams sind wie immer unterwegs und sammeln leere Plastikflaschen, reinigen das Lager und den Strand. Wirklich dieses Recyclingprojekt wird jetzt sehr gut angenommen. Es ist der erste Tag mit den neuen Plätzen. Sieht so viel besser aus.
    • Jeden Tag wird Recycling durchgeführt, es wurde Teil des Lebens im Camp. Jetzt wissen wir auch was die Menschen verlangen und brauchen, so kann alles angepasst werden. Jeden Tag andere Artikel: Kartoffeln, Öl, Hygieneartikel, Saft und Nudeln. Alle sind stolz auf neue Verteilungssystem. Es basiert auf den Bedürfnissen der Menschen im Camp, nicht darauf, was gerade angeliefert wurde.

    Mitglieder der Flüchtlingsselbsthilfeorganisation MCAT gehen von Zelt zu Zelt, sammeln mit Listen den Bedarf z.B Kleidern und Schuhen nach Größe etc. Sie schicken die Liste dann digital an die Kolleginnen und Kollegen vom Hope Project, die dann entsprechend packen werden. Jede/r weiß an welchem Tag er/sie seine Sachen an den Recycling Points von MCAT abholen kann.

    Stand by me Lesvos sorgt für die Logistik. Eine wunderbare Kooperation, am Ende stehen solche Bilder: Keine Volunteers aus Europa, die großzügig irgendwas an arme Flüchtlinge verteilen, sondern ein selbstorganisiertes Projekt, bei dem es um Bedarf und Rechte geht. Denn wer in Europa einen Asylantrag stellt, hat das Recht auf Versorgung und Unterstützung, Flüchtlinge sind keine Bettler und sollten auch nicht als solche behandelt werden.

    Thomas Osten Sacken schreibt

    Je länger ich mich mit diesem ganzen Spendenmarkt beschäftige, je mehr Fragen stellen sich. Ich glaube inzwischen, es gibt kaum einen Bereich, der intransparenter und deregulierter ist. Dauernd stößt man auf Seiten, bei denen das Impressum fehlt, transparente Finanzberichte: Fehlanzeige. Und es erfordert einiges an Hintergrundrecherche, um überhaupt herauszufinden, um welche Rechtsform es sich bei den Akteuren handelt.

    Da sind etwa diese Crowdfundingportale, die seit einigen Jahren wie Pilze aus dem dem Boden schießen und über die Milliarden gesammelt und verteilt werden.

    Sieht auf den ersten Blick super aus, fast jeder kann da seinen Fundraiser starten und Geld sammeln.

    Aber was ist das Portal selbst? Es gibt transparente Modelle, wie etwa Betterplace in Deutschland. Und dann gibt es solche wie Justgiving in England, wo man beim besten Willen nicht mal eine Adresse oder Telefonnummer auf der Seite findet.

    Mit etwas Recherche im britischen Companieregister findet man dann heraus, dass es sich offenbar um eine kommerzielle Firma handelt, die diesen Dienst anbietet und entsprechend Prozente nimmt.

    Auf der Homepage (https://www.justgiving.com/) steht einzig diese Information als Impressum: „Giving.com trading as JustGiving is authorised and regulated by the Financial Conduct Authority (FCA) under the Payment Service Regulations 2017. Registration number: 793668″

    Es gibt eine Firma namens Giving.com und eine Justgiving Foundation. Keine ist als „Charity“ registriert und Giving.com deklariert für das Finanzjahr 2018/2019 Einnahmen von 32. Millionen und einen Profit von neun Millionen, während neun Millionen an Gehältern gezahlt wurden.

    Diese Zahlen erscheinen, angesichts der Tatsache, dass Dutzende dieser Portale existieren, ganz hübsche Summen zusammen kommen. Sucht man auf dieser Seite erfährt man auch was sie so für ihren Service berechnen.

    Das ist alles an sich ok, aber warum wird in diesem Bereich überall derart verschleiert, dass es um handfeste finanzielle Interessen geht, und keineswegs darum, Gutes zu tun? Gerade in London, so scheint mir, haben unzählige Investmentfonds, Finanzdienstleister und andere diesen Milliardenmarkt entdeckt und verdienen bestens daran. Nur geben sie es nicht zu, sondern benehmen sich so, als wären sie freiwillige Rotkreuzhelfer, die sich ehrenamtlich in Teeküchen abschuften.

    In Wirklichkeit bleiben hier schon mal ein nicht unbeträchtlicher Anteil jeder Spende bei einer Firma hängen, bevor der Rest an die Organisation weitergeleitet wird.

    In einem dürren Satz heißt es dann „We are a tech-for-good company. We charge a fee, all of which is re-invested into building innovative new tools to make giving better for everyone.“

    Klingt auch toll, kann vieles heißen. Ich konnte nirgends finden, wie und wo genau dieses Geld reinvestiert wird, aber warum verschleiert dann diese Firma, was sie ist, wie viel Geld sie einnimmt und wie sie es reinvestiert?

