Schlagwort: Kara Tepe/Lesbos

  • Wenn das Wetter besser wird, werden Tausende kommen.

    Bericht der Flüchtlinge, 9. April 2021: Mit den neuen Booten kommen auch neue Flüchtlinge im Lager an und sie brauchen eine Unterkunft und auch Strom. Deshalb hat uns die Elektroabteilung gebeten, ihnen bei der Reparatur der Leitungen zu helfen, und natürlich war unser Elektroteam bereit. Wir werden weitermachen und erwarten auch in den kommenden Tagen neue Ankünfte im Camp … Wenn das Wetter besser wird, werden Tausende kommen. Wo sollen sie hin? Sie wollen und können in ihrer kaputten Heimat nicht mehr leben. Einige Kabel wurden letzte Nacht beschädigt, daher ist unser Team bereits vor Ort, um bei der Reparatur zu helfen.

    Verteilung der Kleidung geht weiter

    Wir verteilten weiterhin die vorbestellte Kleidung und anderes an die Bewohner der Grünen Zone. Wir haben jetzt fast 3.500 erreicht und werden weitermachen, bis jeder Flüchtling das bekommen hat, was er bestellt hat. Wir haben von vielen Menschen ein sehr gutes Feedback zu diesem System erhalten und fühlen uns dadurch ermutigt, weiterzumachen. Dieses Programm wird zusammen mit „The Hope Project“ und „Stand-by me Lesbos“ umgesetzt und wir denken, dass es ein gutes Beispiel für die Zusammenarbeit ist.

    Die Lebensmittelverteilung:

    Ein weiterer Tag des Recyclings mit dem Verschenken von Lebensmitteln (Reis & Tomatenmark) anstelle von leeren Flaschen. In letzter Zeit versuchen wir, Lebensmittel für leere Flaschen zu geben, weil die Leute sehr glücklich sind, selbst zu kochen … auch im Namen der Camp-Bewohner ein besonderer Dank von @StandByMeLessvos für die Unterstützung dieses Projekts. Am Freitag, haben wir von Hope Project Shampoo bekommen, das wir gegen leere Flaschen an unseren Recycling-Punkten eintauschen können.

    Wieder sind alle Teams im Einsatz und haben alle Hände voll zu tun, um alles sauber zu halten und sowohl die Lagerbewohner als auch die Umwelt zu schützen. Eine neue Klasse von Erste-Hilfe-Kursen im Camp. In Zusammenarbeit mit BRF, Mcat und Moria White Helmets schulen wir so viele Lagerbewohner wie möglich.

    Ein Jahr Abfallmanagement

    Vor einem Jahr begannen wir mit dem Aufbau eines Abfallmanagementsystems zur Unterstützung der Weißhelme von Moria, die seitdem eine erstaunliche Arbeit leisten. Im alten Moria-Lager nahmen sie jeden Monat etwa 50 Tonnen auf und im neuen Lager sammeln sie jeden Tag Tausende von schmutzigen Flaschen, Dosen und anderen Müll. Wir arbeiten auch mit der Stadtverwaltung von Mytilene zusammen und ein Team der MWHs reinigt regelmäßig das Gelände außerhalb des Lagers. Dank Ihrer Unterstützung sind wir in der Lage, diese Teams mit Taschen, Handschuhen und Werkzeugen zu versorgen und alle Mitglieder mit Lebensmitteln und kleinen Anreizen zu unterstützen. Dieses Projekt zeigt die Stärke der Selbstorganisation der Flüchtlinge und auch die Vorteile der lokalen Zusammenarbeit. Bitte überlegen Sie, dieses Programm auch weiterhin mit Ihrer Spende zu unterstützen.

    Parwana Amiri meldete uns das im Lager Ritsona. Ich habe COVID und auch vier Mitglieder meiner Familie. Die Zahl der infizierten Menschen steigt jeden Tag und das ist schockierend, da viele Menschen zusammen in einem Haus leben, das macht es fast unmöglich, Abstand zu halten. 7-10 Leute, zwei Familien zusammen leben eng zusammen.

    Das Lager Korinth ist ein Gefängnis

    Nach der Nachricht über den Selbstmord des kurdischen Geflüchteten, brachen Proteste in dem Lager aus, an mehreren Stellen wurden Matratzen und Container in Brand gesetzt. Laut Informationen des in Griechenland lebenden bekannten kurdischen Journalisten Çağdaş Kaplan, sei die Polizei mit einem großen Aufgebot in das Lager eingedrungen. Dieser Journalist ist auf der Todesliste der Faschistischen Partei Chrisi Avgi. Ob es zu Festnahmen kam, wissen wir nicht. Das ist für uns kein Selbstmord, sondern eine menschenverachtende EU-Flüchtlingspolitik.

    Bildung ist ein Grundrecht

    Zusammen mit Moria Academia bietet Stand „By Me Lesbos“ täglich Unterricht für 500 Schüler an in Kara Tepe. Die Fächer reichen von Kunst- über Computer- bis hin zu Musik- und Sprachunterricht. Darüber hinaus unterstützt „Stand By Me Lesbos“ weitere 300 Schüler in 6 verschiedenen Zeltschulinitiativen und 95 Schüler in 18 verschiedenen Klassen, die online über unseren Fernunterrichtsdienst abgehalten werden. Im neuen Lager gibt es immer noch keine formale Bildung für die Kinder, obwohl Bildung ein Grundrecht ist, das sowohl in den Allgemeinen Menschenrechten als auch in den griechischen Gesetzen verankert ist. Der Mangel an formaler Bildung hat dazu geführt, dass wir Asylbewerber das selbst organisiert haben, um diese Lücke zu schließen, wie z.B. Moria Academia, die ein informelles Bildungsprogramm von Lagerbewohnern für Lagerbewohner ist. Das Ziel der informellen Bildung ist es nicht, die Zuständigkeit der griechischen Behörden für die formale Bildung zu übernehmen, sondern einen Übergang von der informellen zur formalen Bildung in den Schulen vorzubereiten. Während „Stand By Me Lesbos“ auch eine Lehrerausbildung für Asylbewerber anbietet, um informelle Lehrer zu werden (eine zertifizierte Qualifikation). Alles in allem unterstützt dies die Lagerbewohner bei der Integration in das Land, in dem sie leben werden. Bildung ist ein Grundrecht, das auf internationaler Ebene in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte (1948) und dem Internationalen Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte (1966) verankert ist. In der Tat ist Bildung an sich ein „ermächtigendes Recht und eines der mächtigsten Werkzeuge, mit denen sich wirtschaftlich und sozial marginalisierte Kinder und Erwachsene aus der Armut befreien und voll an der Gesellschaft teilhaben können.“

