Monat: Februar 2021

  • Zum Prozess Klage von Alassa Mfouapon gegen das Land Baden-Württemberg

    Zum Prozess Klage von Alassa Mfouapon gegen das Land Baden-Württemberg

    Liebe Freunde der Flüchtlingssolidarität,  

    die lange erwartete Verhandlung zur Klage von Alassa Mfouapon gegen das Land Baden-Württemberg wegen des brutalen Polizeieinsatzes in Ellwangen im Mai 2018  findet jetzt statt am Donnerstag, den  18.2.21  vor dem Verwaltungsgericht Stuttgart, Augustenstraße 5, 1 Stock, Saal 5. Hier ist der Link zu einem Video von Alassa zur Mobilisierung und Information darüber für Euch und alle Eure Kontakte.

    https://www.youtube.com/watch?v=FHhokC7-aC4&t=180s&pbjreload=101  

    Herzliche Grüße!

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  • Weitere Meldungen von Kara Tepe

    Weitere Meldungen von Kara Tepe

    Ein Flüchtling schrieb:

    Ich bin ein Familien Mensch und liebe meine Kinder. Ich komme aus einem Land da herrscht Krieg, Terror, Gewalt. Mit Europäische Waffen. Ich habe trotzdem das große Risiko genommen mit meiner Frau und kleinen Kind zu fliehen. Wir konnten und wollten nicht mehr so leben. Wir wussten welche Gefahr bestand für mein kleinen Sohn als wir in einem kleinen Boot von der Türkei nach Griechenland wagten. Wir hatten Glück, aber viele kleine Kinder Frauen und Männer haben es nicht überlebt und sind ertrunken. Uns geht es nicht gut hier, es wird eine Politik von reichen Ländern gegen uns betrieben und lassen es uns täglich spüren wie wenn wir keine Menschen sind, wie wenn wir Abschaum wären. Viele haben es geschafft nach Europa und viele hängen an Länder fest im Balkan.

    Bekannte von uns die auch in Moria waren hängen jetzt im Lager von Lipa. Was sie uns schreiben wollen es nicht glauben. Viele haben keine Zelte und jetzt ist sehr Kalt und viel Schnee. Sie haben keine Winterkleidung. Die Polizei geht da sehr brutal vor. Sie sind ständig in Angst und sind ständig am Fliehen vor der Polizei. Wenn sie einen an der Grenze erwischen dann schlagen sie brutal, nehmen unsere Kleidung weg. Warum????

    Weitere Meldungen von Kara Tepe

    Heute ist unser Team vom Old Kara Tepe Camp damit beschäftigt, die Umgebung der beiden Lager, der Hauptstraßen und des Ortes um den Lidl Supermarkt zu reinigen. Sie zwei dies jetzt dreimal pro Woche in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Mytilene .

    Heute haben wir unsere Recyclingstellen repariert, um sie schöner und geeigneter zu machen.

    Zweite Mannschaft waren gestern mit der Reinigung des Strandes beschäftigt. Bei starkem Wind zu viel Plastik und Müll kommt auch mit den Wellen.

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  • Gibt es Premium-Menschenrechte und „down-gegradede“?

    Am 18. Februar wird die Klage von Alassa Mfouapon gegen das Land Baden-Württemberg verhandelt

    Pressemitteilung von SI, 09/02/2021

    Gibt es Premium-Menschenrechte und „down-gegradede“?
    Um diese Frage wird es unter anderem gehen, wenn am 18. Februar, ab 10:00 Uhr, das Verwaltungsgericht Stuttgart in der Augustenstraße 5 (Saal 5, 1. OG) in Sachen Alassa Mfouapon gegen das Land Baden-Württemberg verhandelt.
    Der Kläger, Flüchtling aus Kamerun, war im Juni 2018, unter brutalen Umständen vom Land Baden-Württemberg nach Italien abgeschoben worden. Von dort aus erhebt er am 18. September 2018 Klage wegen eines brutalen Polizeieinsatzes in der Landeserstaufnahmestelle (LEA) Ellwangen, sowie gegen die traumatisierenden Umstände seiner Abschiebung.
    Bei dem Polizeieinsatz in der LEA waren bis zu 600 martialisch ausgerüstete Polizeibeamte gegen die schlafenden Asylsuchenden ausgerückt, hatten – unverschlossene – Türen eingetreten und – ohne richterlichen Beschluss oder Zustimmung der Betroffenen – alle Räumlichkeiten und Personen durchsucht. Elf, der in Deutschland Hilfe suchenden Asylbewerber, wurden teils schwer verletzt. Kosten des Einsatzes: mindestens eine halbe Million Euro!
    Wenige Tage nach diesem Vorfall organisierte Herr Mouafpon gemeinsam mit anderen Flüchtlingen eine friedliche Protestdemonstration in Ellwangen. Sie wandten sich unter der Losung „Viel wurde über uns geredet. Jetzt reden wir. Wir sind Flüchtlinge – keine Kriminellen“ an die Öffentlichkeit.


    Strafexpeditionen …
    … gibt es seit dem Ende der Kolonialzeit nicht mehr. Doch die plötzlichen und brutalen Umstände der Abschiebung von Herrn Mfouapon kurz nach dieser Demonstration nach Italien, tragen durchaus Züge davon: Wurde hier jemand mit Abschiebung bestraft, weil er das Selbstverständliche gemacht hat, nämlich sein Recht wahrzunehmen, seine Meinung zu sagen und sich zu organisieren?
    Das scheint zumindest die Absicht von Innenminister Thomas Strobl (CDU) zu sein, der allein die hohen Kosten, den rechtswidrigen Missbrauch der Polizei zu politischen Zwecken und die Verstöße gegen Grund- und Menschenrechte zu verantworten hat.

    Das baden-württembergische Innenministerium reiht sich damit ein in die ganze Rechtsentwicklung bis zu EU-Behörden. Seit Monaten stößt die „Grenzschutzorganisation“ Frontex mit illegalen „Push-backs“ anlandende Flüchtlingsboote voller Menschen zurück ins Mittelmeer. Dass dabei – Kinder, Alte, Frauen – ertrinken, nehmen die Offiziellen der Organisation bewusst in Kauf. Aber die EU will angeblich nichts davon gewusst haben! In den Lagern der EU – wie unter anderen in Lipa/Bosnien, Kara Tepe/Lesbos – müssen Menschen, die vor Krieg, Terror und Unterdrückung fliehen, unter unwürdigsten Bedingungen hausen. Sie sind Kälte, Wind, Schnee und Regen ausgesetzt. Millionen Euro Hilfsgelder der EU versickern in dubiosen Unternehmen, ohne dass die Behörden deren Leistungen – oder besser: Nicht-Leistungen, kontrollieren.
    Hilfe bietet dagegen die große Unterstützung durch Geld- und Sachspenden der Menschen in der EU und die Selbstorganisation der Flüchtlinge: Sie reparieren ihre Stromleitungen selber, sie nähen Corona-Schutzmasken für sich und die Bevölkerung, sie sammeln Müll ein, tauschen Plastikflaschen zum Recyclen gegen Lebensmittel.
    Diese Selbstorganisation der Menschen ist entscheidend, um Hilfslieferungen entsprechend der tatsächlichen Bedürfnisse zu verteilen und die eigenen, berechtigten Interessen zu vertreten. Dies zeigt, dass die Initiative der Menschen vorhanden ist und sie keine hilflose Masse sind. Sie brauchen keine Almosen wie Bittsteller! Sie haben den Willen, Kompetenzen und Fähigkeiten, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen.