    PS: Gerade stelle ich fest, die Firma wurde zwischenzeitlich von Blackbaud übernommen, einer US-amerikanischen Cloudservice AG, die sich auf Fundraising Solutions spezialisiert: „In October 2017, Blackbaud completed a £95m, about $127.4 million, purchase of JustGiving“. Blackbaud hat momentan ein Marktkapital von 3,15 Milliarden und ist im S & P 400 gelistet.

  • Weitere Meldungen von Kara Tepe

    Ein Flüchtling schrieb:

    Ich bin ein Familien Mensch und liebe meine Kinder. Ich komme aus einem Land da herrscht Krieg, Terror, Gewalt. Mit Europäische Waffen. Ich habe trotzdem das große Risiko genommen mit meiner Frau und kleinen Kind zu fliehen. Wir konnten und wollten nicht mehr so leben. Wir wussten welche Gefahr bestand für mein kleinen Sohn als wir in einem kleinen Boot von der Türkei nach Griechenland wagten. Wir hatten Glück, aber viele kleine Kinder Frauen und Männer haben es nicht überlebt und sind ertrunken. Uns geht es nicht gut hier, es wird eine Politik von reichen Ländern gegen uns betrieben und lassen es uns täglich spüren wie wenn wir keine Menschen sind, wie wenn wir Abschaum wären. Viele haben es geschafft nach Europa und viele hängen an Länder fest im Balkan.

    Bekannte von uns die auch in Moria waren hängen jetzt im Lager von Lipa. Was sie uns schreiben wollen es nicht glauben. Viele haben keine Zelte und jetzt ist sehr Kalt und viel Schnee. Sie haben keine Winterkleidung. Die Polizei geht da sehr brutal vor. Sie sind ständig in Angst und sind ständig am Fliehen vor der Polizei. Wenn sie einen an der Grenze erwischen dann schlagen sie brutal, nehmen unsere Kleidung weg. Warum????

    Weitere Meldungen von Kara Tepe

    Heute ist unser Team vom Old Kara Tepe Camp damit beschäftigt, die Umgebung der beiden Lager, der Hauptstraßen und des Ortes um den Lidl Supermarkt zu reinigen. Sie zwei dies jetzt dreimal pro Woche in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Mytilene .

    Heute haben wir unsere Recyclingstellen repariert, um sie schöner und geeigneter zu machen.

    Zweite Mannschaft waren gestern mit der Reinigung des Strandes beschäftigt. Bei starkem Wind zu viel Plastik und Müll kommt auch mit den Wellen.

  • Gibt es Premium-Menschenrechte und „down-gegradede“?

    Am 18. Februar wird die Klage von Alassa Mfouapon gegen das Land Baden-Württemberg verhandelt

    Pressemitteilung von SI, 09/02/2021

    Gibt es Premium-Menschenrechte und „down-gegradede“?
    Um diese Frage wird es unter anderem gehen, wenn am 18. Februar, ab 10:00 Uhr, das Verwaltungsgericht Stuttgart in der Augustenstraße 5 (Saal 5, 1. OG) in Sachen Alassa Mfouapon gegen das Land Baden-Württemberg verhandelt.
    Der Kläger, Flüchtling aus Kamerun, war im Juni 2018, unter brutalen Umständen vom Land Baden-Württemberg nach Italien abgeschoben worden. Von dort aus erhebt er am 18. September 2018 Klage wegen eines brutalen Polizeieinsatzes in der Landeserstaufnahmestelle (LEA) Ellwangen, sowie gegen die traumatisierenden Umstände seiner Abschiebung.
    Bei dem Polizeieinsatz in der LEA waren bis zu 600 martialisch ausgerüstete Polizeibeamte gegen die schlafenden Asylsuchenden ausgerückt, hatten – unverschlossene – Türen eingetreten und – ohne richterlichen Beschluss oder Zustimmung der Betroffenen – alle Räumlichkeiten und Personen durchsucht. Elf, der in Deutschland Hilfe suchenden Asylbewerber, wurden teils schwer verletzt. Kosten des Einsatzes: mindestens eine halbe Million Euro!
    Wenige Tage nach diesem Vorfall organisierte Herr Mouafpon gemeinsam mit anderen Flüchtlingen eine friedliche Protestdemonstration in Ellwangen. Sie wandten sich unter der Losung „Viel wurde über uns geredet. Jetzt reden wir. Wir sind Flüchtlinge – keine Kriminellen“ an die Öffentlichkeit.


    Strafexpeditionen …
    … gibt es seit dem Ende der Kolonialzeit nicht mehr. Doch die plötzlichen und brutalen Umstände der Abschiebung von Herrn Mfouapon kurz nach dieser Demonstration nach Italien, tragen durchaus Züge davon: Wurde hier jemand mit Abschiebung bestraft, weil er das Selbstverständliche gemacht hat, nämlich sein Recht wahrzunehmen, seine Meinung zu sagen und sich zu organisieren?
    Das scheint zumindest die Absicht von Innenminister Thomas Strobl (CDU) zu sein, der allein die hohen Kosten, den rechtswidrigen Missbrauch der Polizei zu politischen Zwecken und die Verstöße gegen Grund- und Menschenrechte zu verantworten hat.