    Der Minister für Migration und Asyl,

    Notis Mitarakis, hat in einem Interview in einer griechischen Zeitung vor ein paar Tagen gesagt, dass in den Medien in Deutschland berichtet wird, dass sie viele Spenden erhalten haben. Wo ist das Geld, Herr Mitsotakis, wurde er gefragt. Seine Antwort. „Dieses Geld hat die griechische Regierung nie erhalten. Das Geld ging an das UNHCR und die Internationale Organisation für Migration (für Aufenthaltsprogramme, Sozialleistungen usw.)“ Es ist bekannt, dass die Aufträge und die Gelder nach einer Registrierungsliste verteilt werden. Es soll viel Geld verteilt werden mit dem Bau des neuen Flüchtlingsgefängnisses auch für die NGO´s. Die alte Registrierungsliste ist für Mitarakis Ok. Er sehe keinen Anlass da was zu ändern. Sie haben entweder eine positive Empfehlung und Bewertung der inhaltlichen Kriterien für bestimmte NGOs gehabt oder es wurden keine Einwände vom zuständigen Ausschuss für NGOs erhoben, die am alten Register der griechischen und ausländischen NGOs teilgenommen haben, weil ihre frühere Tätigkeit in den Bereichen Gastfreundschaft und Pflege berücksichtigt wurde. So ist das in Europa. Wir wissen, dass es viele korrupte NGO`s gibt, aber für die Europäer, sind das Organisationen die in ihrer Tätigkeit prämiert sind für ihre Gastfreundschaft und Pflege. Alle stehen in den Startlöchern um sich am Elend der Menschen zu bereichern.

    Die Stahlarbeiter aus Aspropirgos melden: Wir werden von Lügnern und Parasiten und von vielen Faschisten regiert.

    Der Verband der Krankenhausärzte

    organisiert jeden Tag Proteste in vielen Krankenhäuser im ganzen Land. Sie sind empört über die Aussagen des Ministerpräsidenten Mitsotakis. Er sprach im Fernsehen und sagte „es gibt keine Bürger, die eine Intensivstation brauchen, und sie können keine finden“. Wir sind wütend wollen schreien, wollen …… Diese Leute gehören auf die Anklagebank wegen ihrer Lügen. In den Krankenhäusern in Attika am 07.04.21 sind 113 kritisch kranke Patienten (82 mit Kovid-19) und werden außerhalb der Intensivstation intubiert. Dies ist das tägliche Bild in den letzten Wochen. Es ist inakzeptabel, dass der Premierminister des Landes selbst das griechische Volk so rücksichtslos falsch informiert und belügt. Die Forderungen nach Rücktritt des Ministerpräsidenten und der ganzen Regierung sind unüberhörbar. Bei seiner Regierungsumbildung vor zwei Monaten, hat er Leute reingeholt die eine Vergangenheit in der Chrisi Avgi, den Faschisten, haben.

    Thomas Osten Sacken: Große Not in Syrien:

    „Hier fehlt es uns an allem. Obwohl wir Tag und Nacht im Einsatz sind, können wir vielen Patienten nicht helfen. Das macht Angehörige wütend. Sie beschimpfen uns, schreien, drohen, manche schlagen zu. Es ist der Wahnsinn.“ Die Situation habe sich seither weiter verschlechtert. „Die Patienten liegen auf den Fluren, auf dem Boden“, sagt Bassam. „Ich bin einiges gewohnt, aber dieses Leid verfolgt mich bis in meine Träume.“ Das Virus, berichtet er, habe Damaskus „fest im Griff“. Kaum eine Familie, die verschont bleibe. „Auch bei uns daheim haben alle COVID.“

  • Eine Anfrage zur Solidarität mit Simbabwe

    Bericht der Flüchtlinge vom 05. April 2021: Am Samstag war ein sehr arbeitsreicher Tag: Die Weißhelme putzten erst das Lager, dann bauten sie unseren Platz für ein neues Klassenzimmer aus. Außerdem hatten wir Unterricht für Kinder. Und unsere Elektro-Teams haben hart gearbeitet: Am Morgen wurden einige Probleme behoben, dann kamen einige Neuankömmlinge ins Camp und in der Grünen Zone haben wir Kabel und Strom für sie installiert. Wir sind auch sehr glücklich das die Sonnenbrillen für unser Eklektiker Team angekommen sind. Sie wurden von der Stiftung Etnia Barcelona gespendet.

    Durch die Spenden von Stand by me Lesbos können wir unser Projekt halten und durchführen. Jeden Tag werden unsere Teams mit Müllsäcken, Handschuhen und allem, was sie brauchen versorgt. Wie alle Mitglieder unserer Partnerteams erhalten auch sie einige Extrarationen an Verpflegung und andere kleine Unterstützungen für die harte Arbeit, die sie leisten. So halten täglich Teams von Moria White Helmets das neue Kara Tepe Camp sauber, sammeln schmutzige Plastikflaschen für die Recyclinganlage und halten Strände und Umwelt sauber. Ein anderes Team aus dem alten Kara Tepe Camp hilft der Gemeinde Mytilene bei der Reinigung der Hauptstraße, der Olivenhaine und der Gegend um den Lidl Supermarkt.

    3200 Menschen in Kara Tepe haben inzwischen Taschen mit Kleidung erhalten:

    Wir möchten bekannt geben, dass wir mit der Verteilung von Kleidung und anderem Bedarf für alle Lagerbewohner zur Hälfte fertig sind. 3200 Menschen haben Taschen erhalten. Wir haben dieses großartige Programm zusammen mit Hope Project und Stand by me Lesbos im Februar begonnen und wir hoffen, dass es in sechs Wochen abgeschlossen ist. Jeder kann mit einem Formular vorbestellen, was er genau braucht, welche Größe von Kleidung und Unterwäsche, Schuhen, Decken und anderen Sachen. Dann werden diese Listen an Hope Project geschickt und sie packen die Taschen je nach Bedarf. Dann werden die Leute informiert, an welchem Tag sie sie an unseren Recycling-Stationen abholen können. Sie haben eine Nummer und kommen die Sachen. Wenn etwas nicht passt, haben sie die Möglichkeit, eine weitere Bestellung aufzugeben. Das funktioniert sehr gut und die Leute mögen es. Es entstehen keine großen Schlangen und jetzt im Lockdown können wenige Leute aus dem Lager gehen, um Sachen zu holen. Wir sind ein bisschen stolz darauf, dass wir bis heute so gut zurechtgekommen sind. Auch dieses Projekt wird hauptsächlich von Flüchtlingen für Flüchtlinge durchgeführt und zeigt die Kraft der Selbstorganisation. Vielen Dank an alle, die dies bisher unterstützt haben.