    Den Flüchtlingen stehen die vollen Menschenrechte zu.
    Die werden ihnen aber verwehrt, solange die EU ihre „Asylsuchenden-Abschreckungspolitik“ fortsetzt. Haben Menschen, die um Hilfe bitten, die auf der Flucht sind, eingeschränkte, sozusagen „down-gegradede“ Rechte?
    „Solidarität International e.V. (SI)“ unterstützt, dass die Menschen selbst zu Wort kommen – in den Lagern an den EU-Außengrenzen und auch hier – wie im Falle von Alassa Mfouapon. SI unterstützt die Klage des Mitglieds des „Freundeskreises Flüchtlingssolidarität in SI“ und ist stolz auf diesen Freundeskreis. Als internationale Solidaritäts- und Hilfsorganisation leistet SI solidarische Hilfe auf Augenhöhe. Wir sind deshalb der Meinung, dass Menschen – nur weil sie nicht aus Europa stammen – nicht weniger in der Lage sind, ihre Sache selber in die Hand zu nehmen. SI setzt auf gemeinsames Lernen voneinander und solidarisches Miteinander.
    Um solche berechtigen Prozesse führen zu können, unterhält SI einen Hilfsfonds. Wer den Prozess finanziell unterstützen möchte, kann dies tun auf das Konto:
    Frankfurter Volksbank
    IBAN: DE86 5019 0000 6100 8005 84
    BIC: FFVBDEFF
    Stichwort: „Freundeskreis Flüchtlingssolidarität Prozesse“

    Zu dieser Pressemitteilung gibt es eine wichtige Richtigstellung des Anwaltsbüros von Alassa Mfouapon vom 11. Februar 2021, die wir hier dokumentieren:

    „Liebe Freundinnen und Freunde,  danke für die PM.

    Problematisch ist folgende Aussage:

    „Das scheint zumindest die Absicht von Innenminister Thomas Strobl (CDU) zu sein, der allein die hohen Kosten, den rechtswidrigen Missbrauch der Polizei zu politischen Zwecken und die Verstöße gegen Grund- und Menschenrechte zu verantworten hat. Das baden-württembergische Innenministerium reiht sich damit ein in die ganze Rechtsentwicklung bis zu EU-Behörden.“

    Der Angriff wurde tatsächlich unter Einbeziehung auch in Kenntnis des Ministerpräsidenten und dessen Einbeziehung von verschiedenen Stellen koordiniert, wobei auch der Grünen-Politiker Berthold Weiß, der auch Leiter der LEA Ellwangen ist, aktiv tätig war.  Die gesamte Landesregierung  und die sie tragenden Koalitionsparteien Die Grünen und CDU haben diesen Angriff auf die demokratischen Rechte und Freiheiten der Flüchtlinge zu verantworten. Sie haben ihn auch gerechtfertigt und rechtfertigen ihn bis heute. Die zitierte Bewertung ist daher einseitig und entspricht auch nicht den Fakten. 

    In der Vertretung von Alassa M. und unserer Klage und deren Begründung haben wir dies auch deutlich gemacht.

    Herzliche und solidarische Grüße

    Roland Meister“

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  • Thanks to Solidaritaet International for their continuous support

    Thanks to Solidaritaet International for their continuous support

    Eine weitere Verteilung von Trockenfrüchten an arme Griechen in der Gemeinde Kalloni in Zusammenarbeit mit lokalen Freiwilligen.

    Vielen Dank an Solidarität International für ihre kontinuierliche Unterstützung

    Heute haben wir gutes Wetter. Wir haben es dazu genutzt um unseren Platz, zu verschönern. Wir benutzen ihn auch als Schule. Wir haben Saft gegen leere Flaschen ausgegeben.

    Im Hintergrund sieht man die großen Maschinen, die jetzt an der Entwässerung und anderen Dingen arbeiten, Wir sehen wirklich Verbesserungen.

    Insgesamt 46 Flüchtlinge, Männer, Frauen und Kinder, aus verschiedenen Nationalitäten kamen gestern in Katsinia von Gera und im Palios von Mantamados an. Alle wurden nach Kara Tepe von Mytilene und in Megala Therma von Nordlesbos transportiert und unter Quarantäne gestellt.

    Ärzte ohne Grenzen hat das Personal auf Lesbos reduziert. Die offizielle Begründung der Organisation dazu lautet: Dies wäre auf die Einschränkung ihres Beschäftigungsbereichs nach dem Brand in Moria zurückzuführen, auch seien neue Organisationen angekommen. Gestern Morgen versammelte sich eine Gruppe von etwa 30 Personen Mitarbeiter von Médecins Sans Frontières vor den Büros der Organisation in Chrysomallousa. Sie protestieren gegen den Verlust ihrer Arbeitsplätze. Auf den Plakaten stand: „Wir fordern, dass die Entlassungen sofort zurückgenommen werden und keine neuen hinzukommen. »Wir fordern stabile und dauerhafte Arbeitsplätze« und keine Diskriminierung.

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  • Spendet für das Food-Sharing Projekt in Indonesien

    Spendet für das Food-Sharing Projekt in Indonesien

    Seit April 2020 läuft nun das Food-Sharing Projekt von SI in Indonesien.

    Mit der Weltwirtschaftskrise und der Corona Pandemie ist die Arbeitslosigkeit stark gestiegen und Millionen der im sogenannten informellen Sektor Tätigen, wie Straßen- und Markthändler, Müllsammler usw. haben mit dem „Lock down“ ihre Einkommen verloren.
    Die wenige staatliche Unterstützung für die verarmten Familien reicht nicht zum Überleben. Viele sind aus den Metropolen wie Jakarta zurück zu ihren Familien aufs Land und der Virus konnte sich so schnell ausbreiten. Außerdem sind die Leute in Familienverbänden eng voneinander abhängig, da die Arbeitsfähigen den Familienunterhalt für Jung und Alt verdienen müssen, sie wohnen und arbeiten oft auf engstem Raum und haben kaum Geld für Schutzmasken usw. „Superspredderhotspots“ gibt es also reichlich. Zusätzlich wurden Arbeiter, mit der Einführung der sogenannten „Omnibus Gesetze“ der Regierung zur Deregulierung der Arbeitsbedingungen und des Naturschutzes, zu tausenden entlassen, um sie dann als schutzlose Contract Worker mit weniger Lohn neu einzustellen. Die Massendemonstrationen im Oktober und November 2020 wurden vielerorts niedergeknüppelt. Doch der organisierte Widerstand mit der Forderung der Zurücknahme der Omnibus Gesetze hält auch 2021 an.