    Das baden-württembergische Innenministerium reiht sich damit ein in die ganze Rechtsentwicklung bis zu EU-Behörden. Seit Monaten stößt die „Grenzschutzorganisation“ Frontex mit illegalen „Push-backs“ anlandende Flüchtlingsboote voller Menschen zurück ins Mittelmeer. Dass dabei – Kinder, Alte, Frauen – ertrinken, nehmen die Offiziellen der Organisation bewusst in Kauf. Aber die EU will angeblich nichts davon gewusst haben! In den Lagern der EU – wie unter anderen in Lipa/Bosnien, Kara Tepe/Lesbos – müssen Menschen, die vor Krieg, Terror und Unterdrückung fliehen, unter unwürdigsten Bedingungen hausen. Sie sind Kälte, Wind, Schnee und Regen ausgesetzt. Millionen Euro Hilfsgelder der EU versickern in dubiosen Unternehmen, ohne dass die Behörden deren Leistungen – oder besser: Nicht-Leistungen, kontrollieren.
    Hilfe bietet dagegen die große Unterstützung durch Geld- und Sachspenden der Menschen in der EU und die Selbstorganisation der Flüchtlinge: Sie reparieren ihre Stromleitungen selber, sie nähen Corona-Schutzmasken für sich und die Bevölkerung, sie sammeln Müll ein, tauschen Plastikflaschen zum Recyclen gegen Lebensmittel.
    Diese Selbstorganisation der Menschen ist entscheidend, um Hilfslieferungen entsprechend der tatsächlichen Bedürfnisse zu verteilen und die eigenen, berechtigten Interessen zu vertreten. Dies zeigt, dass die Initiative der Menschen vorhanden ist und sie keine hilflose Masse sind. Sie brauchen keine Almosen wie Bittsteller! Sie haben den Willen, Kompetenzen und Fähigkeiten, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen.


    Den Flüchtlingen stehen die vollen Menschenrechte zu.
    Die werden ihnen aber verwehrt, solange die EU ihre „Asylsuchenden-Abschreckungspolitik“ fortsetzt. Haben Menschen, die um Hilfe bitten, die auf der Flucht sind, eingeschränkte, sozusagen „down-gegradede“ Rechte?
    „Solidarität International e.V. (SI)“ unterstützt, dass die Menschen selbst zu Wort kommen – in den Lagern an den EU-Außengrenzen und auch hier – wie im Falle von Alassa Mfouapon. SI unterstützt die Klage des Mitglieds des „Freundeskreises Flüchtlingssolidarität in SI“ und ist stolz auf diesen Freundeskreis. Als internationale Solidaritäts- und Hilfsorganisation leistet SI solidarische Hilfe auf Augenhöhe. Wir sind deshalb der Meinung, dass Menschen – nur weil sie nicht aus Europa stammen – nicht weniger in der Lage sind, ihre Sache selber in die Hand zu nehmen. SI setzt auf gemeinsames Lernen voneinander und solidarisches Miteinander.
    Um solche berechtigen Prozesse führen zu können, unterhält SI einen Hilfsfonds. Wer den Prozess finanziell unterstützen möchte, kann dies tun auf das Konto:
    Frankfurter Volksbank
    IBAN: DE86 5019 0000 6100 8005 84
    BIC: FFVBDEFF
    Stichwort: „Freundeskreis Flüchtlingssolidarität Prozesse“

    Zu dieser Pressemitteilung gibt es eine wichtige Richtigstellung des Anwaltsbüros von Alassa Mfouapon vom 11. Februar 2021, die wir hier dokumentieren:

    „Liebe Freundinnen und Freunde,  danke für die PM.

    Problematisch ist folgende Aussage:

    „Das scheint zumindest die Absicht von Innenminister Thomas Strobl (CDU) zu sein, der allein die hohen Kosten, den rechtswidrigen Missbrauch der Polizei zu politischen Zwecken und die Verstöße gegen Grund- und Menschenrechte zu verantworten hat. Das baden-württembergische Innenministerium reiht sich damit ein in die ganze Rechtsentwicklung bis zu EU-Behörden.“

    Der Angriff wurde tatsächlich unter Einbeziehung auch in Kenntnis des Ministerpräsidenten und dessen Einbeziehung von verschiedenen Stellen koordiniert, wobei auch der Grünen-Politiker Berthold Weiß, der auch Leiter der LEA Ellwangen ist, aktiv tätig war.  Die gesamte Landesregierung  und die sie tragenden Koalitionsparteien Die Grünen und CDU haben diesen Angriff auf die demokratischen Rechte und Freiheiten der Flüchtlinge zu verantworten. Sie haben ihn auch gerechtfertigt und rechtfertigen ihn bis heute. Die zitierte Bewertung ist daher einseitig und entspricht auch nicht den Fakten. 