    Eine Anfrage zur Solidarität mit Simbabwe:

    Letztes Jahr wurden wir von einer lokalen Organisation, die mit einer Kirche in Mytillini verbunden ist, gefragt, ob wir bei einer Lieferung nach Simbabwe helfen könnten. Es besteht eine langjährige Zusammenarbeit mit einigen Projekten dort. Es war im Herbst und wir hatten noch etwas Material in unserem Lager übrig, das nach dem Brand gespendet wurde. So waren wir mehr als glücklich, helfen und auch einige Kosten für den Transport übernehmen zu können. Nach dem Feuer wurde so viel gespendet, dass alle Lagerhäuser auf Lesbos voll waren, aber wir schafften es, Material nach Leros, Samos, auf das griechische Festland und … nach Afrika zu schicken. Jetzt ist es endlich angekommen und wurde dort verteilt. Wir möchten die Bilder mit Ihnen teilen.

    Aufruf zur Unterstützung, um die Anwaltskosten für unsere Partner zu decken!

    Nach dem Besuch der EU-Kommissarin Ylva Johanssons im Lager haben wir eine Welle von Ablehnungen der Asylanträge der Asylbewerber im Lager erlebt. Um sicherzustellen, dass unsere Partner während dieses Prozesses die beste rechtliche Beratung und den besten Schutz erhalten, rufen wir nun zu Spenden auf, um die Kosten für die Versorgung unserer Partner mit qualifizierten griechischen Anwälten zu decken, die unsere Partner in dem komplexen Geflecht der griechischen und internationalen Gesetze und Rechte dieses Prozesses unterstützen und führen können. Um dies zu unterstützen, besuchen Sie einfach nachfolgenden Link (Stichwort: „legal aid„) – Vielen Dank für all Ihre Unterstützung!

    https://standbymelesvos.gr/support-us/

    Milliardenschwerer Spendenmarkt: Schamlose Werbung mit Kinderbildern!

    Thomas Osten Sacken berichtet: Mit solchen Anzeigen (siehe hier: https://solidaritaet-international.de/wp-content/uploads/2021/04/1-03.04.2021-Artikel-Thomas.jpg) verdient Herr Zuckerberg viel Geld. Und seit ich häufiger über dieses Thema schreibe, füllt der FB-Algorithmus meine Timeline mit diesen Anzeigen, die sich alle wie ein Ei dem anderen gleichen. Und sie sind entwürdigend. Nichts sonst. Braucht es solche Bilder, um sich vorzustellen, was Hunger aus Menschen und vor allem Kindern macht? Es gab mal Zeiten, bevor PR-Fuzzies diesen Sektor übernommen haben und Psychologen Strategien entwickelt haben, welche Bilder und Sätze Menschen besonders triggern, damit sie den Geldbeutel aufmachen, da galt es unter seriösen Organisationen als unmoralisch mit solchen Bildern Geld einzutreiben. Leider sind diese Zeiten vorbei. Wer auf dem milliardenschweren Spendenmarkt konkurriert, scheint längst jede Hemmung verloren zu haben. „Save the Children“, wer das ernst meint, sollte als erstes Kinder vor solcher Zuschaustellung schützen.

    Wir sterben außerhalb der Intensivstation

    (Bericht aus Griechenland): Die Situation in den Krankenhäusern ist tragisch und K. Mitsotakis tut so, als ob er erfolgreich wäre! Nach der Pleite des monatelangen reaktiven Lockdowns will die Regierung nun den Markt öffnen und… was auch immer das sein mag. „Eigenverantwortung“ mit Selbsttest ist nun die Heillösung der Regierung. Es werden enorme Anstrengungen von Krankenhausmitarbeitern unternommen, um Leben zu retten. Täglich strömen Hunderte von Coronavirus-Patienten herein, während die Zahl der intubierten Patienten am Donnerstag einen Rekord von 755 erreicht hatte, und täglich werden 100-150 Menschen außerhalb der Intensivstation intubiert, ohne die notwendige Versorgung zu erhalten! Sogar Mitglieder des „Expertenkomitees“ der Regierung geben zynisch zu, dass Patienten außerhalb der Intensivstation sterben (20% wurde erwähnt), offenbar aufgrund tragischer Engpässe. Das Ergebnis ist, dass jeden Tag etwa 70 Todesfälle mit Coronavirus-Komplikationen hinzukommen! Gleichzeitig weigert sich die Regierung, die großen privaten Krankenhäuser ohne Entschädigung zu beschlagnahmen.

  • Schöpferisch: Kinder kreieren Neues aus Materialien der Umgebung

    Schöpferisch: Kinder kreieren Neues aus Materialien der Umgebung

    Bericht der Flüchtlinge vom 3. April 2021: Im letzten Sommer 2020 hat unser Partner Moria Corona Awareness Team (MCAT) die Aktivität eines Upcycling-Workshops für Kinder im Camp eingeführt. Die Kinder bekamen Papp- und Plastikteile, neben anderen Materialien, die in der Umgebung des Camps häufig zu finden waren. MCAT stellte den Kindern die Werkzeuge, wie Schere, Bastelkleber, Faden und Farbe zur Verfügung, um daraus etwas Neues zu schaffen. Jeden Tag im Sommer kamen Kinder aller Altersgruppen angerannt, um mitzumachen. Unter dem Schatten der Bäume saßen größere Gruppen von Kindern in absoluter Stille, während sie ihre ganze Konzentration in ihre Kreationen steckten und einen Zustand erreichten, der am besten als therapeutisch beschrieben werden kann. An manchen Tagen haben die Workshops ein vorgegebenes Thema, das sie gestalten. An anderen Tagen können die Kinder aus dem, was ihnen zur Verfügung steht, kreieren, was immer sie möchten, und wir entdeckten, dass die Kinder oft aus Pappe Dinge kreierten, die sie gerne hätten, wie z. B. Autos, Häuser, Laptops, Fernseher und einen Schulschreibtisch. Einer der Lehrer dieser Klasse sagte einmal, dass er sehr froh sei, dabei zu sein, da er selbst ohne Spielzeug aufgewachsen sei. Er erklärte, dass Spielzeug für Kinder nicht nur in Moria, sondern auch in Teilen Afghanistans unüblich sei. Er sagte, sein Lieblingsteil des Projekts sei, dass die Kinder lernen würden, diese Dinge mit ihren eigenen Händen für sich selbst herzustellen, während sie gleichzeitig lernen, dass selbst die einfachsten Dinge einen Wert haben. Wir sind sehr froh, dass dieses Projekt nach dem Feuer weitergeführt wurde, auch wenn die Gruppen aufgrund des Platzmangels im neuen Camp verkleinert werden mussten. Woraufhin Papairlines uns herausgefordert hat, einige der besten Kreationen der Kinder zu veröffentlichen.