    So erklärte u.a. in Zentraljava die People’s Movement Sues Alliance (GERAM) gegenüber der Presse „von der Regierung wurden alle Regeln und Richtlinien, die das Wohlergehen der Menschen betreffen missachtet , mit Gesetzen allein für die Interessen der Oligarchen durch Bereitstellung von roten Teppichen und Einrichtungen nur zur Erzielung von Gewinnen. So wird es für die Gemeinschaft zur Verpflichtung, weiterhin die Einheit und Festigung des Volkes zu sammeln und sich weiterhin gemeinsam gegen die Gier der Oligarchie zu bewegen.“  

    Sie fordern von der Widodo ( Jokowi ) Regierung:

    1. Die Rücknahme des Omnibus-Gesetzes

    2. Stopp von Entlassungen während der Pandemie

    3. Die Verabschiedung des Gesetzes zur Beseitigung sexueller Gewalt

    4. Die Regierung soll sich auf den Umgang mit Pandemien konzentrieren

    5. Stoppen Sie die Kriminalisierung von Aktivisten

    Die Menschen nehmen das alles nicht hin und schließen sich vielerorts weiter zusammen im Kampf ums Überleben und für eine bessere Zukunft. So entstanden „Food-Sharing Projekte“. Gemüseanbau in den engen Wohnquartieren, Kooperation mit Bauern und gemeinsames kochen und verteilen von Essen. Gemeinsames säubern der Wohngebiete vom weit verbreiteten Müll und der häufigen Überschwemmungen und Schlammlawinen durch Starkregen in Folge der Erderwärmung. Sie organisieren auch Einlasskontrollen in den Wohnquartieren zum Schutz vor dem Eindringen der Coronapandemie und Verbindungen mit den Gewerkschaften und der Frauenbewegung und stellen Forderungen an die Stadtverwaltungen und die Regierung.

    Mit dem Food-Sharing Projekt stärkt SI diese Bewegungen im Sinne von organisierter Hilfe zur Selbsthilfe!

    SI Ortsgruppe Berlin ruft auf

    Spendet mit dem Stichwort „Foodsharing-Projekt Indonesien“

    Link zu You Tube: „Bongkar“ das Lied von Iwan Falls in deutscher Übersetzung auf „TrendMusik52“

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  • Staatssekretärin Ankie Broekers-Knol antwortete auf eine parlamentarische Anfrage

    Die zuständige niederländische Staatssekretärin Ankie Broekers-Knol antwortete auf eine parlamentarische Anfrage zu den Zuständen im neuen Camp auf Lesbos.

    »Die griechischen Behörden haben sich zusammen mit der Europäischen Kommission, der UNO und verschiedenen NGOs bemüht, das neue Auffanglager Mavrovouni (Kara Tepe) auf Lesbos besser und geräumiger zu machen als seinerzeit Moria. Es ist sechsmal so groß und jeder hat ein Dach, wenn auch nur ein Zelt, über dem Kopf, auch die hygienische Lage ist besser als in Moria: Die Europäische Kommission und das UNHCR berichten: das Lager habe mehr Toiletten, Duschen und Wasserstellen. Die Entwässerung funktioniere nach anfänglichen Problemen einwandfrei funktioniert und die Abfallentsorgung wäre Ordnung.«

    »Zudem kann ich Ihnen mitteilen, dass die Untersuchung der griechischen Behörden bezüglich der Bleiverunreinigung im Lager Mavrovouni ergaben, dass der Bleigehalt in den Wohngebieten innerhalb der akzeptablen Grenzen liegt.“

    Von Flüchtlingen gegrabene Abflussgräben, 36 funktionierende Duschen mit Warmwasser, eklige Chemietoiletten, KEIN fließendes Wässer, ein notdürftig, hauptsächlich von Flüchtlingen selbst verlegtes Stromnetz sowie die Tatsache, dass in Europa JEDER eine Zeltplane über dem Kopf hat, werden in der EU als echte Erfolge gewertet. Allen Ernstes erklären Vertreter der EU-Kommission, nationaler Regierungen und Griechenlands, wie prima alles eigentlich alles ist, was sie gebaut haben.

    Damit dies auch funktioniert werden Journalisten nicht ins Camp gelassen. Flüchtlinge, die mit Mobiltelefonen ihren tristen Alltag zu dokumentieren versuchen, werden, wo es geht, daran gehindert Bilder aufzunehmen.

    Wir fragen uns: Sie meint, wir lügen, wenn wir über unsere Situation schreiben und sie dokumentieren? Sie vermutet, dass Medecins Sans Frontieres und all die anderen lügen?

    Sie glaubt wirklich, dass dies der Weg wäre mit diesen Problemen umzugehen? Sie denkt, dass die Bilder von den Überschwemmungen und dem Wind gemacht wurden, nicht von hier wären?

    In den Ländern, aus denen wir geflohen sind, sind wir Politiker gewöhnt, die ebenso reden. Wir glaubten aber, dass es in Europa anders sei.

    Wir laden Mrs. Broekers-Knol ein, kommen Sie und verbringen eine Nacht hier in einem Zelt ohne Heizung bei Wind. Benutzen Sie diese Toiletten zu benutzen und dieses Essen an einem Tag bei Schnee und Regen. Sie sind herzlich willkommen.

    Endlich hat das schlechte Wetter vorerst aufgehört und heute fühlt sich wie Frühling an. Die Aktivitäten laufen auf so vielen Feldern: In den Lagern packen die Teams für das Recyclingprojekt, Moria White Helme reinigen die Hauptstraßen und das Camp, Moria Academia unterrichtet nicht nur, sondern hilft, die Zelte zu sichern, in unserem Büro in Mytilene haben wir eine Konferenz zur Verbesserung der E-Learning-Plattformen. Und natürlich auch heute ist der Strom im Camp repariert und die Katzen gefüttert.

    Wir möchten uns nochmals bei allen Organisationen und Einzelpersonen bedanken, die uns unterstützen, all diese Projekte zu ermöglichen.

    Raed Alobeed

    ′′ Die Situation in Kara Tepe ist, was man sieht, das heißt, es ist scheiße, und der Winter mit der Kälte und dem Regen macht es schlimmer. Mit dem Team von Moria White Helme, das derzeit 135 Personen ist, arbeiten wir mit der Gemeinde in Reinigungsproblemen zusammen, wir helfen auch in verschiedenen Bereichen und wo immer wir können. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht leide, nicht weine, aber ich versuche, stark und optimistisch für mich und die anderen um mich herum zu bleiben, um eine Ganzheit und Zusammenarbeit zu haben, denn jeder hier, wo auch immer wir herkommen, ist in derselben Art und Weise Schlechte Situation. Ich würde überall dort bleiben, wo ich einen normalen Job finden könnte, in Griechenland oder wo auch immer ich akzeptiert werde, sicher und respektiere meine Rechte. Ich würde auch gerne eines Tages nach Hause zurückkehren und dort sterben, wenn meine Zeit gekommen ist, nicht jeden Tag in einem offenen Gefängnis sterben.“

    Thomas Osten Sacken

    Was macht eigentlich eine NGO bzw. ein Hilfswerk?