    In der Vertretung von Alassa M. und unserer Klage und deren Begründung haben wir dies auch deutlich gemacht.

    Herzliche und solidarische Grüße

    Roland Meister“

  • Thanks to Solidaritaet International for their continuous support

    Eine weitere Verteilung von Trockenfrüchten an arme Griechen in der Gemeinde Kalloni in Zusammenarbeit mit lokalen Freiwilligen.

    Vielen Dank an Solidarität International für ihre kontinuierliche Unterstützung

    Heute haben wir gutes Wetter. Wir haben es dazu genutzt um unseren Platz, zu verschönern. Wir benutzen ihn auch als Schule. Wir haben Saft gegen leere Flaschen ausgegeben.

    Im Hintergrund sieht man die großen Maschinen, die jetzt an der Entwässerung und anderen Dingen arbeiten, Wir sehen wirklich Verbesserungen.

    Insgesamt 46 Flüchtlinge, Männer, Frauen und Kinder, aus verschiedenen Nationalitäten kamen gestern in Katsinia von Gera und im Palios von Mantamados an. Alle wurden nach Kara Tepe von Mytilene und in Megala Therma von Nordlesbos transportiert und unter Quarantäne gestellt.

    Ärzte ohne Grenzen hat das Personal auf Lesbos reduziert. Die offizielle Begründung der Organisation dazu lautet: Dies wäre auf die Einschränkung ihres Beschäftigungsbereichs nach dem Brand in Moria zurückzuführen, auch seien neue Organisationen angekommen. Gestern Morgen versammelte sich eine Gruppe von etwa 30 Personen Mitarbeiter von Médecins Sans Frontières vor den Büros der Organisation in Chrysomallousa. Sie protestieren gegen den Verlust ihrer Arbeitsplätze. Auf den Plakaten stand: „Wir fordern, dass die Entlassungen sofort zurückgenommen werden und keine neuen hinzukommen. »Wir fordern stabile und dauerhafte Arbeitsplätze« und keine Diskriminierung.

  • Staatssekretärin Ankie Broekers-Knol antwortete auf eine parlamentarische Anfrage

    Die zuständige niederländische Staatssekretärin Ankie Broekers-Knol antwortete auf eine parlamentarische Anfrage zu den Zuständen im neuen Camp auf Lesbos.

    »Die griechischen Behörden haben sich zusammen mit der Europäischen Kommission, der UNO und verschiedenen NGOs bemüht, das neue Auffanglager Mavrovouni (Kara Tepe) auf Lesbos besser und geräumiger zu machen als seinerzeit Moria. Es ist sechsmal so groß und jeder hat ein Dach, wenn auch nur ein Zelt, über dem Kopf, auch die hygienische Lage ist besser als in Moria: Die Europäische Kommission und das UNHCR berichten: das Lager habe mehr Toiletten, Duschen und Wasserstellen. Die Entwässerung funktioniere nach anfänglichen Problemen einwandfrei funktioniert und die Abfallentsorgung wäre Ordnung.«

    »Zudem kann ich Ihnen mitteilen, dass die Untersuchung der griechischen Behörden bezüglich der Bleiverunreinigung im Lager Mavrovouni ergaben, dass der Bleigehalt in den Wohngebieten innerhalb der akzeptablen Grenzen liegt.“

    Von Flüchtlingen gegrabene Abflussgräben, 36 funktionierende Duschen mit Warmwasser, eklige Chemietoiletten, KEIN fließendes Wässer, ein notdürftig, hauptsächlich von Flüchtlingen selbst verlegtes Stromnetz sowie die Tatsache, dass in Europa JEDER eine Zeltplane über dem Kopf hat, werden in der EU als echte Erfolge gewertet. Allen Ernstes erklären Vertreter der EU-Kommission, nationaler Regierungen und Griechenlands, wie prima alles eigentlich alles ist, was sie gebaut haben.

    Damit dies auch funktioniert werden Journalisten nicht ins Camp gelassen. Flüchtlinge, die mit Mobiltelefonen ihren tristen Alltag zu dokumentieren versuchen, werden, wo es geht, daran gehindert Bilder aufzunehmen.

    Wir fragen uns: Sie meint, wir lügen, wenn wir über unsere Situation schreiben und sie dokumentieren? Sie vermutet, dass Medecins Sans Frontieres und all die anderen lügen?

    Sie glaubt wirklich, dass dies der Weg wäre mit diesen Problemen umzugehen? Sie denkt, dass die Bilder von den Überschwemmungen und dem Wind gemacht wurden, nicht von hier wären?

    In den Ländern, aus denen wir geflohen sind, sind wir Politiker gewöhnt, die ebenso reden. Wir glaubten aber, dass es in Europa anders sei.

    Wir laden Mrs. Broekers-Knol ein, kommen Sie und verbringen eine Nacht hier in einem Zelt ohne Heizung bei Wind. Benutzen Sie diese Toiletten zu benutzen und dieses Essen an einem Tag bei Schnee und Regen. Sie sind herzlich willkommen.