    Heute haben wir Mehl für leere Flaschen gegeben und wie jeden Tag gingen wieder 15.000 aus dem Lager.

    Alle unsere Partner im Camp lieben Fußball und im letzten Oktober haben sie alle Teams gegründet, sowohl für Männer als auch für Frauen. Wir hatten große Pläne zusammen und dann kam die Abriegelung und alle Fußballplätze außerhalb des Camps mussten schließen. Aber in der Zwischenzeit kam Unterstützung von einigen privaten Spendern. Jetzt haben 108 Teammitglieder eine komplette Ausrüstung. Dies ist ein großer erster Schritt und sobald der Fußballplatz in der Nähe des Camps wieder geöffnet wird, können wir dieses Projekt endlich gemeinsam angehen.

    Seht die Bilder von unserem Lagerhaus-Team, das Tag für Tag sehr hart arbeitet und für das Lager und auch für Lebensmittelrationen für bedürftige Griechen packt.

    Als wir Europa nicht kannten dachten wir, dass in Europa alles besser ist, Demokratie, die Rechte für die Arbeiter, Löhne…. Aber wenn wir das täglich mitbekommen wie schlecht es den Leuten finanziell geht und ihre Löhne nicht bezahlt werden, dann ist das hier fast genauso schlimm wie in Afghanistan.

    70 Straßenbauarbeiter demonstrierten heute, weil sie seit Weihnachten keinen Lohn bekommen haben. Es sind die Arbeiter, die die Straße von Kalloni nach Sigri gebaut haben. Oder die Polizei als sie kürzlich die Europäische Madame im Lager beschützte. Mitten in der schlimmen Epidemie wurde uns berichtet, dass die griechische Regierung im Gesundheitswesen Leute entlässt und nur die Polizei aufrüstet. Wir haben es gesehen. Die Europäische Madame wurde mit tausenden hochgerüsteter Polizisten vor uns beschützt. So als wären wir Terroristen. Wir sind froh, dass einige Kinder gut griechisch können und uns erzählen, was in den Nachrichten im Internet über Griechenland steht. Wir wollen dies ständig machen, aber das kostet Geld. Alle von uns hier im Lager brauchen das Volumen auf den Karten um mit ihren Verwandten zu Hause zu sprechen oder zu schreiben.

    Dies ist etwas, worüber wir uns wirklich Sorgen machen. Wir haben gehört, dass viele Arbeiter im Camp von Corona infiziert wurden. Wenn also Arbeiter infiziert sind, was ist dann mit den Flüchtlingen? Und auch wir warnen seit langem vor diesem Risiko. Niemanden scheint es wirklich zu interessieren. Ehrenamtliche machen Partys und kommen am nächsten Tag ins Lager und jetzt das. Die Regeln werden nach den Wünschen der Arbeitgeber und der Regierung gemacht. Der rapide Anstieg der Fälle unter den Arbeitern im Lager von Kara Tepe zeigt, dass die Arbeiter ihrem eigenen Glück überlassen wurden, und beweist eindeutig, dass die Sicherheit und der Schutz der Gesundheit der Arbeiter an zweiter Stelle stehen.

    Das Arbeitszentrum von Lesbos fordert sofortige Maßnahmen zum Schutz. Die Verantwortung liegt bei der Regierung und sie kann sich nicht verstecken. Es ist ihre Politik, die sowohl Arbeitnehmer als auch Flüchtlinge der Pandemie aussetzt. Sie fordern:

    Sofortige Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit und Sicherheit!

    Durchführung kostenloser Tests für Arbeitnehmer, bezahlter Urlaub für gefährdete Gruppen und in positiven Fällen!

    Sofortige Stärkung des öffentlichen Gesundheitssystems und des Bostaney-Krankenhauses durch die Einstellung von festem Personal. Die Erhöhung der staatlichen Mittel!

  • Kara Tepe – Gefahr der Bleivergiftung besteht weiter!