    Diese Frage sollte man sich schon hin und wieder stellen. Nun die meisten sind quasi Makler zwischen lokalen Partnern, die vor Ort, meist schlecht bezahlt, die ganze Arbeit leisten und auch noch den Papierkram erledigen müssen, und Spendern im reichen Norden.

    Die NGO tut so, als sei sie via ihre Partner vor Ort aktiv (was nicht stimmt, sie überweist in 90% der Fälle nur Geld und will dafür Bilder, Finanzberichte und Proposals) und sammelt eben Geld.

    Dann behält sie zwischen 25% und 40% für ihre Verwaltung, Gehälter und „Fundraising“ und schickt den Rest „runter“.

    Das heißt, wer an eines der großen Hilfswerke in Deutschland oder Österreich spendet, finanziert immer gehörig einen ganzen Apparat mit, bei dem man sich zunehmend fragt, wofür der eigentlich gut sein soll.

    Das gilt genauso für alle Steuergelder, die in die Entwicklungszusammenarbeit fließen, von denen bleiben mindestens auch 25% in allerlei Evaluierungsinstituten, Beraterfirmen und den Hilfswerken stecken über die diese Gelder in der Regel abgewickelt werden.

    Hier ein Beispiel einer durchaus in Deutschland und Österreich bekannten Organisation – Namen möchte ich nicht nennen, weil es eben nur ein Beispiel unter vielen ist – wie diese Praxis aussieht.

    Sie spenden 100 Euro, 65 davon kommen vor Ort an. Solche Zahlen finden sich dann in den Finanzberichten, die meistens gut versteckt irgendwo als .pdf auf der Homepage ein meist ungelesenes Dasein fristen.

    Natürlich (und völlig zurecht) muss auch der Partner vor Ort Gehälter, Mieten und laufende Kosten decken, d. h. es fallen noch einmal diese Kosten an. Handelt es sich um einen seriösen Partner, sind das ca. 20%, bei unseriösen gerne ebenfalls 35% – 50%. Damit erreichen dann maximal die Hälfte des gespendeten Geldes ihr Ziel.

    (Und nein, das gilt ganz sicher nicht für alle, leider aber für viel zu viele.)

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  • Michalis sprach mit einer griechischen Zeitung

    Michalis sprach mit einer griechischen Zeitung

    Er sandte uns einen Bericht.

    „Wir arbeiten seit Jahren mit den Flüchtlingen zusammen und helfen bei der Ausbildung. Beim Erlernen von Griechisch und anderer Sprachen bis zu künstlerischen Aktivitäten wie Nähunterricht und Erster Hilfe“ und ihre berufliche Rehabilitation. Wir stellen auch lebensnotwendige Dinge zur Verfügung. Als zweite Chance besuchten viele Erwachsene vor der Pandemie in der Nähe des alten Lagers von Moria. Wir hatten eine gemeinsame Schule in Zelten eingerichtet. Wir präsentieren uns nicht als Spezialisten oder Retter. Wir haben keinen Aufenthaltsplan. Vor den Problemen haben wir auf Lesbos gelebt, wir werden danach leben. Mit unseren kleinen Kräften bemühen wir uns, ihre Probleme herauszustellen, Vorräte und Möglichkeiten bereitzustellen. Wir arbeiten mit der Universität der Ägäis und dem Erasmus-Netzwerk zusammen. Wir unterstützen alle Selbstorganisationsbemühungen der Flüchtlinge selbst. Tatsächlich wurden drei solcher Gruppen eingerichtet: die Moria White Helmets. Sie sorgen zusammen mit der Verwaltung für die Reinigung und die Elektrik. Das Moria Corona Awareness Team, das über die Pandemie informiert. Es stellt Sanitärmaterial zur Verfügung stellt und wirbt für ein lohnendes Recycling. wirbt, An einem Tag werden 15.000 Plastikflaschen gesammelt, Die Moria Academy, fungiert auch als unterrichtsübergreifende Schule.

    Für uns kann es jedoch keine Lösung geben, die die Flüchtlinge selbst nicht einschließt. Sie sind weder nutzlos noch inkompetent. Viele haben großes Wissen und viele Fähigkeiten. Sie könnten in vielen Bereichen innerhalb und außerhalb des Camps eingesetzt werden. Bei landwirtschaftlicher und technischer Arbeit bis hin zu Infrastruktur und anderen Projekten Diese können wirtschaftlicher durchgeführt werden als von anderen beauftragten Unternehmen. Beschäftigung zu sichern mit Aussichten ist das beste Gegenmittel gegen Ausgrenzung, Institutionalismus und Untätigkeit.Dies führt zu einer Reihe von Problemen. Das setzt den politischen Willen und eine Kultur des gegenseitigen Vertrauens voraus.“

    Admin von Moria Corona Awareness Team

    Er wurde von einer griechischen Zeitung interviewt. Er stellt uns den Artikel zur Verfügung

    „Ich komme aus Afghanistan. In im Juni letzten Jahres kam ich mit meiner Frau und meinem fünfjährigen Sohn nach Lesbos an. Vorher waren wir drei Monate im Iran und ein Jahr in der Türkei. Dort fanden wir, obwohl wirr es versuchten, keinen Job. Wir haben in Kabul ziemlich gut gelebt. Ich studierte Pharmazie und war bereits im Beruf tätig, bis ich mit mit einem mächtigen Politiker in Konflikt geriet. Meine Familie und ich haben Bedrohungen auf unser Leben erhalten. In Afghanistan gibt es keine starke Rechtsstaatlichkeit. Also sind wir diesem aus dem Weg gegangen.

    Gut ist, dass wir nicht mehr im Camp, sondern in einer Wohnung in der Stadt leben. aber ich komme Fast täglich erfahre ich von den Bedürfnissen in unserer Gruppe.Es sind etwa 250 Personen aus verschiedenen Nationalitäten, Männern und Frauen. Dank eigener Kampagnen und Aktionen haben wir derzeit keine Krankheitsfälle in Kara Tepe, aber es fehlt die grundlegende Infrastruktur. Zwangsüberfüllung und schlechte Hygienebedingungen machen die Situation fürchterlich, nicht nur für das Coronavirus. Ja, wir mögen Griechenland und würden uns freuen, wenn hier zu bleiben und unser Leben neu gestalten könnten.“

    Shirin Tinnesand

    Aktivistin und Helferin im Lager Moria und Kara Tepe

    Sie hat mich auf einen Artikel aufmerksam gemacht, den sie am 26.11.2020 geschriebenen hat und in mehreren Zeitungen in Deutschland erschien. Ich sende es ebenfalls, weil er sehr wichtige Hintergründe darlegt und ihre eigene Erfahrungen bewertet.

    Wenn man auf Lesbos mit Geflüchteten arbeitet, ist es wichtig, die eigene Rolle und die eigene Beteiligung an den Ereignissen zu reflektieren: Ist man Teil eines Problems oder Teil einer Lösung? Beispiele für problematische Entwicklungen finden sich in den Nachwirkungen des Brandes in Moria. Einige Flüchtlingshelfer und NGO-Mitarbeiter, die auf Lesbos an Ort und Stelle sind, kritisierten die nach dem Brand von der Armee aufgebaute Notunterkunft sehr scharf: Da sie auf dem Gelände eines ehemaligen, aber nicht vollständig geräumten Schießplatzes eingerichtet und mit Stacheldraht umzäunt wurde, fühlten sie sich an ein Konzentrationslager erinnert.