    Endlich hat das schlechte Wetter vorerst aufgehört und heute fühlt sich wie Frühling an. Die Aktivitäten laufen auf so vielen Feldern: In den Lagern packen die Teams für das Recyclingprojekt, Moria White Helme reinigen die Hauptstraßen und das Camp, Moria Academia unterrichtet nicht nur, sondern hilft, die Zelte zu sichern, in unserem Büro in Mytilene haben wir eine Konferenz zur Verbesserung der E-Learning-Plattformen. Und natürlich auch heute ist der Strom im Camp repariert und die Katzen gefüttert.

    Wir möchten uns nochmals bei allen Organisationen und Einzelpersonen bedanken, die uns unterstützen, all diese Projekte zu ermöglichen.

    Raed Alobeed

    ′′ Die Situation in Kara Tepe ist, was man sieht, das heißt, es ist scheiße, und der Winter mit der Kälte und dem Regen macht es schlimmer. Mit dem Team von Moria White Helme, das derzeit 135 Personen ist, arbeiten wir mit der Gemeinde in Reinigungsproblemen zusammen, wir helfen auch in verschiedenen Bereichen und wo immer wir können. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht leide, nicht weine, aber ich versuche, stark und optimistisch für mich und die anderen um mich herum zu bleiben, um eine Ganzheit und Zusammenarbeit zu haben, denn jeder hier, wo auch immer wir herkommen, ist in derselben Art und Weise Schlechte Situation. Ich würde überall dort bleiben, wo ich einen normalen Job finden könnte, in Griechenland oder wo auch immer ich akzeptiert werde, sicher und respektiere meine Rechte. Ich würde auch gerne eines Tages nach Hause zurückkehren und dort sterben, wenn meine Zeit gekommen ist, nicht jeden Tag in einem offenen Gefängnis sterben.“

    Thomas Osten Sacken

    Was macht eigentlich eine NGO bzw. ein Hilfswerk?

    Diese Frage sollte man sich schon hin und wieder stellen. Nun die meisten sind quasi Makler zwischen lokalen Partnern, die vor Ort, meist schlecht bezahlt, die ganze Arbeit leisten und auch noch den Papierkram erledigen müssen, und Spendern im reichen Norden.

    Die NGO tut so, als sei sie via ihre Partner vor Ort aktiv (was nicht stimmt, sie überweist in 90% der Fälle nur Geld und will dafür Bilder, Finanzberichte und Proposals) und sammelt eben Geld.

    Dann behält sie zwischen 25% und 40% für ihre Verwaltung, Gehälter und „Fundraising“ und schickt den Rest „runter“.

    Das heißt, wer an eines der großen Hilfswerke in Deutschland oder Österreich spendet, finanziert immer gehörig einen ganzen Apparat mit, bei dem man sich zunehmend fragt, wofür der eigentlich gut sein soll.

    Das gilt genauso für alle Steuergelder, die in die Entwicklungszusammenarbeit fließen, von denen bleiben mindestens auch 25% in allerlei Evaluierungsinstituten, Beraterfirmen und den Hilfswerken stecken über die diese Gelder in der Regel abgewickelt werden.

    Hier ein Beispiel einer durchaus in Deutschland und Österreich bekannten Organisation – Namen möchte ich nicht nennen, weil es eben nur ein Beispiel unter vielen ist – wie diese Praxis aussieht.

    Sie spenden 100 Euro, 65 davon kommen vor Ort an. Solche Zahlen finden sich dann in den Finanzberichten, die meistens gut versteckt irgendwo als .pdf auf der Homepage ein meist ungelesenes Dasein fristen.

    Natürlich (und völlig zurecht) muss auch der Partner vor Ort Gehälter, Mieten und laufende Kosten decken, d. h. es fallen noch einmal diese Kosten an. Handelt es sich um einen seriösen Partner, sind das ca. 20%, bei unseriösen gerne ebenfalls 35% – 50%. Damit erreichen dann maximal die Hälfte des gespendeten Geldes ihr Ziel.

    (Und nein, das gilt ganz sicher nicht für alle, leider aber für viel zu viele.)

  • Michalis sprach mit einer griechischen Zeitung

    Er sandte uns einen Bericht.