    Ein Bericht von Human Rights Watch macht uns große Sorgen. Satellitenbilder vom 09.03.2021 zeigen mindestens 90 Zelte, fünf Empfangsstrukturen und einen Verwaltungsbereich in unmittelbarer Nähe der Bereiche, in denen das griechische Institut für Geologie und Mineralexploration (EAGME) im November 2020 erhöhte Bleikonzentrationen festgestellt hat. Satellitenbilder mit geringerer Auflösung von Ende März zeigen, dass sich seit dem 9. März kaum etwas verändert hat und die Zelte an diesem Ort verbleiben. Satellitenbild von Planet Labs Inc. Dutzende von Familien sind immer noch in Bereichen eines Migrantenlagers auf Lesbos untergebracht, in denen Bodentests zwei Monate nach der Bestätigung der griechischen Regierung, dass die Bereiche verseucht sind, erhöhte Bleiwerte aufwiesen. Die griechische Regierung kennt die Risiken seit mindestens Dezember 2020, als Testergebnisse die Bleikontamination in Teilen des Lagers bestätigten, in dem fast 6.500 Migranten und Asylbewerber untergebracht sind. Basierend auf den Testergebnissen der eigenen Experten der griechischen Regierung ist klar, dass kleine Kinder und schwangere Frauen ernsthaft gefährdet sind, wenn sie auf bleiverseuchtem Boden und in bleiverseuchtem Staub leben und spielen. Das Versäumnis der griechischen Behörden, die Lagerbewohner zu schützen, wenn Tests erhöhte Bleikonzentrationen zeigen, kommt einer schweren Fahrlässigkeit gleich. Bei Treffen im Januar und Februar 2021 sagten sowohl der Minister für Migration und Asyl, Notis Mitarachi, als auch Beamte der Europäischen Kommission gegenüber Human Rights Watch, dass die Behörden alle Zelte aus den bleiverseuchten Gebieten entfernt hätten. Die Satellitenbilder zeigen was anderes. Sie haben nur die Zelte auf dem ehemaligen Schießplatz entfernt und da auch neue Erd- und Schotterschichten auftragen. Während die Tests der Regierung auf diese beiden Proben in der Nähe und am Fuße des Mavrovouni-Hügels beschränkt waren, ist das gesamte Gebiet um den Hügel herum hochgradig gefährdet, da die Schussrichtung auf dem Schießplatz so war, dass bleihaltige Projektile dort gelandet wären. Die Analyse von Satellitenbildern vom 9. März, die von Bewohnern des Lagers, die mit Human Rights Watch sprachen, bestätigt wurden, zeigt, dass die Behörden offenbar einen weniger als 100 Meter langen Zaun um den Bereich der Probe mit sehr hohen Bleigehalten von 2.233 mg Blei/kg Boden („MAV-01“) errichtet haben. Die Behörden haben jedoch eine Ansammlung von neun Verwaltungsgebäuden, die von den Bewohnern regelmäßig für Dienstleistungen aufgesucht werden, in einer Entfernung von 3 bis 100 Metern von dem Ort, an dem diese Probe genommen wurde, erhalten. Etwa 90 Wohnzelte, in denen mindestens 70 Familien untergebracht sind, viele mit kleinen Kindern und einige mit schwangeren Frauen, und fünf Aufnahmestrukturen, verbleiben ebenfalls am Fuße des Mavrovouni-Hügels, so sechs Lagerbewohner gegenüber Human Rights Watch. Die Zelte befinden sich zwischen 15 und 125 Metern von dem Ort entfernt, an dem sehr erhöhte Bleiwerte von 2.233mg/kg festgestellt wurden („MAV-1“), und zwischen 3 und 160 Metern von dem Ort, an dem erhöhte Bleiwerte von 330 mg/kg gefunden wurden („MAV-12“). Nach Angaben der griechischen Behörden liegt der maximal akzeptable Wert für Blei im Boden für Spielplätze bei 100 mg/kg. Ebenso ist zu erwarten, dass Menschen, die in Zelten leben, und Kinder, die im Staub spielen, sehr akut dem Boden und dem Staub ausgesetzt sind, so dass der „Spielplatz“-Standard angemessen ist und nicht der Standard von 500 mg/kg für andere Arten von Wohngebieten, der nach Ansicht der griechischen Behörden gelten sollte. Beamte der Europäischen Kommission teilten Human Rights Watch bei einem Treffen am 26. Februar mit, dass die EAGME-Experten bald in das Lager zurückkehren werden, um zu testen, ob die Zugabe von neuem Boden und Kies die Exposition gegenüber gefährlichen Bleispiegeln ausreichend reduziert hat. Sie sagten jedoch, dass es keine offensichtlichen Pläne gäbe, das Gebiet am Fuße des Mavrovouni-Hügels weiter zu testen. Außerdem, so ein Mitarbeiter der Hilfsorganisation, der im Lager arbeitet, gibt es keine Anzeichen dafür, dass die Experten in Kürze in das Lager zurückkehren, um die Tests durchzuführen, da die Arbeiten noch andauern. Angesichts der hohen Bleikonzentrationen, die in diesem Gebiet gefunden wurden, und der begrenzten Anzahl der entnommenen Proben, sollte die Regierung alle Bewohner, die in der Nähe von bleiverseuchten Gebieten leben, aus dem Lager entfernen, bis die Experten dringend umfassende Tests durchführen, um die Gesundheit der Bewohner und des Personals im Lager zu schützen. In einem Brief mit Hilfsorganisationen, die im Lager arbeiten, sagte Minister Mitarachi am 1. Februar, dass die Behörden die Lagerbewohner über die Bleirisiken im Lager informieren würden. Aber die sechs Lagerbewohner, die im März mit Human Rights Watch sprachen, darunter vier, die in unmittelbarer Nähe zu dem Ort leben, an dem die beiden erhöhten Bleiproben gefunden wurden, sagten, dass die Behörden ihnen noch keine Informationen über die Bleikontamination und den Schutz von Kleinkindern und schwangeren Menschen vor der Exposition gegeben hätten. Eine Frau, die in diesem Gebiet lebt, war seit September schwanger und hatte im Januar eine Fehlgeburt, sagte: „Ich habe keine Informationen von Hilfsorganisationen oder der Regierung erhalten, wie ich mich schützen kann, während ich schwanger bin und in diesem Lager lebe … und ich habe keine Informationen über die Bleiverseuchung im Lager erhalten.“

    Die Behörden des Lagers sollten alle Lagerbewohner und Mitarbeiter in Sprachen, die sie verstehen, über die Risiken einer Bleivergiftung und die laufenden Tests und Maßnahmen zur Schadensbegrenzung informieren und dabei die derzeitigen Wissenslücken berücksichtigen, so Human Rights Watch. Dies sollte auch Informationen über die besonderen Risiken für Kinder und während der Schwangerschaft beinhalten, und die Regierung sollte Experten hinzuziehen, um diejenigen zu schulen, die medizinische Leistungen erbringen, wie man Patienten über die Bereiche informiert, die bekanntermaßen mit Blei kontaminiert sind, und über Schritte, die sie unternehmen können, um die Risiken einer Exposition zu mindern. Die griechischen Behörden sollten klären, wann neue Bodentests durchgeführt werden, unabhängige Experten zu den Testplänen konsultieren und ihnen die Möglichkeit geben, sich zu den Arbeitsplänen der Untersuchung zu äußern, den Ablauf der Bodentests zu überprüfen und Teilproben für unabhängige Tests zu sammeln. Kleinkindern und schwangeren Personen, die sich in diesen Gebieten aufhalten, sollten kostenlose Bluttests angeboten werden, wobei Kindern zwischen 9 Monaten und 2 Jahren Priorität eingeräumt werden sollte, da bei ihnen das Risiko einer schweren Bleivergiftung am größten ist. Wenn die griechische Regierung keine schnellen Maßnahmen ergreift, steigt das Risiko, dass kleine Kinder und schwangere Frauen eine Bleivergiftung und potenziell schwere gesundheitliche Probleme entwickeln, von Tag zu Tag, und die Regierung wird die Verantwortung für diesen Schaden tragen.