    Es stimmt, dass diese Unterbringung viele Mängel aufweist. Kritik daran ist deswegen wichtig: Die Grundversorgung der Menschen war nicht gesichert, die hygienischen Bedingungen waren schlecht, es gab keine Duschen und zu wenig Toiletten. Allerdings hatte die Armee das Ersatzcamp für die Unterbringung von etwa 12.000 Menschen in weniger als 36 Stunden aufgebaut, die ersten Bewohner konnten drei Tage nach dem Feuer einziehen. Selbstverständlich ist so ein Notlager nicht für die dauerhafte Unterbringung geeignet. Es war klar erkennbar, dass die griechische Regierung und die Armee versuchten, die Menschen möglichst schnell von der Straße zu holen und ihnen provisorische Unterkünfte anzubieten. Das sollte nicht missachtet werden. Zudem waren sie damit eindeutig erfolgreich.

    Wenn Aktionen in der guten Absicht geplant werden, politischen Druck aufzubauen, muss immer auch ihre Auswirkung auf die Geflüchteten in den Lagern bedacht werden.

    Dennoch überschwemmten am dritten Tag nach dem Feuer die von lokalen Aktiven verbreitete Rede vom »Kon­zentrationslager« die sozialen Medien. Einige von ihnen steigerten das noch und warnten vor Maßnahmen wie im Zweiten Weltkrieg, Gerüchte und Behauptungen verbreiteten sich, dass die neue Unterkunft auf militärischem Boden bald – bald – in ein Gefangenenlager oder, schlimmer noch, in ein Geheimgefängnis umgewandelt werden würde.

    Die Anordnungen der griechischen Regierung, die den Asylsuchenden keine andere Wahl ließ, als in die neue Unterkunft einzuziehen und sich registrieren zu lassen, sowie der in Gerüchten verbreitete Begriff »Konzentrationslager« schufen ein panisches Klima und lösten viele furchterfüllte Diskussionen unter den Asylsuchenden aus. Schnell entwickelte sich kollektive Angst vor der neuen Unterbringung und der nachdrücklichen Aufforderung der Regierung, diese zu beziehen. Einige Asylsuchende erwarteten tatsächlich, in einem Geheimgefängnis zu landen, weil sie das in den sozialen Medien gelesen hatten. Viele beschlossen, lieber unterzutauchen, als das neue Lager zu beziehen. Andere ließen sich registrieren, zeigten sich aber überzeugt, dass sie dort sterben würden.

    Die Einrichtungen mögen fehlerhaft und unzulänglich sein – vor allem, wenn sie für die dauerhafte Unterbringung genutzt werden sollen. Tödlich sind sie allerdings nicht. Was die Geflüchteten tatsächlich vorfanden, hat – außer dem Stacheldraht – wenig mit den Skandalisierungen zu tun, die sie online vor einem Bezug des Camps gewarnt hatten. Der Wunsch zu helfen hatte einen völlig gegenteiligen Effekt: Man jagte Menschen, denen geholfen werden sollte, nur unnötig Angst vor Maßnahmen ein, die sie ohnehin nicht vermeiden konnten.

    Ein weiteres Beispiel für Schaden, den NGOs anrichten können, wenn sie außerhalb ihrer Zuständigkeit handeln, ist das Flugzeug, das die niederländische NGO »Let’s bring them here« finanziert und angeschafft hat. Weder die niederländische noch die griechische Regierung unterstützten das Projekt. Ungeachtet dessen blieb die NGO bei ihren Plänen, Geflüchtete von der Insel auszufliegen, und am 5. Oktober hob das Flugzeug ab. Selbstverständlich erhielt die Maschine keine Landeerlaubnis und musste umkehren.

    Die Aktion war weiter nichts als ein PR-Stunt, genau wie es viele Aktive auf Lesbos vorhergesagt und befürchtet hatten. Viele Asylsuchende hatten die Aktion allerdings ganz anders wahrgenommen. Denn »Let’s bring them here« hatte vor dem Flug einen Brief auf Englisch, Farsi und Arabisch an die »lieben Flüchtlinge auf Lesbos« geschrieben, in dem es hieß: »Die niederländische Zivilgesellschaft schickt dieses Flugzeug nach Lesbos und bittet die niederländische Regierung, es für die Umsiedlung zu nutzen.«

    Gemäß dem Plan der NGO sollten Spenden für das Flugzeug gesammelt werden, um dieses nach Lesbos zu schicken; innerhalb von 48 Stunden sollte es vollbesetzt mit Geflüchteten zurückfliegen. Man wollte demonstrieren, wie einfach es ist, einen Flug zwischen den Ländern zu organisieren. Allerdings hat sich die niederländische NGO für die Auswirkung ihrer Aktion auf die Menschen an Ort und Stelle offensichtlich nicht interessiert. Es gab eine große Diskrepanz zwischen der Strategie der NGO und dem Verhalten der Akteure auf Lesbos: Während die Verantwortlichen von »Let’s bring them here« behaupteten, die Aktion habe vor allem strategische politische Bedeutung, waren einige NGO-Mitarbeiter auf der Insel überzeugt, dass tatsächlich Personen ausgeflogen werden würden.

    Der Flug wurde unter den Asylsuchenden intensiv diskutiert, und einige NGO-Mitarbeiter sprachen aktiv Flüchtlinge an und luden sie zu diesem Flug ein, mit Sitzplatzreservierung und Ticket. Dies erhöhten die Konkurrenz und Aggressivität unter den Asylsuchenden, zudem erzeugte es falsche Hoffnungen. Wenn Aktionen in der guten Absicht geplant werden, Aufmerksamkeit auf ein Problem zu lenken und politischen Druck aufzubauen, muss immer auch die Auswirkung auf die Geflüchteten in den Lagern bedacht werden. Das ist hier offensichtlich nicht passiert.

    Wenig hilfreich ist es, wenn sich die Hilfsorganisationen in die Rolle des Staats begeben. Wenn Akteure an Ort und Stelle sich mehr Macht und Möglichkeiten zuschreiben, als sie tatsächlich haben, wird das nur zu Verwirrung bei den Geflüchteten führen. Zwar ist die Kritik an den unzureichenden Bedingungen zu begrüßen, unter denen die Geflüchteten in den über die Ägäischen Inseln verstreuten griechischen Hotspots leben müssen. Allerdings sollte nicht in Frage gestellt werden, dass Griechenland dafür verantwortlich ist, die Menschenrechte der an seinen Küsten Angekommenen zu achten und ihre Versorgung zu garantieren. Diese Aufgabe kann und sollte keine NGO für sich beanspruchen. Man nennt sie schließlich nicht umsonst Nichtregierungsorganisationen.