    „Wir arbeiten seit Jahren mit den Flüchtlingen zusammen und helfen bei der Ausbildung. Beim Erlernen von Griechisch und anderer Sprachen bis zu künstlerischen Aktivitäten wie Nähunterricht und Erster Hilfe“ und ihre berufliche Rehabilitation. Wir stellen auch lebensnotwendige Dinge zur Verfügung. Als zweite Chance besuchten viele Erwachsene vor der Pandemie in der Nähe des alten Lagers von Moria. Wir hatten eine gemeinsame Schule in Zelten eingerichtet. Wir präsentieren uns nicht als Spezialisten oder Retter. Wir haben keinen Aufenthaltsplan. Vor den Problemen haben wir auf Lesbos gelebt, wir werden danach leben. Mit unseren kleinen Kräften bemühen wir uns, ihre Probleme herauszustellen, Vorräte und Möglichkeiten bereitzustellen. Wir arbeiten mit der Universität der Ägäis und dem Erasmus-Netzwerk zusammen. Wir unterstützen alle Selbstorganisationsbemühungen der Flüchtlinge selbst. Tatsächlich wurden drei solcher Gruppen eingerichtet: die Moria White Helmets. Sie sorgen zusammen mit der Verwaltung für die Reinigung und die Elektrik. Das Moria Corona Awareness Team, das über die Pandemie informiert. Es stellt Sanitärmaterial zur Verfügung stellt und wirbt für ein lohnendes Recycling. wirbt, An einem Tag werden 15.000 Plastikflaschen gesammelt, Die Moria Academy, fungiert auch als unterrichtsübergreifende Schule.

    Für uns kann es jedoch keine Lösung geben, die die Flüchtlinge selbst nicht einschließt. Sie sind weder nutzlos noch inkompetent. Viele haben großes Wissen und viele Fähigkeiten. Sie könnten in vielen Bereichen innerhalb und außerhalb des Camps eingesetzt werden. Bei landwirtschaftlicher und technischer Arbeit bis hin zu Infrastruktur und anderen Projekten Diese können wirtschaftlicher durchgeführt werden als von anderen beauftragten Unternehmen. Beschäftigung zu sichern mit Aussichten ist das beste Gegenmittel gegen Ausgrenzung, Institutionalismus und Untätigkeit.Dies führt zu einer Reihe von Problemen. Das setzt den politischen Willen und eine Kultur des gegenseitigen Vertrauens voraus.“

    Admin von Moria Corona Awareness Team

    Er wurde von einer griechischen Zeitung interviewt. Er stellt uns den Artikel zur Verfügung

    „Ich komme aus Afghanistan. In im Juni letzten Jahres kam ich mit meiner Frau und meinem fünfjährigen Sohn nach Lesbos an. Vorher waren wir drei Monate im Iran und ein Jahr in der Türkei. Dort fanden wir, obwohl wirr es versuchten, keinen Job. Wir haben in Kabul ziemlich gut gelebt. Ich studierte Pharmazie und war bereits im Beruf tätig, bis ich mit mit einem mächtigen Politiker in Konflikt geriet. Meine Familie und ich haben Bedrohungen auf unser Leben erhalten. In Afghanistan gibt es keine starke Rechtsstaatlichkeit. Also sind wir diesem aus dem Weg gegangen.

    Gut ist, dass wir nicht mehr im Camp, sondern in einer Wohnung in der Stadt leben. aber ich komme Fast täglich erfahre ich von den Bedürfnissen in unserer Gruppe.Es sind etwa 250 Personen aus verschiedenen Nationalitäten, Männern und Frauen. Dank eigener Kampagnen und Aktionen haben wir derzeit keine Krankheitsfälle in Kara Tepe, aber es fehlt die grundlegende Infrastruktur. Zwangsüberfüllung und schlechte Hygienebedingungen machen die Situation fürchterlich, nicht nur für das Coronavirus. Ja, wir mögen Griechenland und würden uns freuen, wenn hier zu bleiben und unser Leben neu gestalten könnten.“

    Shirin Tinnesand

    Aktivistin und Helferin im Lager Moria und Kara Tepe

    Sie hat mich auf einen Artikel aufmerksam gemacht, den sie am 26.11.2020 geschriebenen hat und in mehreren Zeitungen in Deutschland erschien. Ich sende es ebenfalls, weil er sehr wichtige Hintergründe darlegt und ihre eigene Erfahrungen bewertet.

    Wenn man auf Lesbos mit Geflüchteten arbeitet, ist es wichtig, die eigene Rolle und die eigene Beteiligung an den Ereignissen zu reflektieren: Ist man Teil eines Problems oder Teil einer Lösung? Beispiele für problematische Entwicklungen finden sich in den Nachwirkungen des Brandes in Moria. Einige Flüchtlingshelfer und NGO-Mitarbeiter, die auf Lesbos an Ort und Stelle sind, kritisierten die nach dem Brand von der Armee aufgebaute Notunterkunft sehr scharf: Da sie auf dem Gelände eines ehemaligen, aber nicht vollständig geräumten Schießplatzes eingerichtet und mit Stacheldraht umzäunt wurde, fühlten sie sich an ein Konzentrationslager erinnert.

    Es stimmt, dass diese Unterbringung viele Mängel aufweist. Kritik daran ist deswegen wichtig: Die Grundversorgung der Menschen war nicht gesichert, die hygienischen Bedingungen waren schlecht, es gab keine Duschen und zu wenig Toiletten. Allerdings hatte die Armee das Ersatzcamp für die Unterbringung von etwa 12.000 Menschen in weniger als 36 Stunden aufgebaut, die ersten Bewohner konnten drei Tage nach dem Feuer einziehen. Selbstverständlich ist so ein Notlager nicht für die dauerhafte Unterbringung geeignet. Es war klar erkennbar, dass die griechische Regierung und die Armee versuchten, die Menschen möglichst schnell von der Straße zu holen und ihnen provisorische Unterkünfte anzubieten. Das sollte nicht missachtet werden. Zudem waren sie damit eindeutig erfolgreich.