  • Omid, 31, „auch ich fürchte mich vor der Pandemie…“ – was Flüchtlinge so erleben …

    Omid, 31, „auch ich fürchte mich vor der Pandemie…“ – was Flüchtlinge so erleben …

    Omid, 31, ich lebe seit fünfzehn Monaten mit meiner Familie auf der griechischen Insel Lesbos. Auch ich fürchte mich vor der Pandemie. Ich mache mir Sorgen, dass ich mich mit dem Virus anstecken könnte, da ich jeden Tag in das Lager gehe. Ich lebe derzeit außerhalb des Flüchtlingslagers und bin Leiter einer selbstorganisierten Gruppe von Flüchtlingen, die sich Moria Corona Awareness Team nennt. Meine ehrenamtliche Arbeit bringt mich ins Lager, denn unsere Organisation versorgt die Flüchtlinge mit dem Nötigsten und informiert sie während der Pandemie. Meine Familie und ich, und im Grunde jeder hier, versuchen, alle Maßnahmen zu respektieren, wie z.B. Masken zu tragen, die Hände zu waschen, sozialen Abstand zu halten und so viel wie möglich drinnen zu sein. Es war sehr hart und langweilig. Die Situation auf Lesbos war schon vor der Pandemie schwierig. Das Flüchtlingslager Moria beherbergte etwa 13.000 Flüchtlinge und Migranten, obwohl der Ort für ein Viertel dieser Zahl gebaut wurde. Wir Flüchtlinge sind in Zeiten von COVID aufgrund unserer Lebensbedingungen wie dem Leben in Gemeinschaftszelten, der schwierigen sozialen Distanz, der geringen Hygiene, dem sehr eingeschränkten Zugang zu medizinischer Versorgung und dem Mangel an Informationen verletzlicher als andere.

    Dies ist unser Team aus dem alten Kara Tepe Camp und sie helfen der Gemeinde Mytilene, die Bereiche außerhalb der beiden Lager zu reinigen, besonders in der Nähe des Lidl-Marktes. Wir denken, dass es unsere Aufgabe ist, zu helfen, weil dieser Bereich viel von Flüchtlingen genutzt wird und wir wollen auch zeigen, dass wir uns kümmern und Verantwortung übernehmen, nicht nur innerhalb der Lager, sondern auch außerhalb. Auch alle Teams sind unterwegs, um innerhalb des Lagers zu reinigen. Jetzt ist wieder wie normal nach dem gestrigen Besuch der Europäischen Union mit Hubschrauber und viel Polizei. Leider hatte niemand von uns eine Chance, mit ihnen zu sprechen oder etwas zu erklären. Gut, dass Journalisten erstmals seit Monaten wieder das Lager betreten und aus dem Inneren berichten können. Seit Anfang 2021 waren sie nicht mehr erlaubt.

    Hallo zusammen, ich bin ein Mitglied des MCAT, im Namen der Immigranten [Asylbewerber] des Lagers. Heute möchte ich Ihnen mitteilen, dass der Kommissar für Inneres von Europa das Lager besucht hat. Im Dezember 2020 schickten wir einen offenen Brief an die Europäische Kommission, in dem wir alles über den Zustand des Lagers und die Schwierigkeiten der Lebensbedingungen im Lager erklärten. Aber leider ist nichts passiert… – und wir haben keine Antwort von ihnen erhalten! Wir haben den Winter mit schlechteren Lebensbedingungen überstanden. Wenn Frau Johnsson heute das Lager besucht, hoffen wir, dass sie die Probleme im Lager untersucht! und sich für die Migranten im Lager einsetzt und Maßnahmen zur Lösung findet… Es gibt immer noch viele Probleme im Lager und wir hoffen, dass nach dem Besuch von Frau Johnsson im Lager die Probleme gelöst werden! Vielen Dank an Sie!

    Michalis meldet:

    Schaut Euch die Filme von Jousif an. Sie beweisen welchen Empfang sie der Madame der EU machten. Sie konnte mit keinen sprechen im Lager geschweige vom Auto austeigen. Mit Hubschrauber aus Athen und tausende Polizisten braucht die EU um den Insulanern und Flüchtlingen zu besuchen. Den gleichen Empfang wie in Kara Tepe erhielt sie auch in der Stadt von den Insulanern. Als sie nach Athen zurück kam fragte sie Mitsotakis der griechische Ministerpräsident: „Es ist immer eine große Freude, Sie in Athen zu begrüßen. Ich habe gehört, dass Sie einen interessanten und konstruktiven Besuch auf unseren Inseln hatten, bei dem Sie die Gelegenheit hatten, die Herausforderungen des EU-Grenzschutzes aus nächster Nähe zu sehen. Kommissarin Johansson: „Es ist mir eine große Freude, hier zu sein. Vielen Dank für den herzlichen Empfang. Wir hatten gestern einen sehr produktiven Tag. Es ist gut, dass wir die Möglichkeit haben, vor Ort zu sein und mit Anwohnern, mit Migranten, mit Bürgermeistern, mit NGOs zu diskutieren. Es war also ein guter Tag. Wir haben eine Aktionsgruppe mit Beate (Gminder). Ich habe gestern verkündet, dass wir für 276 Mio. € unterschrieben haben, um ein neues Lager aufzubauen.

  • Wut auf Lesbos über die EU!

    Frau Ylva Johansson wird am Montag in Lesbos mit einer großen Demonstration empfangen. Das Arbeiterzentrum und die Gewerkschaft der Arbeiter und Angestellten vom Privatsektor rufen am 29.03.2021 zur Demonstration auf. Mit der Losung „unsere Insel ist kein Lagerhaus für menschliche Seelen“:

    „Diese EU-Politiker sind einfach unmenschlich und ihre Worte verraten welche Interessen sie vertreten. Diese Frau besitzt die unverschämte Frechheit in einer Zeit wo Lesbos wegen dem Virus knallrot ist und Menschen sterben, zu uns zu kommen und mit einem breiten Grinsen zu sagen: „der Frühling ist die beste Zeit, um sich auf den nächsten Winter vorzubereiten“. Was erlauben sich diese Vertreter der reichen Europäer, sie kommen mit Unmengen von Geldern und meinen sie können alles kaufen. Sie haben die Botschaft der Insulaner nicht verstanden, dass wir niemals einem Neubau von Gefängnislagern zugestimmt haben. Sie wollen wieder kommen, arrogant und überheblich, um Gefängnisse zu bauen.