    Welche Probleme ein solcher Anspruch verursacht, kann man an dem »Olivenhain« oder »Jungle« genannten Gelände nahe des nun niedergebrannten Lagers Moria gut zeigen. Hier hatten kleine NGOs Land von lokalen Farmern gepachtet und verwalteten es, als wäre es Teil des Lagers. Sie appellierten an die Regionalverwaltung, sich um die Lebensbedingungen der hier untergekommenen Geflüchteten zu kümmern, obwohl weder die lokale noch die nationale Regierung diese Erweiterung anerkannt hatte. NGOs sind hauptsächlich Ermöglicher. Wenn der Staat also nicht tut, was der Staat tun soll, sollten nicht NGOs diese Rolle übernehmen. Vielmehr sollten NGOs den Staat unter Druck setzen und diesen dazu bewegen, seine Arbeit zu machen und seiner Verantwortung gerecht zu werden.

    Die Debatte über die Rolle von NGOs gibt es seit langem und nahezu überall. Hoffentlich können die Beispiele zu einer produktiven Debatte beitragen und migrationspolitisch Engagierte dazu anregen, sich zu fragen, ob ihr Handeln Teil des Problems oder Teil der Lösung ist.

    Thomas Osten Sacken

    Die »Zeit« hat den griechischen Migrationsminister interviewt. Was er sonst so sagt, mag ich hier nicht kommentieren. Diese Stelle allerdings sagt viel. Gehen wir davon aus, er sagt die Wahrheit, dann haben NGOs und UNHCR nicht nur Millionen and privaten Spendengeldern erhalten, sondern auch noch staatliche Gelder um diesen Witz an Dixie-Klos und die die paar Duschen im Camp nach Monaten im Camp aufzustellen?

    Dann wären sie also für dieses Desaster verantwortlich und hätten im Vorfeld auch zugestimmt, diese quasi staatlichen Aufgaben zu übernehmen?

    Wenn dem so ist, wäre dies ein unfassbarer Skandal. Wenn nicht müssten die betroffenen NGOs innerhalb sehr kurzer Zeit eine Gegendarstellung publizieren und richtigstellen, wie es wirklich war.

    ZEIT ONLINE: »Sie haben von der EU seit 2015 fast drei Milliarden Euro erhalten, um sich um die Flüchtlinge zu kümmern. Ihr Premierminister Kyriakos Mitsotakis hat versprochen, dass das neue Lager werde viel besser als Moria werde. Wie kann es sein, dass die Menschen trotzdem den Winter in Zelten verbringen müssen und Sie vier Monate brauchen, um genug Toiletten und Duschen zu bauen?

    Mitarachi: Das UNHCR koordiniert diese Arbeiten. Die Duschen und Toiletten bauen nicht wir, sondern die Nichtregierungsorganisationen. Für die Sanitäranlagen ist UNICEF zuständig.

    ZEIT ONLINE: Also sind die Nichtregierungsorganisationen schuld an den Zuständen im Lager?

    Mitarachi: Ich gebe niemandem die Schuld. Ich sage nur, dass wir uns gemeinsam mit der Europäischen Kommission entschieden haben, das Geld und die Aufträge für diese grundlegenden Dienstleistungen direkt an diese Organisationen zu vergeben. Es geht einfach nicht so schnell.“

    Insgesamt 36 Flüchtlinge und Migranten, hauptsächlich Afrikaner, Männer, Frauen und Kinder, wurden heute von der Küstenwache gerettet. Das Boot, mit dem sie in Richtung Küste von Mystegnos fuhren, defekt so dass die Passagiere in Gefahr waren. Alle wurden von einem Boot der Küstenwache gesammelt, das sie zum Hafen von Mytilene brachte, und sie in Kara Tepe in Quarantäne gesetzt wurden.

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  • Nein zu neuen Lagern in Lesbos und Chios

    Nein zu neuen Lagern in Lesbos und Chios

    Die Flüchtlinge berichten

    Im Dezember begannen Elektriker, die Weißhelme von Moria mit der Elektroabteilung des Camps zusammenzuarbeiten. Sie reparieren und erweitern das Netz im Lager. Seither wurden Hunderte Zelte angeschlossen, neue Schalttafeln verlegt und Kilometer Kabel gelegt. Das ist natürlich keine langfristige Lösung, bis dies ein professionelles Unternehmen übernimmt.

    Heute haben wir für die Kinder Unterricht in Englisch.

    In einem Gespräch erzählte mir Michalis, dass der Bau eines neuen Gefängnislagers noch lange nicht durch ist, auch wenn die griechische Regierung und die EU Bonbons verteilt.

    Die Gemeinde von Lesbos und Chios wenden sich mit einer Resolution an die Öffentlichkeit, damit wollen sie ihre Opposition verstärken.

    »Nein zu neuen Lagern in Lesbos und Chios«.

    Heute wurden die neuen Zahlen von der Gemeinde veröffentlicht Diese Zahlen haben sie vom Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen auf Lesbos erhalten.

    Von den 9.496 Menschen leben 7.198 (76%) in Kara Tepe. Die Mehrheit stammt aus Afghanistan (71%), der Demokratischen Republik Kongo (9%) und Syrien (7%).

    23% der Bevölkerung sind Frauen,

    37% Kinder, von denen mehr als sieben Prozent von denen zehn Prozent jünger als 12 Jahre sind.

    Etwa 4,5% der Kinder sind unbegleitet, hauptsächlich aus Afghanistan.

    In der Woche vom 18. bis 24. Januar kamen 71 Menschen auf Lesbos an, während es letzte Woche 33 Personen ankamen.

    Thomas Osten Sacken unterstützt den Bericht von Robert Herr.

    Hudra foerdert Hilfe fuer Frauen und Maedchen

    Habe diese NGO-Werbung erhalten und dann spontan mal kurz recherchiert, weil ich mich fragte: Was machen die denn eigentlich genau? Dann war es aber so spannend, dass ich ein bisschen genauer nachgeschaut habe. Am Ende habe ich dann doch noch herausgefunden, was sie da in Jordanien genau machen.

    Es war zunächst erstmal gar nicht so einfach etwas zu finden, da ich keinen Rechenschaftsbericht, Jahresbericht oder Geschäftsbericht dieser NGO finden konnte. Da die NGO nicht als Verein, sondern als GmbH eingetragen ist, habe ich also erstmal der Firmenhistorie nach geforscht.

    Die Firma wurde ursprünglich 2010 als Bondus GmbH im Rahmen einer Startup-Werkstatt der TU Berlin gegründet. Damals noch als Firma für »Persönliche und automatisierte Beratung im Energiebereich, sowie Vertrieb und Vermarktung von Produkten aus dem Bereich Energie […] ebenso das Halten, Verwalten und Veräußern von Kapitalgesellschaften“, geführt von einem Diplom-Ingenieur und einer Juristin. Die Gründung wurde damals vom EXIST-Programm des Wirtschaftsministeriums gefördert. Die Juristin ist allem Anschein nach nicht mehr bei der Firma beschäftigt, sondern arbeitet jetzt als Beraterin für Wirtschaftsrecht bei der weltgrößten Kanzlei für Wirtschaftsrecht.