    Wenn Aktionen in der guten Absicht geplant werden, politischen Druck aufzubauen, muss immer auch ihre Auswirkung auf die Geflüchteten in den Lagern bedacht werden.

    Dennoch überschwemmten am dritten Tag nach dem Feuer die von lokalen Aktiven verbreitete Rede vom »Kon­zentrationslager« die sozialen Medien. Einige von ihnen steigerten das noch und warnten vor Maßnahmen wie im Zweiten Weltkrieg, Gerüchte und Behauptungen verbreiteten sich, dass die neue Unterkunft auf militärischem Boden bald – bald – in ein Gefangenenlager oder, schlimmer noch, in ein Geheimgefängnis umgewandelt werden würde.

    Die Anordnungen der griechischen Regierung, die den Asylsuchenden keine andere Wahl ließ, als in die neue Unterkunft einzuziehen und sich registrieren zu lassen, sowie der in Gerüchten verbreitete Begriff »Konzentrationslager« schufen ein panisches Klima und lösten viele furchterfüllte Diskussionen unter den Asylsuchenden aus. Schnell entwickelte sich kollektive Angst vor der neuen Unterbringung und der nachdrücklichen Aufforderung der Regierung, diese zu beziehen. Einige Asylsuchende erwarteten tatsächlich, in einem Geheimgefängnis zu landen, weil sie das in den sozialen Medien gelesen hatten. Viele beschlossen, lieber unterzutauchen, als das neue Lager zu beziehen. Andere ließen sich registrieren, zeigten sich aber überzeugt, dass sie dort sterben würden.

    Die Einrichtungen mögen fehlerhaft und unzulänglich sein – vor allem, wenn sie für die dauerhafte Unterbringung genutzt werden sollen. Tödlich sind sie allerdings nicht. Was die Geflüchteten tatsächlich vorfanden, hat – außer dem Stacheldraht – wenig mit den Skandalisierungen zu tun, die sie online vor einem Bezug des Camps gewarnt hatten. Der Wunsch zu helfen hatte einen völlig gegenteiligen Effekt: Man jagte Menschen, denen geholfen werden sollte, nur unnötig Angst vor Maßnahmen ein, die sie ohnehin nicht vermeiden konnten.

    Ein weiteres Beispiel für Schaden, den NGOs anrichten können, wenn sie außerhalb ihrer Zuständigkeit handeln, ist das Flugzeug, das die niederländische NGO »Let’s bring them here« finanziert und angeschafft hat. Weder die niederländische noch die griechische Regierung unterstützten das Projekt. Ungeachtet dessen blieb die NGO bei ihren Plänen, Geflüchtete von der Insel auszufliegen, und am 5. Oktober hob das Flugzeug ab. Selbstverständlich erhielt die Maschine keine Landeerlaubnis und musste umkehren.

    Die Aktion war weiter nichts als ein PR-Stunt, genau wie es viele Aktive auf Lesbos vorhergesagt und befürchtet hatten. Viele Asylsuchende hatten die Aktion allerdings ganz anders wahrgenommen. Denn »Let’s bring them here« hatte vor dem Flug einen Brief auf Englisch, Farsi und Arabisch an die »lieben Flüchtlinge auf Lesbos« geschrieben, in dem es hieß: »Die niederländische Zivilgesellschaft schickt dieses Flugzeug nach Lesbos und bittet die niederländische Regierung, es für die Umsiedlung zu nutzen.«

    Gemäß dem Plan der NGO sollten Spenden für das Flugzeug gesammelt werden, um dieses nach Lesbos zu schicken; innerhalb von 48 Stunden sollte es vollbesetzt mit Geflüchteten zurückfliegen. Man wollte demonstrieren, wie einfach es ist, einen Flug zwischen den Ländern zu organisieren. Allerdings hat sich die niederländische NGO für die Auswirkung ihrer Aktion auf die Menschen an Ort und Stelle offensichtlich nicht interessiert. Es gab eine große Diskrepanz zwischen der Strategie der NGO und dem Verhalten der Akteure auf Lesbos: Während die Verantwortlichen von »Let’s bring them here« behaupteten, die Aktion habe vor allem strategische politische Bedeutung, waren einige NGO-Mitarbeiter auf der Insel überzeugt, dass tatsächlich Personen ausgeflogen werden würden.