    Sie haben beschlossen, die arroganten und überheblichen mit den vollen Taschen voller Geld, eine Parade in Mytilene abzuhalten. Sie denken, dass wir, die Bewohner von Lesbos, sich zu ihnen setzen, Fotos machen und nach Autogrammen fragen. Sie haben es wahrscheinlich nicht richtig verstanden. Sie sind auf unserer Insel nicht erwünscht. Morgen werden Sie spüren, was es heißt ein Insulaner zu sein. Diese kriminellen Pläne sind auch Pläne der unterwürfigen griechischen Regierung. Ganz Lesbos wird auf den Straßen sein. Und sie werden auf Sie warten. Sie wollen keine Gefängnislager. Alle Hotspots und die Lager in VIAL und Kara Tepe sofort schließen. Nur Registrieren und Identifikation und alle Flüchtlinge freilassen und dorthin ziehen lassen wo sie wollen.“

  • „Eigentlich hätten wir die Dame von der EU gerne getroffen …“

    „Eigentlich hätten wir die Dame von der EU gerne getroffen …“

    „Eigentlich hätten wir die Dame von der EU gerne getroffen …“

    Demo in Mytilene: „Europa – übernimm Verantwortung“

    Bericht der Flüchtlinge vom 29. März 2021:

    Unsere Schüler lernen auch sonntags, sie wollen keine Pause. Sie lieben es. Verteilung von Trockennahrung an arme und gefährdete Bürger von Agiassos. Dieses Projekt findet in Zusammenarbeit mit den Freiwilligen vor Ort statt. Das Wetter wird immer besser und täglich bekommen die Flüchtlinge Meldungen: Ein Boot mit etwa 20 Personen landete in Laparna, Lesbos Nordwesten. Gestern meldeten sie, dass sie Angst haben, zurück in die Türkei geschickt zu werden, und versteckten sich in der Umgebung. Seitdem haben wir aber keine Meldung mehr. Meistens, nach sehr langen Reisen, sind die Akkus der Handys leer. Hoffentlich – nur das!

    Brüssel kündigt an, das neue Camp werde später fertig. Griechenland hat von Brüssel für den Bau von neuen Lagern in Lesbos, Chios und Samos 155 Millionen Euro bereitgestellt. Die griechische Regierung verspricht immer noch, dass wir im September in die neuen Lagern umziehen können. Aber bis heute ist noch nichts gemacht. Heute besucht die Vertreterin der Europäischen Union, Frau Ylva Johansson, Lesbos unser Lager. Moria White Helmets und wir haben ihr im Dezember einen Brief geschrieben und wir haben deutlich gesagt, wie schlimm die Situation ist.

    Wir schrieben:

    „Im September wurden uns viel bessere Bedingungen in diesem neuen Lager versprochen und wir waren froh, diese Versprechen zu hören und warteten darauf, dass sie erfüllt werden. Leider ist nichts wirklich passiert. Noch immer warten wir auf ausreichend warme Duschen, wenn es regnet, wird das ganze Lager überflutet und viele Zelte werden nass, wir haben keine Heizungen, die uns und unsere Kinder warmhalten, keine Schulen oder Kindergärten. Wenn wir krank werden, warten wir stundenlang auf medizinische Behandlung, und das Essen, das wir bekommen, ist zwar ausreichend, aber nicht sehr gesund. (…) Haben wir als Menschen und Flüchtlinge in Europa nicht einfache Rechte, die eine Grundversorgung für alle umfassen? Wir lesen und hören, dass wir in diesen Lagern wie Tiere leben müssen, aber wir denken, dass das nicht stimmt. Wir haben die Gesetze zum Schutz der Tiere in Europa studiert und wir haben herausgefunden, dass sie mehr Rechte haben als wir.“

    Jetzt ist der Winter vorbei und wir überlebten ohne Heizungen, mit sehr wenigen Duschen, unsere Kinder froren und wir hörten nur noch mehr Versprechungen. Das waren unsere kleinen Forderungen, nur um als Menschen behandelt zu werden: „Die Wasserversorgung und die Duschen zu reparieren, die sanitären Anlagen zu reparieren, eine ordentliche Drainage zu legen, damit unser Lager nach Regen nicht überschwemmt wird, um ordentlichen Strom und Heizung und ordentliche Zelte für den Winter, um Plätze für Kinder zu haben, um genügend Zelte für Schulen, Klassen und Werkstätten bereitzustellen, um die Hauptstraßen des Camps zu beleuchten, die medizinische und psychologische Versorgung zu verbessern, um Plätze für Treffen und Freizeit zu haben. Bitte, wenn Sie uns helfen wollen, dies zu ermöglichen. Im Frühjahr war viel von Evakuierung die Rede, aber selbst zu Weihnachten bitten wir nur darum, dieses provisorische Lager zu reparieren und uns nicht den Rest des Winters an diesem Ort leiden zu lassen.“

    Jetzt sehen wir diese Dame, sie hat einen Artikel geschrieben, nachdem sie uns im Januar Änderungen versprochen haben: „Die Winterhärte in den Jahren 2020-2021 war unglücklich. (…) Ich werde also mit einer Botschaft nach Griechenland fahren, die für meine Gastgeber und in der Tat für alle EU-Mitgliedstaaten gelten kann. Der Frühling ist die beste Zeit, um sich auf den Winter vorzubereiten.“

    Jetzt geben sie zu, dass wirklich nichts passiert ist und die Änderungen, um die wir gebeten haben, sehr klein und einfach zu machen waren. Und sie haben sich nie mit uns in Verbindung gesetzt und auch jetzt haben sie nicht darum gebeten, sich mit einem von uns zu treffen und zu sprechen. Wir verfolgen dies und wissen wirklich nicht genau, was wir sagen sollen. Sie hat sogar angekündigt, dass sie mit keinen Flüchtlingen oder Flüchtlingsselbstorganisationen sprechen wird.

    Die Leute haben heute Kartoffeln für die leeren Flaschen von uns bekommen und es gefällt ihnen sehr gut. Ist immer eine Menge Arbeit, denn 1500 Packungen Kartoffeln müssen vorher im Lager verpackt werden. Und wieder 15.000 Flaschen aus dem Lager zum Recycling. Eigentlich hätten wir die Dame von der EU auch gerne getroffen, um ihr diese Aktivitäten zu zeigen, wie Flüchtlinge sich selbst verwalten und auch Partner sein könnten. Aber sie sind nicht daran interessiert, was Flüchtlinge denken und tun. Das haben wir schon vor langer Zeit verstanden und das ist sehr traurig und deprimierend.