    Der Diplom-Ingenieur ist mittlerweile Professor an der TU Berlin und hat seine Firma Ende 2015, kurz nach der so genannten „Flüchtlingskrise“ neu aufgestellt, mit neuem Namen als COSA International gGmbH (vielleicht angelehnt an das Committee on Sustainability Assessment (COSA) der Vereinten Nationen). Als neuen Geschäftszweck aber angab: „Zweck der Gesellschaft ist die Förderung der Hilfe für Flüchtlinge und Kriegsopfer, die Förderung der Kultur dieses Personenkreises im Sinne von § 52 Abs. 2 Nr. 10 und 13 AO. Dieser Zweck wird verwirklicht durch das Betreiben von Gemeinschaftszentren, in denen folgende Dienste unentgeltlich für schutzbedürftige Menschen angeboten werden: Essensausgabe und die Bereitstellung temporärer Unterkunft, psychosoziale und medizinische Betreuung, kulturelle Veranstaltungen, Freizeitaktivitäten und Seminare zur Integration.“ Das Halten von Kapitalgesellschaften war nicht mehr Geschäftszweck, sondern stattdessen „Die Gesellschaft verfolgt ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke im Sinne des Abschnitts „Steuerbegünstigte Zwecke“ der Abgabenordnung (AO).“

    Ob COSA International auch wirklich dergestalt tätig war, kann ich nicht mehr nachvollziehen. Die Homepage cosa-international.org wurde mittlerweile abgeschaltet und auch in Archiven keine Mirrors dieser Seite auftauchen. Auf jeden Fall dachte man damals schon an eine Umbenennung und registrierte die Domain hudur.com, was schon recht nah an Hudara ist.

    2017 folgte dann die Umbenennung in Hudara, 2018 wurde der Geschäftszweck abermals geändert, musste dann von Amts wegen berichtigt werden.Er lautet mittlerweile wie folgt: „Der Eintrag betreffend des Gegenstands wurde von Amts wegen berichtigt und wird wie folgt eingetragen: Die Förderung der Hilfe für Flüchtlinge und Kriegsopfer, die Förderung internationaler Gesinnung, der Toleranz der Kultur und des Völkerverständigungsgedankens, die Förderung der Entwicklungszusammenarbeit, die Förderung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und die Förderung der Wissenschaft und Forschung im selben Themengebiet im Sinne von § 52 Abs. 2 Nr. 1, 10, 13, 15, und 18 AO. Dieser Zweck wird verwirklicht durch das Durchführen von Projekten zu genannten Themen und das Betreiben von Gemeinschaftszentren, in denen folgende Dienste unentgeltlich für schutzbedürftige Menschen angeboten werden: Essensausgabe und Bereitstellung von temporärer Unterkunft; psychosoziale und medizinische Beratung; kulturelle Veranstaltungen, Freizeitaktiväten und Seminare zur Integration; Beratung zur Anpassung an den Klimawandel.“ 2020 wurde Hudara und Logo als Wort- und Bildmarke eingetragen.

    Im September 2020 wird es dann interessant. Das Unternehmen, das zu diesem Zeitpunkt nach eigenen Angaben aus fünf Leuten besteht, bezieht EU-Förderung im Rahmen der EU-Programme für die Außengebiete der EU an Land. Dabei sollen Lösungen für die erneuerbare Energiezukunft in Mayotte und anderen europäischen Inseln“ aufgezeigt werden. Mayotte ist eine französische Insel im Indischen Ozean mit knapp 250.000 Einwohner.

    Die Förderung, welche die Firma Hudara dafür bekommt beträgt 410.250 €. Das ist relativ stattlich, wenn man bedenkt, dass das rund das 50-fache der letzten veröffentlichen jährlichen Bilanzsumme der Firma bei rund 8000 € lag. Jetzt, 5 Monate später, hat die Firma mehr als doppelt so viele Mitarbeiter als noch im September, nämlich elf. Darunter unter anderem auch jetzt neu „Leitung digitales Marketing“, mit einer Spezialistin für „NGO Marketing Consulting“.

    Ergebnis dieses Geldflusses und der neu hinzugewonnenen Expertise für digitales Marketing bei NGOs dürfte dann vermutlich diese bundesweit geschaltete Facebookkampagne für Spenden sein,auch Instagram-Videos über „On the path to self-care: why and how to care the self and your community?“

    Wie sieht also das Projekt vor Ort in Jordanien aus, für das Hudara mit dieser Facebook-Werbung Geld sammelt. Was machen die denn da? Auf der etwas unübersichtlichen Homepage findet man es dann doch heraus:

    „Hudara hat daher einen Ressourcenleitfaden erstellt. In diesem wurden Materialien für die psychosoziale Ausbildung von Mitarbeiter der primären Gesundheitsversorgung zusammengestellt. Dies wird dazu beitragen, ein Programm zum Aufbau von Kapazitäten zu strukturieren, das die Rolle der Mitarbeiter der primären Gesundheitsversorgung bei der psychosozialen Unterstützung von Überlebenden von GBV stärken wird.“

    Da haben wir also die Antwort. Wer zehn Euro für Hudara spendet, unterstützt damit die Erstellung eines Ressourcenleitfadens.

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  • Ein Flüchtling aus Kurdistan schrieb

    Ich habe heute die ersten wilden Narzissen auf dem Basar vom Mytilene gesehen.Das erinnert mich an Kurdistan. Sie blühten im März.

    Eine schöne und erfreuliche Nachricht. Endlich kam ein großes Unternehmen ins Camp, um sich um die Entwässerung zu kümmern. Es ist, wie wenn alle unsere Gebete gehört worden wären. Genau das haben wir in unserem Brief gefordert. Ein professionelles Unternehmen, das eine sehr gute Arbeit macht. Wir haben viele Regenfälle und kaltes Wetter erlebt, aber jetzt sehen wir, dass einige ernsthafte Veränderungen geschehen. Das ist sehr gut und gibt uns wieder Hoffnung, dass wir nicht vergessen werden. Wir wissen, dass es im Februar und März es noch viel regnet und kalte Tage gibt. So müssen wir wenigstens nicht den ganzen Winter in diesem Schlamm verbringen. Sie haben auch Kies gebracht, dies ist sehr gut ist. Wir haben auch gehört, dass sie in den nächsten Monaten eine professionelle und stabile Elektroanlage installieren werden. (siehe Film)

    Heute waren unsere Teams wieder fleißig dabei um den Strom reparieren. Das Wetter ist jetzt wärmer, aber es regnet immer noch und es windet. Wir geben unser Bestes, um alles zu tun, was nötig ist. Jetzt hörten wir, dass endlich ein großes Unternehmen aus Athen in den nächsten Monaten ein gutes und starkes elektrisches System aufbauen wird. Wir hoffen das sehr.