    Der Flug wurde unter den Asylsuchenden intensiv diskutiert, und einige NGO-Mitarbeiter sprachen aktiv Flüchtlinge an und luden sie zu diesem Flug ein, mit Sitzplatzreservierung und Ticket. Dies erhöhten die Konkurrenz und Aggressivität unter den Asylsuchenden, zudem erzeugte es falsche Hoffnungen. Wenn Aktionen in der guten Absicht geplant werden, Aufmerksamkeit auf ein Problem zu lenken und politischen Druck aufzubauen, muss immer auch die Auswirkung auf die Geflüchteten in den Lagern bedacht werden. Das ist hier offensichtlich nicht passiert.

    Wenig hilfreich ist es, wenn sich die Hilfsorganisationen in die Rolle des Staats begeben. Wenn Akteure an Ort und Stelle sich mehr Macht und Möglichkeiten zuschreiben, als sie tatsächlich haben, wird das nur zu Verwirrung bei den Geflüchteten führen. Zwar ist die Kritik an den unzureichenden Bedingungen zu begrüßen, unter denen die Geflüchteten in den über die Ägäischen Inseln verstreuten griechischen Hotspots leben müssen. Allerdings sollte nicht in Frage gestellt werden, dass Griechenland dafür verantwortlich ist, die Menschenrechte der an seinen Küsten Angekommenen zu achten und ihre Versorgung zu garantieren. Diese Aufgabe kann und sollte keine NGO für sich beanspruchen. Man nennt sie schließlich nicht umsonst Nichtregierungsorganisationen.

    Welche Probleme ein solcher Anspruch verursacht, kann man an dem »Olivenhain« oder »Jungle« genannten Gelände nahe des nun niedergebrannten Lagers Moria gut zeigen. Hier hatten kleine NGOs Land von lokalen Farmern gepachtet und verwalteten es, als wäre es Teil des Lagers. Sie appellierten an die Regionalverwaltung, sich um die Lebensbedingungen der hier untergekommenen Geflüchteten zu kümmern, obwohl weder die lokale noch die nationale Regierung diese Erweiterung anerkannt hatte. NGOs sind hauptsächlich Ermöglicher. Wenn der Staat also nicht tut, was der Staat tun soll, sollten nicht NGOs diese Rolle übernehmen. Vielmehr sollten NGOs den Staat unter Druck setzen und diesen dazu bewegen, seine Arbeit zu machen und seiner Verantwortung gerecht zu werden.

    Die Debatte über die Rolle von NGOs gibt es seit langem und nahezu überall. Hoffentlich können die Beispiele zu einer produktiven Debatte beitragen und migrationspolitisch Engagierte dazu anregen, sich zu fragen, ob ihr Handeln Teil des Problems oder Teil der Lösung ist.

    Thomas Osten Sacken

    Die »Zeit« hat den griechischen Migrationsminister interviewt. Was er sonst so sagt, mag ich hier nicht kommentieren. Diese Stelle allerdings sagt viel. Gehen wir davon aus, er sagt die Wahrheit, dann haben NGOs und UNHCR nicht nur Millionen and privaten Spendengeldern erhalten, sondern auch noch staatliche Gelder um diesen Witz an Dixie-Klos und die die paar Duschen im Camp nach Monaten im Camp aufzustellen?

    Dann wären sie also für dieses Desaster verantwortlich und hätten im Vorfeld auch zugestimmt, diese quasi staatlichen Aufgaben zu übernehmen?

    Wenn dem so ist, wäre dies ein unfassbarer Skandal. Wenn nicht müssten die betroffenen NGOs innerhalb sehr kurzer Zeit eine Gegendarstellung publizieren und richtigstellen, wie es wirklich war.

    ZEIT ONLINE: »Sie haben von der EU seit 2015 fast drei Milliarden Euro erhalten, um sich um die Flüchtlinge zu kümmern. Ihr Premierminister Kyriakos Mitsotakis hat versprochen, dass das neue Lager werde viel besser als Moria werde. Wie kann es sein, dass die Menschen trotzdem den Winter in Zelten verbringen müssen und Sie vier Monate brauchen, um genug Toiletten und Duschen zu bauen?

    Mitarachi: Das UNHCR koordiniert diese Arbeiten. Die Duschen und Toiletten bauen nicht wir, sondern die Nichtregierungsorganisationen. Für die Sanitäranlagen ist UNICEF zuständig.

    ZEIT ONLINE: Also sind die Nichtregierungsorganisationen schuld an den Zuständen im Lager?

    Mitarachi: Ich gebe niemandem die Schuld. Ich sage nur, dass wir uns gemeinsam mit der Europäischen Kommission entschieden haben, das Geld und die Aufträge für diese grundlegenden Dienstleistungen direkt an diese Organisationen zu vergeben. Es geht einfach nicht so schnell.“

    Insgesamt 36 Flüchtlinge und Migranten, hauptsächlich Afrikaner, Männer, Frauen und Kinder, wurden heute von der Küstenwache gerettet. Das Boot, mit dem sie in Richtung Küste von Mystegnos fuhren, defekt so dass die Passagiere in Gefahr waren. Alle wurden von einem Boot der Küstenwache gesammelt, das sie zum Hafen von Mytilene brachte, und sie in Kara Tepe in Quarantäne gesetzt wurden.