    Unsere Teams sind wieder draußen und putzen wie jeden Tag. Heute kommt ein Besuch von der Europäischen Union ins Camp, aber wir sind sicher, dass sie nicht kommen, um die Probleme zu diskutieren und unsere Ideen zu hören und wie wir jeden Tag hart arbeiten, um diesen Ort sauber zu halten.

    Gerade ist Frau Ilva Johansson aus der EU ins Camp gekommen, um zu sehen, wie wir leben. Wir hätten uns wirklich gerne hingesetzt und geredet und uns auch Gehör verschafft, denn wir sind es, die die ganze Zeit hier verbringen müssen. Aber so ist das nun mal bei einem Besuch. Hoffentlich sieht sie, dass hier nicht alles so gut ist, wie sie im Winter gesagt haben und hoffentlich schieben sie einige Veränderungen zum Besseren an. Wir hoffen es, aber auch wir haben die Hoffnung schon vor langer Zeit verloren.

    Die ganze Stadt ist auf der Straße. Wir dürfen nicht raus und demonstrieren im Lager.

    Anm. d. Redaktion: Dazu hat SI-Gelsenkirchen eine Pressemitteilung veröffentlicht (–> „SI vor Ort“ –> „Gelsenkirchen“)

    Unterstützung für die griechische Bevölkerung
  • Zynisch: NGO nennt Flüchtlinge „people-on-the-move“

    Zynisch: NGO nennt Flüchtlinge „people-on-the-move“

    Zynisch: NGO nennt Flüchtlinge „PEOPLE-on-the-move“

    „The show must go on“

    Thomas Osten Sacken: Auf Lesbos gibt es ein zweites, kleineres Camp, ein einigermaßen geführtes Containerlager, das mit ein wenig gutem Willen internationalen Standards entspricht. Auch dort warten Flüchtlinge oft jahrelang auf Anerkennung und kommen derweil in den „Genuss“ von ein paar Workshops, Klassen und Aktivitäten, die mit viel Tam Tam von NGOs organisiert werden. Kurzum ein Ort, an dem man natürlich ungleich lieber lebt, als im benachbarten neuen Camp, keine Frage, aber gerne verbringt man auch dort nicht seine Zeit, die ebenfalls Monate, wenn nicht Jahre beträgt. Und, nur am Rande, als Asylantragsteller in Europa hat man eigentlich auch ein VERBRIEFTES RECHT mindestens so untergebracht und versorgt zu werden. Aber nein, für die niederländische Organisation „Movement on the Ground“, die eh nie von Flüchtlingen oder Asylantragstellern, sondern „people on the move“ spricht, ist das ein ganz dufter Platz, an dem … ja: Kinder heilen. Movement ist by the way die Organisation, die im jüngsten Bericht von medico (https://www.medico.de/moria) scharf dafür kritisiert wird, statt für eine Evakuierung Minderjähriger in die Niederlande zu streiten, lieber aus Den Haag ein paar Millionen zu nehmen, um ein paar Kindershelter in Athen zu betreiben. Offenbar reicht dieses Geld, um ein paar ganz ausgebuffte PR-Profis in Holland zu bezahlen, um sowas in sozialen Medien zu verbreiten: „One of the safest and most healing environments“ (Eine der sichersten und heilsamsten Umgebungen – Übers. SI) … Mas sollte es sich laut vorlesen.

    PS: Flüchtlinge auf Lesbos wären gerne „people on the move“ und verließen diesen Ort mit Freude, auch das alte Kara Tepe Camp, sie dürfen nicht, weshalb sie gerade nicht „on the move“, sondern de facto auf diesen Inseln eingesperrt sind.

  • Kundgebung zu Kara Tepe/Lesbos – Spendenbereitschaft phänomenal!

    Kundgebung zu Kara Tepe/Lesbos – Spendenbereitschaft phänomenal!

    Am Samstag 20.02.21 führte SI Schwäbisch Hall eine Kundgebung im Froschgraben in Schwäbisch Hall durch, um nochmals auf die verheerenden Zustände und die Not der Menschen in Kara Tepe und anderen Camps aufmerksam zu machen.

    Allein schon die Erlaubnis für die Kundgebung zu erhalten, war ein Hürdenlauf. Mit vier Wochen Vorlauf angemeldet, wurde die Zuständigkeit bei der Stadt von einer Behörde zur nächsten und wieder zurückgeschoben. Ständig mussten wir nachhaken, wie denn nun der Stand der Dinge ist. Irgendwann war dann auch die zuständige Bearbeiterin für uns nicht mehr erreichbar. Erst als wir dann bei dem Vorgesetzten Druck machten, erhielten wir die Erlaubnis per Mail am 19.02. Bei den verschiedenen Telefonaten wurden wir mehr oder weniger versteckt aufgefordert, „uns die Sache angesichts Corona doch noch zu überlegen“.

    Für uns gab es natürlich nix zu überlegen!

    Im Vorfeld hatten wir diverse Organisationen und Parteien angeschrieben mit der Bitte, die Kundgebung mit zu unterstützen. Leider war die Resonanz dürftig, nur 4 Organisationen/Parteien sagten diese zu.

    Der Internationale Chor, der schon beim Kulturabend der BDV dabei war, umrahmte die Kundgebung mit mehreren Liedern. Die Redebeiträge – leider nur von SI und MLPD – kamen bei den ca. 40 Zuhörern gut an und es ergaben sich zahlreiche Gespräche.

    Und wir waren zutiefst beeindruckt von der Spendenbereitschaft nicht nur der Teilnehmer, sondern auch von denen, die vorbeigingen und auch was in die Dosen steckten.

    Schon am Samstag zuvor konnten 118 € an Spendengesammelt werden, als wir bei eisiger Kälte mit dem Flugblatt zur Kundgebung einluden.

    Schlussendlich erhielten wir 1.101,13 € an Spenden für Kara Tepe in nur 2 Stunden! Schon in den ersten Minuten – wir hatten noch nicht mal aufgebaut – kamen die ersten Spenden, eine Frau spendete sogar 150,00 € mit den Worten: „Ich hab das schon gestern für euch vorbereitet.“

    Und wir haben zwei neue Mitglieder gewonnen!

    Also alles in allem, eine sehr gelungene Veranstaltung.

    Ein herzliches Dankeschön an alle Spender, Unterstützer und natürlich auch allen, die beim Auf- und Abbau und der Spendensammlung geholfen haben.

    Waltraut,
    SI OG Schwäbisch Hall