    Heute haben wir Saft gegen leere Flaschen getauscht. Und wir freuen uns sehr, denn haben von unseren Freunden von Stand-by me Lesbos gehört. dass dieses Projekt auch nach dem Januar fortgesetzt werden kann. Wirklich, es wurde sehr wichtig für das Camp, die Leute akzeptieren es sehr. Wir haben gerade gezählt, wir haben es sogar selbst nicht geglaubt: Letztes Jahr haben wir es geschafft, mehr als drei Millionen leere Plastikflaschen zum recyceln zu bekommen. Und viele Leute machen jetzt sogar Witze, sie sagen, dass es das erfolgreichste Recyclingprojekt auf der ganzen Insel ist.

    Bericht von Moria White Helmes

    Raed Alobeed bittet alle einen Bericht über ihn zu veröffentlichen. Sie haben es selbst es überall hin verschickt. (Ich habe schon oft mit ihn kommuniziert er Unterstützt uns ständig, wenn es um Informationen geht. Die Aktion war 18.04 2020, dem Tag X, er hat sich voll reingehängt und unterstützt. Ich habe oft gebeten auch einzelne Personen von den SO vorzustellen damit die SO auch ein konkretes Gesicht bekommt.

    Raed Alobeed ist Führer der arabischen Gemeinschaft in Moria.

    Er hat widerwillig seine Maske abgenommen um ein Bild von ihm zu machen.

    In Syrien war er ein Gesundheits Sicherheits- und Umweltberater. Er weiß genau, wann er Kritik an den Zuständen im Lager übt.

    Alobeed nahm die Dinge in die Hand und gründete die Moria-Weißhelme, benannt nach der oppositionellen Freiwilligen-Organisation Syrien. Mit Flüchtlingen, die Elektriker sind, hat er das Lager mit den Zelten, Straßen sowie die Toiletten mit Licht versorgt. Es gibt jetzt endlich funktionsfähige Lampen, damit der Weg und die Toiletten beleuchtet sind.

    Alobeed ist einer von etwa 500 Syrern in Kara Tepe. Auf seinem Handy ist ein fröhliches Kleinkind in einem roten Poloshirt abgebildet. Es ist sein jüngster Sohn Hassan, den er zuletzt als Baby gesehen hat. Er hat sechs Kinder, von denen fünf mit seiner Frau in der Türkei leben. Seine Eltern, Bruder und Schwester starben im Krieg. Nur seine älteste Tochter, 19 Jahr alt, ist auch auf Lesbos. Sie brachte letztes Jahr sein erstes Enkelkind im alten Camp zur Welt.

    Sein Traum ist es, wieder zu arbeiten, aber er hat es schwer. ′′ Niemand will uns, niemand kümmert sich um uns.“ Alobeed sieht die Hilfsorganisationen kritisch. Mit all dem europäischen Geld werden selbst das einfachste Ding wie gepflasterte Wege nicht gemacht.

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  • Michalis aus Kara Tepe

    Michalis aus Kara Tepe

    Wenn ein Kind Schach spielt, denkt es und wird besser, wenn viele Menschen Schach spielen. Vielleicht wird die Welt nach einiger Zeit besser. (Siehe Bilder)

    Flüchtlinge melden

    Gestern war nach Wochen der erste Tag ohne Regen und auch nicht so kalt. Deshalb hat der Schachunterricht wieder begonnen. Aber immer noch draußen, weil es immer noch nicht genug Unterrichtszelte gibt. Wir warten seit zwei Monaten darauf. (siehe Bilder)

    3.

    Bilder von der Lebensmittelverteilung mit Freiwilligen für die armen griechischen Bürger in der Gemeinde Kalloni. Das Essen wurde vor Ort zubereitet. (siehe Bilder)

    4.

    Heute verteilten wir Dosenfisch für leere Flaschen.

    5.

    Guten Morgen. Guten Morgen. Sehr starker Wind heute und Letzte Nacht war starker Wind und es gab hier auch ein Erdbeben. Wenigstens sind sie so gefährlich. Wir sind ja ja in den »Superzelten der EU« untergebracht. Wir hoffen, dass alle in Lesbos gesund sind und keine Schäden an den Häusern haben. Die griechischen Nachrichten melden es eine Fortsetzung des großen Erdbebens von 2017 ist. (siehe Bilder)

    Ein weiterer sehr arbeitsreicher Tag. Es ist ein starker Sturm, deshalb helfen einige Teams, die Zelte zu sichern, andere reparieren kaputte Dinge, der Rest sammelt Plastikflaschen. Auch wir kämpfen, um den Strom am Laufen zu halten. Also fast alle Teammitglieder sind draußen, dies ist unsere Aufgabe und machen es täglich.

    6.

    Eine kleine Geschichte über was tun, wenn die Temperaturen bei minus Grad liegen.

    Wir müssen uns und unsere Familien warmhalten. Der Wind bläst unerbittlich und der Regen hat die ganze Nacht unerbittlich auf unsere Zelte geklopft. Also beschließen wir, einen Heizstrahler zu kaufen.

    Das Heizgerät funktioniert eine Zeit lang, aber dann fällt der Strom aus. Das passiert im Camp während der Wintermonate regelmäßig, weil der Wind einen Mast umgeworfen hat.

    Uns bleibt nichts anderes übrig und versuchen ein Feuer zu machen, um uns zu wärmen., Alles ist nass, weil es seit Tagen geregnet hat. Wir versuchen zu schlafen, aber dies ist schwierig, weil die Kinder weinen.

    Wir wachen am Morgen auf; Alles ist kalt und feucht. Wir wollen uns aufwärmen, wir wollen eine heiße Dusche nehmen.

    Wir gehen durch den Schlamm zu den Gemeinschaftsduschen. Es sind nur berühmten und modernen Eimerduschen der EU. Aber das geht heute nicht. Man sagt uns, dass es kein heißes Wasser gibt.

    Dies ist die Realität des Winters in Moria II. Während wir mit dem rauen Wetter und den unmenschlichen Bedingungen kämpfen, werden wir ignoriert, wenn wir nach angemessenen Duschmöglichkeiten, Wärme und Unterkünften fragen.

    7.

    Vielleicht haben wir uns während der letzten Woche nur auf negative Dinge berichtet konzentriert. Aber das ist nicht wahr. Nur wir wollten einige Änderungen, um das Leben hier ein bisschen zu verbessern. Wir sehen jetzt wirklich einige dieser Veränderungen. Die Toiletten sind an manchen Tagen gut gereinigt und es wurden neue Wassertanks installiert. Auch wir sehen einige ernsthafte Versuche, dieses Entwässerungssystem zu reparieren. All das ist gut und gibt uns etwas Hoffnung auf weitere Verbesserungen in diesem Jahr. Seit ein paar Tagen arbeiten die Behörden sehr fleißig. Haben unsere Berichte was gebracht? (sieh Bilder)

    8.

    Auf unserer Insel müssen um einen weiteren Toten trauern. Wir befinden uns immer noch in einem starken Lockdown Die Sperrstunden ist um 18:00 Uhr, weil sich die Situation nicht verbessert.

    Dies beeinflusst die Wirtschaft und das soziale Leben aller hier Lebenden.

    »Eine ältere Frau mit Grunderkrankungen verstarb heute am Samstag, dem 30 Januar, im Hospital von Mytilene an den Komplikationen des Corona-Virus.«

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